Schlittenbauerchronik1: 03
Erinnerungen v. Alois Schlittenbauer - Dokument 1
Seite 15 bis Seite 20
- Erinnerungen von Regina
- Fortsetzung: Vorträge (III)
- Erinnerungen von Lorenz jun.
- Erinnerungen von Anna
- Erinnerungen von Viktoria
- Erinnerungen von Johann Böck
Erinnerungen Regina Regina geb. 1923 1998
Ich bin mit den Kindern vom Sigl aufgewachsen. Kinder vom Sigi waren, Josef, Jakob und Resi
die waren älter als ich, Adolf, Kaspar, Anna, Maria und Zenta waren jünger. Mit Resi war ich noch länger beisammen. In Schiltberg sind noch Zwillinge zur Welt gekommen. Mein Bruder Josef hat die Sigl nach Schiltberg, mit den Pferden von meinem Vater gefahren. Bei Sigl hatten die Mühlbauern immer Bier getrunken, seine Frau war ein lustiges Wesen. Ich habe ein paar mal gesehen, wie die Mühlbauern hinten beim Fenster heraus gestiegen sind, wenn der Sigl nach Hause kam. Es war damals viel Gerede um die Sigls ihrem Benehmen gewesen. Sigl hat erst so im Nachhinein seine Meinungen von unserm Vater und Hinterkaifeck verbreitet, aber meistens im Rausch. Einmal musste er 40 Mark Strafe zahlen, wegen seinen Verleumdungen, aber beide kamen doch einigermaßen gut aus. Wir Kinder waren deswegen nicht zerstritten.
Mein Vater war nicht arm, er säte Kunstdünger auf seine Äcker, wo andere gar nicht daran dachten. Sigl und seine Verwandtschaft in Gröbern: Zum Sigl (Hauserbauer) heiratete die Anna vom Stegmeier (Schneider von Gröbern). Die Tochter vom Plöckl (Gori) heiratete zum Stegmeier (Schneider). Zum Plöckl (Gori) heiratete der Herr Fuchs aus Rachelsbach. Dort hinkte nach dem beschlagen durch den Schmied ein Pferd. Den Perter (meinem Vater) fragte man, wie es auch sonst üblich war im ganzen Dorf, was da sein könnte. Dieser Perter erkannte sofort, dass ein Hufnagel falsch eingeschlagen war. Er entfernte den Nagel und schlug ihn richtig ein. Aber der Schmied bekam das zu hören und zeigte den Vorfall an, wegen Geschäftsschädigung. Der Fuchs wurde bestraft und der Dorfkrach war wieder da. Ich weiß es nicht warum die Fuchs Sophie 1984 so über unsern Vater loszieht, ich denke mir halt, es steckt der Kommissar Müller dahinter mit seinen ungeklärten Mordfällen. Wie Kurt Hieber einen Film über Hinterkaifeck drehte, haben sie ohne meiner Erlaubnis mich vor der Haustür gefilmt. Und mich mit lauter Fragen, zum Beispiel: Wie konnte mein Vater mit diesen Anschuldigungen leben. Unser Vater sagte immer: Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Oder: Man muß das Unrecht geduldig erleiden. Aber das Vorgehen dieser Menschen von Film, war eine Gemeinheit. Das gleiche war mit meinem Bruder Lorenz, und mit meiner Stiefschwester Viktoria Baum mit ihren fast 90 Jahren. Der Vater hat mir erzählt, wie er beim Bartelmarkt in Oberstimm gewesen ist. Ein paar Tische weiter weg saßen Schneider und Sigl und die beiden redeten über Hinterkaifeck. Es war ein lautes Gespräch über Hinterkaifeck. Da fielen die Worte: Jetzt haben die Kriminaler den Perter mitgenommen usw.... Mein Vater hat lange zugehört, dann ist er hingegangen und hat ganz laut zu ihnen gesagt: Der Perter das bin ich, die Kriminaler waren zwar da, aber die Kriminaler kommen immer, wenn was angezeigt wird zu mir und nicht zu euch beiden. Mich haben sie nicht mitgenommen, aber denen zwei wäre es recht, wenn sie mich mitnehmen würden. Dann war wieder Ruhe. Ich war l6 Jahre alt und habe meinem Vater am Weiher beim Grabenräumen angetroffen, er hatte Tränen in den Augen und war sehr traurig. Er sagte: lch habe den Hinterkaifeckern nichts getan, ich kann nicht verstehen dass die Leute dies nicht glauben wollen. Ich meine ihr und eure Kinder, werden noch zu leiden haben, wenn die Polizei die Mörder nicht finden. Der Schuster Karl war es, der hat gesagt: Das war kein anderer als der Perter. Ich bin l0 Jahre alt gewesen und bin nach Hinterkaifeck über die Äcker gelaufen. Viele Leute waren oben. Und der Perter ist mit der Mistgabel an der Stalltür gestanden und hat keinen rein gelassen. Die Leute haben geschimpft, weil sie die Toten nicht sehen konnten. Erst als die Gendarmen gekommen sind konnten wir herein. Ich bin auch in den Stadl gegangen und über die Füße vom alten Gruber in den Stall gegangen und von da aus ins Haus. Auf dem Tisch in der Küche habe eine Suppenschüssel gestanden und bei der Haustür bin ich wieder hinausgegangen. (Liepold Karl von Hohenwart.) Der Schwaiger Andreas von Gröbern (Junior) hat im Film etwas vom Kleider verbrennen berichtet, da hat er etwas verwechselt.
