Komplex Adolf Gump: Historisches: Unterschied zwischen den Versionen
Ajnat (Diskussion | Beiträge) |
Ajnat (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 36: | Zeile 36: | ||
====Freikorps Oberland==== | ====Freikorps Oberland==== | ||
Das [[Wissen: Freikorps Oberland| | Das [[Wissen: Freikorps Oberland|FreikorpsOberland]] hatte eine Stärke von gut 1.050 Mann. Am Vormarsch gegen München nahm eine Einheit von 250 Kämpfern teil. Aus dem Raum Freising stießen die "Oberländer" entlang der Isar vor und halfen, die Kräfte der Räterepublik am östlichen Ufer zusammenzudrängen und zu entwaffnen. Danach ging ein Teil des auf über 1.000 Mann angewachsenen Verbandes zusammen mit dem Freikorps Epp als Kader in der im südbayerischen Raum aufgestellten Reichswehrbrigade 21 auf. Die militärisch nicht wiederverwendeten Reste hielt die bayerische Reichswehr zunächst noch in Form einer Zeitfreiwilligenkompanie in Reserve. Im Zuge einer ersten Verringerung der Freiwilligenverbände wurde am 21. Oktober 1919 auch das Freikorps Oberland formell aufgelöst.<br> | ||
Da sie anders als die Masse der lokalen Wehren auch überregional einsetzbar waren, kamen die "Oberländer" zusammen mit ehemaligen Einheiten des Freikorps Epp nach dem Kapp-Putsch schon bei der Niederschlagung des Ruhraufstandes im Frühjahr 1920 wieder zum Einsatz. Um dem immer drängenderen Verlangen der Entente nach einer Auflösung der Wehrverbände zu entgehen, gliederten sie sich nach ihrer Rückkehr von den Ruhrkämpfen 1920 als Zeitfreiwilligenbataillon in den auf das ganze Reich ausgedehnten Dachverband der Organisation Escherich (Orgesch) ein. Hier erreichten sie durch ihren kollektiven Beitritt und ihre überregionale Einsatzbereitschaft die Übernahme als geschlossener Verband im Rahmen der Landfahnen X-XV.<br> | Da sie anders als die Masse der lokalen Wehren auch überregional einsetzbar waren, kamen die "Oberländer" zusammen mit ehemaligen Einheiten des Freikorps Epp nach dem Kapp-Putsch schon bei der Niederschlagung des Ruhraufstandes im Frühjahr 1920 wieder zum Einsatz. Um dem immer drängenderen Verlangen der Entente nach einer Auflösung der Wehrverbände zu entgehen, gliederten sie sich nach ihrer Rückkehr von den Ruhrkämpfen 1920 als Zeitfreiwilligenbataillon in den auf das ganze Reich ausgedehnten Dachverband der Organisation Escherich (Orgesch) ein. Hier erreichten sie durch ihren kollektiven Beitritt und ihre überregionale Einsatzbereitschaft die Übernahme als geschlossener Verband im Rahmen der Landfahnen X-XV.<br> |
Version vom 19. Februar 2025, 15:41 Uhr
Was
Die Betrachtung des Mordfalls vor dem zeitgenössischen Hintergrund ist wichtig, insbesondere, da die politische Lage in der noch jungen Weimarer Republik alles andere als stabil und sicher war. So gab es in den Krisenjahren 1919-1923 eine Menge Problemsituationen. Da waren die unmittelbaren Kriegsfolgen-schwere ökonomische und soziale Lasten-, die Hyperinflation. . Der Friedensvertrag von Versailles erwies sich als schwere Hypothek für die Weimarer Republik, da ihn die Republikgegner gegen das neue demokratische Staatswesen instrumentalisierten, dies hatte eine instabile politische Lage, zahlreiche Umsturzversuche und politische Morde zur Folge.
Neben Einwohnerwehren bildeten sich Freikorps- paramilitärische Einheiten- die sich radikalisierten. Diese Freikorps bekämpften im Auftrag des Rates der Volksbeauftragten und der Reichsregierung die linksradikalen Aufstände und sicherten die Grenzen im Osten des Deutschen Reiches. Nach dem Historiker Gunther Mai gab es in der Frühphase der Weimarer Republik etwa 365 Freikorps.
