Wissen: Das altbayerische Donaumoos: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Donaumoos-Kommission machte salopp gesagt „Werbung“ und bot dieses neue Land wo von der Kommission Häuser und Wirtschaftsgebäude teils auf Vorrat, teils nach Auftrag gebaut wurden mit Anreizen wie günstigste Grundstückspreise, | Die Donaumoos-Kommission machte salopp gesagt „Werbung“ und bot dieses neue Land wo von der Kommission Häuser und Wirtschaftsgebäude teils auf Vorrat, teils nach Auftrag gebaut wurden mit Anreizen wie günstigste Grundstückspreise, Steuerbefreiung für mehrere Jahre, Wehrdienstbefreiung an.<br> | ||
1827 schrieb Maximilian Joseph Römer, königl. Landgerichts-Assessor in Rosenheim in ''„Geschichte des Bairischen Volkes; Geschichte, Geographie und Statistik des Baierlandes“''<br> | 1827 schrieb Maximilian Joseph Römer, königl. Landgerichts-Assessor in Rosenheim in ''„Geschichte des Bairischen Volkes; Geschichte, Geographie und Statistik des Baierlandes“''<br> | ||
„Der Kurfürst selbst gab ein großes Beyspiel, als er das große Donaumoos troken legte. Dieses erstrekte sich in einer Ausdehnung von 8 Stunden zwischen der Paar und der Donau, zwischen Schrobenhausen und Neuburg, ein unfruchtbarer Grund, der nur dem Viehe eine schlechte und kargliche Nahrung darbot. Nachdem zwei Kanale zur Ableitung des Sumpfwassers gegraben waren , wurden die gewonnenen Streken neuen Anbauern, mit Befreiung von allem grund und lehnherrlichen Verbande, eigenthumlich überlassen. Eine Donaumoos - Kulturs-Gesellschaft , an deren Spize der Staats= und Conferenz- Minister Freiherr von Kreitmair und der Referendar von Stengel als Directoren , der Landesregierungsrath von Aretin und der Hofkammerrath Riedl als Commissarien standen , mit großen Privilegien ausgestattet übernahm das Geschaft der Grundevertheilung und suchte die Unkosten durch Actien zu deken . Allein was auch immer geschah , um das Loos der Kolonisten zu erleichtern , die unůberwindliche Undankbarkeit des Bodens vereitelte den größten Theil der Hoffnungen , die man von diesem großen und ruhmwürdigen Unternehmen zu machen berechtiget war. Mit ungeheuren Kosten wurden breite Kandle angelegt und mit Alleen bepflanzt, eine Landstrasse durch den Sumpf errichtet , der Lauf der Donau geändert und ihre Krümmungen abgestochen , um die erneuerte Uiberschwemmung des gewonnenen Bodens bei eintretendem Hochwasser zu verhindern , alle gesezlich ausgesprochenen Vortheile für Kulturanten wurden den Ansiedlern in doppeltem Maaße gewährt und neue hinzugefügt, sie blieben doch , bis auf den heutigen Tag , in einem Zustande von Armuth und burgerlicher Kraftlosigkeit , den Niemand beneidet. Denn nicht überall sind die Hindernisse vollständig zu besiegen. welche die Natur der Hand des Menschen entgegensezt . Noch schädlicher wirkte aber auf das Aufblühen der neuen Kolonien das in der Folge gegebene Gesez , daß übelberichtigte Menschen , Vagabunden und Gauner auf das Donaumoos verpflanzt wurden . Verbrecher und Fluchtlinge können auf diesem Wege nur dadurch zu fleißigen Menschen und ordentlichen Bürgern umgewandelt , wenn sie , von der übrigen Gesellschaft isolirt und auf sich selbst beschränkt , durch die physische Nothwendigkeit gezwungen werden , ihr Brod im Schweiße ihres Angesichts zu verdienen . Das Donaumoos war aber keine nordamerikanische Kolonie und keine Botany Bay; schlechte Menschen, in den Schooß rechtlicher Bürger ausgeworfen , konnten dem Anbau des Bodens , ihre Hände an ewigen Müssigang gwöhnt , nicht förderlich seyn , sie konnten nur das Eigenthum und die Sicherheit derjenigen unaufhörlich gefährden , die das Unglük hatten , in ihrer Nähe leben zu müssen.“<br> | „Der Kurfürst selbst gab ein großes Beyspiel, als er das große Donaumoos troken legte. Dieses erstrekte sich in einer Ausdehnung von 8 Stunden zwischen der Paar und der Donau, zwischen Schrobenhausen und Neuburg, ein unfruchtbarer Grund, der nur dem Viehe eine schlechte und kargliche Nahrung darbot. Nachdem zwei Kanale zur Ableitung des Sumpfwassers gegraben waren , wurden die gewonnenen Streken neuen Anbauern, mit Befreiung von allem grund und lehnherrlichen Verbande, eigenthumlich überlassen. Eine Donaumoos - Kulturs-Gesellschaft , an deren Spize der Staats= und Conferenz- Minister Freiherr von Kreitmair und der Referendar von Stengel als Directoren , der Landesregierungsrath von Aretin und der Hofkammerrath Riedl als Commissarien standen , mit großen Privilegien ausgestattet übernahm das Geschaft der Grundevertheilung und suchte die Unkosten durch Actien zu deken . Allein was auch immer geschah , um das Loos der Kolonisten zu erleichtern , die unůberwindliche Undankbarkeit des Bodens vereitelte den größten Theil der Hoffnungen , die man von diesem großen und ruhmwürdigen Unternehmen zu machen berechtiget war. Mit ungeheuren Kosten wurden breite Kandle angelegt und mit Alleen bepflanzt, eine Landstrasse durch den Sumpf errichtet , der Lauf der Donau geändert und ihre Krümmungen abgestochen , um die erneuerte Uiberschwemmung des gewonnenen Bodens bei eintretendem Hochwasser zu verhindern , alle gesezlich ausgesprochenen Vortheile für Kulturanten wurden den Ansiedlern in doppeltem Maaße gewährt und neue hinzugefügt, sie blieben doch , bis auf den heutigen Tag , in einem Zustande von Armuth und burgerlicher Kraftlosigkeit , den Niemand beneidet. Denn nicht überall sind die Hindernisse vollständig zu besiegen. welche die Natur der Hand des Menschen entgegensezt . Noch schädlicher wirkte aber auf das Aufblühen der neuen Kolonien das in der Folge gegebene Gesez , daß übelberichtigte Menschen , Vagabunden und Gauner auf das Donaumoos verpflanzt wurden . Verbrecher und Fluchtlinge können auf diesem Wege nur dadurch zu fleißigen Menschen und ordentlichen Bürgern umgewandelt , wenn sie , von der übrigen Gesellschaft isolirt und auf sich selbst beschränkt , durch die physische Nothwendigkeit gezwungen werden , ihr Brod im Schweiße ihres Angesichts zu verdienen . Das Donaumoos war aber keine nordamerikanische Kolonie und keine Botany Bay; schlechte Menschen, in den Schooß rechtlicher Bürger ausgeworfen , konnten dem Anbau des Bodens , ihre Hände an ewigen Müssigang gwöhnt , nicht förderlich seyn , sie konnten nur das Eigenthum und die Sicherheit derjenigen unaufhörlich gefährden , die das Unglük hatten , in ihrer Nähe leben zu müssen.“<br> | ||