Landpolizei Bayern z. Zt. Kranzberg, den 5. Mai 1952
Chefdienststelle Schwaben
-Kriminalstelle-
Vernehmungsniederschrift:
Aufgesucht in Ihrer Wohnung, mit dem Gegenstand der Vernehmung vertraut gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt, gibt Frau Katharina
Hartl folgendes an:
I. Zur Person:
H a r t l, Vorname Katharina,geb. Koch, verh. Hausfrau, geb. am 29.4.1898 in Kranzberg, wohnhaft in Kranzberg, Hs.Nr. 72, Lkr. Freising.
II. Zur Sache:
" Ich bin in Kranzberg geboren und aufgewachsen. Die Schule besuchte ich ebenfalls hier. Nach meiner Schulentlassung habeich das Damenschneiderhandwerk erlernt. Meine Lehrmeisterin war flau
Kres zenz Kieslinger von hier. Ich lernte 3 Jahre. Nach meiner Lehrzeit hebe ich mich in Kranzberg selbstständig gemacht. Neben meinen Näharbeiten habe ich zu Hause in der Landwirtschaft meiner
Eltern mitgearbeitet. Während des I.Weltkrieges war ich ständig zu Hause bei meinen Eltern. Zur damaligen Zeit wohnten meine Eltern noch in dem Anwesen neben der Amperbrücke. Im Jahre 1922
erbaute mein damaliger Bräutigam und jetziger Mann das Anwesen Hs.Nr.72, in welchem wir nun wohnen. Glaublich im Jahre 1923 erbaute sich meine Mutter (der Vater war inzwischen verstorben)
das Anwesen neben uns,Hs.Nr.73.Im März 1923 habe ich mich mit Josef Hartl verheiratet (Heiratsreg.d.Gde. Kranzberg 2/23).
Der alte Korbmacher Anton Gump war mir bekannt. Nach meiner An sicht kam dieser unmittelbar nach dem I.Weltkrieg nach Kranzberg. Er wohnte damals im Anwesen Stadlmeier (Hausname
Enghofer). Bei dem Korbmacher Gump hielt sich auch ein Sohn namens Adolf auf. Das Alter des Adolf Gump ist mir nicht bekannt, er war aber älter als ich.Wenrn ich mich recht entsinne, sind Vater
und Sohn damals zusammen nach Kranzberg gekommen. Hin und wieder habe ich bei dem alten Gump auch eine Tochter gesehen.Es ist möglich, daß diese immer nur besuchsweise zu ihrem Vater
kam.Wer den beiden Männern den Haushalt geführt hat,weiß ich nicht. Ich nehme an,daß sie ihre Sachen größtenteils selbst erledigt haben. Bei meinen Stöhrarbeiten über Land habe ich den alten Gump einmal in der Ortschaft Bällhausen,wo ich bei einem Bauern
in Arbeit war,getroffen. Gump war bei diesem Bauern mit Korbmachen beschäftigt. Beim Essen habe ich ihn jeweils gesehen. Kurze Zeit, nachdem Vater und Sohn hier in Kranzberg Wohnung
genommen hatten, kam Adolf Gump einigemale zu mir in meine elterliche Wohnung. Ich mußte ihm an einer Mütze eine Reparatur ausführen. Wenige Zeit später brachte er mir einen Hemdkragen
zum Ausbessern. Diese Gelegenheiten nahm Adolf Gump wahr und wollte mit mir ein Verhältnis anknüpfen. Ich schenkte den Erklärungen des Gump keine Aufmerksamkeit,denn ich bin eine
geborene Kranzbergerin und wenn ich mich mit dem.Korbmacher Gump eingelassen hätte, dann wäre ich das Gerede der Leute geworden. Anläßlich eines Besuches bei mir habe ich Gump klar
zuverstehen gegeben daß ich von ihm nichts wissen will.Daraufhin ist Adolf Gump weggeblieben.Zur damaligen Zeit war ich 19 oder 20 Jahre alt. Ich sagte ihm auch, daß ich durch ihn nur in
schlechten Ruf kommen würde.
Auf Frage: Ich kann mich wohl schwach daran erinnern, daß sich Adolf Gump um diese Zeit zu irgend einem Verband freiwillig gemeldet hat. Was aber dies für ein Verband war, weiß ich
heute nicht.
In Uniform habe ich Adolf Gump nie gesehen.Viele Jahre später habe ich ihn in der Gegend Thalhausen bei
Straßenarbeiten gesehen. Damals sagte er zu seinen Mitarbeitern, sie sollen etwas zur Seite gehen,damit ich
vorbeifahren könne.Zu mir selbst sagte Adolf Gump nichts. Kurze Zeit nachdem ich Adolf Gump über die Beziehungen
zu mir klaren Wein eingeschenkt hatte,lernte er ein Mädchen in der Gegend von Thalhausen kennen. Dieses soll dann
von ihm auch geschwängert worden sein. Bei dem Mädchen handelt es sich um eine kleine,untersetzte Gestalt. Einige
Zeit später ging dieses Mädchen mit ihrem Kleinkind am Arm durch Kranzberg und bettelte. Damals erzählten mir die
Leute,daß es sich bei der Frauensperson um jenes Mädchen handelt, welches von Adolf Gump das Kind hat.Ob Gump
dann diese Frau geheiratet hat,weiß ich nicht.
Zu meinem elterlichen Anwesen gehörten 7-8 Tagwerk Grund.Wir hatten immer 2 Kühe,1 Ochsen und einige
Jungrinder. Mein Vater war von Beruf Maurer. Wir waren nur 2 Kinder(Schwestern) und lebten immer in geordneten
Verhältnissen. Mein Mann hat früher den Viehhandel ausgeführt und ich selbst bekam von meinem Großvater ziemlich
Geld. Nach der Inflation hatten wir durch unseren Hausbau noch Schulden. Wir mußten zwei-oder dreimal zum
Finanzamt Freising kommen und dort wegen Umrechnung unserer Schuldenlast vorsprechen.
Entweder noch während des Krieges oder nach Kriegsende habe ich erzählen hören,daß Adolf Gump gestorben sein
soll. Wo er jedoch gestorben ist und begraben liegt,weiß ich nicht. Ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern,wo ich
dies erfahren habe.Von den Geschwistern dee Adolf Gump ist mir niemand bekannt. Ich weiß auch gar nicht,ob er
solche überhaupt hatte,mit Ausnahme der Schwester, welche einigemale in Kranzberg war. Ich gebe zu,daß ich
einigemale erzählen hörte,daß Adolf Gump gerne gerauft hat.Ich selbst bin mit Adolf Gump nie auegegangen und kann
auch keine Angaben darüber machen,wo er verkehrt hatte. Mir ist auch nichts bekannt,daß er sich sehr dem Trunke
hingegeben haben soll.Ich kann dem Gump weder was Gutes noch was Schlechtes nachsagen.
Meine Angaben habe ich freiwillig und ohne Zwang abgegeben.Sie entsprechen der
Wahrheit und wurden meinem Sinne nach niedergeschrieben,was ich nach Vorlesung
des Protokolls im Entwurf mit meiner Unterschrift bestätige."
Geschlossen Zugegen Vorgelesen, erhalten,
genehmigt und unterschrieben
Prähofer Nußbaum gez. Katharina Hartl
O.Komm. d. LP. O.Komm. d. LP.
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