München, 22. November 1922
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Betreff:
Der Raubmord in Hinterkaifeck.
Auf Einladung findet sich ein vor Amt Herr
Josef Benzinger,
Bayerstrasse 99/II wohnhaft und erklärt:
Ich wohne hier Bayerstrasse 99/II bei Frau Geislinger unangemeldet. Ich hatte eine Wohnungsanmeldung nicht für notwendig erachtet, weil ich nicht ständig in München wohne, sondern mitunter nach Schrobenhausen zurückkehre. Auch wohne ich nicht immer bei der Frau Geislinger, wenn ich in München bin, sondern auch manchmal bei meinem Bruder Bernhard Benzinger, Schellingstraße 112/O.
Ich studiere hier Musik.
Ich bin in der Umgebung von Gröbern und Waidhofen bekannt.
Ich komme in diese Gegend fast alljährlich zu den Schwämmesammeln.
Zum Hamstern kam ich nie nach Gröbern. Wohl aber nach Waidhofen.
Die Ortschaft Hinterkaifeck ist mir eigentlich unbekannt gewesen.
Erst als dort der Raubmord verübt wurde, das heisst später, bin ich einmal dorthin gekommen. Ich hatte geschäftlich in der Umgebung zu tun und da viel von dem Morde gesprochen wurde und auch ein Bauer in Gröbern der Tat bezichtigt wurde, bin ich aus Neugierde nach Hinterkaifeck gegangen und in den Hof gekommen.
Ein alter Mann, der anwesend war, hat mir dann von dem Morde Angaben gemacht und mir alles gezeigt.
Zum Hamstern bin ich früher nie nach Hinterkaifeck gekommen.
Im Volksmunde hiess es, dass als Täter der Bauer in Gröber in Betracht kommen dürfte.
Er soll mit der ermordeten Bäuerin ein Verhältnis unterhalten haben. Er hat aber auch Kenntnis gehabt, dass sie mit ihrem Vater einen sträflichen Verkehr unterhalten hat.
Als der Bauer von Gröbern Hochzeit hielt, soll die Ermordete auf dieser Hochzeit gewesen sein und den Bauern herauskommen lassen haben. Dabei soll sie dem Bauern Vorwürfe gemacht haben, weil er sie nicht geheiratet hat, hierüber soll es zwischen beiden zu einem Streit gekommen sein. Der Bauer soll ihr gedroht haben.
Daraus wird geschlossen, dass der Bauer später einen Racheakt verübt hat.
Dieses Ausführungen machte mir der Unterhändler Ramelmayer.
Ramelmayer hat sich auch an den Bauern in Gröbern heran gemacht und ihm eine Falle gestellt. Er hat ihn in seiner Wirtschaft in Waidhofen bezüglich des Mordes angesprochen und sich ihm gegenüber dahin ausgelassen, dass an der Ermordeten nicht schade sei, da ja der Vater mit der Tochter in Blutschande gelebt habe. Daraufhin habe der Bauer zugestimmt, mit den Worten: "Gelt, das sagst auch. Es hat sich doch unser Herrgott erbarmt und einen geschickt".
Das letztere ist dem Ramelmayer aufgefallen, insbesondere weil er sagte, einer sei geschickt worden.
Auch andere Leute in Schrobenhausen haben sich dahin geäussert, dass nur der Bauer in Gröbern als Täter in Frage komme.
Vielleicht kann über das Verhalten des Bauern in Gröbern nach dem Morde der alte Holzhändler Thomas Dilser in Schrobenhausen Angaben machen.
Ob ich selbst zurzeit des Mordes in Schrobenhausen oder in München war, ich will mich aber sogleich berichtigen.
Ich kann mich nun erinnern, dass ich mich zurzeit des Mordes in Schrobenhausen aufgehalten habe. Ich war glaublich mit Bächermeisterssohn Xaver Baum, Josef Szakockeletzki und verschiedenen anderen Herrn in dem Cafe Heinlot in Schrobenhausen beisammen. Später haben mich die Vorgenannten aufmerksam gemacht, dass wir an dem Mordtage so gemütlich im Cafe beisammen waren. Ich habe in dem Cafe Zither gespielt. Ich selbst kann nicht behaupten ob es gerade der Mordtag war, als wir in dem Cafe beisammen waren.
gez. Jos. Benzinger
Bemerkung:
Benzinger ersucht, es wolle bei weiteren Erhebungen sein Name nicht genannt werden, er möge nicht gerne als Angeber dastehen.
Der mehrmals genannte Bauer in Gröbern ist der in früheren Berichten genannte Franz Schlittenbauer.
I. Der vom Benzinger genannte Ramelmayer ist personengleich mit dem Privatier Matthias Ramelmeier, hier Alramstrasse 21/O wohnhaft. Er ist bereits in dieser Sache schon einmal einvernommen worden, war aber mit seinen Angaben sehr zurückhaltend. Er gab damals an, dass er den Schlittenbauer nicht näher kenne, sondern nur ein paarmal mit ihm gesprochen habe. Er könne nicht sagen, ob ihm eine solche Tat zuzutrauen ist. Ob er sich über Schlittenbauer zu anderen Personen in abfälliger Weise geäussert habe, vermag er nicht mehr anzugeben.
II. Herrn Kriminalsekr. Hochholzer
zur eingehenden Einvernahme des Ramelmeier zu den Angaben des Benzinger.
gez. Reingruber
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