Der Tatverdacht gegen Adolf Gump: Unterschied zwischen den Versionen
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a.) der ledige Korbmacher Adolf Gump, geb. am 4. Dezember 1889 in Karlskron, BA Neuburg a/D, Sohn von Anton und Rosalie Gump, beide tot,<br> | a.) der ledige Korbmacher Adolf Gump, geb. am 4. Dezember 1889 in Karlskron, BA Neuburg a/D, Sohn von Anton und Rosalie Gump, beide tot,<br> | ||
b.) der ledige Kraftwagenführer Wilhelm Drehsel, geboren am 21. März 1900 in Schrobenhausen, Sohn der Gerichtsoffiziantenseheleute Johann und Eva Dr., (...),<br> | b.) der ledige Kraftwagenführer Wilhelm Drehsel, geboren am 21. März 1900 in Schrobenhausen, Sohn der Gerichtsoffiziantenseheleute Johann und Eva Dr., (...),<br> | ||
c.) der freiwillige Musweiler, alias Weiland, aus | c.) der freiwillige Musweiler, alias Weiland, aus Hamburg, u.<br> | ||
d.) der frühere Polizeiinspektor Friederich aus Bernburg i. Anhalt,<br><br> | d.) der frühere Polizeiinspektor Friederich aus Bernburg i. Anhalt,<br><br> | ||
im November 1921 nach den Aufständen in Oberschlesien neun Bauern ermordet und beraubt haben.<br> | im November 1921 nach den Aufständen in Oberschlesien neun Bauern ermordet und beraubt haben.<br> | ||
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| style="background: #E5E5E5;| Bernhard Sauer: "Oberschlesien" | | style="background: #E5E5E5;| Bernhard Sauer: "Oberschlesien" | ||
| style="background: #E5E5E5;|Am bekanntesten wurde der Fall des Krappitzer Hoteliers Wilhelm Walenczyk. In seinem Gästehaus war während der französischen Besatzung zeitweilig die französische Intendantur untergebracht. Dies machte ihn offenbar stark verdächtig. Zudem soll Frau Walenczyk geäußert haben, „es komme ihr auf ein paar Tausend Mark nicht an, wenn ihr Mann aus dem Wege geräumt werde". Einer der Mörder soll mit ihr ein | | style="background: #E5E5E5;|Am bekanntesten wurde der Fall des Krappitzer Hoteliers Wilhelm Walenczyk. In seinem Gästehaus war während der französischen Besatzung zeitweilig die französische Intendantur untergebracht. Dies machte ihn offenbar stark verdächtig. Zudem soll Frau Walenczyk geäußert haben, „es komme ihr auf ein paar Tausend Mark nicht an, wenn ihr Mann aus dem Wege geräumt werde". Einer der Mörder soll mit ihr ein Liebesverhältnis gehabt haben. Jedenfalls wurde Walenczyk als angeblicher polnischer Spion verhaftet und von Angehörigen der „Kriminalabteilung Friedrich" im Wald hingerichtet. Der angebliche Polizeiinspektor a. D. Ernst Friedrich - er nannte sich auch Hauptmann Fischer - gehörte einer Nachrichtenstelle an, die von dem Geheimrat Berger geführt wurde? Der wirkliche Name von Berger war Privatdozent Dr. Arnold Ruge… | ||
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|Wider den weißen Mord v. Paul Fröhlich | |Wider den weißen Mord v. Paul Fröhlich | ||
