Komplex Adolf Gump: Der Weg nach Oberschlesien: Unterschied zwischen den Versionen
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Um die Situation der Kämpfe in Oberschlesien und den Einsatz der Freikorps- und Freiwilligenverbände besser zu verstehen, ist es unumgänglich sich mit den historischen Fakten vertraut zu machen. | Um die Situation der Kämpfe in Oberschlesien und den Einsatz der Freikorps- und Freiwilligenverbände besser zu verstehen, ist es unumgänglich, sich mit den historischen Fakten vertraut zu machen. Aufgrund des Umfangs des Geschehens müssten wir an dieser Stelle viel zur Geschichte Polens beschreiben, was strenggenommen nicht in ein Wiki das sich mit dem Mordfall Hinterkaifeck beschäftigt gehört. Wir erlauben uns deshalb die Historie auf das Wesentliche beschränkt und mit externen Links widerzugeben.<br> | ||
Zum Einstieg verweisen wir auf die vom Historiker Bernhard Sauer verfasste Veröffentlichung „Auf nach Oberschlesien“, die als Digitalisat im PDF-Format [http://www.bernhard-sauer-historiker.de/sauer_oberschlesien.pdf hier] gelesen werden kann. Sauer beschreibt dort nachvollziehbar die Situation, die in Polen und den Ostprovinzen nach dem 1. Weltkrieg herrschte, und die schließlich zu den Schlesischen Aufständen führte.<br> | Zum Einstieg verweisen wir auf die vom Historiker Bernhard Sauer verfasste Veröffentlichung „Auf nach Oberschlesien“, die als Digitalisat im PDF-Format [http://www.bernhard-sauer-historiker.de/sauer_oberschlesien.pdf hier] gelesen werden kann. Sauer beschreibt dort nachvollziehbar die Situation, die in Polen und den Ostprovinzen nach dem 1. Weltkrieg herrschte, und die schließlich zu den Schlesischen Aufständen führte.<br> | ||
===Ergänzungen=== | ===Ergänzungen=== | ||
====Waffenstillstandsbedingungen vom 11. November 1918==== | ====Waffenstillstandsbedingungen vom 11. November 1918==== | ||
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====Das 14-Punkte-Programm von Woodrow Wilson==== | ====Das 14-Punkte-Programm von Woodrow Wilson==== | ||
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====Józef Piłsudski und die POW==== | ====Józef Piłsudski und die POW==== | ||
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Im August 1914 gründete Józef Piłsudski die <b>“Polska Organizacja Wojskowa“</b> (Abk. POW, deutsch Polnische Militärorganisation), eine geheime Militärorganisation polnischer Unabhängigkeitskämpfer, die im Nachrichtendienst und für Sabotageaktionen gegen die Besatzer Polens eingesetzt wurde und als Ergänzung zu den etwa zeitgleich aufgestellten Polnischen Legionen, die als reguläre Truppe am Ersten Weltkrieg auf österreichischer Seite teilnahmen diente. 1916 verfügte sie bereits über 5000 Angehörige.<br> | Im August 1914 gründete Józef Piłsudski die <b>“Polska Organizacja Wojskowa“</b> (Abk. POW, deutsch Polnische Militärorganisation), eine geheime Militärorganisation polnischer Unabhängigkeitskämpfer, die im Nachrichtendienst und für Sabotageaktionen gegen die Besatzer Polens eingesetzt wurde und als Ergänzung zu den etwa zeitgleich aufgestellten Polnischen Legionen, die als reguläre Truppe am Ersten Weltkrieg auf österreichischer Seite teilnahmen diente. 1916 verfügte sie bereits über 5000 Angehörige.<br> | ||
Den Ersten Weltkrieg versuchte Piłsudski für die Gewinnung der Eigenstaatlichkeit Polens zu nutzen. Piłsudski musste im Verlauf seiner Kooperation mit den Mittelmächten feststellen, dass diese seine Ziele eines unabhängigen polnischen Staates nicht glaubwürdig unterstützten. Infolgedessen trat er im Juli 1917 aus dem im Januar gebildeten „Provisorischen Staatsrat im Königreich Polen“ (Tymczasowa Rada Stanu w Królestwie Polskim; Piłsudski war in diesem Vertreter für militärische Fragen) aus und verweigerte zusammen mit seinen Soldaten den Eid auf den deutschen Kaiser Wilhelm II., womit die [https://de.wikipedia.org/wiki/Eidkrise Eidkrise] ausgelöst wurde, gleichzeitig traten viele der vormaligen Angehörigen der Legionen nach ihrer Entlassung aus der Internierung der POW bei. Die Organisation begann nun, Sabotageakte auch gegen deutsche und österreichische Ziele (Stützpunkte und Nachschub) auszuführen.] Die POW arbeitete ab jetzt nur noch im Untergrund.