Sonstiges: Das bäuerliche Jahr
Hier sollen alle Informationen über die jeweils anstehenden Arbeiten im Verlauf eines Kalenderjahres gesammelt werden...
Jahreskalender
Bitte beachten Sie, daß im Kalender Mehrfachnennungen bei der Aussaat und Ernte der einzelnen Pflanzen angegeben sind.
Legende: A: Aussaat P: Pflanzen B: Blüte E: Ernte S: Schlachten J: Jungvieh
JANUAR
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FEBRUAR
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MÄRZ
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APRIL
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MAI
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JUNI
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JULI
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AUGUST
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SEPTEMBER
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OKTOBER
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NOVEMBER
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DEZEMBER
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Pflanzen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hafer | A | E | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kartoffeln | A | A | E | E | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Futterrüben | A | A | E | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Roggen | E | E | A | A | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wicken | A | A | A | E | E | E | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weizen | A (S) | A (S) | A (S) | E | A (W) | A (W) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sommerklee | A | A | A | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heu | Heumahd | Heumahd | Grummet | Grummet | Pofel | Pofel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Holz | x | x | x | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rund um die Tiere | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rinder | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ferkel | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hühner | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hund | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gänse | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sonstige Tätigkeiten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
schlachten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Brot backen | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verarbeiten der Milch | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Viktualienhandel | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
dreschen | x |
Ackerbau
Rückschlüße über den Anbau der zum Hof gehörenden Ländereien kann man über die in der Pielmayer-Zusammenstellung erwähnten Vorräte ziehen.
Äpfel
- Im nördlichen Vorgarten des Hofes befanden sich mehrere Obstbäume, dies ist u. a. der Ausage von Sofie Fuchs zu entnehmen. “Die hatten nämlich sehr viel Obst selbst gepflanzt und gezüchtet. Wir Kinder haben öfter mal was gekriegt davon. „
- Auch die Aussage von Albert Hofner erwähnt Obstbäume in der Nähe der Haustüre. “Da ich niemanden im Hause bemerken konnte, habe ich mein Rad an einen in der Nähe der Haustüre befindlichen Obstbaum gestellt und mich daraufgesetzt. „
Futterrüben
Das Inventarsverzeichnis listet im Keller einen Bestand von 10 Tonnen Fütterrüben.
Fütterrüben sind neben Heu ein weiteres Futter für Rind. Nach der Ernte mittels Bearbeiten (Behacken) des Bodens werden die Rüben in
Mieten gelagert. Bei der Lagerung im Keller wird der Zustand einer Erdmiete so gut als möglich simuliert.
Hafer
Hafer wird ausschließlich als Sommergetreide angebaut, deshalb erfolgt die Aussaat bereits im März. Geerntet wird er ab Mitte August.
Heu
Im 1. Schritt wurden die Wiesen mit der Sense gemäht. Das Gemähte wurde nun mehrfach zum trocknen gewendet, das Wenden bewirkt eine bessere Durchlüftung und damit eine gleichmäßige und schnellere Trocknung. Trocken ist das Heu dann, wenn es beim Wenden knistert. Dann erst erfolgte das Verladen und Einbringen in die Scheune.
In den Ländereien von Hinterkaifeck sind 1922 insgesamt 1.389 ha an Wiesen aufgelistet.
1. Schnitt
Der erste Schnitt des Heus, die Heumahd findet im Frühsommer statt. (Juni/Juli)
2. Schnitt
Der zweite Schnitt, „das Grummet“ der im Hochsommer (August / September) erfolgt muss vor der Einlagerung intensiv getrocknet werden, da die Gefahr der Selbstentzündung bei der anschließenden Lagerung auf dem Heuboden besteht.
3. Schnitt
Weitere Schnitte, wie etwa der dritte Schnitt werden u.a. Pofel genannt und finden nicht jedes Jahr statt, da sie stark von der Witterung und dem Wintereinbruch abgängig sind.
Kartoffeln
Der Kartoffelbestand zur Tatzeit betrug 12,5 Tonnen, die im Keller untergebracht waren.