Aufgrund der Bestimmungen des Vertrags von Versailles durfte die Weimarer Republik zum Stichtag 1. Januar 1921 nur noch ein Heer von 100.000 Mann unterhalten. Somit mussten die militärischen Verbände schrittweise abgerüstet werden. Dagegen rührte sich Widerstand in den Reihen derer, die von Entlassung bedroht waren. Die Geschichte der Freikorps endete somit im März 1920. Die nicht in die Reichswehr übernommenen Verbände bildeten meist sogenannte Wehrverbände oder fanden ein Unterkommen bei paramilitärischen Verbänden, etwa beim Stahlhelm oder der SA. Die Nachfolgegruppen der Freikorps waren in den Einwohnerwehren aktiv, kämpften etwa im Selbstschutz Oberschlesien während der Oberschlesischen Aufstände und waren in der Weimarer Republik für eine Reihe von politischen Morden verantwortlich.
Auch wenn die Aufstände in Oberschlesien auf den ersten Blick nichts mit Hinterkaifeck zu tun haben, so sind sie am Rande zu erwähnen, denn der tatverdächtige Adolf Gump wurde aufgrund seiner im Rahmen bei den Freiheitskämpfen mit dem Freikorps Oberland begangenen Morde bereits am 09.04.1922 von Georg Reingruber zur Fahndung ausgeschrieben. Auch im Hinblick auf die Theorie einer politisch motivierten Tat ist es unerlässlich diesen Komplex näher zu betrachten.
historischer Kontext
Schon 1922 zeigt Gumbel in seinem Buch "Vier Jahre politischer Mord" die Zusammenhänge der beiden "Zentren der Bewegung: Oberschlesien und München" auf und beleuchtet einzelne politische Morde.
Gemäß dem Versailler Vertrag von 1919 durfte das im Ersten Weltkrieg unterlegene Deutsche Reich keine Luftwaffe haben, die zukünftige Stärke der deutschen Landstreitkräfte war auf 100.000 Mann mit begrenzter Ausrüstung festgelegt worden; die Wehrpflicht wurde abgeschafft. Zugleich sollte eine Interalliierte Militär-Kontrollkommission diesen Abrüstungsprozess überwachen.
Wegen seiner als hart erscheinenden Bedingungen und der Art seines Zustandekommens- der Vertrag wurde ohne Beteiligung Deutschlands ausgehandelt- wurde der Versailler Vertrag von der Mehrheit der Deutschen als illegitimes und demütigendes Diktat empfunden. Insbesondere die extreme Rechte in der Weimarer Republik nutzte dies, um Nationalismus und Revanchismus zu schüren.
Die Reichswehr hintertrieb die Regelung des Versailler Vertrags aber von Beginn an und versteckte überschüssige Bestände an Waffen, Munition und Ausrüstungsgegenständen, die nach dem Krieg noch in erheblichem Umfang vorhanden waren. Die Kontrolle über dieses Waffenpotenzial machte die in weiten Teilen republikfeindliche Reichswehr zu einem wesentlichen Machtfaktor in der noch nicht gefestigten Demokratie. Vielfach sah sogar die Interalliierte Militär-Kontrollkommission über die illegalen Machenschaften der Reichswehr hinweg.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs entstanden Einwohnerwehren, die in der Weimarer Republik in lokalem Wirkungsbereich Aufgaben des Selbstschutzes wahrnahmen, eigentlich, um in Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zu sorgen. Statt zu einer Stütze für das parlamentarische System, entwickelte sich ein Teil der Einwohnerwehren zu republikfeindlichen Gruppen, die sich weitgehend außerhalb der Kontrolle der Reichsregierung aufbauten und so zur Gefahr für die Weimarer Republik wurden. So auch in Schrobenhausen und Wangen. Die Bürgerwehr in Schrobenhausen koordinierte den Aufbau und später auch die Entwaffnung der Einwohnerwehren in den umgebenden Gemeinden. Dazu zählte auch die Einwohnerwehr Wangen, in der Andreas Gruber Mitglied gewesen und mit einer Waffe samt Munition versorgt worden ist.