<br> | Den Ersten Weltkrieg versuchte Piłsudski für die Gewinnung der Eigenstaatlichkeit Polens zu nutzen. Piłsudski musste im Verlauf seiner Kooperation mit den Mittelmächten feststellen, dass diese seine Ziele eines unabhängigen polnischen Staates nicht glaubwürdig unterstützten. Infolgedessen trat er im Juli 1917 aus dem im Januar gebildeten „Provisorischen Staatsrat im Königreich Polen“ (Tymczasowa Rada Stanu w Królestwie Polskim; Piłsudski war in diesem Vertreter für militärische Fragen) aus und verweigerte zusammen mit seinen Soldaten den Eid auf den deutschen Kaiser Wilhelm II., womit die [https://de.wikipedia.org/wiki/Eidkrise Eidkrise] ausgelöst wurde, gleichzeitig traten viele der vormaligen Angehörigen der Legionen nach ihrer Entlassung aus der Internierung der POW bei. Die Organisation begann nun, Sabotageakte auch gegen deutsche und österreichische Ziele (Stützpunkte und Nachschub) auszuführen.] Die POW arbeitete ab jetzt nur noch im Untergrund.<br> | ||
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===Unruhen in Oberschlesien=== | ===Unruhen in Oberschlesien=== | ||
Artikel 88 des Versailler Vertrags – der ohne Deutschland ausgehandelt wurde, und von der Mehrheit der Deutschen als illegitimes und demütigendes Diktat empfunden wurde sah vor: | |||
Artikel 88 des Versailler Vertrags – der ohne Deutschland ausgehandelt wurde, und von der Mehrheit der Deutschen als illegitimes und demütigendes Diktat empfunden wurde sah vor:<br> | |||
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===Die Reaktion in Deutschland=== | ===Die Reaktion in Deutschland=== | ||
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Vom 27. Dezember 1918 bis zum 16. Februar 1919 war ein militärischer Aufstand von Polen in der preußischen Provinz Posen. Diese kämpften für eine Eingliederung der mehrheitlich polnischsprachigen Provinz und damit der Region Großpolen in den nach dem Ersten Weltkrieg wiedererstandenen polnischen Staat. Der Aufstand endete mit einem militärischen und politischen polnischen Sieg. Der Hauptteil der bisherigen Provinz Posen wurde noch vor Inkrafttreten der Bestimmungen des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 faktisch vom Deutschen Reich abgetrennt. Auch in Westpreußen gelang es den Polen, erhebliche Teile unter ihre Kontrolle zu bringen. <br> | Vom 27. Dezember 1918 bis zum 16. Februar 1919 war ein militärischer Aufstand von Polen in der preußischen Provinz Posen. Diese kämpften für eine Eingliederung der mehrheitlich polnischsprachigen Provinz und damit der Region Großpolen in den nach dem Ersten Weltkrieg wiedererstandenen polnischen Staat. Der Aufstand endete mit einem militärischen und politischen polnischen Sieg. Der Hauptteil der bisherigen Provinz Posen wurde noch vor Inkrafttreten der Bestimmungen des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 faktisch vom Deutschen Reich abgetrennt. Auch in Westpreußen gelang es den Polen, erhebliche Teile unter ihre Kontrolle zu bringen. <br> | ||
Ab Januar 1919 wurden Freiwillige für die Kämpfe im Osten gesucht, und ab dem Frühjahr 1919 bildeten sich neue Freikorps. Neue Truppen wurden zusammengestellt, die nun unter der Sammelbezeichnung <b>“Grenzschutz Ost“</b> den Schutz der Ostgrenze bzw. Ostgebiete des Deutschen Reichs insbesondere gegenüber dem neu gegründeten Polen übernehmen sollten.<br> | Ab Januar 1919 wurden Freiwillige für die Kämpfe im Osten gesucht, und ab dem Frühjahr 1919 bildeten sich neue Freikorps. Neue Truppen wurden zusammengestellt, die nun unter der Sammelbezeichnung <b>“Grenzschutz Ost“</b> den Schutz der Ostgrenze bzw. Ostgebiete des Deutschen Reichs insbesondere gegenüber dem neu gegründeten Polen übernehmen sollten.<br> | ||
===Adolf Gumps Eintritt in ein Freikorps=== | |||
Adolf Gump war nachweislich in Oberschlesien, ob er über das Freikorps Epp dahin kam, oder über das Freikorps Oberland ist derzeit noch nicht völlig geklärt. Grund dafür sind zwei Aussagen, die beides möglich erscheinen lassen. <br> | |||
