Aktencheck Einbruchsversuch /Fußspuren
Was
Stehen der Einbruchsversuch und die Sichtung der Fußspuren in einem direkten Zusammenhang zur Tat? Wer sah wann was? Wer erfuhr wann davon?
Ergänzend zu den beiden Spezialseiten bzgl. den Spuren im Schnee und den Einbruchspuren sollen auf dieser Seite hier beide Ereignisse verknüpft werden.
Diese Betrachtung erlaubt die persönliche Einschätzung, was dran ist an diesem Geschehen kaum 2 Tage bevor auf Hinterkaifeck sechs Menschen brutal ermordet wurden.
Chronologie
Hinweis: Die Aktenfundstücke sind chronologisch in aufsteigender Reihenfolge angegeben.
Zeuge | Aussage am | Kenntnis erhalten | Zitat | Bemerkung |
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Lorenz Schlittenbauer | 05.04.1922 | am 30.03.1922 | “Bemerken möchte ich noch, dass mir der verlebte Gruber am Donnerstag den 30. März 22 vorm. gegen 11 Uhr auf dem Felde zugerufen hat, dass er in der vergangenen Nacht von Einbrechern heimgesucht worden sei. Er habe die Spuren im Neuschnee bemerkt und verfolgt, habe aber dabei keine Spur die vom Haus wegführt, gefunden. Dabei habe er bemerkt, dass an der Tür des Motorhauses der Verschluß aufgerissen sein. Die Einbrecher (2) wären auch im Motorhaus gewesen, hätten aber nichts mitgenommen. Ferner sagte Gruber, dass an der Türe zur Futterkammer Eindrücke von Brechwerkzeugen ersichtlich sind.“ | |
KOI Georg Reingruber | 06.04.1922 | während der Anwesenheit/ Polizeiarbeit am Tatort | “Weiter ist zu erwähnen, dass in der Nacht am Donnerstag den 30.3.22 im Anwesen der Verlebten von 2 Männern ein Einbruch verübt worden ist. Es ist nach Angabe des Andreas Gruber das Motorenhäuschen erbrochen, jedoch nichts entwendet worden. Im Neuschnee waren Fußspuren von 2 Männern ersichtlich, die zum Anwesen führten, es war aber angeblich keine Spur vorhanden, welche vom Anwesen weggeführt hätte. (Angaben des Schlittenbauer).“ | |
Kaspar Stegmeier | vor 1926 | 30.03.1922 | ““Nach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30.März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit Landwirt Kaspar Stegmeier von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass bei ihm in der Nacht nach den in dem leichten über Nacht gefallenen Schnee ersichtlichen Spuren ein Einbruch versucht worden sein soll...“ | Dem Sachstand von 1926 nach, scheint es eine heute nicht mehr vorhandene Aussage gegeben zu haben, die Staatsanwalt Pielmayer in seinem Bericht vom 06.11.1926 ansprach. |
Staatsanwalt Pielmayer | 06.11.1926 | Zusammenfassung der Staatsanwaltschaft unter Zuhilfenahme des Aktenbestands | “Nach den Erhebungen hat der Austrägler Andreas Gruber am 30.März 1922, ein Donnerstag, vormittags noch mit dem in der Nähe ackernden Landwirt Lorenz Schlittenbauer von Gröbern und später mit Landwirt Kaspar Stegmeier von Gröbern gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass bei ihm in der Nacht nach den in dem leichten über Nacht gefallenen Schnee ersichtlichen Spuren ein Einbruch versucht worden sein soll, wobei die Diebe in die Motorhütte eingedrungen sein sollen, da sich in dieser noch Schneespuren fanden. Da aber die Motorhütte nur einen Zugang von aussen und keinen Zugang zu den übrigen Räumen des Anwesens hat, konnten die Diebe von da aus nicht in das Anwesen gelangen und sollen ihr Heil dann an der ausseren Futterkammertüre, das ist an der äusseren Türe zu dem Raum, der an die Motorhütte und den Stadel stösst, versucht haben! Auch soll Gruber nach den Angaben dieser Zeugen angegeben haben, dass ihm ein Hausschlüssel abgehe.“ | |
