Dokumente: 1971-06-29 Zeugenvernehmung Tschernay Therese: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. Februar 2017, 10:24 Uhr
Vernehmung
Detailinformationen
Datum
29.6.1971
Ort
Augsburg
Art des Dokumentes
Vernehmungsprotokoll
Verfasser
Gastl, KI
Verfasst für
Kriminal-Polizei Augsburg
Verfügbar
Staatsarchiv Augsburg
Inhalt
Kriminal-Polizei Augsburg, 29.6.1971
KI I/0 Auf Vorladung kommt die gesch. Rentnerin T s c h e r n a y Therese zur Kriminalpolizei. Sie gibt an:
Wie ich in meinem Brief an die Staatsanwaltschaft Augsburg geschrieben habe, kam Frau Schreier nach dem Mord von Hintekaifeck zu uns und hat meiner Mutter von dem Mordfall erzählt. Wie schon erwähnt, bezichtigte sie ihre Söhne als Täter. Als dann die Polizei zu uns ins Haus kam und meine Eltern vernommen hat, haben wir Kinder in unserer Neugierde versucht an der Türe zu lauschen. So habe ich bruchstückweise erfahren, daß Frau Schreier ihre beiden Söhne wirklich als die Mörder von Hinterkaifeck angegeben hatte. Einzelheiten über dieses damalige Gespräch habe ich nicht gehört und würde sie heute auch nicht mehr wiedergeben können. Ob die Frau Schreier geisteskrank war, kann ich nicht sagen. Ich nehme an, daß sie den Freitod gesucht hat, weil sie wegen der Mordsache mit ihrem Gewissen nicht mehr fertig wurde. Andreas Schreier, einer der angeblichen Täter, ist einige Jahre nach dem Mordfall gestorben. Man hat damals erzählt, daß ihn der Teufel geholt habe. Bei seiner letzten Beichte hat er dem Pfarrer den Mord gestanden. Er hat den Geistlichen auch von seiner Schweigepflicht entbunden und ihm erlaubt, daß er die Sache an die Öffentlichkeit bringen darf. Nach der Beichte hat der betreffende Pfarrer seinen Kaplan beauftragt die Beerdigung durchzuführen. Er hat ihm erlaubt, am offenen Grabe die Mörder namentlich bekanntzugeben. Dies war dann der Anlaß für einen Zwischenfall, bei dem Karl Schreier versucht hat, den Kaplan ins offene Grab zu stoßen. Der Pfarrer selber ist nach der Beichte sofort nach Schrobenhausen gefahren und hat den Vorfall und das Geständnis des Andreas Schreier berichtet. Wenn ich erwähnt habe, daß Andreas Schreier vom Teufel geholt wurde, so kann ich das auch durchaus begründen. Er hat nämlich vor seinem Tode zum Pfarrer der bei ihm war gesagt, daß der Teufel mit im Zimmer stehe. Ich erin-nere mich, daß ich damals in meiner kindlichen Neugierde in das Sterbezimmer des Andreas Schreier durch das Fenster hineingesehen habe. Nach seinem Tod war das Zimmer plötzlich kohlschwarz. Ich nehme an, daß dieser Umstand dafür spricht, daß Andreas Schreier tatsächlich vom Teufel geholt wurde.
Zum eigentlichen Tatgeschehen möchte ich noch anführen, daß damals nach den Erzählungen meiner Mutter 6 Personen ermordet wurden. Dem Hüterjungen, der mit zu den Opfern gehörte, sind die Täter sogar in den Wald gefolgt und haben ihn dort umgebracht. Dem Buben war es nämlich anfangs gelungen wegzulaufen. Wenn mir gesagt wird, daß damals ein Junge nicht zu den Opfern des Mordes zählte, so muß das ein Irrtum sein. Meine Mutter hat mir genau erzählt, daß ein Junge mitumgebracht wurde. Meine Schwester war auch bei der Beerdigung dabei und hat miterlebt, wie die Opfer von Hinterkaifeck, darunter dieser Hüterjunge, beerdigt wurden. Das Mordwerkzeug soll ein Pickel gewesen sein. Man hat erzählt, daß dieser Pickel nach der Tat unter einer Brücke versteckt wurde und später, als man das Anwesen abriß, wieder zum Vorschein kam. Weitere Angaben kann ich zur Sache nicht machen. Ich habe alles nach bestem Wissen und Gewissen gesagt. Es liegt mir fern, jemand falsch anzuschuldigen. Ich habe nur objektiv angegegeben, was ich in der Sache selber erfahren habe und was mir meine Mutter berichtete. Selbst gelesen, genehmigtGeschlossen
und unterschrieben: Therese Tschernay Gastl, KI
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Offene Fragen/Bemerkungen
Siehe Aktenvermerk des KI Gastl über die Vernehmung der Zeugin Th. Tschernay vom 29.06.1971