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|[[ Aussagen: 1952-04-22 Happ Andreas|Aussage Andreas Happ, Bürgermeister von Kranzberg, 1952]] | |||
|<i>“Im Jahre 1919 meldete sich Adolf Gump zum Freikorps Epp. Damals hat ein Hauptmann im Ort Kranzberg die jungen Leute zum Beitritt aufgerufen.“</i> | |||
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|[[Aussagen: 1952-05-06 Schindler Magdalena|Aussage seiner ehem. Lebensgefährtin Magdalena Schindler, 1952]] | |||
|<i>“in München hat er sich gestellt, dann ist er nach Oberschlesien kimma. Dös weiß ich noch gut, in der Knebelstraß 8 hat er sich gemeldet und da haben sie ihn gleich fort.“</i> <br>(Anm. HKnet: in der Knöbelstr. 8 wohnte der Gauleiter des Freikorps Oberland, Major Horadam) | |||
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Da das Freikorps Epp nur bis Mai 1919 bestand und anschließend, wie auch das Freikorps Oberland als Kader Brigade 21 in die Reichswehr übernommen wurde, kann es möglich sein, daß sich Gump als (freiwilliges) Mitglied der Brigade 21 beim Oberland Gauleiter Horadam meldete.<br> | |||
[[Datei:Übersicht-Gump 1.PNG|thumb|200px]] | |||
In Oberschlesien war Gump Mitglied der Kriminalabteilung Fischer, einer Unterabteilung der vom Geheimrat Berger geführten Nachrichtenzentrale. An dieser Stelle ist es erforderlich über die Alias Namen aufzuklären.<br> | |||
Geheimrat Berger war in Wirklichkeit der Philosoph und Antisemit Arnold Ruge. Die Kriminalabteilung Fischer wurde von einem Hauptmann Fischer geleitet, der wiederum in Wirklichkeit [[Personen: Friedrich Ernst|Ernst Friedrich]] hieß.<br> | |||
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|+ Weitere Mitglieder mit Gump in der Kriminalabteilung Fischer | |||
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! Name | |||
! alias | |||
! Geburts-datum/ort | |||
!Tätigkeit in der Abteilung | |||
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|[[ Personen: Dressel Wilhelm|Dressel Wilhelm]] | |||
| Hohenstein | |||
| 21.08.1900 in Schrobenhausen | |||
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|Jochmann | |||
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|Krammel Ernst | |||
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|[[Personen: Mussweiler Josef|Mussweiler Josef]] | |||
|Weiland | |||
| 09.02.1892 in Heidelberg | |||
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|Rahn Willy | |||
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|Nürnberg | |||
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|Schmid | |||
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|Seirer Eduard | |||
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|23.05.1898 in Pasing | |||
|Kutscher /Fahrdienst | |||
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|Stenzer Walter | |||
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|19.07.1900 in München | |||
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===Die Aufstände in Oberschlesien=== | |||
Zwischen Kriegsende und Abstimmungstag, dem 20. März 1921 – über die Frage der territorialen Zugehörigkeit eines Teiles der preußischen Provinz Oberschlesien kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen polnischen Einwohnern, die den Anschluss an Polen forderten, und deutschen Polizeieinheiten sowie Freikorps. Die Unruhen betrafen strenggenommen die ganze Zeit und eigentlich auch noch die Zeit nach dem Plebiszit, dennoch sind i.d. R. damit die drei bewaffneten Konflikte, die zwischen 1919 und 1921 im zum Deutschen Reich gehörenden Oberschlesien stattfanden, gemeint. | |||
{| style="width:120% | |||
!1. Aufstand | |||
| 16./17.08.1919 -<br> 26.08.1919 | |||
| Der Aufstand blieb im Wesentlichen auf die (ehem.preuß.) Kreise Rybnik und Pleß beschränkt. Bei den Kämpfen kamen insgesamt etwa 500 Personen ums Leben, davon etwa 100 auf deutscher Seite | |||
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!2. Aufstand | |||
| 19.08.2020–<br> 25.081920 | |||