Wenzeslaus Bley (Wirtshausgespräch) | 08.08.1930 | 30.03.1922 | "In der Wirtschaft wurde erzählt, daß Gruber am Tage vor dem Mord in Schrobenhausen in einer Eisenhandlung – es sind zwei dort – aber vermutlich bei Vogel war. Dort sagte er, er müsse schauen, daß er wieder heimkomme, denn er fürchte, daß in seinem Hause etwas nicht in Ordnung sei. Weiter sagte er: Während der vergangenen Nacht ist keine Ruhe gewesen, die ganze Nacht habe ich im Boden droben etwas gehört, wie wenn jemand herumgehe. Ich bin auch hinaufgegangen mit Licht, habe aber nichts gesehen. Fürchten tue ich mich nicht. Ich habe mein Gewehr schon hergerichtet. In der Früh habe ich sogar eine Spur im Neuschnee gesehen, die in das Haus führte, Aber eine Spur, die vom Hause wegführte, habe ich nicht gesehen“." | Bley gibt nur eine Geschichte wieder, ohne genaue Personen zu benennen, denen diese Aussage zugeordnet werden könnte. |
Lorenz Schlittenbauer | 30.03.1931 | 30.03.1922 | Frage: Sie haben angegeben, daß Sie ein oder zwei Tage vor dem Mord zusammen mit dem alten Gruber im Neuschnee die Fußspuren von zwei Menschen gesehen haben, die in die Futterkammer beim Motorhaus geführt haben, aber nicht mehr heraus. Ein anderer Zeuge hat angegeben, der Vater Gruber habe ihm erzählt, daß er schon mehrmals bei seinem Anwesen die Fußtritte einer Mannsperson gesehen habe? Antwort: Davon weiß ich nichts, ich habe jedenfalls die Fußspuren von zwei Personen gesehen. |
der Zeitpunkt wird nur mit „ein oder zwei Tage vor dem Mord“ angegeben, vermutlich bezieht sich das auf die erstgemachte Aussage von Lorenz Schlittenbauer wonach er am 30.03.1922 davon erfuhr |
August Hueber | 24.11.1951 | 01.04.1922 | “Als wir nach rechts vom Hof weg abbogen und Richtung zum Wald gingen, sah ich ganz genau in einer grösseren Schneeplatte; es war nämlich teilweise der Boden mit Schnee bedeckt, Männerfußspuren, die Richtung zum Hof führten, aber ganz genau weiß ich noch, daß die Spuren Richtung zum Hof waren und nicht zum Wald. Wenn ich so nachdenke, dann glaube ich bestimmt, dass keine zurückgeführt hat.“ | |
Bürgermeister Gall | 25.11.1951 | unbekannt | “Ich hörte erzählen, daß wenige Tage vorher im Schnee 2 Fußspuren vom Wald zum Anwesen gesehen wurden.Der Alte (Gruber) soll deswegen aber keine Angst gehabt haben Er hatte ständig eine Mistgabel bereit, mit der er sich dann verteidigt hätte.“ | |
Andreas Schwaiger | 17.12.1951 | unbekannt | "Ich kann mich noch entsinnen, daß an dem Donnerstag als in Schrobenhausen Markt war, mein Vater und mein Bruder Vieh zum Markte trieben. Vor dem Hause in Hinterkaifeck stand der Bauer Gruber am Brunnen. Als mein Vater ( Thomas Schwaiger) Gruber grüßte, meinte dieser, daß es doch komisch sei, zu ihm (gemeint war in sein Anwesen) gingen Fußtritte herein und nicht mehr heraus. Mein Vater sollte damals Gruber erwidert haben, jetzt sei es Ende März und da laufen die Kater. Dieser wird sich verspätet haben und deswegen im Nest geblieben sein. Es hatte seinerzeit leicht geschneit und darum konnte man die Fußtritte deutlich wahrnehmen." | Schwaiger erzählt von dem Sachverhalt nur stellvertretend für 2 Angehörige: sein Vater und sein Bruder hätten seinen Angaben nach nach dem Einbruchsversuch ein Gespräch darüber mit dem später ermordeten Gruber geführt |
