Sachverhalte: Zur Aktenlage im Mordfall Hinterkaifeck: Unterschied zwischen den Versionen

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Datei:Übersicht Justiz Augsburg 1950.jpg|Übersicht über 1950 während des Wiederaufbaus des ausgebombten Justizgebäudes  
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Datei:Übersicht Justiz Augsburg 1951-1952.jpg|Übersicht Justiz in Augsburg 1951/1952 und den beginnenden Wiedereinzug der Behörden
Datei:Übersicht Justiz Augsburg 1951-1952.jpg|Übersicht Justiz in Augsburg 1951/1952 und den beginnenden Wiedereinzug der Behörden
Datei:Justiz Augsburg 1955.jpg|1955 (Staatsanwaltschaft ist wieder im Justizgebäude)
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Version vom 23. Juli 2017, 11:56 Uhr


Zur Aktenlage im Mordfall Hinterkaifeck

Wie in jedem Kriminalfall wurden auch nach dem Sechsfachmord viele Seiten Papier angefertigt, die den Tatort und den Fortschritt der Ermittlungen dokumentierten sowie organisatorische Schritte einleiteten.
Bei gelösten Kriminalfällen gibt es eine Anklage und spätestens zur Vorbereitung des Prozesses landen die Akten bei der Staatsanwaltschaft und später finden sich auch bei Gericht die Akten zur Verhandlung und zum Urteil.
Im Fall Hinterkaifeck sieht das anders aus. Die Ermittlungen waren weit gestreut und es gab nie eine Anklage. Erst kurz vor der drohenden Verjährung der Tat Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden Anstrengungen unternommen, die Akten zusammenzutragen. Spätestens zu dieser Zeit waren viele Akten nicht mehr auffindbar oder gar vernichtet, woran die Kriegswirren und Kriegsschäden auch ihren Anteil hatten.
Diese Seite soll einen groben Überblick geben, wo die Akten entstanden, wo sie überall landeten und wo Sie heute noch Originalakten zum Sechsfachmord in Hinterkaifeck finden können.

Ursprüngliche Aktenquellen der ermittelnden Behörden

Unterstellungsverhältnisse der lokalen Ermittlungsbehörde

Die Ermittlungen im Mordfall Hinterkaifeck beschäftigten in den vielen Jahren mehrere Behörden.
Gleich nach der Entdeckung der Tat wurde von der für Hinterkaifeck zuständigen Gendarmeriestation Hohenwart die ihnen überstellte Gendarmerie Hauptstation Schrobenhausen informiert. Von der Hauptstation in Schrobenhausen wurde die Polizeidirektion München informiert, so daß bereits ab dem ersten Tag zwei administrativ eigene Behörden mit den Ermittlungen betraut waren.

Regierungsgebäude Neuburg/Donau


Justizpalast Augsburg

Staatsanwaltschaft Neuburg

Mit Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes 1879 gab es in Neuburg/Donau sowohl ein Amtsgericht wie auch ein Landgericht, letzteres wurde jedoch 1932 aufgelöst. Im Regierungsgebäude am Ottheinrichplatz 1 befand sich auch die Staatsanwaltschaft Neuburg, zuständig für die Strafverfolgung und -vollstreckung und der Oberstaatsanwaltschaft in Augsburg untergeordnet.
Im Augsburger Justizgebäude (Lage) liefen damit zentral die Ermittlungsergebnisse zusammen die durch die Staatsanwaltschaft Neuburg erreicht wurden.
Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Neuburg ermittelte die für den Tatort zuständige Gendarmiestation Hohenwart.
Unterstützt wurde sie dabei von der Polizeidirektion München die nach der Auffindung von der Gendarmeriestation Schrobenhausen angefordert wurde und im weiteren Verlauf vom Neuburger Staatsanwalt Ferdinand Renner um Mithilfe gebeten wurde.

Oberstaatsanwaltschaft Augsburg

Bei der Oberstaatsanwaltschaft liefen die Fäden zusammen und der Großteil der Akten wurde im dortigen Justizgebäude gesammelt und eingelagert.

Bombenangriff auf Augsburg 1944

Beim Bombenangriff auf Augsburg im Februar 1944 wurden große Teile der Augsburger Innenstadt zerstört, unter anderem auch das sich am Rande der Altstadt befindliche Justizgebäude brannte bis auf die Außenmauern und das Vestibül nieder. Das sich im Augsburger Justizgebäude die Akten und Asservate des noch nicht verjährten und ungelösten Falls befanden wir durch Niederschriften der Ermittler gestützt.
Hinterkaifeck ist nicht der einzige Fall, dessen Akten durch dieses Ereignis drastisch reduziert wurden. Auch in anderen bedeutenden Kriminalfällen wie Matthias Kneißl wurden Papiere vernichtet und der Bestand des Augsburger Staatsarchivs weist für die Zeit in und vor dem Zweiten Weltkrieg erhebliche Lücken auf.

