Zeitungsartikel: 1922-04-10 Münchner Zeitung: Unterschied zwischen den Versionen
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Beim Eindringen in das Anwesen fanden die drei Männer aus Gröbern die Kuh, welche unmittelbar neben der vom Stall in den Stadel führenden Türe stand, los, das übrige Vieh war an den Ketten. Dieses eine Stück wurde vom Täter losgelassen; es verursachte selbstverständlicherweise Störung und Unruhe beim übrigen Vieh, worauf die Hauseinwohner der Reihe nach Nachschau hielten. Mit dieser Wahrscheinlichkeit scheinen die Mörder bestimmt gerechnet zu haben. So wurde dann vermutlich zunächst die alte Frau Gruber, darauf die Besitzerin Frau Gabriel, dann der eben zu Bett gegangene alte Gruber und zuletzt die kleine Viktoria ergriffen und durch meist sofort tödliche Schläge auf den Kopf beiseite geschafft und zur Türe hinaus in den Stadel geworfen. Die kleine Viktoria scheint einen Todeskampf gehabt zu haben, denn die hielt ein Büschel Haare in der rechten Hand.<br> | Beim Eindringen in das Anwesen fanden die drei Männer aus Gröbern die Kuh, welche unmittelbar neben der vom Stall in den Stadel führenden Türe stand, los, das übrige Vieh war an den Ketten. Dieses eine Stück wurde vom Täter losgelassen; es verursachte selbstverständlicherweise Störung und Unruhe beim übrigen Vieh, worauf die Hauseinwohner der Reihe nach Nachschau hielten. Mit dieser Wahrscheinlichkeit scheinen die Mörder bestimmt gerechnet zu haben. So wurde dann vermutlich zunächst die alte Frau Gruber, darauf die Besitzerin Frau Gabriel, dann der eben zu Bett gegangene alte Gruber und zuletzt die kleine Viktoria ergriffen und durch meist sofort tödliche Schläge auf den Kopf beiseite geschafft und zur Türe hinaus in den Stadel geworfen. Die kleine Viktoria scheint einen Todeskampf gehabt zu haben, denn die hielt ein Büschel Haare in der rechten Hand.<br> | ||
Als die Unmenschen den ersten Teil ihrer gräßlichen Tat vollbracht, gingen sie durch den Stall nach der Magdkammer, wo die bekanntlich am gleichen Tage eingestandene Magd Baumgartner gerade am Ausziehen war, wie ein abgezogener Schuh vermuten läßt. Diese wurde durch wuchtige Schläge direkt auf den Hinterkopf sofort erledigt. Der kleine Joseph wird daraufhin geweint und geschrien haben, so daß er den Mördern unbequem erschien. So ist es zu erklären, warum auch er zum gänzlich unschuldigen Opfer wurde. Dem Kleinen wurde der Kopf durch das aufgespannte Wagendach hindurch zertrümmert.<br> | Als die Unmenschen den ersten Teil ihrer gräßlichen Tat vollbracht, gingen sie durch den Stall nach der Magdkammer, wo die bekanntlich am gleichen Tage eingestandene Magd Baumgartner gerade am Ausziehen war, wie ein abgezogener Schuh vermuten läßt. Diese wurde durch wuchtige Schläge direkt auf den Hinterkopf sofort erledigt. Der kleine Joseph wird daraufhin geweint und geschrien haben, so daß er den Mördern unbequem erschien. So ist es zu erklären, warum auch er zum gänzlich unschuldigen Opfer wurde. Dem Kleinen wurde der Kopf durch das aufgespannte Wagendach hindurch zertrümmert.<br> | ||
Die Einwendung, daß man die Rufe der im | Die Einwendung, daß man die Rufe der im Stall getöteten Opfer doch irgendwie in den Wohnräumen hätte vernehmen müssen, wird aufgeklärt, wenn man weiß, daß das dumpf gebaute alte Haus auch sehr laute Töne nicht durchdringen ließ, wie ein nachträglich angestellte Probe bewies. Die Beute der Raubmörder bestand im Inhalt der großen Brieftasche, die man leer am Boden fand. Da die Unmenschen schnell zum gewollten Raub gekommen waren, sahen sie von einer weiteren Durchwühlung der Schränke und Behälter ab. An Vorräten scheinen die Mörder lediglich Brot – da kein einziges Stückchen mehr vorgefunden wurde, der Ofen war zum Backen hergerichtet – und Fleisch mitgenommen zu haben.<br> | ||
Über die Sonderlinge vom „hinteren Kaifeck“ Hof wird allgemein erzählt, daß die Leute höchst merkwürdig gewesen seien. Sie mieden die Leute aus Gröbern nach Möglichkeit und hatten das Haus meist abgesperrt, so daß der Postbote innerhalb eines ganzen Jahres kaum einige Male seine Briefschaften persönlich übergeben konnte. Beim „Kaifecken“ stellte man Knechte oder Mägde ein, ohne daß man in Gröbern etwas erfuhr. Im Übrigen sollen die Leute äußerst, ja übertrieben arbeitsam gewesen sein und mehr als gespart haben. Auf dem Anwesen fand man auch erhebliche Bestände an Kartoffeln, Getreide usw. vor, die einen Wert von mehreren Hunderttausend darstellen.<br><br> | Über die Sonderlinge vom „hinteren Kaifeck“ Hof wird allgemein erzählt, daß die Leute höchst merkwürdig gewesen seien. Sie mieden die Leute aus Gröbern nach Möglichkeit und hatten das Haus meist abgesperrt, so daß der Postbote innerhalb eines ganzen Jahres kaum einige Male seine Briefschaften persönlich übergeben konnte. Beim „Kaifecken“ stellte man Knechte oder Mägde ein, ohne daß man in Gröbern etwas erfuhr. Im Übrigen sollen die Leute äußerst, ja übertrieben arbeitsam gewesen sein und mehr als gespart haben. Auf dem Anwesen fand man auch erhebliche Bestände an Kartoffeln, Getreide usw. vor, die einen Wert von mehreren Hunderttausend darstellen.<br><br> | ||
Version vom 18. April 2011, 15:30 Uhr
Die Bluttat von Hinterkaifeck
Detailinformationen
Datum
10. April 1922
Ort
Art des Dokumentes
Zeitungsartikel
Verfasser
Verfasst für
Münchner Zeitung
Inhalt
Die Bluttat von Hinterkaifeck Ergebnisse der bisherigen Untersuchung am Tatort Verhaftungen
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