Sachverhalte: Die Würgespuren
Was?
Das Original oder auch nur eine Abschrift des Obduktionsprotokolls, hat sich bekanntermaßen nicht erhalten. Sämtliche Informationen über die Verletzungen haben wir auf einer Spezialseite zusammengefasst.
Hier fällt auf, daß in den zeitnahen Quellen, die Zuordnung der Würgemale nicht eindeutig ist. Die Telefonnotiz vom 7. April 1922 und der Bericht des Staatsanwaltes Renner vom 10. April 1922. Beide Berichte weisen auf Würgemale bei jeweils 1 Frau hin. Keiner schreibt von Würgespuren bei beiden Frauen, jedoch sind die Angaben, welche Frau diese Spuren aufwies, widersprüchlich: während die Telefonnotiz Frau Gruber mit den Würgemalen in Verbindung bringt, ordnet sie Renner Viktoria Gabriel zu.
Auf den Spuren der (Würge-)spuren?
Am naheliegendsten ist, daß entweder in der Telefonnotiz oder im Bericht des Staatsanwaltes eine Verwechslung der Namen stattgefunden hat.
Blick auf die Quellen
Staatsanwalt Renner:
Der Bericht des Staatsanwaltes Renner vom 10. April 1922 liegt im Original vor, und kann im Staatsarchiv München unter Signatur PolDir 8091B eingesehen werden. Eine Abschrift befindet sich im Staatsarchiv Augsburg.
Renner schreibt hier:
Die Ermordeten sind alle durch Schläge auf den Kopf getötet worden; die Art der Verletzungen weist auf den Gebrauch verschiedener Werkzeuge hin. Die Leiche der jungen Frau, die nicht weniger als 9 sternförmige Wunden am Kopfe aufwies, zeigte auch noch Würgespuren am Hals. (…) Bei der Sektion der Leiche der jungen Frau wurde festgestellt, dass eine neuerliche Schwangerschaft nicht bestand.
| Staatsanwalt Renner berichtet ausschließlich über die Verletzungen der „jungen Frau“, womit nahe liegt, daß diese-also Viktoria Gabriel- auch die Würgespuren hatte. |
Die Telefonnotiz:

Die Telefonnotiz enthält die Sektionsbefunde von Zäzilie Gruber, Viktoria Gabriel und Zäzilie Gabriel die am 06.04.1922 obduziert wurden.
Der Aufbau des Schriftstücks listet numerisch die Personen, deren Befund darunter mit der entsprechend zugeordneten Nummer beschrieben ist.
Gestern wurden 3 Leichenöffnungen vorgenommen und zwar an der
1.) Zäzilie Gruber
2.) Viktoria Gabriel
3.) Zäzilie Gabriel
Nummer 1 hatte sieben Schläge auf dem Kopfe, ferner Würgespuren, ferner einen Schlag in den Kopf in Dreiangelform. Die Schädeldecke war zersprungen.
Nummer 2: Die rechte Gesichtsseite war mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen. An der oberen Schädeldecke war eine kleine runde Verletzung von einem spitzen Werkzeug kommend. Die Schädeldecke war zertrümmert.
| Laut dieser Quelle wurden die Würgespuren bei der Frau Gruber festgestellt. |
Vergleich der Beiden Quellen
Staatsanwalt Renner nennt in seinem Bericht keinen Namen, da er aber ausschließlich über die „junge Frau“ berichtet, und neben den neun Schlägen sowie den Würgespuren auch über den Ausschluss einer Schwangerschaft berichtet, kommt hier nur Viktoria Gabriel in Frage.
| Staatsanwalt Renner | Telefonnotiz | |
|---|---|---|
| * 9 sternförmige Wunden am Kopf * Würgespuren am Hals |
* re. Gesichtshälfte mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen * eine kleine runde Verletzung an der oberen Schädeldecke von spitzem Werkzeug * zertrümmerte Schädeldecke |
Offene Fragen Bemerkungen
- Stammen die Spuren von der Tat oder könnten diese am Abend vor der Tat bei dem Familienstreit entstanden sein?
- wurde die Telefonnotiz 1951 falsch abgeschrieben?
- verwechselte Staatsanwalt Renner Namen oder Befunde?