Komplex Adolf Gump: Der Weg nach Oberschlesien: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie: Komplex Gump]]
Um die Situation der Kämpfe in Oberschlesien und den Einsatz der Freikorps- und Freiwilligenverbände besser zu verstehen, ist es unumgänglich sich mit den historischen Fakten vertraut zu machen. Aufgrund des Umfangs des Geschehens müssten wir an dieser Stelle viel zur Geschichte Polens beschreiben, was strenggenommen nicht in Wiki das sich mit dem Mordfall Hinterkaifeck beschäftigt gehört, wir erlauben uns deshalb  die Historie  auf das Wesentliche beschränkt und mit externen Links widerzugeben.<br>
Um die Situation der Kämpfe in Oberschlesien und den Einsatz der Freikorps- und Freiwilligenverbände besser zu verstehen, ist es unumgänglich, sich mit den historischen Fakten vertraut zu machen. Aufgrund des Umfangs des Geschehens müssten wir an dieser Stelle viel zur Geschichte Polens beschreiben, was strenggenommen nicht in ein Wiki das sich mit dem Mordfall Hinterkaifeck beschäftigt gehört. Wir erlauben uns deshalb  die Historie  auf das Wesentliche beschränkt und mit externen Links widerzugeben.<br>
Zum Einstieg verweisen wir auf die vom Historiker Bernhard Sauer verfasste Veröffentlichung „Auf nach Oberschlesien“, die als Digitalisat im PDF-Format [http://www.bernhard-sauer-historiker.de/sauer_oberschlesien.pdf hier] gelesen werden kann. Sauer beschreibt dort nachvollziehbar die Situation, die in Polen und den Ostprovinzen nach dem 1. Weltkrieg herrschte, und die schließlich zu den Schlesischen Aufständen führte.<br>
Zum Einstieg verweisen wir auf die vom Historiker Bernhard Sauer verfasste Veröffentlichung „Auf nach Oberschlesien“, die als Digitalisat im PDF-Format [http://www.bernhard-sauer-historiker.de/sauer_oberschlesien.pdf hier] gelesen werden kann. Sauer beschreibt dort nachvollziehbar die Situation, die in Polen und den Ostprovinzen nach dem 1. Weltkrieg herrschte, und die schließlich zu den Schlesischen Aufständen führte.<br>


===Ergänzungen===
===Ergänzungen===
====Waffenstillstandsbedingungen vom 11. November 1918====
====Waffenstillstandsbedingungen vom 11. November 1918====
 
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====Józef Piłsudski und die POW====
====Józef Piłsudski und die POW====
 