| Der zweite Aufstand war weniger ein breites Aufeinandertreffen der militanten Organisationen beider Seiten, sondern eher von Angriffen auf Zivilpersonen und punktuellen Kämpfen geprägt. Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Gewalttaten wie dem Niederbrennen des überwiegend von evangelischen Deutschen bewohnten Dorfes Anhalt, wobei Unbekannte 14 Gehöfte in Brand setzten. In Loslau wurde ein Deutscher getötet und ein weiterer verletzt. Bei der kleinen Ortschaft Josefstal wurden bei einem Überfall zehn Erntearbeiter getötet, darunter einige polnischsprachige aus Ostpreußen. Insgesamt forderte der Aufstand mindestens 35 Tote und mehrere hundert Verletzte | |||
|- | |||
!3. Aufstand | |||
| 03.05.1921-<br> 05.07.1921 | |||
| Der Aufstand wurde als Reaktion auf die Ergebnisse der Volksabstimmung und die sich daraus ergebenden möglichen Teilungspläne für Oberschlesien begonnen. Mit ihm sollte auf militärische Weise eine faktische polnische Kontrollzone geschaffen werden, die – so die Hoffnung der polnischen Seite – in den politischen Debatten dann nicht mehr ohne Weiteres übergangen werden konnte. Bereits die Plebiszitkampagnen beider Seiten waren von fortlaufender Gewalt und politischem Terror begleitet. Auf deutscher Seite verübte die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz laut Aussage ihres Leiters Heinz Hauenstein etwa 200 politische Morde im Auftrag staatlicher deutscher Stellen. | |||
|} | |||
Gemäß des Versailler Vertrags sollten Teile des Grenzverlaufs zwischen Polen und Deutschland über Volksabstimmungen geregelt werden. Die Abstimmung, die große Teile der Provinz Oberschlesien betraf, wurde von einer Interalliierten Kommission durchgeführt, die hierfür im Rahmen einer zeitlich befristeten Autonomie von Februar 1920 bis Juli 1922 die Regierungsgewalt im betroffenen Gebiet ausübte. <br> | |||
Dies führte in Oberschlesien auf polnischer Seite zu erheblichen internen Spannungen. Die Nationaldemokratie unter ihrem in Oberschlesien führenden Kopf Wojciech Korfanty wollte unbedingt am Weg einer friedlichen politischen Lösung festhalten und schätzte ein Plebiszit als für die polnische Seite gewinnbar ein. Die paramilitärischen Kräfte der „Polska Organizacja Wojskowa Górnego Śląska“ ‚(dt. Polnische Militärorganisation Oberschlesien)‘ (POW GŚl), dem oberschlesischen Ableger der Polska Organizacja Wojskowa ‚Polnische Militärorganisation‘, drängten hingegen auf einen bewaffneten Aufstand, um unverzüglich Fakten zu schaffen. Dem standen die deutschen Freiwilligenverbände entgegen, die ab dem Frühjahr 1919 Freiwillige rekrutierten und bereits im Mai 1919 für die Ostgrenze 250.000 Mann konzentrieren hatte können. Mit allen verfügbaren Reserven rechnete man mit 400.000 einsatzfähigen Deutschen, während die Polen mit etwa 180.000 Mann verteidigen hätten können. <br> | |||
Aufgrund der konspirativen Operationsweise der „Bojowka Polska“ (Spezialpolizei der POW) sah sich die deutsche Seite offenbar veranlasst, eine in ziviler Kleidung agierende Kommandotruppe aufzubauen. Ihre Aufgaben bestanden in der Initiierung von Unruhen im besetzten Gebiet, Diebstählen und Einbrüchen zur Informationsbeschaffung, Gefangenenbefreiungen, Sprengstoffanschlägen und der Ermordung politischer Gegner.<br> | |||
====Straftaten der Kriminabteilung Fischer==== | |||
Nicht nur die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz verübte politische Morde und beging Straftaten, auch Mitglieder der Kriminabteilung Fischer terrorisierten die Bevölkerung, begingen Diebstähle und mordeten. | |||
Die zuständigen Ermittlungsbehörden verfolgten mehrere Angehörige der Abteilung, hier sind die mit der Beteiligung der vier von Reingruber gesuchten Personen, die in den Dokumenten als „Friedrich und Genossen“ bezeichnet werden :<br> | |||
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! rowspan="2"style="text-align:center;"| Friedrich und Genossen | |||
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|[[Personen: Friedrich Ernst|Ernst Friedrich]]<br> [[Personen: Dressel Wilhelm|Wilhelm Dressel]]<br> [[Personen: Gump Adolf|Adolf Gump]]<br> [[Personen: Mussweiler Josef|Josef Mussweiler]]<br> und [[Personen: Seirer Eduard|Eduard Seirer]] | |||
|} | |||
{| class="wikitable" | |||
!Aktenzeichen des Verfahrens | |||
!Beschuldigte | |||
! Straftat | |||
!Status | |||