Die Aussaat der Kartoffeln – mit etwa 3 cm großen zum Auskeimen gebrachten Knollen aus der Vorjahresernte- erfolgte im Frühjahr. Im Herbst des Vorjahres wurde der Boden umgegraben und die entstandenen Schollen mit Mist gedüngt, vor der Pflanzung mussten die bei der Umgrabung entstandenen Schollen zerkleinert und mit dem zersetzten Mist in den Boden eingearbeitet werden. Erst nachdem der Acker glatt geharkt war wurden etwa 10 cm tiefe Furchen im Abstand von 60 cm gezogen und die Saatkartoffel von Hand mit dem Keim nach oben im Abstand von 30 cm in die Furchen gelegt, zugeharkt und angegossen. Über die gepflanzten Reihen häufelte man vorsichtig einen Damm (anhäufeln) und wiederholte dieses „Anhäufeln“ im Bedarfsfall, wenn -die Triebe oben herausschauen , -durch starken Regen der Damm abgetragen wird, -solange, bis die Kartoffeln blühen.
Zur Kartoffelernte im Spätsommer /Herbst wurden die Kartoffeln mit der Grabegabel, der Kartoffelhacke, oder dem Spaten vorsichtig ausgegraben und eingesammelt. Die Herbstferien nannte man damals auf dem Land auch Kartoffelferien.
An Ertrag waren pro Tagwerk laut einer Quelle aus 1899 etwa 66,7 Zt Kartoffeln möglich.
Korn
Bei den 40 Zentnern Korn die sich auf dem Dachboden befanden, handelte es sich um bereits ausgedroschenes Korn aus nicht näher bezeichneten Getreidesorten.
Weizen
Hiervon lagerten ca. 2 Zentner auf dem Dachboden.
Weizen kann sowohl als Sommer- und als Wintergetreide angebaut werden. Während beim Sommerweizen die Aussaat möglichst frühzeitig im Jahr (zwischen Januar und März) erfolgt und die Ernte im August stattfindet wird der Winterweizen im September-Oktober ausgesät und ebenfalls im August des darauffolgenden Jahres geerntet. ( In der Kalenderübersicht sind beide Aussaattermine angegeben.)
Roggen
Da der Roggen Temperaturen bis −25 °C übersteht, wird er in Mitteleuropa gerne über den Winter angebaut. Die Aussaat findet hierfür von Mitte September bis Mitte Oktober statt. Eine Ernte kann im Folgejahr ab Mitte Juli bis Ende August ausgeführt werden.
Sommerklee
Im Besitzstand werden auf dem Dachboden drei Zentner Sommerklee angegeben. Klee ist ein ein wichtiges und eiweißhaltiges Futter in der in der Milchviehfütterung.
Bei Sommerklee handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Kleesorten Rotklee oder Luzerne, die im Frühling (März – Mai) ausgesät werden und etwa 3 – 6 Schnitte bis zum Wintereinbruch erleben. Diese sind abhängig vom Blütenstand. So sollte die 1. Nutzung spätestens vor dem Ende der Blüte erfolgen. Dieser Zeitpunkt ist wichtig, da danach die Stängel für die nächste Ernte treiben, deren Entfernen weniger Triebe zur Folge hat und damit eine deutliche Schwächung der Pflanze bedeutet. Bei angemessener Pflege der angebauten Fläche reichte eine Aussaat der Luzerne in einigen Fällen bis zu vier Jahren.
Stroh
Stroh ist ein Sammelbegriff für ausgedroschene und trockene Halme und Blätter von Getreide, Ölpflanzen, Faserpflanzen oder Hülsenfrüchten. Der größte Teil des eingefahrenen Strohs dient als Tiereinstreu. Der Gewinn von Stroh war ein Nebeneffekt des Getreideanbaus und der Drusch und bedarf keiner separaten Arbeit des An-und Abbaus.
Wicken
Von den Wicken , die auch Ackerbohne genannt wird waren fünf Zentner auf dem Dachboden untergebracht. Deren Aussaat erfolgt sehr früh im Jahr (Februar bis April) und nach etwa 100 Tagen kann geerntet werden.
Viehwirtschaft
Auch der Viehbestand ist in der Pielmayer-Zusammenstellung aufgeführt.
Rinder
Rinder werden i. d. R. zweimal täglich gefüttert (morgens und abends). Der stark schwankende Wasserbedarf hängt u. a. von Gewicht, täglicher Futteraufnahme und Umgebungstemperatur ab. Unter den herrschenden Temperaturen zwischen Tat und Auffindung nannte ein Tierarzt als tägliche Trinkmenge 15-30 Liter Wasser für Milchkühe. Für die Erleichterung des tränkens hatte Andreas Gruber eine hölzerne Rinne gezimmert die das Wasser vom Brunnen zum Stall leitete.
Oberhalb des Futtergangs befand sich eine Luke über die das Heu eingeworfen werden konnte. Im Stadel wo man die vier Leichen fand stand eine Futterschneidemaschine.