|Ende Mai 1920 holte der Pferdewärter Eduard Seirer aus Pasing auf Befehl des Leiters der Kriminalabteilung der Nachrichten-zentrale Oberland Kriminalinspektor Friedrich (richtiger Name: Fischer) aus Bernburg zusammen mit dem Kriminalwachtmeister Joseph Bump | |Ende Mai 1920 holte der Pferdewärter Eduard Seirer aus Pasing auf Befehl des Leiters der Kriminalabteilung der Nachrichten-zentrale Oberland Kriminalinspektor Friedrich (richtiger Name: Fischer) aus Bernburg zusammen mit dem Kriminalwachtmeister Joseph Bump aus Karlskron den Besitzer des Hotels „Deutsches Haus“ in Krappitz aus dem Gefängnis ab. Sie fuhren an eine verschwiegene Stelle des nahen Waldes, wo ihrer der Kriminalleutnant Dressel aus Augsburg wartete. Der Gefangene Hotelbesitzer Valenczyk hatte das Verbrechen begangen während der Zeit der französischen Besatzung in seinem Hotel die französische Intendantur untergebracht zu haben. Ohne daß er wusste was ihm bevorstehe wurde er in den Wald hinter eine kleine Anhöhe geführt und dort von Bump erschossen. In der Kriminalabteilung der Nachrichtenzentrale „Oberland“ war bekannt, daß Dressel der Geliebte der Frau des Hotelbesitzers war und daß diese Frau einmal äußerte, es liege ihr nichts an Tausenden von Mark, wenn ihr Mann beseitigt werde. <br> | ||
Am 30. Juni 1921 führte die Nachrichtenzentrale Oberland bei ihrem Abmarsch nach Leobschütz drei Gefangene mit: Karl Görlitz aus Görlitz in Schlesien, Stefan Stellmach aus Bismarckhütte und Kauert, angeblich Kommunist, Freiwilliger des Bataillons Oestreicher. Nach längeren Märchen wurden sie schließlich von der Straße nach Kasimir abseits in den Wald geführt und von einem Herrn Mußweiler (alias Weiland) erschossen und an der Mordstelle vergraben. Die Testamente von Görlitz und Stellmach wurden von Bump und Mußweiler verbrannt. Bump, Mußweiler und ein Freiwilliger Rahn nahmen das gesamte Vermögen der Toten an sich. | Am 30. Juni 1921 führte die Nachrichtenzentrale Oberland bei ihrem Abmarsch nach Leobschütz drei Gefangene mit: Karl Görlitz aus Görlitz in Schlesien, Stefan Stellmach aus Bismarckhütte und Kauert, angeblich Kommunist, Freiwilliger des Bataillons Oestreicher. Nach längeren Märchen wurden sie schließlich von der Straße nach Kasimir abseits in den Wald geführt und von einem Herrn Mußweiler (alias Weiland) erschossen und an der Mordstelle vergraben. Die Testamente von Görlitz und Stellmach wurden von Bump und Mußweiler verbrannt. Bump, Mußweiler und ein Freiwilliger Rahn nahmen das gesamte Vermögen der Toten an sich. | ||
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| style="background: #E5E5E5;| Denkschrift des Reichsjustizministeriums zu "Vier Jahre Politischer Mord" | | style="background: #E5E5E5;| Denkschrift des Reichsjustizministeriums zu "Vier Jahre Politischer Mord" | ||
| style="background: #E5E5E5;| | | style="background: #E5E5E5;|Das Standrecht des Freikorps Oberland<br> | ||
Der Besitzer des Hotels „Deutsches' Haus" in Krappitz, Va l e n t z y k, hatte sich während der französischen Besatzung Obschlesiens verhaßt gemacht, weil die französische Intendantur in seinem Hause untergebracht war. Außerdem lag er in Streit mit seiner Frau. Diese äußerte ihrem Geliebten, dem Kriminalleutnant Dressel aus Augsburg gegenüber, es liege ihr nichts an Tausenden von Mark wenn ihr Mann beseitigt würde. Valentzyk wurde im Mai 1921 auf Grund verschiedener Anschuldigungen ins Gefängnis in Krappitz