Aktenfundstellen
  • Bericht Dr. Dr. Herrnreiter vom 15.01.1953: Alle heute in der Mordsache Hinterkaifeck getätigten Ermittlungen wurden nicht nur von der Tatsache überschattet, daß die Tatzeit (31.3.1922) nunmehr über dreißig Jahre zurückliegt, sondern vor allem dadurch erschwert, daß die sehr umfangreichen Ermittlungsakten beim Brand des Augsburger Justizgebäudes im Jahre 1944 zugrunde gingen.
  • Niederbayerische Zeitung, 01.03.1953: Nun begann sich die Augsburger Staatsanwaltschaft erneut mit der fast 30 Jahre im Dunkeln liegenden Mordaffäre, deren Akten bei einem Bombenangriff auf Augsburg völlig vernichtet worden waren, zu befassen.





Übersicht über die Augsburger Justiz die noch 1940 im Justizgebäude am „Alten Einlass 1“ untergebracht ist und nach dem Krieg bzw. während des Wiederaufbaus des zerstörten Gebäudes (1948-1951) an verschiedenen Stellen untergebracht war.

Polizeidirektion München

Gendarmeriestation Hohenwart

Amtsgericht Schrobenhausen

Auch das Amtsgericht Schrobenhausen wurde nach Entdeckung der Tat von der Gendarmie Hauptstation Schrobenhausen informiert und entsandte eine Gerichtskommission an den Tatort zum richterlichen Augenschein dessen Leitung bei Oberamtsrichter Johann Konrad Wiessner lag.
Vor dem Amtsgericht Schrobenhausen fanden vor der Tat einige Handlungen statt, deren Dokumentation zum Teil noch im Staatsarchiv München archiviert ist.
Etwa die Nachlaßvorgänge nach dem Tod von Karl Gabriel jun. oder auch die Vorgänge rund um die Vaterschaft von Josef Gruber, wie sie in der Zusammenstellung des Staatsanwaltes Pielmayer beschrieben sind.
Auch nach der Tat war das Amtsgericht Schrobenhausen zuständig für den Nachlaß der Opfer.

weitere Stellen

Archivierung

Die vorhandenen Akten zum Mordfall können heute in den Staatsarchiven München und Augsburg eingesehen werden.

Staatsarchiv München

Das Staatsarchiv München hat die Bestände der Münchner Polizeidirektion zum Fall Hinterkaifeck unter der Signatur PolDir 8091B archiviert, eine Auswahl kann auch auf unserer Homepage im Original hier eingesehen werden. Für weitere Informationen oder Terminvereinbarungen gibt es eine Homepage.

Staatsarchiv Augsburg

Das Staatsarchiv Augsburg hat die noch erhaltenen Hinterkaifeck-Bestände der Augsburger Staatsanwaltschaft unter der Signatur StAnwA 1 Js 244/52 archiviert, eine Auswahl kann auch auf unserer Homepage im Original hier eingesehen werden. Für weitere Informationen oder Terminvereinbarungen gibt es eine Homepage.



fehlende Akten und Asservate

Mittels Querverweisen im vorhandenen Bestand ist es in einzelnen Fällen möglich korrekte Angaben zu nicht erhalten gebliebenen Dokumenten zu treffen.

Akten

Tatortskizze

Tatbestandsbericht

Obduktionsergebnisse

Obduktionsprotokoll
Leichenfotos
Zuordnung Tatwaffe zu den Kopfverletzungen

Sonderakte Schlittenbauer

Martin Riedmayr verweist in seinem Bericht unter Anderem auf folgende nicht in den Archiven vorhanden Dokumente:

  • Blatt 10 des Sonderaktes Schlittenbauer: in dem der Sachverhalt erwähnt wird, daß Viktoria Gabriel geklagt hat, dass Schlittenbauer von ihnen fortgesetzt Geld erpresst haben soll.
  • Blatt 10 des Sonderaktes Schlittenbauer: Schlittenbauer soll wohl keinen geringen Groll gegen die Bewohner gehabt haben und wurde noch zu weilen gefragt warum er denn die Viktoria Gabriel nicht geheiratet habe
  • einen Tatbestandsbericht

Asservate

Schädel der Opfer

Reuthaue

Kreuzhacke

Taschenmesser

Bandeisen

Stubenwagen

Taschenuhr

Quellen/Herkunft

https://de.wikipedia.org/wiki/Landgericht_Neuburg_an_der_Donau
https://de.wikipedia.org/wiki/Amtsgericht_Neuburg_an_der_Donau
https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Justizpalast
https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Augsburg