Beim Eisenhofer in Waidhofen ist ein Bub mit ca. 9 Jahren verschwunden. Der Schwaiger Andreas v. Gröbern und sein Bruder Josef Schwaiger Gabisbauer v. Waidhofen. Beide sind einmal spät von der Wirtschaft heimgegangen und haben gesehen, dass der Eisenhofer ein großes Feuer im Backofen hatte und fürchterlich stank. Bei einen späterem Streit der beiden Nachbarn Josef Schwaiger und Eisenhofer, hat Josef Schwaiger den Eisenhofer angezeigt, er soll den Buben im Backofen verbrannt haben. Eisenhofer konnte aber nichts nachgewiesen werden.
Der Andreas Schwaiger junior hat dies mit Hinterkaifeck verwechselt. Und im Film von Kurt Hieber wurde dies nach Hinterkaifeck verlegt. Ich habe an das Fernsehen ZDF geschrieben Und klargestellt, dass das Verbrennen eine Verwechslung vom Andreas Schwaiger junior ist. Dieser Bericht wurde auch nicht gesendet.
Fortsetzung: Vorträge (III) Der letzten Vortrag in Hundszell von Frau Sangl. Frau Sangl fragte alle 17 Anwesende, von wo sie herkamen, wahrscheinlich wegen ihren zwei verschiedenen Aufschreibungen, die sie hatte. Ich sagte wir sind gerade vorbeigekommen und bin von hier. Meine Schwägerin mein Neffe und mein Bruder Alois waren auch dabei, sie waren alle von hier. Um nur einige Sätze zu nennen die Frau Sangl vortrug: Die Zeitzeugin Dora Baum ist nicht glaubwürdig, oder wo war denn der Schlittenbauer, die Leute und seine Frau sagten, er habe sich in der Zeit wo der Mord passiert ist, auf dem Heuboden versteckt damit ihm kein Heu gestohlen wird, oder die Kinder vom Schlittenbauer haben wegen Hinterkaifeck andere Namen angenommen auch vor einer Erpressung von seitens Schlittenbauer war die Rede, vom Schlittenbauer und dem Bäcker Bärtl, der verschwunden ist, sie könnten gemeinsame Sache gemacht haben, oder die Aussage von seinem Nachbar Sigl der Schlittenbauer wusste schon vorher, wo die Toten lagen. Sie sagte auch immer wieder: Herr K.H.K. Konrad Müller ist eine Kapazität im Aufklären von Kriminalfällen und er ist der Meinung es kommt nur der Schlittenbauer als größtmöglichen Mörder in Frage, usw.. Am Ende des Vortrags sagte ich zu ihr, von wo sie dies alles her hat. Sie sagte: Vom Kriminalhauptkommissar Müller und was ich in dem Buch vom Leuschner gelesen habe. Ich stellte mich dann vor, ich bin eine Tochter vom Schlittenbauer,und sagte zu ihr, dass dies lauter Lügen sind, die da meinem Vater angedichtet werden. Unsern Vater seine 5 Kinder, seine Schwiegermutter der ersten Frau und seine Frau wurden alle befragt von der damaligen Polizei, wo unser Vater zur Tatzeit war, er war zuhause im Bett bei seiner Frau und ist keine Zeit abgegangen. Es wurde keine blutige Hose gewaschen, und die Tiere in Hinterkaifeck gefüttert hat er erst hernach, all dies wäre doch aufgefallen. Er gab es doch zu, die Sache mit dem Kind, dass war doch 2 Jahre vor dem Mord, und es war auch kein Streit mit den Hinterkaifeckern. Meine Mutter hat erzählt, sie hat mit dem kleinen Buben am Acker neben dran auch immer geredet, es war ein netter Kerl. Es hat auch keiner der Kinder vom Schlittenbauer einen anderen Namen angenommen. Mein Vater hat sich hernach um alles angenommen und das war sein Fehler, der Sigl ist bei der Auffindung heimgegangen und der Pöll hat ihm beim füttern geholfen. Die Tiere haben hauptsächlich nur Wasser gesoffen, die sind doch die 4 Tage nicht gefüttert worden. Man braucht doch nur die polizeilichen Akten dann kommt man doch nicht auf solche Gedanken, selbst wenn sie auch damals nicht