Die Bewaffnung der Wehren erfolgte durch die Reichswehr. Schrobenhausen erhielt Waffenlieferungen vorwiegend aus Ingolstadt.
In Ingolstadt befand sich im „Reichshüttenwerk“ / ehem. Kgl. Geschützgießerei und Kgl. Hauptlaboratorium, dem Arbeitsplatz v. Rupert Scheppach, eine geheime Feldzeugmeisterei das ,,Zeugamt Bayern- Mitte" , ein Waffendepot das von Freikorpsführer Ritter von Epp (Freikorps Epp) kontrolliert wurde, der das aber ab 01.01.1921 seinem im Stab befindlichen Offizier, Hauptmann Ernst Röhm (ab 1931 Stabschef der SA) übertrug. Die Existenz von Waffenlagern in Bayern war ein offenes Geheimnis. Ihre Verwaltung durch die Bayerische Reichswehr geschah allerdings im Verborgenen. Außerdem wurden Scheinfirmen errichtet, in denen Teile des Materials lagerten. Die Zeugämter wurden am 15. Juni 1921 aufgelöst.
Nicht nur die Reichswehr hatte Zugriff auf die Feldzeugmeisterei, sondern auch die rechtsradikalen Kampfverbände. Sie deponierten hier Waffen "zu treuen Händen", wurden aber aus den Beständen auch beliefert.
Vielerorts bildeten sich Freikorps, Freiwilligenverbände außerhalb des Heeres, die größtenteils aus demobilisierten Soldaten bestanden. Die Freikorps sollten nach dem Reichsgesetz über die Volkswehr vom 12. Dezember 1918 Sicherheit und Ordnung gewährleisten und etablierten sich rasch als innenpolitischer Machtfaktor. Sie hatten wesentlichen Anteil an der Niederschlagung der Spartakisten in Berlin (Januar 1919) und der Räterepublik in München (Mai 1919), kämpften aber auch im sog. Grenzschutz Ost und im Ruhrgebiet. Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags mussten im Sommer 1919 alle Freikorps aufgelöst werden; einige Kontingente wurden daraufhin in die vorläufige Reichswehr überführt, die übrigen gingen bis Mitte 1920 in legale, halblegale und illegale paramilitärische Verbände über.
Freikorps Epp
Das Freikorps Epp war für sein rücksichtsloses Vorgehen und Erschießungen von Gefangenen und Zivilisten bekannt. Es wird unter anderem für die Ermordung Gustav Landauers und für den Münchner Gesellenmord verantwortlich gemacht. Viele Mitglieder schlossen sich dem Nationalsozialismus an, darunter neben Epp selbst auch sein Stabschef Ernst Röhm sowie Rudolf Heß, Eduard Dietl und Hans Frank. Auch die Brüder und späteren NS-Politiker Otto und Gregor Strasser sollen der Einheit angehört haben. Das Freikorps gilt als eine der „Geburtszellen“ der NS-Bewegung. Nach der Auflösung wurde es als 21. Brigade (bayerische Schützenbrigade) in die vorläufige Reichswehr übernommen. In die Brigade wurden weitere Verbände, darunter das Freikorps Oberland integriert.
Freikorps Oberland
Das FreikorpsOberland hatte eine Stärke von gut 1.050 Mann. Am Vormarsch gegen München nahm eine Einheit von 250 Kämpfern teil. Aus dem Raum Freising stießen die "Oberländer" entlang der Isar vor und halfen, die Kräfte der Räterepublik am östlichen Ufer zusammenzudrängen und zu entwaffnen. Danach ging ein Teil des auf über 1.000 Mann angewachsenen Verbandes zusammen mit dem Freikorps Epp als Kader in der im südbayerischen Raum aufgestellten Reichswehrbrigade 21 auf. Die militärisch nicht wiederverwendeten Reste hielt die bayerische Reichswehr zunächst noch in Form einer Zeitfreiwilligenkompanie in Reserve. Im Zuge einer ersten Verringerung der Freiwilligenverbände wurde am 21. Oktober 1919 auch das Freikorps Oberland formell aufgelöst.