|- | |||
|2 J.1376/13 Neiße<br>C=DL 13/22 AG Ziegenhals | |||
|[[Personen: Friedrich Ernst|Friedrich Ernst]]<br>[[Personen: Dressel Wilhelm|Dressel Wilhelm]] | |||
|Anstiftung zum xxx Diebstahl | |||
|Hauptverfahren ist öffentlich | |||
|- | |||
|2 J. 9771/21 Neiße<br>2 J.04/22 Neiße<br>C=5 DL 7/22 AG Ziegenhals | |||
|[[Personen: Friedrich Ernst|Friedrich Ernst]] und Genossen | |||
|Unterschlagung, xxx und einfacher Diebstahl | |||
|Hauptverfahren ist öffentlich | |||
|- | |||
|4 J. 1425/19 Oppeln | |||
|[[Personen: Gump Adolf|Adolf Gump]]<br>[[Personen: Friedrich Ernst|Ernst Friedrich]]<br>[[Personen: Seirer Eduard|Eduard Seirer]]<br> [[Personen: Dressel Wilhelm|Wilhelm Dressel]] | |||
|Ermordung des Gastwirts Walenczyk | |||
|Voruntersuchung eröffnet, Gump ist flüchtig | |||
|- | |||
|2 J. 990/21 | |||
| [[Personen: Mussweiler Josef|Mussweiler]]<br>Weyland | |||
|Meineid | |||
| | |||
|- | |||
|4 J. 1425/21 Oppeln | |||
| | |||
*[[Personen: Gump Adolf|Adolf Gump]] | |||
*[[Personen: Friedrich Ernst|Ernst Friedrich]] | |||
*[[Personen: Mussweiler Josef|Mussweiler Josef]] | |||
*[[Personen: Dressel Wilhelm|Wilhelm Dressel]] | |||
|Ermordung von neun Bauern lt. Fahndungsersuchen Reingruber | |||
|Strafverfahren am Landgericht Oppeln erhoben | |||
|} | |||
<div align="right>[[Netzwerk und Diagramme im Komplex Gump| Netzwerk und Diagramme]]</div>[[Datei:Pfeil.png|rechts|verweis=Netzwerk und Diagramme im Komplex Gump]] | |||
===Quellen=== | ===Quellen=== | ||
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[https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Freikorps Historisches Lexikon Bayern: Freikorps]<br> | [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Freikorps Historisches Lexikon Bayern: Freikorps]<br> | ||
[https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzschutz_Ost Wikipedia: Grenzschutz Ost]<br> | [https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzschutz_Ost Wikipedia: Grenzschutz Ost]<br> | ||
[https://de.wikipedia.org/wiki/Arnold_Ruge_(Philosoph) Wikipedia: Arnold Ruge]<br> | |||
GStA PK, I. HA Rep. 84a Justizministerium, Nr. 54944<br> |
Aktuelle Version vom 27. Februar 2025, 20:15 Uhr
Um die Situation der Kämpfe in Oberschlesien und den Einsatz der Freikorps- und Freiwilligenverbände besser zu verstehen, ist es unumgänglich, sich mit den historischen Fakten vertraut zu machen. Aufgrund des Umfangs des Geschehens müssten wir an dieser Stelle viel zur Geschichte Polens beschreiben, was strenggenommen nicht in ein Wiki das sich mit dem Mordfall Hinterkaifeck beschäftigt gehört. Wir erlauben uns deshalb die Historie auf das Wesentliche beschränkt und mit externen Links widerzugeben.
Zum Einstieg verweisen wir auf die vom Historiker Bernhard Sauer verfasste Veröffentlichung „Auf nach Oberschlesien“, die als Digitalisat im PDF-Format hier gelesen werden kann. Sauer beschreibt dort nachvollziehbar die Situation, die in Polen und den Ostprovinzen nach dem 1. Weltkrieg herrschte, und die schließlich zu den Schlesischen Aufständen führte.
Ergänzungen
Waffenstillstandsbedingungen vom 11. November 1918
(…) B.- Bestimmungen, betreffend die deutschen Ostgrenzen |
Das 14-Punkte-Programm von Woodrow Wilson
Rede des US-Präsidenten Wilson über eine Friedensordnung für das vom Ersten Weltkrieg erschütterte Europa bezeichnet, die der amerikanische Präsident Woodrow Wilson am 8. Januar 1918 in einer programmatischen Rede vor beiden Häusern des US-Kongresses umriss. Die Rede wurde in den ersten Tagen des Jahres 1918 von Wilson und seinem außenpolitischen Berater Edward Mandell House entworfen.
(…) |
Józef Piłsudski und die POW
Im August 1914 gründete Józef Piłsudski die “Polska Organizacja Wojskowa“ (Abk. POW, deutsch Polnische Militärorganisation), eine geheime Militärorganisation polnischer Unabhängigkeitskämpfer, die im Nachrichtendienst und für Sabotageaktionen gegen die Besatzer Polens eingesetzt wurde und als Ergänzung zu den etwa zeitgleich aufgestellten Polnischen Legionen, die als reguläre Truppe am Ersten Weltkrieg auf österreichischer Seite teilnahmen diente. 1916 verfügte sie bereits über 5000 Angehörige.