gebracht. Dort wurde Ende Mai 1921 auf Befehl des Leiters der Kriminalabteilung der Nachrichtenzentrale Oberland, Kriminalinspektor Friedrich (alias Fischer) aus Bernburg in Anhalt, von dem Pferdewärter Eduard Seirer aus Pasing, Gräfstraße 5 und dem Kriminalwachtmeister Joseph Gump aus Karlskron bei Garmisch abgeholt und in der Richtung Leschnitz einen Wald gebracht. Dort warteten Friedrich und Dressel. Gump und Dressel gingen, nachdem sie einen Spaten unter dem Kutschersitz vorgezogen hatten, in den Wald. Seirer bewachte den Gefangen Friedrich blieb mit dem Motorrad in einiger Entfernung zurück. Valentzyk wurde dann in den Wald hinter eine kleine Anhöhe geführt und dort von Gump erschossen. Am 30. Juni 1921 rückte die Nachrichtenzentrale Oberland nach Leobschütz ab. In der Kolonne wurden K a r l G ör l i t z aus Görlitz in Schlesien Apothekerlehrling in Gogolin und der Gemeindevorsteher S t e p h a n S t e l l m a c h aus Bismarckhütte in Oberschlesien als Gefangene mitgeführt. Sie wurden dann von Gump in einem Bagagewagen über Schönau nach Kleinbergau gebracht und mußten dort in einem Pferdestall übernachten. Am andern Morgen früh wurden sie auf der Straße nach Kasimir zu Fuß von Gump und einem gewissen Mußweiler (alias Weiland) aus Hamburg weitertransportiert. Nach etwa 10 Minuten wurden die Gefangenen links ab in den Wald geführt, von Mußweiler erschossen und an der Mordstelle vergraben. Görlitz verfügte vor seiner Ermordung, daß seine Braut sein Vermögen von 10 000 M. sowie das silberne Zigarettenetui, das er bei sich trug, erben sollte. Das Zigarettenetui hat sich jedoch Mußweiler angeeignet. („Münchener Post", 19. Oktober 1921.) Major Horadam vom Oberland behauptete in seiner Berichtigung an die „Münchener Post": „Wenn Plünderer erschossen wurden, so geschah das auf Grund des vom Kommando verhängten Standrechts." Nach seiner Auffassung war also Oberland berechtigt, das Standrecht zu verhängen und als Richter und Strafvollstrecker zugleich zu fungieren. | |||
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*Im Zusammenhang mit der Fahndung des KOI Reingruber aufgrund der Bauernmorde in Oberschlesien, die neben Adolf Gump auch die drei weiteren in den Artikeln erwähnten Männer Polizeiinspektor a. D. Ernst Friedrich, Dressel und Mussweiler mit aufführt, ist sehr wahrscheinlich, daß es sich hierbei um Adolf Gump handelt, von dem bekannt ist, daß er sowohl im Freikorps Epp wie auch Kämpfer bei den Aufständen in Oberschlesien gewesen ist. | *Im Zusammenhang mit der Fahndung des KOI Reingruber aufgrund der Bauernmorde in Oberschlesien, die neben Adolf Gump auch die drei weiteren in den Artikeln erwähnten Männer Polizeiinspektor a. D. Ernst Friedrich, Dressel und Mussweiler mit aufführt, ist sehr wahrscheinlich, daß es sich hierbei um Adolf Gump handelt, von dem bekannt ist, daß er sowohl im Freikorps Epp wie auch Kämpfer bei den Aufständen in Oberschlesien gewesen ist. | ||