Da sie anders als die Masse der lokalen Wehren auch überregional einsetzbar waren, kamen die "Oberländer" zusammen mit ehemaligen Einheiten des Freikorps Epp nach dem Kapp-Putsch schon bei der Niederschlagung des Ruhraufstandes im Frühjahr 1920 wieder zum Einsatz. Um dem immer drängenderen Verlangen der Entente nach einer Auflösung der Wehrverbände zu entgehen, gliederten sie sich nach ihrer Rückkehr von den Ruhrkämpfen 1920 als Zeitfreiwilligenbataillon in den auf das ganze Reich ausgedehnten Dachverband der Organisation Escherich (Orgesch) ein. Hier erreichten sie durch ihren kollektiven Beitritt und ihre überregionale Einsatzbereitschaft die Übernahme als geschlossener Verband im Rahmen der Landfahnen X-XV.
Nach dem Ausbruch neuerlicher Grenzkämpfe in Oberschlesien waren sie deshalb im Frühjahr 1921 auch sofort wieder für den Kampfeinsatz verfügbar. Das Freikorps Oberland unter Hauptmann Josef "Beppo" Römer (1892-1944) war dabei maßgeblich an der Erstürmung des Annaberges beteiligt.
Organisation Consul (O.C.)
Die O. C. war eine nationalistische und antisemitische terroristische Vereinigung während der Weimarer Republik. Die von dem Marineoffizier Hermann Ehrhardt unter dem Decknamen „Consul Eichmann“ geführte paramilitärische Organisation war als regional gegliederter Geheimbund aufgebaut. Sie verübte politische Morde mit dem Ziel, das demokratische System der jungen Republik zu destabilisieren, eine Militärdiktatur zu errichten und die Ergebnisse des Ersten Weltkriegs, insbesondere den Friedensvertrag von Versailles, zu revidieren.
Gumbel schrieb 1922 in seinem Buch über die O.C.:
D i e O r g a n i s a t i o n » C «
Soweit Außenstehende dies zu beurteilen vermögen, scheint diejenige Organisation, in der die meisten Fäden zusammenlaufen, die Organisation »C« zu sein. Erwachsen ist sie ursprünglich aus einem Geheimbund der Garde-Kavallerie-Schützendivision. Heute stellt sie die direkte Fortsetzung der Brigade Ehrhardt dar. Ihr Name kommt daher, daß ihr Leiter, der frühere Kapitän Ehrhardt, innerhalb der Organisation den Namen Consul trug. Alle Mitglieder führen nämlich besondere Decknamen. Die Organisation zerfällt in eine Kampforganisation und eine Fehme. Die Fehme hat den Zweck, Persönlichkeiten, die sich den Zielen der Organisation widersetzen, zu bestrafen und unter Umständen zu ermorden. Ehrhardt hält sich gewöhnlich in Innsbruck auf, doch war er öfters auch in Budapest. Im Mai 1921 war er, obwohl steckbrieflich verfolgt, in Leipzig und traf dort mit Karl Tillessen zusammen. 1921 wurde aus der Organisation Consul der »Neudeutsche Bund«, ein gerichtlich eingetragener Verein, gegründet. Sein Leiter ist wiederum Kapitän Ehrhardt. (Vergl. »Berliner Tageblatt«, 19. August 1922.) Zur Finanzierung wurde versucht, eine Ehrhardt-Bank zu gründen. Die Leiter des deutschen Konsortiums waren Eberhardt von Puttkamer und Emil Schäfer; einer der Angestellten der mit der Ermordung Rathenaus in Zusammenhang stehende ehemalige Kadett Ernst von Salomon (»Berliner Tageblatt«, 17. August 1922). Schäfer war früher in der Schweiz wegen einer Reihe von Schiebungen zu mehreren Jahren Zuchthaus und Landesverweisung verurteilt worden (»Freiheit«, 17. August 1922). An der Münchener Stelle der Organisation C arbeitet Müldner, , der Oberamtmann Frick und der schon oben genannte Kriminalkommissar Glaser.