Den Ersten Weltkrieg versuchte Piłsudski für die Gewinnung der Eigenstaatlichkeit Polens zu nutzen. Piłsudski musste im Verlauf seiner Kooperation mit den Mittelmächten feststellen, dass diese seine Ziele eines unabhängigen polnischen Staates nicht glaubwürdig unterstützten. Infolgedessen trat er im Juli 1917 aus dem im Januar gebildeten „Provisorischen Staatsrat im Königreich Polen“ (Tymczasowa Rada Stanu w Królestwie Polskim; Piłsudski war in diesem Vertreter für militärische Fragen) aus und verweigerte zusammen mit seinen Soldaten den Eid auf den deutschen Kaiser Wilhelm II., womit die Eidkrise ausgelöst wurde, gleichzeitig traten viele der vormaligen Angehörigen der Legionen nach ihrer Entlassung aus der Internierung der POW bei. Die Organisation begann nun, Sabotageakte auch gegen deutsche und österreichische Ziele (Stützpunkte und Nachschub) auszuführen.] Die POW arbeitete ab jetzt nur noch im Untergrund.
Die folgende Festungshaft in Magdeburg stärkte Piłsudskis Ansehen als nationaler Führer innerhalb der polnischen Bevölkerung. Nach Kriegsende übertrug der Regentschaftsrat Piłsudski den Oberbefehl über die polnischen Truppen und kurz danach die Führung des polnischen Staates.
Im November 1918 war die POW an der Entwaffnung der Truppen der Mittelmächte beteiligt. Sie stellte die Rückführung in deren Heimatländer sicher. Die bei der Entwaffnung der gegnerischen Einheiten erhaltenen Waffen stellten den Grundstock der Ausrüstung der neu aufzustellenden polnischen Armee dar. Bis Mitte November hatten sich die meisten Garnisonen der Kriegsgegner in Galizien und dem Weichselland den POW-Einheiten ergeben. Nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens wurde sie im Dezember 1918 in die neu aufgestellte, reguläre polnische Armee eingegliedert. Ihre Mitglieder wurden dort teilweise weiterhin im Nachrichtendienst eingesetzt.
Im Februar 1918 wurde eine Organisation in Posen gegründet und im Februar 1919 in Oberschlesien. Die Posener POW war die entscheidende Einheit beim Posener Aufstand. Die oberschlesische POW (Polska Organizacja Wojskowa Górnego Śląska, POWGŚl) wurde unter Alfons Zgrzebniok zur wichtigsten militärischen, wenn auch inoffiziellen Einheit in den oberschlesischen Aufständen.
Unruhen in Oberschlesien
Artikel 88 des Versailler Vertrags – der ohne Deutschland ausgehandelt wurde, und von der Mehrheit der Deutschen als illegitimes und demütigendes Diktat empfunden wurde sah vor:
Artikel 88. In dem Teile Oberschlesiens, der innerhalb der nachstehend beschriebenen Grenzen gelegen ist, werden die Einwohner berufen, im Wege der Abstimmung kundzutun, ob sie mit Deutschland oder Polen vereinigt zu werden wünschen: Anlage. |
Die Reaktion in Deutschland
Die Weimarer Republik war gezwungen, die preußischen Provinzen Westpreußen und Posen größtenteils aufzugeben. Sie waren im Rahmen der Teilungen Polens vom Königreich Preußen annektiert worden. Aufgrund der unklaren politischen Verhältnisse nach dem Zusammenbruch der Hohenzollernmonarchie kam es während der ersten Konsolidierungsphase des neuen Staates Polen zu Konflikten mit Deutschland.
Vom 27. Dezember 1918 bis zum 16. Februar 1919 war ein militärischer Aufstand von Polen in der preußischen Provinz Posen. Diese kämpften für eine Eingliederung der mehrheitlich polnischsprachigen Provinz und damit der Region Großpolen in den nach dem Ersten Weltkrieg wiedererstandenen polnischen Staat. Der Aufstand endete mit einem militärischen und politischen polnischen Sieg. Der Hauptteil der bisherigen Provinz Posen wurde noch vor Inkrafttreten der Bestimmungen des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 faktisch vom Deutschen Reich abgetrennt. Auch in Westpreußen gelang es den Polen, erhebliche Teile unter ihre Kontrolle zu bringen.
Ab Januar 1919 wurden Freiwillige für die Kämpfe im Osten gesucht, und ab dem Frühjahr 1919 bildeten sich neue Freikorps. Neue Truppen wurden zusammengestellt, die nun unter der Sammelbezeichnung “Grenzschutz Ost“ den Schutz der Ostgrenze bzw. Ostgebiete des Deutschen Reichs insbesondere gegenüber dem neu gegründeten Polen übernehmen sollten.
