Sonstiges: Der Hof Hinterkaifeck: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. Juni 2011, 16:11 Uhr
Zur Orientierung werden wir hier alle Informationen sammeln, die mit der Lage des Hofes und mit der Aufteilung der Gebäude zu tun haben.
Das Marterl wurde in den 80er Jahren zur Wetterfichte also nach Südwesten hin versetzt.
Wo heute Ackerland ist, stand früher der Hof Hinterkaifeck.
Lokalisation des Hofes
Da der Hof 1923 abgerissen wurde ist die Bestimmung des genauen Standortes nicht so einfach. Kurt Hieber konnte für seine Aufnahmen zu seinem ersten Dokumentarfilm über Hinterkaifeck mit Hilfe von Zeitzeugen die Gebäudeumrisse abstecken, wie sie in Erinnerung geblieben waren (siehe Überlagerung der Luftaufnahmen aus dem Film mit dem GoogleEarth-Ausschnitt).
Die Längsachse des Hofes bildeten Wohntrakt, Stall- und Scheunenbereich, sie verlief ziemlich parallel zur Eybergstraße in nordöstlicher Richtung, die nach Gröbern führt.
Der Scheunentrakt zog sich südostwärts zum Hexenholz hin. Zum Hof gehörte außerdem eine Remise, die gegenüber des Wohnbereiches zum Hexenholz lag.
Hinterkaifeck - eine Einöde?
Das GenWiki definiert eine Einöde als einen zusammenhängenden Grundbesitz "mit einem oder zwei Wohngebäuden". [Einzelsiedlungen sind typischerweise alleinstehende Bauernhöfe (Gehöfte), Mühlen, Gasthäuser Wikipedia] präzisiert: (diese) "Einzelsiedlungen sind typischerweise alleinstehende Bauernhöfe (Gehöfte), Mühlen, Gasthäuser".
Da alle diese Beschreibungen auf Hinterkaifeck zutreffen und Gröbern nicht als eine eigenständige Gemeinde gilt (eher als Weiler oder Dorf), so ist Hinterkaifeck als Einödhof zu bezeichnen. Damit hatten die Ermittler die richtige Bezeichnung gewählt.
Die Aufteilung des Hofes
Im rechten Bildteil wurden die einzelnen Hausteile farbig gekennzeichnet und beschriftet, um eine gemeinsame Basis der Orientierung zu finden. In den Originalakten zum Mordfall Hinterkaifeck finden sich oftmals verwirrende Bezeichnungen und auch Fehler in den angegebenen Himmelsrichtungen.
Die (historischen) Hofskizzen
Folgende Skizzen sind in den Akten zu finden.
(als Essenz aus den nachfolgenden Skizzen und den Akten wurde eine Skizze des Tatortes mit den aufgefundenen Spuren angefertigt)
Vorschau | Erstellungsdatum | Ersteller | Aufbewahrungsort | Bemerkungen/Fragen |
1923 | Polizei | nicht bekannt | nach Angaben des ehemals auf Hk angestellten Knechts Georg Siegl | |
nicht bekannt | nicht bekannt | nicht bekannt | Dieser Grundriss wurde nach Angaben des A. Schwaiger erstellt. Das Skizze stammt aus dem Hieberfilm von 1991. | |
1951 | "Venus" (Polizei) | Staatsarchiv Augsburg | Auch hier liegt kein Originalscan vor, sondern lediglich ein Foto von der Jexhof-Ausstellung (Zur Verfügung gestellt auf Allmy von Troadputzer). | |
1951 | Kerner (wahrscheinlich) | Staatsarchiv Augsburg | Grobe, handgezeichnete Hofskizze | |
23.04.1952 | A. Schwaiger und Polizei | nicht bekannt | Hausansichten Nordwest und Südost | |
Mai 2007 | Hexenholz, Oldschool | nicht bekannt | Grundrisse vom EG und DG nach den versch. damals verfügbaren Informationen |
Der Wohnbereich
Der älteste Gebäudeteil umfasst den Wohnbereich (grau) sowie den Stall (blau).
Von hier führen 2 Türen nach außen. Zum einen die ursprüngliche Haustüre in der Küche, die nach Norden zur Straße hin liegt. Diese Haustüre wurde durch eine eigenwillige Wasserleitungskonstruktion unbrauchbar. Von der Küche gingen 3 weitere Türen ab: nach Südwesten hin in die Magdkammer, in der die neue Magd Maria Baumgartner tot aufgefunden wurde.
Nach Nordosten hin betrat man von der Küche aus die Futterküche.
Und nach Südosten führte eine Tür in einen schmalen Flur, von dem aus man die Schlafzimmer des Ehepaares Gruber (südwestliches Eckzimmer) und der Viktoria samt Kindern (östlich zum Stall hin) kam. Die Türe in das Hofinnere wurde als Haupt-Haustüre benutzt.
