Dokumente: 1952-05-21 Vernehmung Schmid Salome

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Vernehmung

Detailinformationen

Datum

21.05.1952

Ort

Erlau

Art des Dokumentes

Vernehmungsprotokoll

Verfasser

Staatsanwalt Popp

Verfasst für

Landpolizei Bayern

Quelle

Staatsarchiv Augsburg, 1 Js 244/51

Inhalt

Landpolizei B a y e r n
Erlau, den 21. Mai 1952

Chefdienststelle Schwaben
-Kriminalstelle -
Vernehmungsniederschrift

Aufgesucht in ihrer Wohnung, mit dem Gegenstand der Vernehmung vertraut gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt, gibt Frau Salome Schmid folgendes an:


I. Zur Person:
S c h m i d, Vorname Salome, verw. Gump, geb. Bilgerie, geb. 17.5. 1904 in Schweinenbach, Lkr. Lindau/Bodensee, verw. landwirtschaftl. Arbeiterin, wohnhaft in Erlau b. Tüntenhausen, Lkr. Freising.


II. Zur Sache:
Der am 29.2.1944 in Würzburg als Unterfeldwebel gestorbene Adolf Gump war mein Mann. Ich habe diesen im Jahre 1932 am Ammersee kennen gelernt. Er war damals verheiratet mit Gertrud Gump, geb. Finsterer. Die Ehe ist deswegen geschieden worden, weil die Frau den Adolf Gump verlassen hat. Frau Gump. geb. Finsterer ist mit einem anderen Mann weggereist. Adolf Gump war bei unserem Kennenlernen allein und er erwarb sich seinen Lebensunterhalt mit Körbemachen.