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|Neben den Aussagen des Kranzbergers Bürgermeisters Happ vom [[Aussagen: 1952-04-22 Happ Andreas|22.04.1952]] der sich neben Gumps Einsatz in Oberschlesien auch an dessen Beitritt beim Freikorps Epp erinnert, sowie seiner Witwe Salome am [[Dokumente: 1952-05-21 Vernehmung Schmid Salome|21.05.1925]] gibt es die Aussage seine Lebensgefährtin aus der Zeit um 1920/1921 Magdalena, geb. Stampfl, die am [[Aussagen: 1952-05-06 Schindler Magdalena|06.05.1922]] folgendes aussagt:<br> | |||
'''''SCHINDLER ''': ja, nach Oberschlesien<br> | |||
'''PRÄHOFER ''': auf Oberschlesien hat er sich gemeldet<br> | |||
'''SCHINDLER ''': Ja, das habe ich ihnen schon gesagt das letzte Mal, da habe ich ihn suchen lassen<br> | |||
'''PRÄHOFER ''': ja wo ist er denn zuerst hingekommen<br> | |||
'''SCHINDLER ''': in München hat er sich gestellt, dann ist er nach Oberschlesien kimma. Dös weiß ich noch gut, in der <u>Knebelstraß 8</u> hat er sich gemeldet und da haben sie ihn gleich fort.<br> '' | |||
|Zur Adresse Knebelstraß 8 (bzw. Knöbelstr. 8) in München steht im Buch von Gumbel Vier Jahre politischer Mord folgendes:<br> | |||
<i>Fr e i k o r p s O b e r l a n d<br> | |||
Hauptorganisator des Freikorps Oberland und der sogenannten Nachrichtenzentrale München ist ein Hauptmann von Kessel (alias Kiefer). Sein Büro befand sich 1921 | |||
Fürstenfelder Str. 13 II. Andere Büros liegen am Isartorplatz, im Gasthaus Adelmann. Es existieren verschiedene Unterabteilungen, so eine Spionageabteilung gegen das | |||
feindliche Ausland (Leutnant Pongratz, alias Geher), eine Einbruchsabteilung (Oberleutnant Rail, er führt auch die Kasse), eine Abteilung zur Beseitigung und Beobachtung Unzuverlässiger in den eigenen Reihen (Fehme), und eine Spionageabteilung gegen politische Gegner (Oberleutnant Graf). Außerdem existiert ein Rollkommando, in Oberschlesien Wurfkommando genannt, in dem nur ganz zuverlässige Offiziere Verwendung finden. Führer ist Hauptmann Oesterreicher (Lullu). Diese Abteilung dürfte eine Mordorganisation im eigentlichen Sinn sein. Einzelheiten über die gut funktionierende Organisation sind schwer zu erlangen, da nicht einmal die Mitglieder der einzelnen Abteilungen miteinander in Berührung kommen. Zum Befehlsempfang werden die einzelnen Leute, meistens frühere Offiziere, zu verschiedener Zeit in die einzelnen Büros bestellt. Mitglieder der Organisation sind: Leutnant Gröhl, Fischer, Stremer, Hauptmann Römer, genannt Peppo, Oberleutnant Reindl, Friedrich, Weinzierl und Sondermayer. <u>Gauleiter ist Major Horodam, Knöbelstr. 8</u>…</i><br> | |||
[[Datei:Knöbelstr. 8.PNG|right|80px|Adressbuch München 1921]] | |||
Diese Information kann im [https://wiki.genealogy.net/Kategorie:Adressbuch_f%C3%BCr_M%C3%BCnchen Adressbuch München]1921 u. 1922 verifiziert werden. | |||
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===Ausschreibung in den Polizeiblättern und Festnahme in Emersacker=== | ===Ausschreibung in den Polizeiblättern und Festnahme in Emersacker=== | ||
In einer [[Dokumente: 1952-07-03 Abschrift einer Festnahme von Adolf Gump 1926|Abschrift über eine 1926 erfolgte Festnahme]] von Adolf Gump, ist erwähnt, dass er in vier Polizeiblättern ausgeschrieben war. | In einer [[Dokumente: 1952-07-03 Abschrift einer Festnahme von Adolf Gump 1926|Abschrift über eine 1926 erfolgte Festnahme]] von Adolf Gump, ist erwähnt, dass er in vier Polizeiblättern ausgeschrieben war. <br> | ||