alles aufgeschrieben haben. Die Frau Sangl hat zu jammern angefangen denn sie wußte ja auch nur, was sie vom Müller erzählt bekam. Es war auch eine Rechtsanwältin bei dem Vortrag dabei, die hat sich auch angenommen um diesen Fall, aber herausgekommen ist nicht viel. Anfangs habe ich mir gedacht, der Herr Müller Kriminal Hauptkommissar bringt jetzt die Sache mit dem Mord heraus und klärt den Fall auf, aber das Gegenteil ist der Fall, er macht mit seiner Meinung und seinen Altweibergeschwätz weiter, malt Bilder über Hinterkaifeck, singt sogar ein Lied über Hinterkaifeck und weiß wahrscheinlich gar nicht wie die jetzigen Leute unter seinen Verdächtigungen leiden. Vom Kopfabschneiden bei den Hinterkaifeckern, da wußte unser Vater bestimmt nichts,er mußte die Wachmannschaft zusammen stellen, er war auch bei der Sezierung der Leichen in Hinterkaifeck dort, aber bei der Sezierung war er nicht dabei. Das Hartgeld sagte er, war in einem Tonkrug im Kachelofen versteckt, über dem Geld waren verrostete Nägel. Es wurde erst nach einigen Tagen mit der Polizei gefunden.
Erinnerungen von Lorenz jun. Lorenz geb. 28. Nov. 1929 Ich war beim Getreide-Futtermittel-Brechen beim Gabriel in Schlott, da sagte der alte Gabriel: Wegen deinem Vater sind wir in Untersuchungshaft gekommen, jetzt müssen wir immer noch leiden darunter. (Der Sohn vom Gabriel sagte beim kleinsten Streit mit seinem Vater Kaifeckermörder.) Auch beim Futtermittelbrechen mußte ich ans Krankenbett zum alten Kling Waidhofen kommen, er sagte zu mir: Dein Vater hat die Hinterkaifecker nicht erschlagen.
Alle diese Sachen wären nicht geschehen, wenn die Polizei bekannt gegeben hätte, dieser Personenkreis ist auszuschließen. Erinnerungen von Anna Anna geb. 16.07.1926 Ich war im Krankenhaus in Schrobenhausen 1974 im Februar-März. Da war eine Frau aus Mühlried neben mir im Bett. Sie sagte: Nach dem Mord in Hinterkaifeck war ich in der Früh im Garten, es kamen zwei Männer schwarz gekleidet und fragten mich, wo es zum Bahnhof gehe. Die Frau sagte zu mir: Das waren bestimmt die Hinterkaifecker-Mörder. Erinnerungen von Viktoria Viktoria Baum geborene Schlittenbauer. (Lebenslauf geschrieben am 08.11.1983) Geboren am 02.06.1901 in Gröbern. Meine Eltern waren Lorenz und Viktoria Schlittenbauer geborene Tyroller. Wir waren sieben Geschwister. Meine Mutter starb 1918 mit 49 Jahren an Brustkrebs. Mein Vater heiratete 1921 eine um 18 Jahre jüngere Frau, Anna Dick aus Diepoltshofen. Sie hatte einen Sohn Josef sieben Jahre alt mit in die Ehe gebracht. Ich bin mit 6 Jahren in die Schule gekommen und mußte 7 Jahre in die Schule nach Waidhofen gehen und war 3 Jahre in der Sonntagsschule. Wir hatten einen guten Pfarrer, Michael Haas. Ich war 14 Jahre alt da brach der Krieg aus. Mein Vater ahnte es, das ein Krieg kommen würde und lernte mir Hopfen dorren, Sensen dengeln, Pferde putzen, Ackern und Mähen und vieles mehr. Am zweiten Mobilmachungstag mußte mein Vater gleich einrücken. Wir bekamen sechs Wochen keine Nachricht von ihm, dann kam er eines Nachts und beschwerte sich, warum wir nichts von uns hören lassen. Er schrieb uns immer, aber wir erhielten keinen Brief und konnten nicht schreiben. Er hatte eine Ahnung bei der Post, so war es auch. Einer hatte die ganzen Briefe weggeräumt, dann war alles in Ordnung. Er mußte von Irgertsheim nach Belgien und war dort in der Bäckerei beschäftigt. Er wurde dort magenkrank und wurde nach Hause entlassen. Er mußte 3 Gefangene haben, es waren 2 