Ich selbst war zur damaligen Zeit bei Dr. Treumann am Ammersee in Stellung. Im Jahre 1936 habe ich mich mit Adolf Gump verheiratet. Die Hochzeit war in Kranzberg. Gewohnt haben wir dann in Göttschlag. Dort war auch der Vater des Adolf Gump wohnhaft. Mein Mann Adolf Gump war von Karlskron, Lkr. Neuburg/Donau, gebürtig. Er war ein sehr tüchtiger Mann in seinem Gewerbe. In seiner Jugend mußte er schon fest arbeiten, wenn er mit seinem Vater zum Korbmachen aufs Land ging. Dann mußte er zum Militär einrücken. Während des 1. Weltkrieges war er immer im Feld. Ein Bruder von ihm ist gefallen. Ein weiterer Bruder wohnt in Ingolstadt und heißt mit dem Vornamen Anton. Nach Beendigung des 1. Weltkrieges übte mein verstorbener Mann wieder sein Korbmachergewerbe aus. Wie mir mein Mann erzählte, hat eine gewisse Leni S t a m p f l 2 uneheliche Kinder von ihm. *Der Sohn Adolf wohnt in Freising, Wippenhauserstraße. Der andere Sohn heißt Rudolf und wohnt in Freising-Lerchenfeld. Wielange mein Mann mit der Stampfl gegangen ist, weiß ich nicht. Sie soll ein sehr liderliches Leben geführt haben und war mehr als 4 Jahre eingesperrt. Die Stampfl hat nach Angaben meines Mannes immer und überall gestohlen, weshalb sie auch in die Strafanstalt Aichach eingeliefert wurde. Mein Mann erzählte mir auch, daß er einmal in Oberschlesien war. Wann dies aber war und was er dort gemacht hat, weiß ich nicht. Er muß zu dieser Zeit Soldat gewesen sein; er war Pionier. Sein Gewerbe übte er in der Hauptsache, seit ich mit ihm verheiratet bin, in dieser Gegend aus. Als er im Jahre 1932 in Herrsching am Ammersee war, hatte er einen Wagen für ein Pferdegespann. Sein Wagen wurde damals von einer Gemeinde zur Anderen gefahren, wo er jeweils gearbeitet hat. In der Hauptsache hielt er sich damals bei einem anderen Korbmacher, der eine Blockhütte hatte, auf. Wie dieser Korbmacher geheißen hat und wo dieser heute ist, kann ich nicht sagen. Dieser Korbmacher hatte seine Blockhütte an der Straße; welche in Richtung zum Pilsensee führt.
Mein Mann hat dann auch einmal eine Zeitlang auf der Autobahn, Strecke München — Nürnberg, gearbeitet. In den Jahren 1940/41 wurde mein Mann von Straßen=u.Flußbauamt Schleißheim als Straßenaufseher angestellt. Er hatte die Straße Dorfacker — Freising zu betreuen. Gewohnt haben wir damals in Tünzhausen, Lkr. Freising. Im Jahre 1942 meldete sich mein Mann freiwillig zum Militär. Als Soldat kam er zunächst nach Dürrenweid, Weißenbrunn und dann nach Markt-Heidenfeld b. Würzburg. Er wurde als Gefangenenaufseher verwendet und hatte franz. Kriegsgefangene zu bewachen. Am 4.12.1943 war er das letztemal auf Urlaub hier. Beim Militär hat es ihm immer gut gefallen. Er wurde dann öfters versetzt. Mein Mann schrieb mir einmal, daß er mit dem Ortsbauernführer von Markt-Heidenfeld sehr viel Streit habe. Deswegen sollte er sogar vor ein Kriegsgericht kommen; aber ich solle mir, so schrieb er, nichts daraus machen, der Adolf wird schon fertig werden. Weiter schrieb er mir, daß sich dann der Streit aufhören und er dann wieder etwas von sich hören lassen werde. Eines Tages bekam ich einen Brief, welchen ich an meinem Mann geschrieben hatte, wieder zurück mit einem Vermerk, den ich nicht lesen konnte. Etwa 8 Tage später erhielt ich ein Telegramm, daß mein Mann um 11.35 Uhr im Lazarett an den Folgen eines Unfalles mit dem Dienstrad gestorben ist. Gleichzeitig wurde um Mitteilung gebeten, ob ich ihn in die Heimat überführen lasse. Ich habe dann meinen Mann hierher überführen lassen; er liegt in Tünzhausen begraben. Seinerzeit habe ich einmal nach Markt-Heidenfeld und wollte wissen, wie es bei dem Unfall meines Mannes hergegangen ist und wegen was er gestorben ist. Daraufhin erhielt ich die Nachricht, daß mein Mann mit seinem Dienstrad nach Altstadt gefahren ist. Beim Bergabfahren sei er mit einem Langholzfuhrwerk zusammengestoßen. Ein Kamerad von ihm soll dabei gewesen sein. Wie dieser heißt und wo dieser wohnt, weiß ich nicht. Der Name des Kameraden wurde mir nie mitgeteilt. mein Mann soll nach dem Unfall bewußtlos gewesen sein. Der Unfall soll am 28.2.44 gewesen sein. Am 29.2.1944 ist mein Mann im Lazarett in Würzburg I verstorben.
Ich habe aber auch schon erzählen hören, daß mein Mann von dem Ortsbauernführer von Markt-Heidenfeld erschlagen worden sein soll. Ich konnte aber darüber nichts näheres erfahren. Aus unserer Ehe ist ein Kind hervorgegangen. Das Mädchen, Marianne Gump ist heute 18 Jahre alt ( 9.5.1934 geboren) und befindet sich z. Zeit in Heidelfing, Lkr. Freising bei dem Bauern Lammerlocher im Dienst. Meine Tochter hat mehrere Lichtbilder von meinem Mann und da sieht man, daß er an der linken Gesichtsseite eine Verletzung hat. Mein Mann sagte mir wiederholt, daß er mit seinen Gefangenen immer gut ausgekommen ist. Ich glaube daher nicht, daß ihm ein Gefangener etwas zu leide getan hat. Mein Mann hat 6 Geschwister. 3 davon sind in Augsburg, 1 in Freising und 1 in Ingolstadt. Der Verkehr zu den Geschwistern war immer sehr spärlich. Der Bruder, der in Ingolstadt wohnhaft ist, heißt Anton Gump. Ich selbst war noch nie in Ingolstadt bei ihm. Bei der Beerdigung meines Mannes war Anton Gump hier. Ich habe mit ihm damals gesprochen. Zum Jahreswechsel haben sich mein Mann und Anton Gump jeweils geschrieben. Den Schwestern nach Augsburg hat mein Mann nie geschrieben. Die Schwester Zenta soll bei einem Fliegerangriff auf Augsburg getötet worden sein. Der Verkehr zur Zenta soll ebenfalls gut gewesen sein und zwar solange, bis der Vater zu ihr nach Augsburg gekommen ist. In Schönbichl bei dem Bauern Thoma hat die Zenta uns besucht. Seit der Vater zur Zenta nach Augsburg verzogen war, hatten wir dorthin keinen Kontakt mehr. Die Schwester Dina hat den Vater dann in das Krankenhaus eingewiesen. Der Vater ist am.1.5.39 gestorben. Die Beerdigungskosten wollten die Geschwister zunächst nicht bezahlen. Sie wollten ihn in die Anatomie verkaufen. Der Adolf ist nicht zur Beerdigung nach Augsburg gefahren, weil ihm dies so weh getan hat, daß der Vater noch nach Augsburg gegangen ist, obwohl er ihn immer gehabt habe.

Geschlossen:
Zugegen:
Im Entwurf gezeichnet:
(Dr. Popp)
(Prähofer)
Salome Schmid
Staatsanwalt
OK. d. LP.

Offene Fragen/Bemerkungen