Schlittenbauerchronik2: 07

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Erinnerungen v. Alois Schlittenbauer - Dokument 2

Seite 33 bis Seite 40





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AUS DEN AKTEN (V)


Hohenwart 26. April 1931.
Der verh. Sebastian Maier, Säger in Wangen, teilte am 18. April 1931 folgendes mit: Ich bin am 13.4.1930 mit meiner Familie von Nandlstadt aus, wo ich längere Zeit wohnte nach Wangen verzogen und bewohne hier ein kleines Häuschen. Ich bin im Sägewerk des Mühlenbesitzers Georg Frank in Wangen unständig als Säger beschäftigt. Seit meinem Aufenthalt in Wangen habe ich mich mit meiner Ehefrau Rosa für die Klärung des Raubmordes in Hinterkaifeck befasst und bin nun nach meiner Überzeugung zu der bestimmten Anschauung gekommen, dass der Täter dieses Raubmordes nur der ohnehin schon viel verdächtigte Landwirt Lorenz Schlittenbauer in der Gemeinde Wangen in Frage kommen kann. Von meinem Nachbarn, dem verh. Landwirt Georg Greger in Wangen, der um die Mordzeit Bürgenneister in der Gemeinde Wangen war, habe ich erfahren, dass dieser nach Bekanntwerden des Mordes mit Schlittenbauer als erster zum Tatort kam. Schlittenbauer hat sich dabei sehr wichtig gemacht, sofort das Scheunentor geöffnet und dabei gesagt, "gebt Obacht, dass keiner darüber fällt, wenn vielleicht alle erschlagen wären". Schlittenbauer hat als erster die Scheune, in welcher die Leichen der Eheleute Gruber und deren Tochter Viktoria Gabriel lagen, betreten und dabei gesagt, „da reckt der Alte schon die Haxen raus", zugleich hat Schlittenbauer mit den Händen einen Fuß des alten Gruber gepackt, etwas hervor gezogen und gesagt, „ da liegen ja allesamt drinnen, da muss ich schon gleich schauen, ob mein Bub auch erschlagen ist". In demselben Augenblick sprang Schlittenbauer über die Leichen hinweg in den Stall, wo er noch schnell Heu in den Viehbarren warf, und rannte dann weiter in das Haus, aus welchem er schnell wieder zurück kam und unter Jammern erzählte, dass auch sein Bub erschlagen ist. Als dann später die Mordkommission aus Neuburg und auch Greger befragt wurden, ob dieser den Schlittenbauer für die Ausführung des Mordes für fähig halte, hat Greger diese Frage verneint. Greger hat mir gesagt, dass er sich diese Frage nicht bejahend beantworten habe getraut, weil er den Schlittenbauer fürchte. Heute dagegen ist Gregor anderer Ansicht und hält den Schlittenbauer dieses Mordes für fähig. Vorstehendes hat mir Greger in meiner Wohnstube, wo sich auch meine Ehefrau befand, erzählt.
Von dem Gütler und nunmehrigen Gemeindediener Michael Plöckl in Wangen habe ich erfahren, dass derselbe um die Zeit des Mordes tagtäglich am Morgen und am Mittag, als dieser von und zur Arbeitsstelle ging, stehts am Anwesen des Hinterkaifeckers vorbei gegangen war. Eines Abends gegen 9 Uhr, als Plöckl wieder von der Arbeit heimging, ist dieser in der Nähe von Hinterkaifeck von einer Mannsperson, die aus einem Acker heraus auf ihm zukam, mit einer Taschenlaterne angeleuchtet worden. Diese Mannsperson, die er nicht genau kannte, ist dann ohne etwas zu sagen in den Acker zurückgesprungen. Wie Plöckl zu mir sagte, passt die Gestalt dieser Mannsperson auf Schlittenbauer. Bei seinem Weitergang hat Plöckl die Wahrnehmung gemacht, dass im Backofen des Hinterkaifeckers ein Feuer sein musste, weil er Rauch aufsteigen sah. Dieser Rauch hatte einen widerlichen Geruch und zwar so, als wenn alte Lumpen verbrannt wurden. Plöckl hat mir weiteres erzählt, dass an diesem Abend, beziehungsweise in der Nacht die Bewohner von Hinterkaifeck umgebracht wurden, wenigstens wurde diese Nacht von der Mordkommission als Mordnacht bezeichnet. Ich bin überzeugt, dass Schlittenbauer an diesem Abend im Backofen seine blutbefleckten Kleider verbrannte.
Der verheiratete Gütler Johann Schaupp in Wangen hat mir erzählt, dass dieser an einem Abend um der Zeit des Mordes einmal nach Ede1shausen gegangen ist, um dort am Bahnhof seine Ehefrau abzuholen, sein Weg führte in der Nähe des Hinterkaifeckers vorbei. Es war gegen 9 Uhr und schon dunkel, als eine Mannsperson aus dem Felde heraus auf ihn zukam. Diese Mannsperson hat aber, bevor er sie erkennen konnte, wieder kehrt gemacht. Schaupp hat diese Mannsperson für Schlittenbauer gehalten. Auf dem Heimweg haben die Eheleute Schaupp, als diese in die Nähe des Hinterkaifeckers kamen, aus diesem Hause einen Lärm vernommen, als ob ein Streit wäre. Schaupp versicherte mir, dass dieses die Mordnacht war.
Weiteres erfuhr ich, dass eine Tochter des Schlittenbauers, die vor einigen Jahren in Schrobenhausen in eine Bäckerei eingeheiratet hat, gelegentlich eines Familienstreites nach diesem Morde, zu ihrem Vater gesagt habe, "Vater hin, Vater her jetzt verschone ich dich nicht mehr". Auf dieses hin habe Schlittenbauer seine Tochter als geisteskrank bezeichnet. Später habe dann Schlittenbauer seine Tochter nach Schrobenhausen heiraten lassen und hat dieser sehr viel Geld als Heiratsgut mitgegeben. Meine Ehefrau Rosa Maier kam im vergangenem Jahr einmal nach Koppenbach, wo auch eine Tochter des Schlittenbauers verheiratet ist. Als meine Frau in das Haus dieser Tochter kam und dort nach Arbeit an reparaturbedürftigen Blechgeschirr nachfragte, bat die Tochter meine Frau etwas zu warten, sie wolle unterdessen nachschauen. Meine Frau sagte dann: Ich bete unterdessen ein Vaterunser für die armen Seelen von Hinterkaifeck, was sie dann auch tat. Sofort fing die Tochter an zu weinen, rannte von einer Tür zur andern und wusste zum Schlusse nicht mehr, was sie wollte. Meine Frau hat absichtlich in diesem Hause ein Vaterunser gebetet, um zun sehen, was die Tochter dazu macht. Durch das Benehmen dieser Tochter ist sowohl meine Frau als auch ich überzeugt, dass sie von der Mordtat, im Zusammenhang mit ihrem Vater etwas weiß.