''Die Recherche zu den Ausschreibungen in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Lesesaal Potsdamer Straße übernahm freundlicherweise der User @pensionär, der die Polizeiblätter zur Ausleihe in den Lesesaal bestellt, ausgewertet und entspr. Benutzungsordnung § 18 Abs. 3 im allg. Lesesaal der Staatsbibliothek zu Berlin - am Standort Potsdamer Straße- zu den hier o.g. einschlägigen Seiten abfotografiert hat. | |||
Vielen Dank für die Recherche und die Bereitstellung des Bildmaterials!''<br> | |||
Die vielen weiteren in den Rubriken der Polizeiblätter vorhandenen Ausschreibungen mit Namen und Personendaten, wurden aus Rücksichtnahme unkenntlich gemacht. | |||
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Bernhard Sauer: "Oberschlesien"<br> | Bernhard Sauer: "Oberschlesien"<br> | ||
Denkschrift des Reichsjustizministers zu "Vier Jahre politischer Mord" von 1924 (enthalten in der 5. Ausgabe von [[ Bücher: 1922 Gumbel| Gumbel, Vier Jahre politischer Mord]] , 1980)<br> | Denkschrift des Reichsjustizministers zu "Vier Jahre politischer Mord" von 1924 (enthalten in der 5. Ausgabe von [[ Bücher: 1922 Gumbel| Gumbel, Vier Jahre politischer Mord]] , 1980)<br> | ||
[https://staatsbibliothek-berlin.de/ Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz]<br> |
Aktuelle Version vom 2. Februar 2025, 10:08 Uhr
(Seite im Aufbau)
Abseits der Theorie mit den Gebrüdern Gump, gibt es den alleinigen Tatverdacht gegen Adolf Gump , der in erster Linie darauf fußt, weil der ermittelnde Kriminal Oberinspektor Georg Reingruber bereits am 09. April 1922 nach ihm fahnden ließ.
Die Hintergründe warum er „um eifrige Fahndung nach Gump“ bat, bzw. weshalb es für ihn nicht ausgeschlossen war, daß Gump an dem Raubmord in Hinterkaifeck beteiligt war sind unklar. Möglicherweise ist hier neben seiner Vorgeschichte auch die räumliche Nähe des Tatortes zu Karlskron ausschlaggebend gewesen.
Was
Am 09.04.1922 schrieb KOI Reingruber Adolf Gump und drei weitere Männer zur Fahndung aus, da diese im November 1921 nach den Aufständen in Oberschlesien neun Bauern ermordet und beraubt haben sollen.
"Nach einem bei dem Untersuchungsrichter II am Landgerichte Oppeln unter Aktenzeichen 4.J.1425/21 anhängigen Strafverfahren sollen |
Wer waren die Gesuchten?
A | Hierbei handelt es sich um den auch im Mordfall Hinterkaifeck tatverdächtigen Adolf Gump. |
B | Wilhelm Dressel, geb. 21.08.1900 in Schrobenhausen |
C | …folgt… |
D | taucht in den Quellen auch mit dem alias Fischer auf, das wiederum einer Quelle nach der richtige Name gewesen sein soll. |
Was ist über die Gesuchten bekannt?
Alle vier Personen waren 1921 Mitglied im Freikorps Oberland und bildeten mit anderen Freiwilligenverbänden den „Selbstschutz Oberschlesien (SSOS), eine paramilitärische Organisation. Mindestens im (und nach dem) Dritten Schlesische Aufstand waren sie in die Kämpfe rund um den Annaberg verwickelt, wo es abseits der Kampfhandlungen auch zu politisch motivierten Morden und Tötungen mit Plünderungen gekommen sein soll.
