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Einer der Tatverdächtigen im Mordfall Hinterkaifeck ist [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]], der Ehemann der ermordeten [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria Gabriel]]. | [[Kategorie:Theorien]] | ||
Einer der Tatverdächtigen im Mordfall Hinterkaifeck ist [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]], der Ehemann der ermordeten [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria Gabriel]] und Vater der getöteten [[Personen: Gabriel Cäzilia | Cäzilia Gabriel]]. | |||
== Hintergründe == | == Hintergründe == | ||
=== Die Eheschliessung === | === Die Eheschliessung === | ||
Am 03.04.1914 heirateten Viktoria Gruber und Karl Gabriel. Aufgrund eines [[Verträge: 1914-03-11 Ehe- und Erbvertrag Karl und Viktoria Gabriel | Ehe- und Erbvertrages]] vom 11.03.1914 gehörte Karl Gabriel die Hälte des [[Sachverhalte: Wem gehörte Hinterkaifeck? | Hinterkaifecker Hofes]]. Das Paar lebte gemeinsam mit den Schwiegereltern [[Personen: Gruber Andreas | Andreas]] und [[Personen: Gruber Cäzilia | Cäzilia]] Gruber auf dem Hof in Hinterkaifeck und [[Personen: Gabriel Cäzilia | Nachwuchs]] | Am 03.04.1914 heirateten Viktoria Gruber und Karl Gabriel. Aufgrund eines [[Verträge: 1914-03-11 Ehe- und Erbvertrag Karl und Viktoria Gabriel | Ehe- und Erbvertrages]] vom 11.03.1914 gehörte Karl Gabriel die Hälte des [[Sachverhalte: Wem gehörte Hinterkaifeck? | Hinterkaifecker Hofes]]. Das Paar lebte gemeinsam mit den Schwiegereltern [[Personen: Gruber Andreas | Andreas]] und [[Personen: Gruber Cäzilia | Cäzilia]] Gruber auf dem Hof in Hinterkaifeck und [[Personen: Gabriel Cäzilia | Nachwuchs]] hatte sich angekündigt. | ||
=== Nach der Eheschliessung === | === Nach der Eheschliessung === | ||
Schon wenige Wochen nach der Hochzeit soll Karl Gabriel wieder auf den elterlichen Hof nach Laag | Schon wenige Wochen nach der Hochzeit soll Karl Gabriel wieder auf den elterlichen Hof nach [[Orte: Laag|Laag]] zurückgekehrt sein. In wie weit das der Wahrheit entspricht konnte bis Dato nicht belegt werden. [[Personen: Sigl Jakob | Jakob Sigl]] erwähnt diese Gegebenheit als einziger Zeuge. Über die eventuellen Gründe wird spekuliert. | ||
So sagte Sigl in seiner [[Aussagen: 1922-04-05 Sigl Jakob | Aussage]] 1951, dass Karl den Inzest zwischen seiner Ehefrau und deren Vater bemerkt hätte. Dies hätte ihn wohl veranlasst wieder nach Hause zurück zu kehren.<br> | So sagte Sigl in seiner [[Aussagen: 1922-04-05 Sigl Jakob | Aussage]] 1951, dass Karl den Inzest zwischen seiner Ehefrau und deren Vater bemerkt hätte. Dies hätte ihn wohl veranlasst wieder nach Hause zurück zu kehren.<br> | ||
Lorenz Schlittenbauer erwähnt in seinem [[Aussagen: 1922-04-05 Schlittenbauer Lorenz | Verhör]], dass Karl Gabriel sich bitter beklagt hätte. Der Gruber sei so geizig, dass es mittags nichtmal | [[Personen: Schlittenbauer Lorenz | Lorenz Schlittenbauer]] erwähnt in seinem [[Aussagen: 1922-04-05 Schlittenbauer Lorenz | Verhör]], dass Karl Gabriel sich bitter beklagt hätte. Der Gruber sei so geizig, dass es mittags nichtmal etwas zu essen gäbe. | ||
=== Der Tod von Karl Gabriel === | === Der Tod von Karl Gabriel === | ||
Im August 1914 zieht Karl Gabriel in den Krieg und fällt am 12.12.1914 bei Neuville in der Schlacht um Arras. Sein Regiment kämpfte seit dem 08.12.1914 in dieser Schlacht. Karl Gabriel wurde in einem Kameradengrab der Kriegsgräberstätte in St.Laurent-Blangy | Im August 1914 zieht Karl Gabriel in den Krieg und fällt am 12.12.1914 bei Neuville in der Schlacht um Arras. Sein Regiment kämpfte seit dem 08.12.1914 in dieser Schlacht. Karl Gabriel wurde in einem Kameradengrab der Kriegsgräberstätte in St.Laurent-Blangy begraben.<br> | ||