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Im August 1914 gründete  Józef Piłsudski die <b>“Polska Organizacja Wojskowa“</b> (Abk. POW, deutsch Polnische Militärorganisation), eine geheime Militärorganisation polnischer Unabhängigkeitskämpfer, die im Nachrichtendienst und für Sabotageaktionen gegen die Besatzer Polens eingesetzt wurde und als Ergänzung zu den etwa zeitgleich aufgestellten Polnischen Legionen, die als reguläre Truppe am Ersten Weltkrieg auf österreichischer Seite teilnahmen diente. 1916 verfügte sie bereits über 5000 Angehörige.<br>
Im August 1914 gründete  Józef Piłsudski die <b>“Polska Organizacja Wojskowa“</b> (Abk. POW, deutsch Polnische Militärorganisation), eine geheime Militärorganisation polnischer Unabhängigkeitskämpfer, die im Nachrichtendienst und für Sabotageaktionen gegen die Besatzer Polens eingesetzt wurde und als Ergänzung zu den etwa zeitgleich aufgestellten Polnischen Legionen, die als reguläre Truppe am Ersten Weltkrieg auf österreichischer Seite teilnahmen diente. 1916 verfügte sie bereits über 5000 Angehörige.<br>
Den Ersten Weltkrieg versuchte Piłsudski für die Gewinnung der Eigenstaatlichkeit Polens zu nutzen. Piłsudski musste im Verlauf seiner Kooperation mit den Mittelmächten feststellen, dass diese seine Ziele eines unabhängigen polnischen Staates nicht glaubwürdig unterstützten. Infolgedessen trat er im Juli 1917 aus dem im Januar gebildeten „Provisorischen Staatsrat im Königreich Polen“ (Tymczasowa Rada Stanu w Królestwie Polskim; Piłsudski war in diesem Vertreter für militärische Fragen) aus und verweigerte zusammen mit seinen Soldaten den Eid auf den deutschen Kaiser Wilhelm II., womit die [https://de.wikipedia.org/wiki/Eidkrise  Eidkrise] ausgelöst wurde, gleichzeitig traten viele der vormaligen Angehörigen der Legionen nach ihrer Entlassung aus der Internierung der POW bei. Die Organisation begann nun, Sabotageakte auch gegen deutsche und österreichische Ziele (Stützpunkte und Nachschub) auszuführen.] Die POW arbeitete ab jetzt nur noch im Untergrund.<br>
Den Ersten Weltkrieg versuchte Piłsudski für die Gewinnung der Eigenstaatlichkeit Polens zu nutzen. Piłsudski musste im Verlauf seiner Kooperation mit den Mittelmächten feststellen, dass diese seine Ziele eines unabhängigen polnischen Staates nicht glaubwürdig unterstützten. Infolgedessen trat er im Juli 1917 aus dem im Januar gebildeten „Provisorischen Staatsrat im Königreich Polen“ (Tymczasowa Rada Stanu w Królestwie Polskim; Piłsudski war in diesem Vertreter für militärische Fragen) aus und verweigerte zusammen mit seinen Soldaten den Eid auf den deutschen Kaiser Wilhelm II., womit die [https://de.wikipedia.org/wiki/Eidkrise  Eidkrise] ausgelöst wurde, gleichzeitig traten viele der vormaligen Angehörigen der Legionen nach ihrer Entlassung aus der Internierung der POW bei. Die Organisation begann nun, Sabotageakte auch gegen deutsche und österreichische Ziele (Stützpunkte und Nachschub) auszuführen.] Die POW arbeitete ab jetzt nur noch im Untergrund.<br>
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===Unruhen in Oberschlesien===
===Unruhen in Oberschlesien===
Artikel 88 des Versailler Vertrags – der ohne Deutschland ausgehandelt wurde, und von der Mehrheit der Deutschen als illegitimes und demütigendes Diktat empfunden wurde sah vor:
 
Artikel 88 des Versailler Vertrags – der ohne Deutschland ausgehandelt wurde, und von der Mehrheit der Deutschen als illegitimes und demütigendes Diktat empfunden wurde sah vor:<br>
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===Die Reaktion in Deutschland===
===Die Reaktion in Deutschland===


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|[[Aussagen: 1952-05-06 Schindler Magdalena|Aussage seiner ehem. Lebensgefährtin Magdalena Schindler, 1952]]
|[[Aussagen: 1952-05-06 Schindler Magdalena|Aussage seiner ehem. Lebensgefährtin Magdalena Schindler, 1952]]
|<i>“in München hat er sich gestellt, dann ist er nach Oberschlesien kimma. Dös weiß ich noch gut, in der Knebelstraß 8 hat er sich gemeldet und da haben sie ihn gleich fort.“</i> <br>(Anm. HKnet: in der Knöbelstr. 8 wohnte der Gauleiter des Freikorps Oberland, Major Horodam)
|<i>“in München hat er sich gestellt, dann ist er nach Oberschlesien kimma. Dös weiß ich noch gut, in der Knebelstraß 8 hat er sich gemeldet und da haben sie ihn gleich fort.“</i> <br>(Anm. HKnet: in der Knöbelstr. 8 wohnte der Gauleiter des Freikorps Oberland, Major Horadam)
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===Straftaten der Kriminalabteilung Friedrich===
===Die Aufstände in Oberschlesien===
folgt
Zwischen Kriegsende und Abstimmungstag, dem 20. März 1921 – über die Frage der territorialen Zugehörigkeit eines Teiles der preußischen Provinz Oberschlesien kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen polnischen Einwohnern, die den Anschluss an Polen forderten, und deutschen Polizeieinheiten sowie Freikorps. Die Unruhen betrafen strenggenommen die ganze Zeit und eigentlich auch noch die Zeit nach dem Plebiszit, dennoch sind i.d. R. damit die drei bewaffneten Konflikte, die zwischen 1919 und 1921 im zum Deutschen Reich gehörenden Oberschlesien stattfanden, gemeint.
 
