Korbmacher und deren Lebensumstände: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Entstehung  bzw. Entwicklung des Korbmacher-Handwerks zum Haupterwerbszweig ist mit dem Zusammenspiel verschiedener Rahmenbedingungen zu erklären.<br>
Die Entstehung  bzw. Entwicklung des Korbmacher-Handwerks zum Haupterwerbszweig ist mit dem Zusammenspiel verschiedener Rahmenbedingungen zu erklären.<br>


Tatsächlich spielte hier die Herkunft eine nicht unbedeutende Rolle. Hausierer gehörten einerseits oft ethnischen Minderheiten an wie Sinti, Roma, Juden oder Jenischen an. <br>
Tatsächlich spielte hier die Herkunft eine nicht unbedeutende Rolle. Hausierer gehörten einerseits oft ethnischen Minderheiten an wie Sinti, Roma, Juden oder Jenischen. <br>


Andrerseits war vielen Menschen, gerade im [[Wissen: Das altbayerische Donaumoos|Donaumoos]] Landwirtschaft nur bedingt möglich und bot nur wenigen Familien eine ausreichende Lebensgrundlage, so daß sie auf die Korbhausiererei, mit den  kostenlosen Rohmaterialen angewiesen waren, um ihre oftmals kinderreichen Familien durchzubringen.<br>
Andrerseits war vielen Menschen, gerade im [[Wissen: Das altbayerische Donaumoos|Donaumoos]] Landwirtschaft nur bedingt möglich und bot nur wenigen Familien eine ausreichende Lebensgrundlage, so daß sie auf die Korbhausiererei, mit den  kostenlosen Rohmaterialen angewiesen waren, um ihre oftmals kinderreichen Familien durchzubringen.<br>