Was ist über die Opfer bekannt
Opfer | Todestag | Sachverhalt |
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Wilhelm Walenczyk (auch Valentzyk) Hotelbesitzer in Krappitz |
Ende Mai 1921 | wurde Ende Mai 1921 von Gump erschossen. Er hatte hatte das Verbrechen begangen während der Zeit der französischen Besatzung in seinem Hotel die französische Intendantur untergebracht zu haben. Desweiteren soll seine Frau, die ein Verhältnis mit Dressel gehabt haben soll geäußert haben, dass ihr nichts an Tausenden von Mark liege, wenn ihr Mann beseitigt werde. |
Karl Görlitz aus Görlitz in Schlesien |
30. Juni 1921 | wurde zusammen mit Stellmach und Kauert bei Kasimir abseits in den Wald geführt und von einem Herrn Mußweiler (alias Weiland) erschossen und an der Mordstelle vergraben. Die Testamente von Görlitz und Stellmach wurden von Bump und Mußweiler verbrannt. Bump, Mußweiler und ein Freiwilliger Rahn nahmen das gesamte Vermögen der Toten an sich |
Stefan Stellmach aus Bismarckhütte |
30. Juni 1921 | wurde zusammen mit Görlitz und Kauert bei Kasimir abseits in den Wald geführt und von einem Herrn Mußweiler (alias Weiland) erschossen und an der Mordstelle vergraben. Die Testamente von Görlitz und Stellmach wurden von
Bump und Mußweiler verbrannt. Bump, Mußweiler und ein Freiwilliger Rahn nahmen das gesamte Vermögen der Toten an sich |
Kauert | 30. Juni 1921 | wurde zusammen mit Görlitz und Stellmach bei Kasimir abseits in den Wald geführt und von einem Herrn Mußweiler (alias Weiland) erschossen und an der Mordstelle vergraben. Die Testamente von Görlitz und Stellmach wurden von Bump und Mußweiler verbrannt. Bump, Mußweiler und ein Freiwilliger Rahn nahmen das gesamte Vermögen der Toten an sich |
neun Bauern | November 1921 | ermordet und beraubt lt. Fahndungsgesuch |
Artikel in Büchern u. Zeitungen
Quelle | Text |
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Gumbel, Vier Jahre politischer Mord | Ende Mai 1920 wurde der Besitzer des Hotels „Deutsches Haus" in Krappitz, Valentzyk, aus dem Gefängnis geholt. Die Mannschaft bestand aus dem Pferdewärter Eduard Seirer aus Pasing, dem Kriminalinspektor Fischer aus Bernburg (alias Friedrich) und dem Kriminalwachtmeister Josef Bump aus Carlskron. In Valentzyks Hotel war während der Besatzungszeit die französische Intendantur untergebracht gewesen. Auf Befehl des Freikorps Oberland wurde er an eine entlegene Stelle im Wald geführt und dort von Bump erschossen. Am 30. Juli 1920 wurden drei Gefangene des Freikorps Oberland, Karl Görlitz aus Görlitz, Stefan Stellmach aus Bismarckhütte und ein gewisser Kauert, angeblich Kommunist, früher Freiwilliger des Bataillons Oesterreicher, von der Straße nach Kasimir weg in den Wald geführt und von Mußweiler (alias Weiland) erschossen. Die Leichen wurden ausgeplündert. |
Bernhard Sauer: "Oberschlesien" | Am bekanntesten wurde der Fall des Krappitzer Hoteliers Wilhelm Walenczyk. In seinem Gästehaus war während der französischen Besatzung zeitweilig die französische Intendantur untergebracht. Dies machte ihn offenbar stark verdächtig. Zudem soll Frau Walenczyk geäußert haben, „es komme ihr auf ein paar Tausend Mark nicht an, wenn ihr Mann aus dem Wege geräumt werde". Einer der Mörder soll mit ihr ein Liebesverhältnis gehabt haben. Jedenfalls wurde Walenczyk als angeblicher polnischer Spion verhaftet und von Angehörigen der „Kriminalabteilung Friedrich" im Wald hingerichtet. Der angebliche Polizeiinspektor a. D. Ernst Friedrich - er nannte sich auch Hauptmann Fischer - gehörte einer Nachrichtenstelle an, die von dem Geheimrat Berger geführt wurde? Der wirkliche Name von Berger war Privatdozent Dr. Arnold Ruge… |