Jakob Sigl | 10.01.1952 | 30.03.1922 | “Als Stegmair an jenem Donnerstag von Gröbern nach Schrobenhausen ging, kam er an dem Anwesen Hinterkaifeck vorbei. Bei dieser Gelegenheit kam er ins Gespräch mit Andreas Gruber. Dieser sagte meinem Schwiegervater, dass im Schnee eine Spur zu seinem Anwesen gehe, er glaube, dass Spitzbuben in seinem Hause seien. Stegmair soll Gruber aufgefordert haben, das Anwesen durchsuchen zu lassen, worauf Gruber erwiderte, dass er sich nicht fürchte. Dies war für meinen Schwiegervater Anlass genug, dass er mich aufforderte, heute rechtzeitig nach Hause zu gehen, damit nichts passiere.“ | |
Josef Mayer | 10.01.1952 | März 1922 (ohne Präzisierung) | “Glaublich im Monat März 1922 …...Um diese Zeit hatte es einmal einen Schneematsch. Als ich am Anwesen Hinterkaifeck vorbei kam, waren Gruber Andreas und Viktoria Gabriel bei den Spuren, die von dem Weg zum Motorenhaus hinführten. Damals sagten sie mir, dass im Schnee eine Spur in den Stadel führte und sie aber bei der Suche nichts gefunden haben.“ | |
August Ritzl | 31.03.1952 | 30.03.1922 | “Wenige Tage vor der Tat - ich glaube es war der letzte Donnerstag vor dem Mordgeschehen - sagte mir der alte Gruber, daß im Schnee eine Spur zu seinem Stadel führe; aber nicht mehr zurück. Ob es sich dabei um eine oder um zwei Spuren gehandelt hat, kann ich heute nicht mehr sagen.“ | |
Josef Mayer | 05.06.1952 | März 1922 (ohne Präzisierung) | "Mit dem Weg, von dem Spuren zum Motorenhaus des Anwesens von Hinterkaifeck führten, meinte ich den Verbindungsweg von Königslachen über Hinterkaifeck nach Gröbern, der in einer Entfernung von etwas 10 m, in Richtung Gröbern gesehen links an dem Anwesen vorbeiführte." |
Ergänzungen aus den Zeitungen
Zeitung | Bericht vom | Benannter Zeuge | Zitat | Bemerkung |
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Bayerischer Kurier | 08.04.1922 | unkonkret, "Leute" | “Als am Donnerstag, 30. März, Leute von Gröbern zum Markte nach Schrobenhausen gingen, trafen sie den alten "Kaifecker", wie er sich über Fußspuren im Neuschnee verwunderte, die zu seinem Anwesen hin, aber nicht mehr wegführten. "Heut Nacht hat man einbrechen wollen, " sagte er.“ | |
Schrobenhausener Wochenblatt | 08.04.1922 | unkonkret, "Vorübergehenden" | “Auch scheint bereits in der Nacht zum Donnerstag ein Einbruch versucht worden zu sein und zwei Burschen, wenigstens hat der alte Gruber Vorübergehenden diese Auskunft erteilt und lässt ein zur Sicherung an der Türe ganz frisch angebrachtes Stück Brett darauf schließen, dass er Verdacht hegte. “ | |