Russen und ein Franzose. Vater baute mit ihnen unser Haus. 1919 kamen sie wieder fort. Der Franzose wollte bleiben und hätte gerne meine Schwester Leni geheiratet, aber der Vater liess es nicht zu. 1922 wurden unsere Nachbarn erschlagen von Donnerstag bis Dienstag hat man nicht gewußt, dass die Familie tot sei. Erst der Monteur aus Pfaffenhofen uns aufgetragen, wir sollen den Hinterkaifeckern sagen, dass der Motor wieder läuft. Ich bin jetzt 79 Jahre alt und ich erinnere mich noch über Hinterkaifeck. Es war am Dienstag oder Mittwoch da ackerten und eggten wir an unserem Acker neben dem Hinterkaifecker. Da kam der alte Gruber zu meinem Vater und sagte, daß beim Motorenhaus zwei Spuren hinein gehen aber nicht mehr heraus. Mein Vater sagte: Ich schau mit dir schon hinein, aber ich geh zuerst Heim und hol mir was. Da sagte der alte Gruber: Ich denke sie sind nicht mehr drinnen. Ist gut, sagte mein Vater und wir machten weiter. Es kam der Postbote am Samstag und er sagte, daß beim Grubcr alles so still sei. Wir dachten uns weiter nichts, denn die Hinterkaifecker versteckten sich oft, wenn jemand kam. Sie waren stets ein wenig schüchtern. Es war am Dienstag, meine Schwester Maria und ich waren gerade in unserem Garten beim Stroh zusammen rechen. Da kam der Monteur aus Pfaffenhofen und sagte, ob wir so gut seien wollen und den Grubers sagen, der Motor sei gerichtet. Er sagte auch: Er habe den ganzen Vormittag am Motor gearbeitet, es hat sich aber kein Mensch gerührt. Meine Schwester und ich gingen zum Brotzeitmachen in unser Haus und erzählten es unserem Vater. Mein Vater schickte meine Brüder Hans und Josef hinauf, sie sollen sagen, daß der Motor gerichtet ist. Meine Brüder kamen Heim gelaufen und sagten: Alles ist versperrt, wir konnten niemand antreffen, nur der Hund hat gewinselt. Da sagte mein Vater: Da muß was los sein. Ich mußte zum Pöll und Sigl gehen und sagen, dass sie mitgehen sollen. Sie gingen alle drei gemeinsam hinauf. Wie sie drinnen waren, da schaute eine Kuh vom Stall heraus. Mein Vater trieb die Kuh zurück. Halt Lenz, sagte einer von den Nachbarn, da schaut ein Fuß heraus. Mein Vater kehrte um und sie hoben das Tor weg. Es lagen die vier Kaifecker drinnen. Dann sagten sie: Wo ist denn der Bub. Als sie in die Stube kamen da sahen sie,dass das Dach vom Kinderwagen eingeschlagen war und das Kind war tot. Sie schauten in das Kämmerlein da lag das Bett am Boden sie zogen es hoch, und da lag eine fremde Frau. Sie wussten noch nicht, dass der Gruber eine Magd hatte. Erinnerungen von Johann Böck Johann Böck: (Sohn von der Maria Schlittenbauer) Koppenbach.
Ich habe mir das Buch vom Leuschner signieren lassen als es heraus kam. Zu mir hat der Leuschner gesagt, es kommt noch ein Buch, aber erst wenn die Gabriel alle gestorben sind.
Es war so 1990-1992, bevor Kurt Hieber seinen Film über Hinterkaifeck drehte, da waren 2 Kriminaler da und haben meine Mutter ausgefragt. und ich war dabei. Die Kriminaler fragten meine Mutter: Wissen sie genau, als der Hinterkaifecker ihren Vater fragte: Lenz da geben zwei Spuren herein aber nicht mehr heraus, kann das nicht eine Spur gewesen sein. Meine Mutter wußte nur von zwei Spuren und sie war bei dem Gespräch am Acker dabei. Die Kriminaler fragten ob sie wieder kommen dürfen um zu fragen, meine Mutter sagte ja, gekommen ist aber keiner mehr.
Durch die Aussagen von meiner Mutter und seiner Schwester Viktoria sind die beiden Kaffeehändler aus dem Gefängnis entlassen worden. |