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!1. Aufstand
|&nbsp;16./17.08.1919 -<br>&nbsp;&nbsp;26.08.1919
|&nbsp;Der Aufstand blieb im Wesentlichen auf die &nbsp;(ehem.preuß.) Kreise Rybnik und Pleß beschränkt. Bei &nbsp;den Kämpfen kamen insgesamt etwa 500 Personen &nbsp;ums Leben, davon etwa 100 auf deutscher Seite
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!2. Aufstand
|&nbsp;&nbsp;19.08.2020–<br>&nbsp;&nbsp;&nbsp;25.081920
| Der zweite Aufstand war weniger ein breites Aufeinandertreffen der militanten Organisationen beider Seiten, sondern eher von Angriffen auf Zivilpersonen und punktuellen Kämpfen geprägt. Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Gewalttaten wie dem Niederbrennen des überwiegend von evangelischen Deutschen bewohnten Dorfes Anhalt, wobei Unbekannte 14 Gehöfte in Brand setzten. In Loslau wurde ein Deutscher getötet und ein weiterer verletzt. Bei der kleinen Ortschaft Josefstal wurden bei einem Überfall zehn Erntearbeiter getötet, darunter einige polnischsprachige aus Ostpreußen. Insgesamt forderte der Aufstand mindestens 35 Tote und mehrere hundert Verletzte
|-
!3. Aufstand
| &nbsp;&nbsp;03.05.1921-<br>&nbsp;&nbsp;05.07.1921
| Der Aufstand wurde als Reaktion auf die Ergebnisse der Volksabstimmung und die sich daraus ergebenden möglichen Teilungspläne für Oberschlesien begonnen. Mit ihm sollte auf militärische Weise eine faktische polnische Kontrollzone geschaffen werden, die – so die Hoffnung der polnischen Seite – in den politischen Debatten dann nicht mehr ohne Weiteres übergangen werden konnte. Bereits die Plebiszitkampagnen beider Seiten waren von fortlaufender Gewalt und politischem Terror begleitet. Auf deutscher Seite verübte die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz laut Aussage ihres Leiters Heinz Hauenstein etwa 200 politische Morde im Auftrag staatlicher deutscher Stellen.
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Gemäß des Versailler Vertrags sollten Teile des Grenzverlaufs zwischen Polen und Deutschland über Volksabstimmungen geregelt werden. Die Abstimmung, die große Teile der Provinz Oberschlesien betraf,  wurde von einer Interalliierten Kommission durchgeführt, die hierfür im Rahmen einer zeitlich befristeten Autonomie von Februar 1920 bis Juli 1922 die Regierungsgewalt im betroffenen Gebiet ausübte. <br>
Dies führte in Oberschlesien auf polnischer Seite zu erheblichen internen Spannungen. Die Nationaldemokratie unter ihrem in Oberschlesien führenden Kopf Wojciech Korfanty wollte unbedingt am Weg einer friedlichen politischen Lösung festhalten und schätzte ein Plebiszit als für die polnische Seite gewinnbar ein. Die paramilitärischen Kräfte der „Polska Organizacja Wojskowa Górnego Śląska“ ‚(dt. Polnische Militärorganisation Oberschlesien)‘ (POW GŚl), dem oberschlesischen Ableger der Polska Organizacja Wojskowa ‚Polnische Militärorganisation‘, drängten hingegen auf einen bewaffneten Aufstand, um unverzüglich Fakten zu schaffen. Dem standen die deutschen Freiwilligenverbände entgegen, die ab dem Frühjahr 1919 Freiwillige rekrutierten und bereits im Mai 1919 für die Ostgrenze 250.000 Mann konzentrieren hatte können. Mit allen verfügbaren Reserven rechnete man mit 400.000 einsatzfähigen Deutschen, während die Polen mit etwa 180.000 Mann verteidigen hätten können. <br>
Aufgrund der konspirativen Operationsweise der „Bojowka Polska“ (Spezialpolizei der POW) sah sich die deutsche Seite offenbar veranlasst, eine in ziviler Kleidung agierende Kommandotruppe aufzubauen. Ihre Aufgaben bestanden in der Initiierung von Unruhen im besetzten Gebiet, Diebstählen und Einbrüchen zur Informationsbeschaffung, Gefangenenbefreiungen, Sprengstoffanschlägen und der Ermordung politischer Gegner.<br>
 