An einem mir nicht mehr erinnerlichen Tag im vergangenem Jahr bin ich von Schrobenhausen herkommend in der Heinzinger Gastwirtschaft in Waidhofen eingekehrt. Ich setzte mich am Ofentisch nieder und kam gerade gegenüber dem Schlittenbauer, der mit 3 Gästen Schafkopf spielte. Absichtlich liess ich den Schlittenbauer nicht aus den Augen, das heißt, ich sah ihm ununterbrochen in die Augen.
Nach zirka 1/4 Stunde warf Schlittenbauer die Spielkarten auf den Tisch, mit der Bemerkung, er wolle nicht mehr spielen. Zugleich stand er auf, bezahlte an der Türe seine Zeche und verschwand. Durch dieses plötzliche Verschwinden und weil Schlittenbauer meinen Blick nicht aushalten konnte, verstärkt sich mein Verdacht gegen Schlittenbauer noch mehr.
Im August vorigen Jahres bin ich beim Eintritt der Dämmerung vor dem Grabmal in Hinterkaifeck gestanden und habe gerade die Namen der Ermordeten abgelesen, als 2 Mannspersonen vom Walde her gegen mich kamen. Ich beschäftigte mich noch mit der Gedenktafel und als ich glaubte, die beiden Männer könnten nun bald in Kennweite herankommen, waren dieselben spurlos verschwunden Ich suchte nach ihnen, warf dabei sogar einige Kornmandel um, die um diese Zeit auf dem Felde standen, fand aber nichts mehr. Dagegen sah ich vom Waldrande her 2 Lichter, wie Autoscheinwerfer. Ich ging auf diese Lichter zu, kam aber nur wenige Meter, als dann die Lichter spurlos verschwunden waren. Ich habe auch keinen Motor gehört, weshalb ich erst recht stutzig geworden bin. Was dieses mit den Lichtern war und was es mit diesen beiden Männern für eine Bewandtnis hatte, konnte ich nicht begreifen. Auch im heurigen 9.Jahr nach dem Mord war ich zwei mal des Nachts an der Mordstelle, ich glaubte nämlich, dass der Täter an die Mordstelle kommt. Ich konnte aber leider nichts wahrnehmen.
Da Schlittenbauer in den letzten Jahren 2 Töchter ausgeheiratet hat, von welchen jede ziemlich viel Geld als Heiratsgut mitbekommen hat, und zur Zeit ein neues Anwesen gebaut hat für seinen Sohn, glaube ich sicher, dass Schlittenbauer die Mittel hierzu von einer anderen Seite her hat. Ich habe dabei im Auge, dass Schlittenbauer bei den Ermordeten das Goldgeld geraubt bat.
Als weiteres Motiv zur Tat ist, dass Schlittenbauer meines Wissen für ein außereheliches Kind der Viktoria Gabriel, deren Erzeuger Schlittenbauer war, zu sorgen hatte. Um sich dieser Sorgen zu erledigen, hat Schlittenbauer die ganze Familie umgebracht.
Vor 3 Jahren wurde in der Gastwirtschaft des Engelbert Bauch in Karlshuld von verschiedenen Gästen dem Schlittenbauer, der auch als Gast anwesend war, direkt auf den Kopf zugesagt, dass er der Mörder vom Hinterkaifecker ist. Schlittenbauer hat dieses weder bejaht noch verneint. Der Gastwirt Bauch wird sich heute noch an diesem Vorfall erinnern können. Schlittenbauer hat damals keinen dieser Gäste wegen Beleidigung verklagt, obwohl einige darunter waren, die ein Vermögen hatten.
Ich bin überzeugt, dass Schlittenbauer zusammenbricht und ein Geständnis ablegt, wenn dieser plötzlich verhaftet wird, wobei demselben der Mord ohne Zögern auf dem Kopf bestimmt zugesagt werden müsste. Ich bin auch ferner überzeugt, dass der des Mordes verdächtigte Bärtl aus Geisenfeld, genannt der Eiserne Heini, nicht als Täter in Frage kommt. Ich kannte denselben in seiner Jugend sehr gut, weil ich auch in der Nähe seiner Heimat aufgewachsen bin. Ob ich den Bärtl heute noch kennen würde, bezweifle ich, zumal ich denselben seit fast 10 Jahren nicht mehr gesehen habe. Wie ich vor längerer Zeit dem Herrn Oberstaatsanwalt bereits gesagt habe, sollten die notwendigen Erhebungen nicht von örtlicher Gendarmerie, sondern von einem Kriminalbeamten gepflogen werden, weil ich der Meinung bin, die einzelnen Leute gehen mehr aus sich heraus, wenn der Beamte fremd ist.
Zu den letzten Angaben des Maier sei gesagt, dass dieser die Anschauung vertritt, der zur Aufklärung dieses Falles tätige Kriminalbeamte solle sich als solcher bei den Leuten überhaupt nicht zu erkennen geben. Ein klarer Grund hierüber ist aus dem Maier nicht heraus zu bringen. Im übrigen sind die Angaben des Maier sehr sorgfältig aufzunehmen. Derselbe ist nämlich ein Trunkenbold und mehrfach vorbestrafter Mensch. Der Hauptgrund, warum er sich für die Klärung dieses Falles so sehr einsetzt, dürfte die ausgesprochene Belohnung sein. Jedenfalls dürften die Angaben des Maier einer Nachprüfung unterzogen werden, zumal ja mehr Leute der umliegenden Bevölkerung den Verdacht des Mordes gegen Schlittenbauer richten, jedoch ohne Beweisgründe. Wahrscheinlich werden schon verschiedene Angaben des Maiers, die hier niedergelegt sind, im Mordakt enthalten sein.
Einvernahmen von hier angeführten Personen wurden vorerst von mir nicht betätigt und wird die weitere Anordnung dem Herrn Oberstaatsanwalt überlassen ( Goldhofer -Sebastian Mayer H. W.)