Der Stall
Der Stall war durch einen langgezogenen Futtertrog in einen Futtergang und den Stallbereich getrennt. Der Stall selbst war für die unterschiedlichen Tiere in Boxen abgeteilt. Vom Stall aus gelangte man über eine Türe in den Scheunenbereich.
Der Scheunentrakt
In grün ist der Stadel eingezeichnet. Ein kleiner Anbau (gelb) beherbergte einen Motor, der wahrscheinlich zum Antrieb der Futterschneidemaschine verwendet wurde. Innerhalb des Stadels gab es noch weitere hölzerne Aufteilungen. Vier Opfer wurden im Türbereich Stadel-Stall aufgefunden.
Das Maschinenhaus
Im Maschinenhaus (rot) wurden alle Maschinen und Fuhrwerke gelagert und es ermöglichte die Durchfahrt vom nordöstliche "Gröberner Tor" ins Hofinnere durch das "Hoftor". Desweiteren gab es ein großes Tor in Richtung des Hexenholzes, das ihm zu Ehren als "Hexenholztor" bezeichnet wird.
Der Dachboden
Der Dachboden war durchgängig und baulich nicht abgetrennt, so dass man im ersten Stock vom Scheunenbereich bis über den Wohnbereich gelangen konnte. Neben einem Taubenschlag gab es noch einige hölzerne Abtrennungen, wo u.a. Getreide gelagert wurde. Über dem Wohnbereich gab es einen Raum mit einer Bettlade und direkt beim Kamin eine Räucherkammer.
Der Keller
Unter dem Wohnbereich war der Hof unterkellert. Hier lagerten große Mengen an Kartoffeln und Zuckerrüben in Abteilen. Auch wurden hier Milchfässer etc. gelagert.
Das Backhäuschen
Direkt am Weg nach Gröbern stand ein Backhaus, das eventuell wie früher üblich auch als Waschküche benutzt wurde.
Der Brunnen
Die Wasserversorgung von Hinterkaifeck erfolgte über einen eigenen Brunnen, der neben dem Backhaus stand.
Die Remise
Gegenüber der südlichen Haustüre stand auf der Wiese ein "Schuppen", in dem Geräte, Wagen, eine Kartoffelrutsche [Anm.: dies ist nicht bestätigt sondern liegt nach Analyse der Tatortbilder nahe] usw. untergestellt waren.
Die Geschichte des Hofes
Erbauung
Wer Hinterkaifeck erbaut hat und wann, ist noch nicht vollständig entschlüsselt. Auf den zugänglichen offiziellen Katasterkarten(Registrierung für diesen Link erforderlich) taucht Hinterkaifeck erstmal 1869 auf, 1862 war es noch nicht erfasst.
Im Hypothekenbuch für die Gemeinde Wangen Bd.I findet man einen Eintrag, wonach Johann Asam am 21.September 1876 Hinterkaifeck erworben hat. Dazu wird auf einen Kaufvertrag vom Februar gleichen Jahres verwiesen. Zudem wird vom Gebäude selbst gesagt, es sei "neu erbaut". Das Erbauungsdatum muss somit zwischen Herbst/Winter 1862 und Herbst/Winter 1864 liegen.
Die verschiedenen Besitzer von Hinterkaifeck
(Diese hier angegebenen Informationen sind u.U. nicht vollständig und werden ergänzt, sobald sich neue Kenntnisse ergeben)
- xxxx - 9. Februar 1865: Alois Nußsteiner, Hohenstadt, Maurermeister
- 9. Februar 1865 - 24. April.1877: Johann Asam (Kauf)
- 24. April 1877 - 21. Mai 1885: je hälftig Josef Asam und Cäzilia Sanhüter (spätere Gruber) (Übergabevertrag)
- 21. Mai 1885 - 3. Juli 1885: Cäzilia Asam (spätere Gruber)
- 3. Juli 1885 - 11. März 1914: je hälftig Cäzilia Asam (spätere Gruber) und Andreas Gruber (Erbvertrag, evtl. trat die neue Besitzverteilung erst mit der eigentlichen Hochzeit am 14. April 1886 in Kraft)
- 11. März 1914 - 12. Dezember 1914: je hälftig Viktoria Gruber (spätere Gabriel) und Karl Gabriel
- 12.Dezember 1914 - 31. März 1922: 5/8 Viktoria Gabriel und 3/8 Cäzilia Gabriel (Tod v Karl Gabriel)
- 31. März 1922 - 22. September 1922: Erbengemeinschaft zwischen Mitgliedern der Familie Gruber, Starringer und Gabriel (Nachlassgericht)
- 22. September 1922 - xxxx: Josef Gabriel
(Siehe auch: HK-Wiki-Seite zum Thema)