Adolf Gumps Eintritt in ein Freikorps
Adolf Gump war nachweislich in Oberschlesien, ob er über das Freikorps Epp dahin kam, oder über das Freikorps Oberland ist derzeit noch nicht völlig geklärt. Grund dafür sind zwei Aussagen, die beides möglich erscheinen lassen.
Aussage Andreas Happ, Bürgermeister von Kranzberg, 1952 | “Im Jahre 1919 meldete sich Adolf Gump zum Freikorps Epp. Damals hat ein Hauptmann im Ort Kranzberg die jungen Leute zum Beitritt aufgerufen.“ |
Aussage seiner ehem. Lebensgefährtin Magdalena Schindler, 1952 | “in München hat er sich gestellt, dann ist er nach Oberschlesien kimma. Dös weiß ich noch gut, in der Knebelstraß 8 hat er sich gemeldet und da haben sie ihn gleich fort.“ (Anm. HKnet: in der Knöbelstr. 8 wohnte der Gauleiter des Freikorps Oberland, Major Horadam) |
Da das Freikorps Epp nur bis Mai 1919 bestand und anschließend, wie auch das Freikorps Oberland als Kader Brigade 21 in die Reichswehr übernommen wurde, kann es möglich sein, daß sich Gump als (freiwilliges) Mitglied der Brigade 21 beim Oberland Gauleiter Horadam meldete.
In Oberschlesien war Gump Mitglied der Kriminalabteilung Fischer, einer Unterabteilung der vom Geheimrat Berger geführten Nachrichtenzentrale. An dieser Stelle ist es erforderlich über die Alias Namen aufzuklären.
Geheimrat Berger war in Wirklichkeit der Philosoph und Antisemit Arnold Ruge. Die Kriminalabteilung Fischer wurde von einem Hauptmann Fischer geleitet, der wiederum in Wirklichkeit Ernst Friedrich hieß.
Name | alias | Geburts-datum/ort | Tätigkeit in der Abteilung |
---|---|---|---|
Dressel Wilhelm | Hohenstein | 21.08.1900 in Schrobenhausen | |
Jochmann | |||
Krammel Ernst | |||
Mussweiler Josef | Weiland | 09.02.1892 in Heidelberg | |
Rahn Willy | Nürnberg | ||
Schmid | |||
Seirer Eduard | 23.05.1898 in Pasing | Kutscher /Fahrdienst | |
Stenzer Walter | 19.07.1900 in München |
Die Aufstände in Oberschlesien
Zwischen Kriegsende und Abstimmungstag, dem 20. März 1921 – über die Frage der territorialen Zugehörigkeit eines Teiles der preußischen Provinz Oberschlesien kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen polnischen Einwohnern, die den Anschluss an Polen forderten, und deutschen Polizeieinheiten sowie Freikorps. Die Unruhen betrafen strenggenommen die ganze Zeit und eigentlich auch noch die Zeit nach dem Plebiszit, dennoch sind i.d. R. damit die drei bewaffneten Konflikte, die zwischen 1919 und 1921 im zum Deutschen Reich gehörenden Oberschlesien stattfanden, gemeint.
1. Aufstand | 16./17.08.1919 - 26.08.1919 |
Der Aufstand blieb im Wesentlichen auf die (ehem.preuß.) Kreise Rybnik und Pleß beschränkt. Bei den Kämpfen kamen insgesamt etwa 500 Personen ums Leben, davon etwa 100 auf deutscher Seite |
---|---|---|
2. Aufstand | 19.08.2020– 25.081920 |
Der zweite Aufstand war weniger ein breites Aufeinandertreffen der militanten Organisationen beider Seiten, sondern eher von Angriffen auf Zivilpersonen und punktuellen Kämpfen geprägt. Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Gewalttaten wie dem Niederbrennen des überwiegend von evangelischen Deutschen bewohnten Dorfes Anhalt, wobei Unbekannte 14 Gehöfte in Brand setzten. In Loslau wurde ein Deutscher getötet und ein weiterer verletzt. Bei der kleinen Ortschaft Josefstal wurden bei einem Überfall zehn Erntearbeiter getötet, darunter einige polnischsprachige aus Ostpreußen. Insgesamt forderte der Aufstand mindestens 35 Tote und mehrere hundert Verletzte |
3. Aufstand | 03.05.1921- 05.07.1921 |
Der Aufstand wurde als Reaktion auf die Ergebnisse der Volksabstimmung und die sich daraus ergebenden möglichen Teilungspläne für Oberschlesien begonnen. Mit ihm sollte auf militärische Weise eine faktische polnische Kontrollzone geschaffen werden, die – so die Hoffnung der polnischen Seite – in den politischen Debatten dann nicht mehr ohne Weiteres übergangen werden konnte. Bereits die Plebiszitkampagnen beider Seiten waren von fortlaufender Gewalt und politischem Terror begleitet. Auf deutscher Seite verübte die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz laut Aussage ihres Leiters Heinz Hauenstein etwa 200 politische Morde im Auftrag staatlicher deutscher Stellen. |
Gemäß des Versailler Vertrags sollten Teile des Grenzverlaufs zwischen Polen und Deutschland über Volksabstimmungen geregelt werden. Die Abstimmung, die große Teile der Provinz Oberschlesien betraf, wurde von einer Interalliierten Kommission durchgeführt, die hierfür im Rahmen einer zeitlich befristeten Autonomie von Februar 1920 bis Juli 1922 die Regierungsgewalt im betroffenen Gebiet ausübte.