München, 12. Mai 1931.
Die vorstehenden Angaben des Sebastian Maier, der erst vor Jahresfrist in die Nähe des Tatorts verzogen ist, sind in erster Linie auf einen Umstand zurückzuführen, den die Berichte vom 5.2.1931 hervorgebracht haben, dass nämlich in der gesamten Öffentlichkeit der Gegend die Überzeugung von der Schuld Schlittenbauer verbreitet ist. Hierbei erscheint es mir ganz besonders bemerkenswert, dass nach der Mitteilung des Maier sogar der frühere Bürgermeister Greger, der ursprünglich für die Unschuld Schlittenbauer eingetreten ist, sich nun in belastender Weise über ihn äußern soll.
Nach dem Eindruck, den ich bei der gründlichen Einvernahme vom 30.3.1931 gewann, halte ich jedoch eine Täterschaft des Schlittenbauer für unwahrscheinlich. Ich kann mich auch des Empfindens nicht erwehren, dass es sich bei den gesamten Angaben des Maier um Schwätzereien handelt. (Riedmayr)


München, den 16. Juli 1931.
Die richterliche Einvernahme des Johann Schaupp hat gezeigt, dass es sich bei den Angaben des Sägers Sebastian Maier in den wesentlichen Punkten um Übertreibungen und Schwätzereien handelt, und dass er insbesondere die nächtliche Begegnung des Schaupp mit dem vermeintlichen Schlittenbauer glatt erfunden hat. Jedenfalls kommt Maier als zuverlässiger Zeuge nicht in Frage. Von den beiden Töchtern des Schlittenbauers ist nicht zu erwarten, dass sie gegen ihren Vater aussagen, und die Aussage des Schaupp enthält nur die einzige bemerkenswerte Angabe, dass 4 Tage vor dem Mord nachts aus dem Stalle Schlittenbauers laute Stimmen zu hören waren. Dieses Wissen des Schaupp ist nicht ausreichend, um neue Tatsachen zu schaffen, die eine Wiederaufnahme der Erhebungen rechtfertigen würden. (Krim. Inspektor Riedmayr)




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AUS DER CHRONOLOGIE (III)


Was sonst noch bekannt ist:
Kurz vor oder gleich danach bei der Vernehmung vom Schlittenbauer in München hat ein Kriminaler die Tochter Regina, sie war 8 Jahre alt, beim Heimgang von der Schule ausgefragt, und zwar was die Eltern über Hinterkaifeck und über den Hausbrand sagen.
Es wurden auch früher die Kinder über den Mord von Hinterkaifeck ausgefragt, nur aufgeschrieben wurde nichts, oder nicht viel.