Hausierer wurden aber auch mit Misstrauen betrachtet, man unterstellte ihnen Diebstähle oder ein Auskundschaften für Diebe; auch Betrügereien mit minderwertiger oder überteuerter Ware wurden immer wieder kolportiert, nicht zuletzt, weil der Hausierer nach dem Verkauf weiterzog und daher, anders als ein ortsansässiger Händler, nicht für Reklamationen erreichbar war. Gleichzeitig  waren sie fester Bestandteil insbesondere der ländlichen Sozialstruktur, man richtete sich auf ihr durchaus erwünschtes, oft herbeigesehntes Kommen ein. Ihr Warenangebot umfasste nämlich meist Artikel, die in ländlichen Gegenden nicht erhältlich waren und auch nicht selbst hergestellt werden konnten. Eine ihrer wichtigsten Nebenfunktionen war, dass sie Nachrichten und Informationen aus dem weiteren Umfeld überbrachten.<br>
Hausierer wurden aber auch mit Misstrauen betrachtet, man unterstellte ihnen Diebstähle oder ein Auskundschaften für Diebe; auch Betrügereien mit minderwertiger oder überteuerter Ware wurden immer wieder kolportiert, nicht zuletzt, weil der Hausierer nach dem Verkauf weiterzog und daher, anders als ein ortsansässiger Händler, nicht für Reklamationen erreichbar war. Gleichzeitig  waren sie fester Bestandteil insbesondere der ländlichen Sozialstruktur, man richtete sich auf ihr durchaus erwünschtes, oft herbeigesehntes Kommen ein. Ihr Warenangebot umfasste nämlich meist Artikel, die in ländlichen Gegenden nicht erhältlich waren und auch nicht selbst hergestellt werden konnten. Eine ihrer wichtigsten Nebenfunktionen war, dass sie Nachrichten und Informationen aus dem weiteren Umfeld überbrachten.<br>
===weiteres Beispiel innerhalb der Familie Gump===
[[Datei:AIMG 2771 Haus im Moos Kanalhaus.jpg|thumb|rechts| Korbmacherhaus der Familie Weidner (heute im Freilichtmuseum Kleinhohenried)]]
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Das sogen. Kanalhäusl wurde in den 1860iger Jahren in Grillheim erbaut. Hierfür hatten sich die Korbmacherseheleute Weidner 1864 am nördlichen Ende der heutigen Eicherstraße in Grillheim ein Stück Kanaldamm (billigster Grund) mit 100 Quadratmetern gekauft. Die Hälfte ihrer Investition wird durch einen Kredit von der Kirche Karlskron bestritten, den sie zeitlebens nicht mehr zurückzahlen (oder zurückzahlen konnten).
====Familie Weidner====
{| class="wikitable"
|Georg Weidner
|Barbara Tretter
|&nbsp;
| colspan="2"|die unehel. Tochter der<br>Walburga Gump
|-
|colspan="2"| Michael Weidner<br>*09.11.1828 in Braulach
|rowspan="2"| oo am 08.10.1861<br> in Karlskron
|colspan="2"| Mari<u>anna</u> Gump
|}
M. Anna Gump (nun Weidner) war eine Cousine zu [[Personen: Gump Anton sen. | Gump Anton senior]] und dem Donaumoosräuber [[Personen: Gump Ferdinand|Ferdinand Gump]] sowie die Halbcousine zu [https://de.wikipedia.org/wiki/Donaumoosr%C3%A4uber Eduard Gänswürger].<br>
Ihr erstes uneheliches Kind Alberta bekam sie am 22.04.1857- das Mädchen-deren Vater nicht angegeben ist- starb am 01.05.1857.Danach folgten die unehelichen Söhne von Michael Weidner: <br>
#Anaclotus, *12.07.1859 <br>
#Hilarius, *11.01.1861-02.09.1861<br>
Nach der Hochzeit kamen noch weitere Kinder:
#Theresia (1862–1862) <br>
#Anna (1864–1864) <br>
#Johann Baptist (*1867) <br>
#Susanna (1869–1869) <br>
In einer öffentl. Verhandlung des k. Stadt-und Landgerichts Neuburg  am 22. November 1966 wurde Anna Weidner wegen Bettelns zu  2 Tagen Arrest verurteilt. Am 23. Februar 1837 wurde Michael Weidner wegen Diebstahls zu 3 Jahren und 9 Monaten Zuchthaus verurteilt. Des Weiteren wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte für 8 Jahre aberkannt. <br>
Am Vormittag des 14.10.1873 starb Anna Weidner an der Cholera, und hinterließ ihrem Ehemann die beiden Söhne Anaclotus „Annaklet“ und <u>Johann</u> Baptist.
Annaklet erhielt ein Wohnrecht im Haus bis zur Eheschließung, der jüngere Sohn Johann, der als „krüppelhaft und durchaus unfähig [...], jemals selbst seinen Unterhalt zu erwerben“, bezeichnet wurde, erhielt das Wohnrecht auf Lebenszeit. Im angrenzenden Stall wurde eine Ziege gehalten, da eine Kuh zu teuer gewesen wäre.<br>
Michael Weidner heiratete 1876 (07.02.1876 mit Walburga Luft aus Karlsuh) erneut, verkaufte das Haus, wohnte aber mit seiner Familie weiterhin darin – nun zur Miete. 1877 kaufte er es wieder zurück. Zwölf Jahre später am 15.04.1889 starb er.
Zu diesem Zeitpunkt war Annaklet Weidner bereits ausgezogen und lebte als Fabrikarbeiter in Heufeld.  Johann Weidner zahlte ihn und die Stiefmutter aus, letztere erhielt aber ein Wohnrecht im Haus.<br>
1897 verkaufte er es an das angejahrte Korbmachersehepaar Kügler<sup>1</sup>, behielt aber das lebenslängliche unentgeltliche Wohnrecht in einem der beiden Zimmer. Später lebte auch noch der Küglerssohn Jakob Eichner, ebenfalls Korbmacher<sup>2</sup> samt Frau und zwei kleinen Kindern im Kanalhaus, allerdings waren diese jungen Leute wohl oft nicht anwesend, da sie als Korbmacher auf Reisen gingen. 1913 ging das Anwesen durch Erbschaft an Maria Eichner über, den alten Küglers aber verblieb das Wohnrecht. 1926 erbte Maria Eichners Witwer mit vier minderjährigen Kindern, denen wiederum Wohnrecht bis zur Eheschließung zugesagt wurde, das Haus.<br>
<sup>1</sup>:Theresia Kügler (verw. Eichner, geb, Hauser aus Walding) ist die Witwe des Korbmachers Josef Eichner, und wurde am 26.03.1836 in Walding als Tochter von '''Johann Hauser''' geboren<br>
Über ihren Vater schrieb der Raubmörder [[Personen: Gump Ferdinand|Ferdinand Gump]]:<br>
Der alte Hauser aus Walding war mir von Jugend aus bekannt, und ich hatte die Bekanntschaft mit ihm fortgesetzt, weil die Adelheid Fuchs, die Geliebte des Christlhannes, zu seiner Verwandtschaft gehörte. Ich glaubte immer, daß er an unserer Wilddieberei ein gewisses Interesse hätte, denn vieles von dem, was wir erbeuteten, kam ihm und den Seinigen zugute. Dieser alte Mann ist eigentlich mein Unglück gewesen. Denn ich hatte, als mein Vater die Übergabe des Anwesens an mich verweigerte, die Absicht, mir mein Muttergut im Betrage von fünfundsiebzig Gulden auszahlen zu lassen, in ein kleines Anwesen hineinzuheiraten und mich von meiner Hände Arbeit zu ernähren. Davon wollte aber der alte Kerl nichts wissen. Ich
weiß noch genau, wie er auf ein an der Wand seiner Stube hängendes Gewehr zeigte und zu mir sagte: “Fendl, da hängt mein Stutzen, den nimmst, und mit dem tust, wasd' vorher getan, und mir folgst. Ich habe ihm gefolgt und bin wieder ans Wildern und ans Stehlen gegangen,....“<br>
<sup>2</sup>:Sohn der Th. Kügler aus der Ehe mit Josef Eichner<br>
Gemessen an diesem Beispiel kann man sowohl die Armut, die beengten Wohnverhältnisse wie auch die Abhängigkeit der Einkünfte aus einem  Nebenerwerb im Wandergewerbe wie dem des Korbmachers, wovon  ganz viele Familien im [[Wissen: Das altbayerische Donaumoos|Donaumoos]] betroffen waren erkennen.