Die Organisation C hat nachweislich die Ermordung Erzbergers und Rathenaus und die Attentate auf Scheidemann und Harden durchgeführt.
Unter wohlwollender Duldung durch den Münchner Polizeipräsidenten Ernst Pöhner (1870-1925) und als "Bayerische Holz-Verwertungs-Gesellschaft" getarnt, koordinierte die Organsiation-Consul-Zentrale in München-Schwabing (Trautenwolfstr. 8) seit Dezember 1920 die Tätigkeit ihrer zum Schutz der Zentrale vor Dekonspiration in Bezirke aufgeteilten Ortsgruppen mit dem Ziel, den im März 1920 missglückten Rechtsputsch mit besserer Vorbereitung zu wiederholen. Die faktische Leitung der Organisation Consul übernahm Ehrhardts Stabschef Alfred Hoffmann (1890-1933), unter dessen Kommando in der Münchner Zentrale vier Stäbe mit zusammen ca. 30 angestellten Offizieren daran arbeiteten, den Geheimbund zu einer wirksamen politischen und militärischen Waffe zu entwickeln. Um die Jahresmitte 1921 gebot der Geheimbund, der seine Aktivitäten unter anderem durch Waffenschmuggel und -handel (u. a. mit der Irisch-Republikanischen Armee) finanzierte, über eine Personalstärke von mutmaßlich mindestens 5.000 Mann, die bei Alarm binnen weniger Stunden marschbereit sein sollten.
Strategisches Ziel der O. C. war es, die politische Linke zu einem Aufstand zu provozieren, den man dann gemeinsam mit der Reichswehr niederschlagen wollte, um von der so gewonnenen Machtposition aus die Weimarer Republik zu zerschlagen und eine rechte Diktatur zu installieren. Aus ihrem Mitgliederbestand kamen auch Julius Schreck und Joseph Berchtold, die späteren Leibwächter Adolf Hitlers.
Zahlreiche Mitglieder bekleideten später auch führende Positionen in der Gestapo sowie der SS. Zudem hatten ehemalige Mitglieder der O. C. auch aktiven Anteil an der Ermordung der europäischen Juden.
Paul Frölich schrieb 1922 in „Wider den weißen Mord“



“Die Organisation Consul setzt sich in der Hauptsache zusammen aus jungen, stramm national gesinnten, zu allem entschlossenen Leuten. Die Organisation ist ein straffer
Geheimbund, der mit allen konspirativen Mitteln arbeitet. Den Mitgliedern ist strengste Schweigepflicht auferlegt. In einem Rundschreiben, das mit der Vorschrift „streng geheim, Abschrift verboten, nur für die Vertrauensleute persönlich bestimmt“ versehen ist, und das seinerzeit Lipinski veröffentlichen ließ, wird über die Organisation, ihren
Zweck und ihre Mittel folgendes gesagt:
Die militärische Organisation Zweck
# Erhaltung einer zuverlässigen Truppe in Brigadestärke, die eingesetzt werden kann, bei roten Aufständen, bei außenpolitischen Verwickelungen.
# Teilaktionen, mit ober ohne Wissen der Regierung, wenn es die nationalen Interessen erfordern.
# Lokale Stoßtrupps zur Zersprengung „antinationaler“ Veranstaltungen.br> # Erhaltung der Wehrfähigkeit und Erziehung der Jugend zum Waffengebrauch
Richtlinien:
1. Schaffung einer Nationalarmee.Dazu Grundlage durch Zusammen-schluß nationaler Männer jeder Volksklasse.
2. Ziele dieser Armee:
I. Wir wollen offensiv sein und aktuelle Ziele haben. Diese Ziele sind Kampf mit jedem Mittel gegen alle Elemente, die auf internationalem Boden stehen. Dazu gehören in erster Linie die Linksradikalen, die Sozialdemokratie, die Juden, wie die Demokraten, vor allem der Richtung des „Berliner Tageblatts und der „Frankfurter Zeitung“.