Als beim Hausabbruch ein dreiviertel Jahr nach dem Mord, in Hinterkaifeck die Reuthaue gefunden wurde hat man die blutige Reuthaue der Tochter Magdalena in Thierham auf den Küchentisch gelegt und sie ausgefragt.
(von ihrer Tochter Walli)



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AUS DEN AKTEN (VI)


München 29. November 1933.
In den letzten Jahren ist schon öfter das Gerücht verbreitet worden, der verheiratete Landwirt Lorenz Schlittenbauer, geboren 1874 in Gröbern, sei der Mörder von Hinterkaifeck. Am 31.3.1931 wurde Schlittenbauer durch die Polizeidirektion München einem eingehenden Verhör unterzogen. Anhaltspunkte, die ein weiteres Vorgehen gegen Schlittenbauer gerechtfertigt hätten, konnten nicht erbracht werden. Gez. Gradler Kriminalinspektor.



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AUS DER CHRONOLOGIE (IV)


1931 im Juli hat der Sohn Johann geheiratet und ist in seinen eigenen Hof in Gröbern eingezogen. Auch die Söhne von der Schwester der ersten Frau Viktoria, Hans und Stefan wurden vom Hof aus ausgeheiratet, sie bekamen aber weniger Heiratsgut.

1932 ist der letzte Sohn Alois geboren
1933 hat der Sohn Josef mit seiner Frau die Herrschaft über den Peterbauernhof bekommen. Er hat das Anwesen zu seinen Gunsten geführt. Josef war am Hof immer mit den Pferden beschäftigt gewesen. Josef hat mit dem Fuhrwerk auch den Nachbarn Sigl nach Schildberg gefahren.
Auch vom Buchberger von Laag war ein Fuhrwerk dabei. (Verwandtschaft vom Sigl)
Als Sigl wegen Schulden seinen Hof mit 39 Tagwerk in Gröbern verkaufen musste, kaufte er sich einen kleineren Hof in Schiltberg, zirka 12 Tagwerk groß. Es sind auch in Schildberg noch Kinder geboren. In Gröbern sind zirka 7 Kinder geboren, die alle mit den Kindern vom Schlittenbauer zusammen spielten, dabei kannte man keine Feindschaft.

Es bestand auch keine Feindschaft zwischen Schlittenbauer und Gruber-Gabriel. ( Hinterkaifecker)
Es war eine Magd aus Mühlried am Hof vom Schlittenbauer von 1929 bis 1933, wegen den Kindern. (Maria Schmazl)
1933 starb die Großmutter, (Weißkopfin), sie ist 1847 in Weizenried geboren, sie mit ihrem Mann 1902 von Ried nach Gröbern zum Lorenz Schlittenbauer und ihrer Tochter Viktoria, dort ist sie mit 86 Jahren gestorben. Die Großmutter, so nannten wir Kinder sie alle, obwohl sie eigentlich von den letzten 5 Kinder nicht verwandt war. Sie hat das Hauswesen geführt, bis sie starb und brachte auch bis vor dem ersten Krieg das Geld mit zur Vergrößerung des Hofes von 42 auf 8l Tagw.
Im Jahr 1933 waren folgende Personen am Hof, der zirka 58 Tagwerk groß war. Besitzer war Lorenz, unser Vater (59) und Anna, unsere Mutter (41).
Der Sohn Josef (30 Jahre) und seine Frau Katharina, sie führten den Hof weiter zu ihren Gunsten. Die Kinder: Regina (9), Anna(6), Lorenz (3), und Alois (l) Jahre alt.
Unser Vater Lorenz Sch1ittenbauer war 1936 im Krankenhaus in Schrobenhausen wegen Nierenversagen, Prostata, Bronchitis und der Magenkrankheit.



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FAMILIÄRES


Wann unser Vater Ortsführer wurde, wissen wir nicht. Er war im Gemeinderat und Kirchenrat. Er hat vorgebetet beim Rosenkranzbeten in seiner Kapelle in Gröbern und hernach wurde bei ihm in der Küche mit seinen Nachbarn Karten gespielt. Auch uns Kindern hat er das Kartenspielen beigebracht. Unser Vater hatte auch immer schon Bienen. Bienenstöcke waren am Hof, auf der Waidmannswiese und am Weiher. Auf der Waidmannswiese waren in der Hütte ein Tisch und eine Bank.
An dieser Hütte traf er oft mit den Leuten vom Schrobenhausener Amtsgericht zusammen, wenn sie meist mit ihren Frauen einen Spaziergang machten. Sie haben unserm Vater immer abgeraten, wenn er wieder jemanden anzeigen wollte. Einer der Kollegen war später Obervormund von uns vier Waisenkindern.

Die Bienenstöcke und die Honigschleuder hat er selber gemacht. Er hat am Weihergraben entlang Weiden angepflanzt, und mit den Ruten Körbe geflochten. Aus Stroh Schuhe für den Winter gemacht, auch Lederschuhe hat er aufgedoppelt und nicht nur für seine Leute.
Am Heuboden und Getreideboden waren Taubenschläge. Maschendrahtzäune machte er mit einer selbst gemachten Vorrichtung. Er hat einen Getreideheizkübel und einen Krauthobel selber gemacht die in ganz Gröbern ausgeliehen wurden, bis in Gröbern welche in Gemeinschaft angeschafft wurden.
Heurechen, Maulkörbe für Pferde und Kühe hat er aus Draht geflochten und sogar verkauft.
Er hat Stricke und Peitschen gedreht mit einer gekauften Vorrichtung. Auch für Mühlbauern, die zur Mühle nach Wangen gefahren sind und beim Heimweg die gedrehten Stricke wieder mit nahmen. Meist brachten sie die Bänder von dem Strohgebinde und wir Kinder haben die Knöpfe von den Bändern entfernen müssen. Repariert wurde alles, vom Dreschwagen, Dampfkessel, Lanzbulldog usw.