 
====Straftaten der Kriminabteilung Fischer====
Nicht nur die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz verübte politische Morde und beging Straftaten, auch Mitglieder der Kriminabteilung Fischer terrorisierten die Bevölkerung, begingen Diebstähle und  mordeten.
Die zuständigen Ermittlungsbehörden verfolgten mehrere Angehörige der Abteilung, hier sind die mit der Beteiligung der vier von Reingruber gesuchten Personen, die in den Dokumenten als „Friedrich und Genossen“ bezeichnet werden :<br>
 
{| 
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! rowspan="2"style="text-align:center;"| Friedrich und Genossen
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|&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;
|[[Personen: Friedrich Ernst|Ernst Friedrich]]<br> [[Personen: Dressel Wilhelm|Wilhelm Dressel]]<br> [[Personen: Gump Adolf|Adolf Gump]]<br> [[Personen: Mussweiler Josef|Josef Mussweiler]]<br> und [[Personen: Seirer Eduard|Eduard Seirer]]
|}
 
 
 
{| class="wikitable"
!Aktenzeichen des Verfahrens
!Beschuldigte
! Straftat
!Status
|-
|2 J.1376/13 Neiße<br>C=DL 13/22 AG Ziegenhals
|[[Personen: Friedrich Ernst|Friedrich Ernst]]<br>[[Personen: Dressel Wilhelm|Dressel Wilhelm]]
|Anstiftung zum xxx Diebstahl
|Hauptverfahren ist öffentlich
|-
|2 J. 9771/21 Neiße<br>2 J.04/22 Neiße<br>C=5 DL 7/22 AG Ziegenhals
|[[Personen: Friedrich Ernst|Friedrich Ernst]] und Genossen
|Unterschlagung, xxx und einfacher Diebstahl
|Hauptverfahren ist öffentlich
|-
|4 J. 1425/19 Oppeln
|[[Personen: Gump Adolf|Adolf Gump]]<br>[[Personen: Friedrich Ernst|Ernst Friedrich]]<br>[[Personen: Seirer Eduard|Eduard Seirer]]<br> [[Personen: Dressel Wilhelm|Wilhelm Dressel]]
|Ermordung des Gastwirts Walenczyk
|Voruntersuchung eröffnet, Gump ist flüchtig
|-
|2 J. 990/21
| [[Personen: Mussweiler Josef|Mussweiler]]<br>Weyland
|Meineid
| &nbsp;
|-
|4 J. 1425/21 Oppeln
|
*[[Personen: Gump Adolf|Adolf Gump]]
*[[Personen: Friedrich Ernst|Ernst Friedrich]]
*[[Personen: Mussweiler Josef|Mussweiler Josef]]
*[[Personen: Dressel Wilhelm|Wilhelm Dressel]]
|Ermordung von neun Bauern lt. Fahndungsersuchen Reingruber
|Strafverfahren am Landgericht Oppeln erhoben
|}
 
 
<div align="right>[[Netzwerk und Diagramme im Komplex Gump| Netzwerk und Diagramme]]</div>[[Datei:Pfeil.png|rechts|verweis=Netzwerk und Diagramme im Komplex Gump]]


===Quellen===
===Quellen===