II. Schaffung einer Truppe, die bei unerwarteten außenpolitischen Ereignissen sich einer nationalen Regierung zur Verfügung stellt.
III. Anspannung von Kräften zur Erfindung neuer Kampfmittel, da wir mit den bisherigen unterlegen sind und bleiben. Der deutsche Erfindungsgeist in der Jugend muß mobil gemacht werden. Es muß etwas Unwiderstehliches sein, z. B. elektrische Fernwirkung auf Explosivstoffe.
Werbungen:
Aus den Erläuterungen: Die Führung und Stab der Truppe arbeitet in Permarenz. Es dürfen nur Männer in die Truppe, die entschlossen sind, keinerlei Hemmungen irgendwelcher Art in sich tragen und bedingungslos gehorchen, die brutal genug
sind, rücksichtslos einzugreifen, wo sie eingesetzt sind. Als Unterführer kommen nur Offiziere in Frage, die Kriegserfahrung und Erfahrung im Bürgerkrieg haben, vor allem, die eine Haupterfahrung beherzigen; kein Verhandeln, sondern schießen und rücksichtslos befehlen. Waffen und Munition sind in genügender Zahl vorhanden. Reisekosten, Verpflegung und Löhnunghnung werden ersetzt.
Wie Attentate vorbereitet werden:
Diejenigen, denen ihre Tätigkeit jederzeit ein Alkommen gestattet, sind listenmäßig besonders zu führen. Es können Fälle eintreten, wo entschlossene Männer vorübergehend gebraucht werden. Als solche Fälle werden angeführt: Rädelsführern und Hetzern ihr Handwerk für alle Zukunft unauffällig zu legen. Rädelsführer und Hetzer
bei Skandalen beiseite zu schaffen; man ermordet diese „Hunde“ durch Schuß oder Gift; jedes Mittel ist recht.
Bei der Organisation Consul bestehen Femgerichte. Ihnen verfallen Verräter oder solche Mitglieder, die wegen unehrenhafter Handlungen, wegen Ungehorsams gegen die
Vorgesetzten oder freiwillig austreten. Das Gericht verhängt Todesstrafen, die Vollstrecker der Strafen werden ausgelost.
Ueber die unmittelbare Arbeit dieser Terror=Organisationen im Interesse des Kapitals ist charakteristisch, was die Zeitung der Organisation Consul, „der Wicking", schrieb:
Wir wollen ans keiner Täuschung hingeben, daß der Tag sehr schnell kommen wird, wo die Sozialdemokratie freiwillig oder gezwungen auf sozial=politische Rechte verzichten muß, die sie sich in der Revolution erpreßt hat und die Raubbau an der Gesundheit der ganzen Nation bedeuten. Daß dieser Abbau des Streikrechts, Abschaffung des schematischen Achtstundentages, Lohnabbau auf friedlichem Wege erfolgen wird, ist nach den bisherigen Erfahrungen nicht anzunehmen.
Ehrhardt verfügt für seine Organisation über sehr große Gelder. In Oberschlesien nannten sich Terrorgruppen „Rollkommandos“. Sie haben dort eine Unzahl schwerster Verbrechen begangen. Bei der „Reichsfahne Oberland“ heißt die Terrorgruppe „Wurfkommando“. Sie steht unter der Leitung desberüchtigten Hauptmanns von Kessel (Marloh=Prozeß) und des Hauptmanns Oesterreicher. Durch den Major Astor wird die Verbindung mit der Münchener Polizeidirektion hergestellt. Das Wurfkommando verfügt über sehr große Geldmittel.
Die Kämpfe in Oberschlesien
Der Führer des Freikorps Oberland und spätere SA-Obersturmbannführer Ernst Horadam übernahm im April 1919 die Führung des Freikorps Oberland. Von Mai–Juli 1921 war er als Kommandeur des Freikorps Oberland maßgeblich für die Erstürmung des Annaberges (Wahrzeichen und Heiligtum Oberschlesiens) im 3. polnischen Aufstand verantwortlich.
