Dokumente: 1924-09-15 Vernehmung Kaltenecker Josef

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Vernehmung

Detailinformationen

Datum

15. September 1924

Ort

München

Art des Dokumentes

Vernehmungsprotokoll

Verfasser

Polizeidirektion München

Verfasst für

Polizeidirektion München

Quelle

Staatsarchiv München, 8091a

Inhalt

Betreff:
München, den 15. September 1924

Mord Hinterkaifeck

Der aus dem Polizeigefängnis vorgeführte verh. Metallarbeiter Joseph Kaltenecker erklärt

a) zur Person:

Ich heisse Joseph KALTENECKER, bin geboren am 26. II. 1895 zu Grillheim Gemeinde Katlskron, B. A. Neuburg a. D. kath., Sohn der Gütlerseheleute Georg und Anna Kaltenecker, letztere eine geborene Wimmer, wohnhaft in Grillheim, ich wohnte zuletzt mit meiner Frau Margaretha geb. Pramstaller Emanuelstr. 8/0, befinde mich seit Donnerstag, den 11. September 24 wegen Hopfendiebst. für die Staatsanwaltschaft Neuburg s D in Untersuchungshaft.

b) zur Sache:

Ich bin erst im März 1919 aus dem Verbande des Infanterie= Leib= Regiments entlassen worden. Damals habe ich mich schon in München, und zwar in der Ingolstädterstrasse 109a/1 aufgehalten. Ich bin dort polizeilich in Wohnung angemeldet gewesen. Gleich nach dem Ausscheiden aus dem Truppenkörper habe ich Arbeit in der Maffei’schen Maschinenfabrik in der Hirschau als Nieter Arbeit erhalten.
Diese Arbeit dauerte bis Mitte März 20. Den genauen Tag, wann der Austritt erfolgte, weiss ich nicht mehr. Ich habe dann ein paar Monate bei meinem Mietgeber den Gärtner Trinkgeld, Ingolstädterstrasse 109, als Garten -und Feldarbeiter gearbeitet. Als bei Trinkgeld die Arbeit zu Ende war, habe ich glaublich 12 Wochen lang die Erwerbslosenunterstützung bezogen. Hierauf bekam ich Arbeit in dem Munitionsentladewerk bei Neufreimann. Diese Arbeit habe ich glaublich im Oktober 1920 begonnen und glaublich im Mai 1921 beendet. Als die Arbeit in dieser Entladewerk zu Ende ging , habe Arbeit in Waggon= Reparaturwerkstätte Maurer und Sohn in Freimann bekommen. In diesem Geschäfte habe ich bis August oder September 22 gearbeitet.
Ende April 22 oder Anfangs Mai 22 habe ich in diesen Geschäfte 2 oder Tage Urlaub erhalten, bin aber in diesen Tagen nicht aus München hinausgekommen.


Ich kann mich an diese Urlaubstage genau erinnern, weil ich damals Schritte beim Armenrat und beim Gerichte unternahm, um die Scheidungsklage gegen meine Ehefrau einzureichen.
Gleich nachdem ich bei Maurer und Sohn die Arbeit aufhörte, fuhr ich nach Kochel und habe sogleich in den Walchenseen Werken Arbeit erhalten. Dort arbeitete ich nach meiner Berechnung etwa 5 bis 7 Wochen da ich wegen der Scheidungsangelegenheit mehrmals in München zu tun hatte, habe ich in Kochel die Arbeit wieder niedergelegt und bin nach München zurück. Ich habe dann nach etwa 8 Tagen wieder bei Maurer und Sohn in Freimann Arbeit bekommen. Da arbeitete ich wieder bis zum 1. Januar 1923.
Da ich am 21.X. 22 vom Volksgerichte München I wegen Körperverletzung begangen an meiner Ehefrau zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt worden bin, habe ich am 3. Januar 23 diese Strafe in Landeberg a. Lech angetreten. Am 3. Oktober 23 bin ich aus dortiger Anstalt wieder entlassen worden.
Meine Frau hat während meiner Strafzeit die Wohnung gewechselt, sie verzog nach Emanuelstrasse 8/0. Auch ich habe nach Strafentlassung dort Wohnung genommen. Mit meiner hau habe ich mich ausgesöhnt.
In den Monaten März oder April 22 bin ich an einem Arbeitstag nie von meiner Arbeitsstelle bei Maurer und Sohn weggeblieben.
In Schrobenhausen bin ich noch nie gewesen. In Hohenwart bin ich als kleiner Bub ggwesen, seither nicht mehr. Ich war auch schon mit Fahrrad in Pörnbach, jedoch war ich noch nie in Waidhofen oder in der dortigen Gegend.
Den im Frühjahr 24 mit weiteren 4 Komplizen ausgeführten Hopfendiebstahl habe ich zugestanden. Einen weiteren Diebstahl oder Raub habe ich nicht verübt.
Nach Strafentlassung -3.X.23- habe ich bis Januar 24 Erwerbslosenunterstützung bezogen. Hernach hatte ich manchmal Gelegenheitsarbeiten und später habe ich mich mit Korbflechten befasst. Diese Arbeiten habe ich in Grillheim bei meinen Eltern ausgeführt.


Von März 24 ab habe ich bis Pfingsten wieder bei Maurer und Sohn in Freimann gearbeitet.
Gleich darauf bekam ich bei Knagge, Gerüstbau, Arbeit und diese Arbeit dauerte bis zu meiner am 11. ds. Festnahme.

Nach Vorlesen gen. Unterschrieben
(handschr. Unterschriften) Jos. Katenecker Reingruber



I. Kaltenecker hat noch erklärt, dass er im Winter 1922, als er bei Maurer und Sohn in Freimann gearbeitet hat, etwa 8 Tage krank gewesen ist.
II. Wurde Kaltenecker wieder in Polizeihaft zurückgeführt.
III. an die Gendarmeriestation Freimann B.A. München,
mit dem Ersuchen um möglichst genaue Feststellung, ob Joseph Kaltenecker am 31. März und 1. April 22 bei der Firma Maurer und Sohn in Freimann gearbeitet hat, insbesondere am 31. März nachm. und 1. April 2'2 vormittags.
Kaltenecker befindet sich wegen räuberischen Diebstahls in Haft und wird verdächtigt bei dem Raubmord in Hinterkaifeck beteiligt gewesen zu sein.

Polizeidirektion

i.A.
(Unterschrift) gez. Tenner

(Unterschrift) Georg Reingruber