Wider den weißen Mord v. Paul Fröhlich | Ende Mai 1920 holte der Pferdewärter Eduard Seirer aus Pasing auf Befehl des Leiters der Kriminalabteilung der Nachrichten-zentrale Oberland Kriminalinspektor Friedrich (richtiger Name: Fischer) aus Bernburg zusammen mit dem Kriminalwachtmeister Joseph Bump aus Karlskron den Besitzer des Hotels „Deutsches Haus“ in Krappitz aus dem Gefängnis ab. Sie fuhren an eine verschwiegene Stelle des nahen Waldes, wo ihrer der Kriminalleutnant Dressel aus Augsburg wartete. Der Gefangene Hotelbesitzer Valenczyk hatte das Verbrechen begangen während der Zeit der französischen Besatzung in seinem Hotel die französische Intendantur untergebracht zu haben. Ohne daß er wusste was ihm bevorstehe wurde er in den Wald hinter eine kleine Anhöhe geführt und dort von Bump erschossen. In der Kriminalabteilung der Nachrichtenzentrale „Oberland“ war bekannt, daß Dressel der Geliebte der Frau des Hotelbesitzers war und daß diese Frau einmal äußerte, es liege ihr nichts an Tausenden von Mark, wenn ihr Mann beseitigt werde. Am 30. Juni 1921 führte die Nachrichtenzentrale Oberland bei ihrem Abmarsch nach Leobschütz drei Gefangene mit: Karl Görlitz aus Görlitz in Schlesien, Stefan Stellmach aus Bismarckhütte und Kauert, angeblich Kommunist, Freiwilliger des Bataillons Oestreicher. Nach längeren Märchen wurden sie schließlich von der Straße nach Kasimir abseits in den Wald geführt und von einem Herrn Mußweiler (alias Weiland) erschossen und an der Mordstelle vergraben. Die Testamente von Görlitz und Stellmach wurden von Bump und Mußweiler verbrannt. Bump, Mußweiler und ein Freiwilliger Rahn nahmen das gesamte Vermögen der Toten an sich.
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Denkschrift des Reichsjustizministeriums zu "Vier Jahre Politischer Mord" | Das Standrecht des Freikorps Oberland Der Besitzer des Hotels „Deutsches' Haus" in Krappitz, Va l e n t z y k, hatte sich während der französischen Besatzung Obschlesiens verhaßt gemacht, weil die französische Intendantur in seinem Hause untergebracht war. Außerdem lag er in Streit mit seiner Frau. Diese äußerte ihrem Geliebten, dem Kriminalleutnant Dressel aus Augsburg gegenüber, es liege ihr nichts an Tausenden von Mark wenn ihr Mann beseitigt würde. Valentzyk wurde im Mai 1921 auf Grund verschiedener Anschuldigungen ins Gefängnis in Krappitz gebracht. Dort wurde Ende Mai 1921 auf Befehl des Leiters der Kriminalabteilung der Nachrichtenzentrale Oberland, Kriminalinspektor Friedrich (alias Fischer) aus Bernburg in Anhalt, von dem Pferdewärter Eduard Seirer aus Pasing, Gräfstraße 5 und dem Kriminalwachtmeister Joseph Gump aus Karlskron bei Garmisch abgeholt und in der Richtung Leschnitz einen Wald gebracht. Dort warteten Friedrich und Dressel. Gump und Dressel gingen, nachdem sie einen Spaten unter dem Kutschersitz vorgezogen hatten, in den Wald. Seirer bewachte den Gefangen Friedrich blieb mit dem Motorrad in einiger Entfernung zurück. Valentzyk wurde dann in den Wald hinter eine kleine Anhöhe geführt und dort von Gump erschossen. Am 30. Juni 1921 rückte die Nachrichtenzentrale Oberland nach Leobschütz ab. In der Kolonne wurden K a r l G ör l i t z aus Görlitz in Schlesien Apothekerlehrling in Gogolin und der Gemeindevorsteher S t e p h a n S t e l l m a c h aus