Am Hofeingang war ein selbstgemachter Brotbackofen mit angebauter Schmiede, einer Feuerstelle mit Blasebalgen, schwerer Schmiedeamboss, Schmiedebohrmaschine mit Handbetrieb (Strom gab es nicht in Gröbern. Der Strom wurde erst nach langen Verhandlungen 1946 eingerichtet).
Damals wurde hauptsächlich mit dem Giembel als Antrieb zum Futterschneiden für die Rinder benützt. Dann kamen die großen Benzinmotoren mit den Schwungräder. Unser Vater baute sich ein Windrad als Antrieb, aber der Wind ging halt nicht immer, wenn es zum Futterschneiden soweit war. Er baute es dann aufs Dach in der Meinung der Wind ist auf dem Dach stärker als am Boden. Aber der Dachstuhl war zu schwach und er musste das Windrad wieder abmontieren. Die letzten Teile hat er 1938 abmontiert. (Bild vorhanden)

Wann unser Vater die erste Zille gefertigt hat wissen wir nicht, die zweite muss so um 1934 gefertigt worden sein, sie wurde zum Fischen und zum Saubermachen vom Weiher benutzt, auch nach Waidhofen wurde sie zum Saubermachen des Weihers gebraucht. Die Zille war so 5 Meter lang und so 1 1/2 Meter breit. Diese Zille wurde 1940 auf beide Seiten eingeschnitten, der Vater hat sie wieder geflickt aber sie wurde nicht mehr dicht. Das Fischnetz hat er selber gestrickt, es war zirka 50 Meter lang und 2 Meter breit. Er strickte auch ein Fischnetz für den Gutsverwalter von Niederarmbach.
1938 -39 ist das Wasser am Weiher wieder übergelaufen und war fast bis 1947 voll. Der untere Teil wurde als Badeweiher genutzt und der obere Weiher an Fischer verpachtet, der Pfarrer Bumiller hat das Baden beiderlei Geschlechts verboten, aber es wurde nicht eingehalten. Bei schönem Wetter wurden bis 100 Leute gezählt.
Der Spargel, zuerst säte unser Vater am sandigen Weiheracker für dem Schaad den Spargelsamen an, dann legte er selber am sandigen Acker Spargel ein. Der Spargel wurde so um 1930 angelegt und 15 Jahre lang gestochen.
Hopfen wissen wir von 2 Äcker.
1938 hat sich der Josef Schlittenbauer mit seiner Frau und Kind ein kleines Anwesen in Schenkenau gekauft. Er musste 1338 zum Militär einrücken und ist am 5. 4. 1944 in Russland gefallen.
Unser Vater wurde immer kränker und ist am 22.5. 1941 gestorben, der Pfarrer Bumiller war sein Beichtvater. Er gab im die Letzte Ölung und war öfter am Nachmittag bei ihm und sie haben natürlich über Hinterkaifeck gesprochen. Dieser Pfarrer hat auch einen Bericht in der Zeitung geschrieben, "Ein Sterbender lügt nicht". Dem Vater seine Schwester Karolina (Klosterschwester) war auf Urlaub und seine Tochter Anna; beide waren am Sterbebett. Er ist ganz ruhig eingeschlafen, sein Atem wurde immer schwächer bis kein Atem mehr bemerkbar war. (Nicht so wie es die Frau Fuchs erzählt hat, oder wie KHK Konrad Müller in seinem Gespräch mit der Frau Fuchs erzählt).

Die Mutter wurde 1937 an Brustkrebs operiert und starb am 14. 10. 1943. Wir vier Kinder wahren somit Vollwaisen. Vormund wurde der Schwager Kaspar Böck, Koppenbach. Regina 19 Jahre, Anna 16 Jahre, Lorenz 13 Jahre und Alois 11 Jahre alt.



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ERINNERUNGEN VON REGINA


Ich, Regina Weichselbaumer, geborene Schlittenbauer, geboren am 4. 9, 1923 in Gröbern: Ich habe den Brand von unserm Haus in Gröbern das 1926 abgebrannt ist noch in Erinnerung, ich war 3 Jahre alt. Feuerwehrmänner mit goldenen Helmen und Feuer aus den Fenstern und am ganzen Haus und der Rauch. Der Vater lag beim Nachbarn in der Wiese am Boden, kämpfte mit der Luft, den er hatte Asthma und die Leute standen um ihn herum.
Die Mutter war mit dem Fahrrad von Schrobenhausen kommend, hatte eine weißgestreifte Schürze an und hat die kleinen Heuwagenräder die sie gekauft hatte der Frau Sigl gegeben.
Ich kam nach Hohenwart zum Vater seiner Schwester, kann mich noch an den Kindergarten und an die Nachbarskinder erinnern.