Ernst Horadam wohnte in der Knöbelstraße 8, München, und unter dieser Adresse meldete sich Adolf Gump laut seiner damaligen Lebensgefährtin Magdalena Stampfl und sei sogleich nach Oberschlesien gekommen, laut ihrer Vernehmung am 06.05.1952.
Während und nach den Aufständen war Gump an Morden beteiligt, die letztlich in Strafverfahren und dem Tatverdacht im Mordfall Hinterkaifeck endeten.
Verbindungen von relevanten Personen mit den o. a. Organisationen
Wilhelm Frick | Leiter der politischen Polizei in München; Förderer von Adolf Hitler und der NSDAP und von 1933 bis 1943 Reichsminister des Innern |
Andreas Gruber | Mitglied in der Einwohnerwehr Wangen |
Adolf Gump | |
Ernst Pöhner | Polizeipräsident der Polizeidirektion München
vom 03.05.1919 -28.09.1921, danach Rat am obersten Landesgericht in München. Förderer der Gründung der Einwohnerwehren. Als Polizeipräsident deckte er die Aktivitäten des antisemitischen Geheimbundes Organisation Consul und schuf eine „politische Abteilung“, deren Leitung er Wilhelm Frick übertrug. Pöhner kannte Adolf Hitler seit 1920, und war einer der politischen Köpfe des Hitler-Putschs vom 8./9. November 1923 und für den Fall des Gelingens als bayer. Ministerpräsident vorgesehen. Monarchisch-obrigkeitlich geprägt, durch Kriegs- und Revolutionserfahrung radikalisiert, spielte P. eine bedeutende Rolle in der gegenrevolutionären Umkehr der Verhältnisse in Bayern. Er trug dazu bei, daß München zeitweise Sammelstätte und Hochburg rechtsextremistischer Kreise wurde. |
Ernst Röhm | Mitglied im Freikorps Epp, Röhm leitete das Waffenreferat der Reichswehr in Bayern und übernahm die nach der Auflösung der Einwohnerwehren 1921 neu eingerichtete sogenannte Feldzeugmeisterei der Reichswehr. Aufgabe dieser illegalen Einrichtung war es, nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages verbotene Bestände an Waffen und Munition vor der interalliierten Kontrollkommission zu verstecken. |
Rupert Scheppach | Scheppach arbeitete im Reichshüttenwerk Ingolstadt-später das o. e. „Zeugamt Bayern .Mitte“ der geheimen Feldzeugmeisterei und kam 1919 und 1920 öfter zum Hamstern nach Hinterkaifeck. Andreas Gruber soll ihn gebeten haben, sein Gewehr zu reparieren, was er auch tat. Scheppach stellte fest, dass ein neuer Zündkegel benötigt wurde. Als er Gruber einen neuen Zündkegel zurück gebracht und das Geweht instand gesetzt hat, habe er ihm auch Schrotkörner -in seiner Lohntüte eingepackt- mitgebracht. Nach den Morden fand man die Lohntüte in der Magdkammer. Rupert Scheppach wurde am 22.04.1922 von der Gendarmerie Ingolstadt vernommen. Seine Aussage liegt nicht mehr vor. In einem Vermerk an den Oberstaatsanwalt Neuburg an der Donau wurde von der Aussage Scheppachs berichtet. |
Quellen
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Freikorps
https://www.schubert-salzer.com/geschichte
https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptlaboratorium_(Ingolstadt)
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Freikorps_Epp
https://de.wikipedia.org/wiki/Freikorps_Epp
https://de.wikipedia.org/wiki/Freikorps_Oberland
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Freikorps_Oberland,_1919-1921
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Geheime_Feldzeugmeisterei
https://ia800809.us.archive.org/2/items/vierjahrepolitis00gumb/vierjahrepolitis00gumb.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Consul
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Organisation_Consul_(O.C.),_1920-1922
Paul Frölich : Wider den weißen Mord