Augsburger Zeitung | 08.04.1922 | unkonkret, "1 Person" | “Mit dieser Entdeckung erfährt auch die Vermutung des alten Gruber ihre Bestätigung: bekanntlich suchte der alte Gruber am Donnerstag, den 30 März die Umgebung des Hauses nach Spuren ab und äußerte seine Beobachtung einer vorübergehenden Person gegenüber. Gruber hat sich auch dahin verdutzt ausgesprochen, daß er wohl die Spur her, aber nicht wegführen sehe. Das müßte aber den sonst sehr vorsichtigen und argwöhnischen Mann zur Vorsicht veranlaßt haben. Nichts war einfacher, als ins Dorf hinabzugehen, dort einige Nachbarn zu verständigen und sie zu ersuchen, sie möchten mit ihm das Haus absuchen. Gruber hat es bei seiner Art, mit welcher er die Menschen mied, nicht. Nach dieser Entdeckung und dem zuletzt angeführten steht fest, daß sich die Verbrecher in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag eingeschlichen haben müssen, vermutlich in einer Zeit, da der wachsame Hund noch nicht in den Stadel eigesperrt worden war. Möglicherweis sind sie durch das Dach eingestiegen, was ihnen bei dem langen Flachdach nicht zu schwer gefallen sein dürfte. Die Mörder haben dann vermutlich zunächst gewartet ob sich niemand aus dem Hause entfernte, und sind dann nach zwei Tagen, als bei der schlechten Witterung (es schneite und regnete hernach bekanntlich) niemand den Hof verließ, zur Ausführung ihres schrecklichen Planes geschritten. “ | |
Münchner Zeitung | 10.04.1922 | unkonkret, "1 Person" | “Mit dieser Feststellung erfährt auch die Äußerung des alten Gruber am Donnerstag einer vorübergehenden Person gegenüber, daß er nach Spuren suche, weil man nachts habe einbrechen wollen, ihre Erklärung; die Spuren führten nämlich an das Haus heran, aber nicht mehr zurück. Danach waren die Verbrecher in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, wahrscheinlich zu einer Zeit, da der sehr wachsame Hund noch nicht in den Stadel eingesperrt war, entweder durch das schlecht gesicherte hintere Stadeltor oder aber über das lange Flachdach eingestiegen und hatten fast zwei Tage lang eine günstige Gelegenheit zur Ausführung ihres Planes abgewartet. Es schneite bekanntlich an den fraglichen Tagen und so ging von den „hinteren Kaifecken“, die ja an sich sehr wenig ihre Behausung verließen, niemand auswärts. Dann scheint den Raubmördern, die von ihrem Versteck aus alles beobachten und abhorchen konnten, die Zeit gedrängt zu haben, und am Freitag, den 31. März, jedenfalls zwischen 8 und 9 Uhr, sind sie zur Ausführung ihre Planes geschritten.“ | |
Neuburger Anzeigenblatt | 12.04.1922 | unkonkret, "Leute" | “Als am Donnerstag, 30. März, Leute von Gröbern zum Markte nach Schrobenhausen gingen, trafen sie den alten "Kaifecker", wie er sich über Fußspuren im Neuschnee verwunderte, die zu seinem Anwesen hin, aber nicht mehr wegführten. "Heut nacht hat man einbrechen wollen", sagte er. Hätte er die Polizei verständigt, so wären am Ende gar die unliebsamen Gäste in der Scheune entdeckt und deren grausige Tat verhindert worden.“ |
Als man nach dem 2. Weltkrieg im Rahmen der Ermittlungen gegen die Gebrüder Gump erkannte was durch die verloren gegangenen Akten an Ermittlungsstand abhandengekommen war, wurde dieser durch die Befragungen Anfang der 50iger Jahre bei Zeitzeugen höchstmöglich versucht wiederherzustellen. Hierbei entstanden die verschiedenen Tatortskizzen, die unter anderem auch die von Andreas Gruber festgestellten Fußspuren zum Motorenhäuschen aufzeigen.