In Waidhofen gingen wir Kinder zur Schule, im Winter gab es viel Schnee da fuhr unser Vater mit den Pferden und einen großen Holzstock den Schulweg voraus, damit wir überhaupt in die Schule kamen. Die Mutter sagte oft zum Vater, was täten die Gröberner, wenn sie dich nicht hätten. Er wurde auch oft um Rat gefragt, und überall hat er geholfen wo er es konnte. Wenn in den Brunnen kein Wasser war hat er es mit einem selbstgemachten Werkzeug die Brunnen tiefer gebohrt. Wenn das Vieh krank hat er geholfen. In seiner selbstgebauten Schmiede hat er alles Mögliche gemacht auch für die Gröberner, er war eigentlich immer hilfsbereit trotz seiner Krankheit. Er bekam auch meistens ein großes Vergeltsgott dafür.
Der Vater hat den Gröbernern auch gedankt, sie haben ihm beim Hausbrand auch sehr viel geholfen. Auch die nächsten Ortschaften haben geholfen, mit den Fuhrwerken haben sie das Material, wie Sand, Kies, Steine, Holz und was man brauchte herbeigeschafft. In Gröbern sind auch die Leute vom Hof untergebracht und auch versorgt worden, am Hof waren die Großmutter, der Vater, die Mutter, die fünf großen Kinder und die zwei Kinder von der Schwägerin, sie alle waren in Gröbern verteilt gewesen. Auch die Tiere waren in den Höfen in Gröbern verteilt.
Einen bösen Menschen wie einem Mörder hätte man diese Hilfen bestimmt nicht erbracht.
Es war der 9. November als das Anwesen abgebrannt ist und um die Weihnachtszeit ist er notdürftig wieder eingezogen.

Ich war 9 Jahre alt und ging gerne in die Schule. Einmal ging Herr Pfarrer Spägele mit mir nach Hause, er trug mir sogar die 1 1/2 Liter Petroleumkanne bis nach Gröbern, er fragte mich, was Vater und Mutter sagen über Hinterkaifeck. Vater erzählte oft über Hinterkaifeck wie sie die Toten gefunden haben, dass er es nicht mehr so machen würde wie er es gemacht hat, weil einige Menschen mit ihm so unverschämt umgehen.
Einige Tage später ging ein fremder Mann mit mir den Schulweg von Waidhofen nach Gröbern, der hatte sich als Elektriker ausgegeben, auch er fragte nach dem Hausbrand und den Hinterkaifeckern und wollte wissen was Vater und Mutter davon sagen. Meine Mutter und ich haben gerade Mist gefahren, da sagte sie zu mir, geh mal in die Stube und schau dir den Mann an ob es der selbe ist, und es war der selbe Mann. Ich sagte es meinem Vater. Vater hatte ihn gleich los, er sagte: Kinder ausfragen schämt ihr euch gar nicht ich bin kein Mörder, ich habe nur geholfen bei der Auffindung.

In der Schule wurden wir oft gehänselt, weil nie ganz Ruhe war. Es wurde ja immer jemand vernommen oder verhaftet und jedes Mal sind Kriminaler bei unserm Vater in der Stube gewesen und haben ihn gefragt, ob er etwas wisse von den Menschen.
Ich weiß noch wie unsere Nachbarn weggezogen sind, die Kinder vom Sigl waren in unserem Alter, Josef, Jakob, Resi, Anna, Maria, Zenzi, Kaspar und Adolf, sie hatten immer Hunger und sie haben von unserer Großmutter immer was bekommen wenn sie Hunger hatten. Von dem Streit von unserm Vater mit dem Nachbar Sigl haben wir Kinder nicht viel mit bekommen.
Aber Sigl war oft betrunken, wenn er nach Hause kam sind wir Kinder hinten vom Fenster hinaus geklettert, alle nacheinander, denn da ging es immer laut zu.

Vor dem Krieg im Sommer war am Weiher viel los mit den Knechten und Mägden, unser Vater war immer unter uns. Er machte Musik mit Blätter und Pfeifen und war immer lustig. In der Stube bei uns hat er uns das Tanzen beigebracht. Mit einer Querflöte und Mundharmonika hat er uns Musik gemacht und mit uns auch Lieder gesungen. Er hat sich sehr gerne mit anderen Kinder unterhalten.

