Polizeiarbeit 1922 – die Arbeit am Tatort: Unterschied zwischen den Versionen
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Bereits 1922 gab es ein methodisches Verfahren bei der Ermittlungsarbeit in einem Mordfall. Die grundsätzlichen Überlegungen und Vorgehensweisen unterscheiden sich nicht von den heutigen, auch wenn heute natürlich eine ganz neue Technologie zur Verfügung steht. <br> | |||
Hinter allem steht aber durch die besondere [[Sachverhalte: Zur Aktenlage im Mordfall Hinterkaifeck| Aktensituation]] immer die Frage: was wurde gemacht und ist in den Akten vorhanden, was wurde gemacht und ist nur durch [[Sachverhalte: Verlorene Akten – Querverweise|Querverweise]] belegt, was wurde höchstwahrscheinlich gemacht und ist nicht mehr nachweisbar und was von all den möglichen Maßnahmen wurde schlicht nicht durchgeführt.<br> | |||
'''Bei Bekanntwerden der Tat'''<br> | |||
Die Sicherung des Tatortes war auch damals schon das zeitkritischste Unterfangen, weshalb eine Abordnung von lokalen Gendarmen an den Tatort verschickt werden sollte. Bei einem Mord wurde eine Mordkommission eingerichtet, deren Leiter berechtigt war, je nach Fall auch noch Spezialisten hinzuzuziehen. Zu diesen möglichen Experten am Tatort zählten Ärzte, Chemiker, Hundeführer, Spurensicherer, Schußwaffenexperten, Kraftwagenexperten... | |||
Weiterhin mussten einige übergeordnete Behörden verständigt werden, immer waren das Staatsanwaltschaft und Amtsgericht, in besonderen Fällen auch das Innenministerium. | |||
'''Am Tatort'''<br> | |||
Wie heute auch musste die Polizei zunächst den Tatort konservieren, das heisst, jede weitere Veränderung durch Schaulustige aber auch durch medizinisches Personal oder die Ermittler selbst musste verhindert werden. Über Nacht wurden dazu Nachtwachen eingerichtet, der Tatort gründlich verschlossen. <br> | |||
Während die Spurensicherer möglichst viele Informationen über den Tatort und das Tatgeschehen sammelten, wurden die Entdecker der Tat möglichst getrennt voneinander befragt, um gegenseitige Beeinflussung zu verhindern und um mögliche Veränderungen zwischen Tatgeschehen und Eintreffen der Polizei abschätzen zu können. <br> | |||
Auch für die Befragung weiterer Zeugen war die Gefahr von möglichen Beeinflussungen der Aussagen durch Miteinanderreden den Ermittlern sehr bewußt. Deshalb war Eile geboten und wo es ging sollten Gespräche zwischen den Zeugen verhindert werden. <br> | |||
'''Akute Warnungen und Suchmaßnahmen'''<br> | |||
Bei flüchtigen Tätern und einer geeigneten Täterbeschreibung konnten die umliegenden Polizeistationen und Bahnhöfe umgehend informiert werden, dass nach der betreffenden Person gefahndet wird. Verstärkte Kontrollmaßnahmen an Verkehrsknotenpunkten und bei auffälligen Personen folgten. Dabei wurden Personalien gegengeprüft, geschaut, ob gegen die Personen etwas vorlag und ob sie berechtigt waren, sich in der Gegend aufzuhalten. <br> | |||
Über die Polizei- und Amtsblätter konnten die Gendarmerie und die Bevölkerung über das Verbrechen, Fahndungen, mögliche Schutzmaßnahmen und über eventuelle Belohnungssummen informiert werden. <br> | |||
Sollte der sofortige Erfolg ausbleiben, so wurde eine Art Rasterfahndung durchgeführt: alle einschlägig Bekannten überprüft, kürzlich entlassene Gefängnisinsassen und Vorbestrafte, geflohene Psychiatrieinsassen usw. wurden überprüft. <br> | |||
'''Obduktion'''<br> | |||
Die Regeln für die Obduktion waren vielfältig und streng. Die genauen Lichtverhältnisse waren ebenso vorgeschrieben wie die Ausrüstung und wie sonst jeder einzelne Schritt der Sektion. <br> | |||
'''Ermittlungen'''<br> | |||
Damals schon war die Frage des Motivs einer Tat zentral und die Suche begann bei den Opfern. Es wurde das nächste Umfeld durchleuchtet und nach möglichen Konflikten der Opfer gesucht. Im Lehrbuch standen lateinisch die Fragen ,,Wer? Wann? Was? Wo? Warum?", die beantwortet werden sollten. Jeglicher Verdächtige wird überprüft, indem Alibi, Vorstrafen, Beziehung zum Opfer festgestellt werden, auch unter Zuhilfenahme von weiteren Zeugen. <br> | |||
Interessant sind in dieser Phase der Ermittlungen auch die vielen Experten, die je nach Fragestellung hinzugezogen werden sollten: Graphologen, Ärzte, Chemiker, Physiker, Botaniker. <br> | |||
'''Kommunikation/Berichterstattung/ Organisation/ Dokumentation'''<br> | |||
Es gab eine Vielzahl an Dokumenten, die alle verschiedenen Zwecken dienten und anhand derer die Ermittlungen dokumentiert und kommuniziert werden sollten: Aussageprotokolle, Berichte, Tagesberichte, Presseinformationen, Stationstagebücher…<br> | |||
==Ermittlungsmöglichkeiten== | ==Ermittlungsmöglichkeiten== | ||
===Spurensicherungsverfahren=== | ===Spurensicherungsverfahren=== | ||