Erst in jüngster Vergangenheit wurde sein Name auf einer Gedenktafel der Kriegsgräberstätte ausfindig gemacht. <br> | Erst in jüngster Vergangenheit wurde sein Name auf einer Gedenktafel der Kriegsgräberstätte ausfindig gemacht. <br> | ||
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Hier die Gedenktafel, auf der Karl Gabriel verewigt ist. Nach dem Nachnamen Gabriel endet die Zeile (Bild 1), weitere Angaben sind dann eine Zeile tiefer (Bild 2) festgehalten. | Hier die Gedenktafel, auf der Karl Gabriel verewigt ist. Nach dem Nachnamen Gabriel endet die Zeile (Bild 1), weitere Angaben sind dann eine Zeile tiefer (Bild 2) festgehalten. | ||
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|valign="top"|[[Bild:Gabriel Karl Gedenktafel rechter Teil.jpg]] | |||
[[Bild:Gabriel Karl Gedenktafel rechter Teil.jpg| | |valign="top"|[[Bild:Gabriel Karl Gedenktafel linker Teil.jpg]]<br>Karl Gabriels Name ist auf dem Gedenkstein leider geteilt, <br>der Eintrag beginnt mit den Nachnamen und wird eine Zeile <br>darunter fortgesetzt. | ||
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Zwei Kameraden, [[Personen: Haas Nikolaus | Nikolaus Haas]] und [[Personen: Bichler Josef | Josef Bichler]], wollen den toten Karl mit Sicherheit gesehen und identifiziert haben. Haas wird dazu [[Aussagen: 1951 Haas Nikolaus | vernommen]]. Auch Bichler wurde dazu polizeilich [[Aussagen: 1951 Bichler Josef | verhört]]. | |||
Zwei Kameraden, [[Personen: Haas Nikolaus | Nikolaus Haas]] und [[Personen: Bichler Josef | Josef Bichler]], wollen den toten Karl mit Sicherheit gesehen und identifiziert haben. Haas wird dazu [[Aussagen: 1951 Haas Nikolaus | vernommen]]. Auch Bichler wurde dazu polizeilich [[Aussagen: | |||
== Ist Karl Gabriel gefallen? == | == Ist Karl Gabriel gefallen? == | ||
'''Pro:''' <br> | '''Pro:''' <br> | ||
Nicht nur die Tatsache, dass die Polizei keinerlei Anhaltspunkte zum / zu den Täter hatte und sich keine Spur auftat, liess die Frage auftauchen, ob Karl Gabriel tatsächlich gefallen ist oder überlebt und sich abgesetzt hat. Auch eine Gefangenschaft könnte dann in Frage kommen.<br> | Nicht nur die Tatsache, dass die Polizei keinerlei Anhaltspunkte zum / zu den Täter/n hatte und sich keine Spur auftat, liess die Frage auftauchen, ob Karl Gabriel tatsächlich gefallen ist oder überlebt und sich abgesetzt hat. Auch eine Gefangenschaft könnte dann in Frage kommen.<br> | ||
Die Schutzmannschaft Schrobenhausen bat die Polizeidirektion München in einem [[Dokumente: 1922-04-29 Ersuchen bzgl. Karl Gabriel | Schreiben]] vom 29.04.1922, einzelnen | Die Schutzmannschaft Schrobenhausen bat die Polizeidirektion [[Orte: München|München]] in einem [[Dokumente: 1922-04-29 Ersuchen bzgl. Karl Gabriel | Schreiben]] vom 29.04.1922, bei einzelnen zuständigen Fürsorgestellen in München, wie auch bei den übrigen Stellen in Bayern darüber Erhebungen einzuleiten, ob Karl Gabriel wirklich gefallen ist.<br> | ||
Die Polizeidirektion nahm sich dieser Bitte an und kam zu dem [[Dokumente: 1922-04-29 Ersuchen bzgl. Karl Gabriel | | Die Polizeidirektion nahm sich dieser Bitte an und kam zu dem [[Dokumente: 1922-04-29 Ersuchen bzgl. Karl Gabriel | Ergebnis]], dass es keine Anhaltspunkte geben würde, den Tod Gabriels in Frage zu stellen. | ||
'''Kontra:'''<br> | '''Kontra:'''<br> | ||
Gegensätzlich zu den offiziellen Recherchen der Polizei gab es Personen, die Karl Gabriel nach dem Krieg noch einmal gesehen haben wollen. | Gegensätzlich zu den offiziellen Recherchen der Polizei gab es Personen, die Karl Gabriel nach dem Krieg noch einmal gesehen haben wollen. | ||
So meldete sich [[Personen: Eser | So meldete sich [[Personen: Eser Matthäus | Matthäus Eser]] bei der Polizei und wollte eine Aussagen zur folgenden Begebenheit machen: | ||