Dies führte in Oberschlesien auf polnischer Seite zu erheblichen internen Spannungen. Die Nationaldemokratie unter ihrem in Oberschlesien führenden Kopf Wojciech Korfanty wollte unbedingt am Weg einer friedlichen politischen Lösung festhalten und schätzte ein Plebiszit als für die polnische Seite gewinnbar ein. Die paramilitärischen Kräfte der „Polska Organizacja Wojskowa Górnego Śląska“ ‚(dt. Polnische Militärorganisation Oberschlesien)‘ (POW GŚl), dem oberschlesischen Ableger der Polska Organizacja Wojskowa ‚Polnische Militärorganisation‘, drängten hingegen auf einen bewaffneten Aufstand, um unverzüglich Fakten zu schaffen. Dem standen die deutschen Freiwilligenverbände entgegen, die ab dem Frühjahr 1919 Freiwillige rekrutierten und bereits im Mai 1919 für die Ostgrenze 250.000 Mann konzentrieren hatte können. Mit allen verfügbaren Reserven rechnete man mit 400.000 einsatzfähigen Deutschen, während die Polen mit etwa 180.000 Mann verteidigen hätten können.
Aufgrund der konspirativen Operationsweise der „Bojowka Polska“ (Spezialpolizei der POW) sah sich die deutsche Seite offenbar veranlasst, eine in ziviler Kleidung agierende Kommandotruppe aufzubauen. Ihre Aufgaben bestanden in der Initiierung von Unruhen im besetzten Gebiet, Diebstählen und Einbrüchen zur Informationsbeschaffung, Gefangenenbefreiungen, Sprengstoffanschlägen und der Ermordung politischer Gegner.
Straftaten der Kriminabteilung Fischer
Nicht nur die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz verübte politische Morde und beging Straftaten, auch Mitglieder der Kriminabteilung Fischer terrorisierten die Bevölkerung, begingen Diebstähle und mordeten.
Die zuständigen Ermittlungsbehörden verfolgten mehrere Angehörige der Abteilung, hier sind die mit der Beteiligung der vier von Reingruber gesuchten Personen, die in den Dokumenten als „Friedrich und Genossen“ bezeichnet werden :
Friedrich und Genossen | |
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Ernst Friedrich Wilhelm Dressel Adolf Gump Josef Mussweiler und Eduard Seirer |
Aktenzeichen des Verfahrens | Beschuldigte | Straftat | Status |
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2 J.1376/13 Neiße C=DL 13/22 AG Ziegenhals |
Friedrich Ernst Dressel Wilhelm |
Anstiftung zum xxx Diebstahl | Hauptverfahren ist öffentlich |
2 J. 9771/21 Neiße 2 J.04/22 Neiße C=5 DL 7/22 AG Ziegenhals |
Friedrich Ernst und Genossen | Unterschlagung, xxx und einfacher Diebstahl | Hauptverfahren ist öffentlich |
4 J. 1425/19 Oppeln | Adolf Gump Ernst Friedrich Eduard Seirer Wilhelm Dressel |
Ermordung des Gastwirts Walenczyk | Voruntersuchung eröffnet, Gump ist flüchtig |
2 J. 990/21 | Mussweiler Weyland |
Meineid | |
4 J. 1425/21 Oppeln | Ermordung von neun Bauern lt. Fahndungsersuchen Reingruber | Strafverfahren am Landgericht Oppeln erhoben |

Quellen
Waffenstillstandsbedingungen am 11. November 1918 in Compiègne
Wikipedia: 14-Punkte-Programm
Wikipedia: Józef Piłsudski
Wikipedia: Polska Organizacja Wojskowa
Friedensvertrag von Versailles
Historisches Lexikon Bayern: Freikorps
Wikipedia: Grenzschutz Ost
Wikipedia: Arnold Ruge
GStA PK, I. HA Rep. 84a Justizministerium, Nr. 54944