Bismarckhütte in Oberschlesien als Gefangene mitgeführt. Sie wurden dann von Gump in einem Bagagewagen über Schönau nach Kleinbergau gebracht und mußten dort in einem Pferdestall übernachten. Am andern Morgen früh wurden sie auf der Straße nach Kasimir zu Fuß von Gump und einem gewissen Mußweiler (alias Weiland) aus Hamburg weitertransportiert. Nach etwa 10 Minuten wurden die Gefangenen links ab in den Wald geführt, von Mußweiler erschossen und an der Mordstelle vergraben. Görlitz verfügte vor seiner Ermordung, daß seine Braut sein Vermögen von 10 000 M. sowie das silberne Zigarettenetui, das er bei sich trug, erben sollte. Das Zigarettenetui hat sich jedoch Mußweiler angeeignet. („Münchener Post", 19. Oktober 1921.) Major Horadam vom Oberland behauptete in seiner Berichtigung an die „Münchener Post": „Wenn Plünderer erschossen wurden, so geschah das auf Grund des vom Kommando verhängten Standrechts." Nach seiner Auffassung war also Oberland berechtigt, das Standrecht zu verhängen und als Richter und Strafvollstrecker zugleich zu fungieren. |
Bemerkungen zum Kriminalwachtmeister Gump/Bump
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Neben den Aussagen des Kranzbergers Bürgermeisters Happ vom 22.04.1952 der sich neben Gumps Einsatz in Oberschlesien auch an dessen Beitritt beim Freikorps Epp erinnert, sowie seiner Witwe Salome am 21.05.1925 gibt es die Aussage seine Lebensgefährtin aus der Zeit um 1920/1921 Magdalena, geb. Stampfl, die am 06.05.1922 folgendes aussagt: SCHINDLER : ja, nach Oberschlesien PRÄHOFER : auf Oberschlesien hat er sich gemeldet SCHINDLER : Ja, das habe ich ihnen schon gesagt das letzte Mal, da habe ich ihn suchen lassen PRÄHOFER : ja wo ist er denn zuerst hingekommen SCHINDLER : in München hat er sich gestellt, dann ist er nach Oberschlesien kimma. Dös weiß ich noch gut, in der Knebelstraß 8 hat er sich gemeldet und da haben sie ihn gleich fort. |
Zur Adresse Knebelstraß 8 (bzw. Knöbelstr. 8) in München steht im Buch von Gumbel Vier Jahre politischer Mord folgendes: Fr e i k o r p s O b e r l a n d Diese Information kann im Adressbuch München1921 u. 1922 verifiziert werden. |
Ausschreibung in den Polizeiblättern und Festnahme in Emersacker
In einer Abschrift über eine 1926 erfolgte Festnahme von Adolf Gump, ist erwähnt, dass er in vier Polizeiblättern ausgeschrieben war.
Die Recherche zu den Ausschreibungen in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Lesesaal Potsdamer Straße übernahm freundlicherweise der User @pensionär, der die Polizeiblätter zur Ausleihe in den Lesesaal bestellt, ausgewertet und entspr. Benutzungsordnung § 18 Abs. 3 im allg. Lesesaal der Staatsbibliothek zu Berlin - am Standort Potsdamer Straße- zu den hier o.g. einschlägigen Seiten abfotografiert hat.
Vielen Dank für die Recherche und die Bereitstellung des Bildmaterials!
Die vielen weiteren in den Rubriken der Polizeiblätter vorhandenen Ausschreibungen mit Namen und Personendaten, wurden aus Rücksichtnahme unkenntlich gemacht.
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Quellen
Recherche durch die User @pensionär und @ajnat
Wikipedia Aufstände in Oberschlesien
Wikipedia St. Annaberg
Gumbel, Vier Jahre politischer Mord
Wider den weißen Mord v. Paul Fröhlich
Bernhard Sauer: "Oberschlesien"
Denkschrift des Reichsjustizministers zu "Vier Jahre politischer Mord" von 1924 (enthalten in der 5. Ausgabe von Gumbel, Vier Jahre politischer Mord , 1980)
Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz