Theorien: Übersicht über mögliche Tatmotive

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Je länger der Mordfall Hinterkaifeck nicht aufgeklärt werden konnte, umso zahlreicher wurden die möglichen Motive und Tathergänge. Zunächs beschäftigten sich die Ermittler und die Bevölkerung in der Nähe mit der Tat, seit Anfang der 50er vermehrt die Öffentlichkeit. Gerade das Internet hat hier sein Übriges dazu getan, dass der Fall in aller Munde bleibt und die Vorstellungen dazu blühen.

Unser Wiki-Projekt hier versucht, sich an das zu halten, was die noch erhaltenen Ermittlungsakten hergeben. Deshalb werden hier vorwiegend Tattheorien vorgestellt, die sich auch in den akten wiederfinden. Wo Ergänzungen aus neuerer Zeit oder Bewertungen vorgenommen werden, so wird das ausdrücklich erwähnt.


Merkmale der Hinterkaifecker Mordtat

Wenn man mit Spezialisten wie Kripobeamten, Profilern, Psychologen etc. spricht, so werden die bekannten Informationen erst mal aufbelastbare Tatmerkmale hin abgesucht. Und erstaunlicherweise sind das gar nicht so viele, wenn man genauer hinschaut.

Hier mal unsere Auswahl der wichtigsten Eckpunkte des Sechsfachmordes auf Hinterkaifeck 1922:

  • abgelegener Tatort
  • Gerüchte über Geld auf dem Hof
  • Unter den Bewohnern kein Bauer, nur die Eltern im Austrag, eine Witwe als Hofbesitzerin und ihre noch wehrlosen Kinder
  • Dunkle Nacht, kurz nach Neumond
  • Tatzeitpunkt Freitag Abend/Monatsende/Quartalsende
  • schlechtes Wetter mit Sturm und Schneeregen
  • Tatwaffe nicht mitgebracht
  • Opfer scheinbar nacheinander erschlagen
  • 6 Opfer verteilt auf 3 Tatorte
  • mindestens eine kurze Verweildauer des Täters auf dem Hof (Vorräte aufgebraucht, Nachtathandlungen, Zeugenbeobachtungen am Hof etc.)
  • dubiose Vorkommnisse vor der Tat

Hinzu kommen weichere Faktoren, die die Opfer selbst und ihre Vorgeschichte betreffen:

Motive und Tätergruppen

Man kann sich den verschiedenen Theorien über das Motiv und/oder die Täter nähern. Oft geht beides Hand in Hand.

Raubmord

Eine der ersten Ermittlungsrichtungen war, nach Personen zu suchen, denen ein Raubmord zuzutrauen war. Entweder weil sie schon einschlägig bekannt waren oder aber weil ihre bisherige kriminelle Laufbahn nicht ausschloss, dass es zu einem Raubmord kommen würde.
Aus der oberen Merkmalsliste würde passen, dass weithin bekannt war, dass die Opfer wohlhabend und leicht zu überwältigen waren. Das geht aus einigen Aussagen von Gefängnisinsassen hervor. Und es fehlte sämtliches Papiergeld.

Brüderpaare/Gemeindemitglieder

Hamsterer/Händler

Persönlicher Konflikt

Ein Konflikt zwischen Täter und Opfer ist meist Ausgangspunkt für Ermittlungen in diese Richtung. Auch wenn Sechsfachmorde hierbei selten sind, so gab es in den Ermittlungen der Polizei gleich mehrere Konflikte, die als Tatmotiv genauer untersucht wurden.

Sorgerechtsstreit

Rache/ Wut

Zeitgeistige/Politische Motive

Im Kontext der Zwanziger Jahre und speziell der Weimarer Republik auf dem bayerischen Land sind einige Besonderheiten zu bedenken, die eventuell den Nährboden eines solchen schrecklichen Verbrechens bereitet haben. So gibt es in den Akten Ermittlungen gegen ein Rollkommando der Bürgerwehren. Deren Motive wären insofern politischer Natur gewesen, da sie auf Auftrag handelten. In dem Zusammenhang wurde schon über Waffenlager oder Verrat spekuliert, beides hochbrisante Dinge, bei denen nicht lange gefackelt wurde. In Bayern selbst sind einige Fememorde aus dieser Zeit bekannt.