Am Weiher haben mein Vater und ich einmal den Graben gerichtet. Wir saßen am Grabenrand und rasteten, da sagte er auf einmal: Na ja jetzt bist du schon 16 Jahre alt, unter anderem sagte er: Das mit der Viktoria Gabriel von Hinterkaifeck war so. Meine Frau war an Brustkrebs erkrankt und ich kam vom Krieg heim. Ich hatte im Krieg einen Unfall, wegen dem Unfall habe ich eine Unfallverzichtserklärung unterschrieben darauf wurde ich vom Kriegsdienst entlassen. Ich wurde wegen meiner verlorenen Zähnen, magenkrank. Meine Frau starb am 14. 7. 1918. Ein paar Wochen später kam die Viktoria Gabriel zu mir herunter und hat mich regelgerecht verführt und gesagt: Wir könnten auch heiraten. Na ja heute würde ich es nicht mehr machen, wenn ich gewusst hätte was 3 Jahre später passiert ist. Sie kam immer mit Abständen zu mir herunter. Sie sagte: Ich soll mal ihren Vater fragen wegen der Heirat. Nach ein paar Wochen fragte ich ihren Vater und er war anfangs gar nicht dagegen, ich meinte ich könnte sie wirklich heiraten. Erst als ich wieder auf der Wiese mit ihm zusammen kam, habe ich bemerkt, dass hier was nicht stimmt. Er hat gesagt: Dass kannst du dir zwar einbilden aber das schlägst du dir aus dem Kopf. Ich war schon beleidigt, ich hab's mit der Viktoria gut gemeint. Das Kind hätten wir ja zusammen erziehen können und die Höfe miteinander arbeiten können, Leute zum Arbeiten hatte ich ja gehabt und ich war ja auch nicht arm. Aber ich nahm es deswegen den Hinterkaifeckern nicht all zu krumm. Die Viktoria kam noch ein paar mal zu mir herunter, erst nach Weihnachten passte sie mir den Weg ab und sagte: Dass sie schwanger sei und du bist der Vater. Sie und ihr Vater gingen mir völlig aus dem Weg, Ich war darüber schon nachdenklich geworden aber ich konnte ja nichts dagegen machen. Erst als das Kind am 7. 9. 1919 geboren wurde sagte sie zu mir. Du bist der Vater, ich sagte: das kann nicht sein aber sie hat es behauptet. Ich hatte doch schon 6 Kinder und weiß wie lange es dauert bis ein Kind zur Welt kommt. Ich sagte zu ihr: Da war doch dein Vater oder ein anderer auch da denn es wurde von den Knechten und Mägden immer gemunkelt, dass es der Vater und die Tochter es miteinander haben. Nach meiner Berechnung konnte ich nicht der Vater des kleinen Josefs sein. Nach meiner Anzeige 3 Tage nach der Geburt vom Buben wurde der Andreas Gruber eingesperrt. Da kam die Mutter und die Tochter mir und bettelten, ich soll doch den Vater machen, wir können doch nicht die ganze Arbeit alleine machen und ich soll doch die Anzeige wieder zurücknehmen. Sie sagten dass ich nicht für die Vaterschaft bezahlen brauche, das machen wir, das ist ein Bub und den wollen wir auch haben. Zwei Tage später brachte sie mir gleich 2000.- Mark in bar und für dreitausend Mark Pfandbriefe, für den Fall wenn ich noch was brauche dafür und heiraten könntest du mich ja auch noch. Das war mein größter Fehler, den ich gemacht habe, ich habe die Anzeige wieder zurückgenommen und habe die Vaterschaft angenommen. Der Hinterkaifecker kam darauf aus der Untersuchungshaft wieder heraus, aber gleich hat er gesagt die Heirat mit meiner Tochter wird nichts.
Ich wollte sie auch nicht mehr, denn ich habe es durchschaut, aber es war halt zu spät.
Es waren ein paar Frauen die in meinem Hof einheiraten wollten aber meine Kinder wie die Großmutter waren immer dagegen.
Da habe ich deine Mutter getroffen, Ich kannte sie und wusste alles von ihrer Vergangenheit und sie wusste auch alles von mir, so haben wir am 21.Mai 1921 in Waidhofen geheiratet.
Am Dienstag, 4. April 1922 haben wir Nachbarn den Mord in Hinterkaifeck entdeckt. Ich verspreche dir ich habe den Leuten da oben nichts getan, ich habe sie nicht umgebracht. Ich war glücklich verheiratet mit deiner Mutter und hatte kein Interesse was die da oben machten. Ich hätte auch keinen Vorteil gehabt und weiß heute noch nicht warum die Leute so schlecht über mich denken. Die Polizei haben mich immer verhört und ich habe ihnen immer die Wahrheit gesagt Ich wäre glücklich für mich und euch Kinder und auch anderen Leuten, wenn es endlich aufkommen würde, wer den Mord begangen hat, Wenn es nicht aufkommt habe ich keine Ruhe und ihr wahrscheinlich auch nicht. Und böse Leute wird es immer geben.
Wir beide haben dann wieder weiter gearbeitet. Ich musste mit meinem Vater immer zusammen arbeiten, denn es hatte am Hof an Arbeitskraft gefehlt. Er war mit seinem Asthma oft krank.
Ich hätte mich auch mit seinen Bienen befassen sollen aber ich wollte halt nicht.
Am Bienenhaus auf der Haidmannswiese war öfter ein Besuch von Leuten vom Amtsgericht Schrobenhausen, meist mit ihren Frauen. Ich hörte oft wie sie sagten: Herr Schlittenbauer die Anzeigen haben keinen Sinn, denn Besoffene kann man nicht verurteilen und nüchtern sagen sie nichts, man bräuchte zwei Zeugen die was wissen und schwören können. Der Vater litt schwer unter den Verdächtigungen. Ich sagte einmal zu ihm, wie hast du denn das alles ausgehalten, ich hätte jeden angezeigt. Er sagte: Ein Unrecht geduldig ertragen ist ein Werk der Barmherzigkeit.