Eser soll in russischer Gefangeschaft | Eser soll in russischer Gefangeschaft einem Kommissar begegnet sein, der nicht nur Deutsch, sondern auch bayerischen Dialekt gesprochen haben soll. Der Kommissar wollte genau wissen, wo Eser her kommt. Eser sagte es ihm und ein paar Tage später soll ihn der Kommissar mit den Worten: "Sag der Mörder von Hinterkaifeck habe dich entlassen..." Eser nahm die komplette Aussage später wieder zurück. Dieser Vorgang wurde von [[Personen: Leuschner Peter | Peter Leuschner]] in seinem [[Bücher: 2007 Leuschner | Buch "Mordfall Hinterkaifeck"]], Auflage 1997, geschildert. | ||
[[Personen: | [[Personen: Großöhme Therese | Therese Großöhme]] hat im April 1999 dem Donau-Kurier erzählt, dass ein [[Personen: Hausfelder Lorenz | Lorenz Hausfelder]] ihr mitgeteilt habe, dass dieser 1918 und 1926 eine Begegnung mit Karl Gabriel in [[Orte: Pfaffenhofen|Pfaffenhofen]] gehabt hätte. 1918 habe Gabriel ihm ein fremdes Soldbuch gezeigt und 1926 habe Gabriel erklärt, der Mörder von Hinterkaifeck zu sein. Sie habe dieses Geheimnis seit 60 Jahren mit sich herumgetragen und wolle dieses nun veröffentlichen.<br> | ||
Lorenz Hausfelder selbst schildert in seiner [[Aussagen: | Aussage]] | Lorenz Hausfelder selbst schildert in seiner Aussage eine Begegnung im Jahre 1917.<br> | ||
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Der [[Aussagen: 1951-12-11 Dersch Xaver | Zeugenaussage]] des [[Personen: Dersch Xaver | Xaver Dersch]] ist zu entnehmen, dass er in der Pfaffenhofener Zeitung von einem Oberst [[Personen: Hueber August | August Hueber]] berichtet habe, welcher wiederrum dem [[Personen: Sigl Jakob | Jakob Sigl]] und dem [[Personen: Schlittenbauer Lorenz | Lorenz Schlittenbauer]] erzählt haben soll, dass er von dem russischen Sonderkommissär Karl Gabriel aus der Gefangenschaft entlassen worden wäre. Dersch hätte in einer Gaststätte davon erfahren.<br> | |||
In wie weit die Aussage zu Hueber richtig ist, kann nicht mehr nachvollzogen werden, da die Aussage Huebers vom 24.11.1951 nicht mehr vorhanden ist. | |||
Hueber wird am 11.01.1952 erneut [[Aussagen: 1952-01-11 Hueber August | vernommen]] und zur Person Dersch befragt. Hueber gibt an, dass er einen Dersch kenne, aber nicht wisse, ob die Person die er kennt mit der Person, die den Bericht in der Pfaffenhofener Zeitung verfasst hatte, identisch ist (was aber der Fall war). Hueber geht in seiner Aussage vom 11.01.1952 nicht mehr auf Inhalte seiner Aussage vom 24.11.1952 ein, sodass man hieraus nicht erkennen kann, ob Hueber in der Aussage aus 1951 tatsächlich von einem Sonderkommissar Gabriel aus Russland berichtet hatte.<br> | |||
So wie Dersch die Sachlage im Nachhinein berichtigt, muss davon augegangen werden, dass Hueber in der 1951ziger Aussage nichts zu einem russischen Kommissar Gabriel ausgesagt hatte. | |||
Es ist auch nicht mehr nachzuvollziehen, ob Hueber den Jagdgenossen Sigl und Schlittenbauer von einer solchen Begebenheit berichtet hatte. Entweder hat Dersch gelogen oder Schlittenbauer und Sigl haben dem Dersch einen Streich gespielt. | |||
== Wenn Karl Gabriel überlebt hätte == | == Wenn Karl Gabriel überlebt hätte == | ||
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=== Kontra === | === Kontra === | ||
*Wo war Karl in dem Zeitraum zwischen seinem | *Wo war Karl in dem Zeitraum zwischen seinem vermeindlichen Tod und den Morden? | ||
*An welchen Ort ist er danach wieder untergetaucht? | *An welchen Ort ist er danach wieder untergetaucht? | ||
*Wäre es nicht ein "feiner Schachzug" gewesen, eine Zeit später zurück zu kehren und sein Erbe, | *Wäre es nicht ein "feiner Schachzug" gewesen, eine Zeit später zurück zu kehren und sein Erbe, den Hinterkaifecker Hof mit allen dazugehörenden Wäldern und Ländereien, anzutreten? (Wenn man an sich an die tatsächliche Verteilung des Erbes hält, hätte ev. mit den Erben des kleinen Josef teilen müssen). | ||
*War Karl in der Lage, ev. trotz Zweifel an seiner Vaterschaft, sein eigenes Kind zu töten? | *War Karl in der Lage, ev. trotz Zweifel an seiner Vaterschaft, sein eigenes Kind zu töten? |