Ochsen
Laut Inventarsprotokoll befanden sich zur Tatzeit zwei Ochsen im Stall, für die man im Stadel auch 2 Ochsengeschirre aufbewahrte.
Stier
Laut Inventarsprotokoll befanden sich zur Tatzeit zwei Stiere im Stall.
Kühe
Laut Inventarsprotokoll befanden sich zur Tatzeit vier Kühe im Stall.
Zusätzlich zu der Fütterung mußten die Kühe morgens und abends noch gemolken werden.
Jungrind
Laut Inventarsprotokoll befanden sich zur Tatzeit drei Jungrinder im Stall.
Eines dieser Jungrinder war bei der Auffindung nicht im Stall angekettet, sondern hielt sich im Bereich der Scheunentüre auf wo es die Auffindungszeugen sahen.
Jungrinder sind Rinder im Alter von einem Jahr bis zur Geschlechtsreife im Alter von ca. 18 Monaten.
Kalbin
Laut Inventarsprotokoll befanden sich zur Tatzeit zwei Kalbinnen im Stall.
Als Kalbin wird ein junges weibliches, schon geschlechtsreifes Rind, das noch nicht abgekalbt hat bezeichnet, bei Kalbinnen entfällt daher auch das Melken.
Kalb
Laut Inventarsprotokoll befanden sich zur Tatzeit drei Kälber im Stall.
Für die Kälber befand sich im Stall neben der Türe ein eigener Platz. Von dort aus wurden sie zweimal täglich der Mutterkuh zum säugen zugeführt.
Ferkel
Laut Inventarsprotokoll befanden sich zur Tatzeit zwei Ferkel im Stall.
Die beiden Ferkel machten bei der Auffindung einen stark geschwächten Eindruck und wurden von Lorenz Schlittenbauer zur Versorgung mit auf dessen Hof genommen.
Hühner
Laut Inventarsprotokoll befanden sich zur Tatzeit etwa 25 Hühner am Hof.
Hühner bedarfen vergleichsweise wenig Aufwand. Im natürlichen Lebensraum fressen Hühner Gras, Körner, Würmer, Schnecken und Insekten. Körner und damit Getreide sind quasi das Grundnahrungsmittel der Hühner. Die Hühner mögen am meisten Weizen, gefolgt von Mais und Gerste. Auch wenig gewürzte und vorher zerkleinerte Essensreste kann man an die Hühner verfuttern. Der tägliche Wasserbedarf beträgt etwa 250 ml/Huhn.
Hund
Gänse
Zur Tatzeit befanden sich zwar keine Gänse auf dem Hof, aus der Aussage der Kreszenz Rieger vom 09.07.1952 geht jedoch hervor, daß auf dem Hof Gänse geschlachtet wurde, evtl. fand dies nur zu besonderen Feiertagen wie Martini oder Kirchweih statt.
Als Weidetiere sind Gänse während der Vegetationszeit Selbstversorger und müssen nicht zugefüttert werden. Frisches Wasser muss aber immer vorhanden sein und die Wasserstelle sollte mindestens einmal pro Tag gereinigt werden.
sonstige Arbeiten
schlachten
Das die Familie gelegentlich schlachtete ist durch die nachfolgenden Aktenfundstücke belegt.
- Wendelin Kaspar war auch der Hausmetzger bei Gruber und hat das meiste Vieh, welches zum Verkauf stand, dort erworben. Josef Schrätzenstaller, 17.12.1951
- Weiterhin hörte ich erzählen, dass ein verheirateter Mann aus Gröbern einmal in Hinterkaifeck mit dem Rupfen von Gänsen beschäftigt war. Kreszenz Rieger, 09.07.1952
Brot backen
Im Backhäuschen am Weg nach Gröbern dürfte wie damals üblich auf Vorrat Brot gebacken worden sein. Ob dort auch wie in vielen Gegenden üblich alle drei Wochen „Backtag“ war oder ob die Opfer einen anderen Turnus pflegten ist nicht bekannt.
Verarbeiten der Milch
Im Haushalt befand sich 1 Buttermaschine, die im Schlafzimmer untergebracht war.
Viktualienhandel
Gelegentlicher Handel mit eigenen Erzeugnissen wird durch die Aussage von Johann Satzinger gestützt.
dreschen
Das dreschen fand im Herbst statt. Weitere Einzelheiten finden Sie auf der Spezialseite.
Sonstiges
Wie mühevoll die Arbeiten des Landwirts um die Jahrhundertwende noch waren haben wir auf einer Spezialseite gesammelt.