Ich halte das für eine Schande, dass der Polizeiapparat nicht öffentlich bekannt hat, der Schlittenbauer ist als Mörder auszuschließen.
In der Kirche in Waidhofen hat der Vater vorgebetet, wenn er gebraucht wurde, er hatte dazu verschiedene Bücher.
Bei dem Rosenkranz in seiner Kapelle in Gröbern hat er die Litanei vorgelesen, jeden Sonntag war von jedem Haus eine Person da. Ich habe in ihm einen gottesfürchtigen normalen Mann gesehen. Damals war man eben noch ein Christ. Dass er geflucht hat habe ich nicht gehört. Ich habe schon geflucht, wenn die Arbeit mit den Pferden zu schwer war, aber mein Vater durfte es nicht hören. Er schimpfte nicht viel, er sagte: Es geht auch anders.
Der große Benzinmotor war für mich viel zu schwer zum Anlassen und er hatte keine Luft und auch manchmal keine Kraft dazu, da sagte er oft: Der blöde Dammerbauer ist schuld, dass wir keinen elektrischen Strom haben. Bei einer Versammlung sagte der Dammerbauer, "so hat mein Vater Licht gemacht" und zeigte einen Bund Pechspäne her, "und jetzt wäre die Petroleumlampe nicht mehr gut genug". Mit dem Motoranlassen hat er sich den Fuß gebrochen oder verstaucht, weil ihm die Kurbel aus der Hand fiel, da hat er sich ein Blech unter dem Fuß geformt und die Mutter und ich haben ihn verbunden. Am Sonntag nachmittags hat er immer Karten gespielt in unserer Küche, zum Ärger von uns Kindern, weil wir Kinder nicht Brotzeit machen konnten, wir wollten doch nach dem Füttern auch zu den anderen Freunden gehen. Wir hatten ein Grammophon ( Plattenspieler) da war die Feder oft kaputt und der Vater hat sie immer wieder richten müssen. Zu mir sagte er immer, wenn du nur ein Bub geworden wärst wär's viel besser gewesen.
Leider musste er mit 67 Jahren am 22. Mai 1941 während des Krieges sterben. Seine Klosterschwester Karolina und seine Tochter Anna waren am Sterbebett, er ist ganz ruhig eingeschlafen.

Wir haben ihn sehr vermisst, denn eine Hilfe seitens dem Bürgermeister Gall bekamen wir nicht. Ich weiß nicht warum. Es war Krieg, der Josef war im Krieg, der junge Knecht musste auch einrücken, die Mutter war schwer krank, für Tabletten wussten wir immer Lebensmittel bringen. Zum Einreiben mussten wir Spiritus mit Ringelblumen, Arnika, Eichenrinde und noch verschiedene Kräuter ansetzen. Ich verstand unsern Bürgermeister Gall nicht, er hat uns, während des Krieges, immer Ausgewiesene oder Ausgebombte gegeben, die uns nicht helfen konnten. Alles was die Anderen nicht haben wollten hat er in unser Haus einquartiert. Auch sonst mussten wir mehr abliefern. Ich habe mich viel geärgert.

So 1950 ging es wieder los. Herr Hauptkommissar Konrad Müller-Thumann wollte den Hinterkaifeckermörder wieder neu entdecken und ein Buch schreiben. Erst dachten wir, ja ein Kriminaler und meinten, er habe das Wissen und das Zeugs dazu, den Mörder zu finden. Es hat sich aber herausgestellt, wie man so schön sagt: man hat den Gärtner zum Bock gemacht. Er zeichnete Bilder, hält Vorträge, wollte ein Buch über Hinterkaifeck schreiben (das machen andere), gibt Interviews in Zeitungen und Zeitschriften, singt ein Lied und kombiniert es selber, und sammelt Zeitungsberichte, die er unter anderem selber produziert. Er redet auch im Rundfunk usw. Bekam als er ausschied aus dem Kriminaldienst auch einige Polizeiberichte zum Nachforschen mit nach Hause und dann ging es wieder los. Er fuhr sogar nach Gröbern und zum Erforschen nach alten Personen, fand auch welche und das Resultat der langen Erforschung war: Es könnte mit höchster Wahrscheinlichkeit der Nachbar Schlittenbauer sein, der den Mord begangen hat. Herr Kriminalhauptkommissar Müller-Thumann hat eine Theorie: Der Schindelbauer war es, Besitzer des Nachbarnhofes undsoweiter. Dass aber ein Kriminalbeamter, der zu dieser Zeit noch gar nicht geboren war, alle seine Vorgänger für nicht fähig hält, einen Bauern, der zwar 3 Jahre vor dem Mord ein Verhältnis mit der ermordeten Frau Gabriel hatte und nichts mehr von ihr wissen wollte und der über ein Jahr vorher mit seiner Frau glücklich verheiratet war, als möglichen Täter bezeichnet - das ist schon eine Leistung wert. Selbstverständlich hatte man damals nicht die Mittel dazu wie heute.
Ich glaube es wäre einmal die Zeit dazu zu sagen: der Schlittenbauer war es nicht, er hat nur seine Pflicht getan. Unser Vater würde unter Umständen es bestimmt anders machen, wenn er es noch könnte. (Die Tochter Regina Weichselbauer geb. Schlittenbauer)