Dokumente: 1949-02-25 Brief Anneser Johann: Unterschied zwischen den Versionen

K
 
(9 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Kategorie:Dokumente]]
[[Datei:AktenDokumente.jpg | rechts]]
'''''Brief des Hans Anneser an die Staatsanwaltschaft Augsburg'''''
'''''Brief des Hans Anneser an die Staatsanwaltschaft Augsburg'''''
== Detailinformationen ==
== Detailinformationen ==
Zeile 14: Zeile 16:
Staatsanwaltschaft  [[Orte: Augsburg|Augsburg]]
Staatsanwaltschaft  [[Orte: Augsburg|Augsburg]]


=== Verfügbar ===
=== Quelle ===
Staatsarchiv München
Staatsarchiv [[Orte: München|München]], PolDir 8091b
 
== Inhalt ==
== Inhalt ==
{|class="docs" border="2" cellpadding="0" width="900"
{|class="docs" border="2" cellpadding="0" width="900"
Zeile 30: Zeile 33:


Zum Raubmord in [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]]!<br>
Zum Raubmord in [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]]!<br>
Mit großem Interesse entnehme ich aus der Günzburger Tagespost vom 22.2.1949 den geschilderten Sachverhalt über den Raubmord in Hinterkaifeck. Ich der Unterzeichnende war zur damaligen Zeit als Gendarmerie-Wachtmeister in [[Orte: Schrobenhausen | Schrobenhausen]] tätig u. habe der ersten Augenscheineinnahme der Gerichtskommission beigewohnt. Als dienstältester Gendarmerie-Beamter wurde ich vom [[Ermittler: Wiessner Konrad | Herrn Oberamtsrichter Wiesner]] [Anm. richtig: Wiessner] befohlen, die Wohnung der Ermordeten zu durchsuchen. Ich nahm mit [[Ermittler: Großmann | Gend. Wachtmeister Großmann]] die angeordnete Hausdurchsuchung vor. <br><br>
Mit großem Interesse entnehme ich aus der Günzburger Tagespost vom 22.2.1949 den geschilderten Sachverhalt über den Raubmord in Hinterkaifeck. Ich der Unterzeichnende war zur damaligen Zeit als Gendarmerie-Wachtmeister in [[Orte: Schrobenhausen | Schrobenhausen]] tätig u. habe der ersten Augenscheineinnahme der Gerichtskommission beigewohnt. Als dienstältester Gendarmerie-Beamter wurde ich vom [[Ermittler: Wiessner Johann Konrad | Herrn Oberamtsrichter Wiesner]] [Anm. richtig: Wiessner] befohlen, die Wohnung der Ermordeten zu durchsuchen. Ich nahm mit [[Ermittler: Großmann Ernst| Gend. Wachtmeister Großmann]] die angeordnete Hausdurchsuchung vor. <br><br>
[[Sachverhalte: Nach der Tat vorhandenes Geld | Gefunden wurden]] 70 M Goldgeld u. ein Fünfmarkschein in Papiergeld, außerdem 2 Taschenuhren, welche unter anderen Kleidungsstücken im Bette lagen. Die Schubladen von einer Waschkommode waren herausgezogen u. durchwühlt. Von dem Vorhandensein von 3000 M Goldgeld ist mir nie etwa bekannt geworden, auch ist es nicht richtig, dass Papiergeld herumgelegen u. Gegenstände umgestoßen waren. <br><br>
[[Sachverhalte: Nach der Tat vorhandenes Geld | Gefunden wurden]] 70 M Goldgeld u. ein Fünfmarkschein in Papiergeld, außerdem 2 Taschenuhren, welche unter anderen Kleidungsstücken im Bette lagen. Die Schubladen von einer Waschkommode waren herausgezogen u. durchwühlt. Von dem Vorhandensein von 3000 M Goldgeld ist mir nie etwa bekannt geworden, auch ist es nicht richtig, dass Papiergeld herumgelegen u. Gegenstände umgestoßen waren. <br><br>
Die erste Augenscheineinnahme erfolgte nachts um 10 Uhr durch Herrn Oberamtsrichter Wiesner. Außerdem waren anwesend [[Ermittler: Glaser | Gerichtsinspektor Glaser]], [[Ermittler: Hirschmann | Assistent Hirschmann]] ich u. Wachtmeister Großmann. Gegen 12 Uhr nachts kam dann die Mordabteilung der Polizeidirektion München angefahren. [[Ermittler: Reingruber Georg | Kriminalinspektor Reingruber]] hat dann am darauffolgenden Tag festgestellt, dass der Mord in der Nacht vom Freitag auf Samstag verübt wurde, während ich am darauffolgenden Tage mit dem Herrn Staatsanwalt aus [[Orte: Neuburg a. D.|Neuburg]] nochmals das ganze Anwesen durchsucht habe. Gefunden wurde noch eine Anzahl Pfandbriefe, aber außer dem bereits erwähnten Geld nichts.<br>  
Die erste Augenscheineinnahme erfolgte nachts um 10 Uhr durch Herrn Oberamtsrichter Wiesner. Außerdem waren anwesend [[Ermittler: Glaser Siegfried| Gerichtsinspektor Glaser]], [[Ermittler: Hirschmann Theobald| Assistent Hirschmann]] ich u. Wachtmeister Großmann. Gegen 12 Uhr nachts kam dann die Mordabteilung der Polizeidirektion München angefahren. [[Ermittler: Reingruber Georg | Kriminalinspektor Reingruber]] hat dann am darauffolgenden Tag festgestellt, dass der Mord in der Nacht vom Freitag auf Samstag verübt wurde, während ich am darauffolgenden Tage mit dem Herrn Staatsanwalt aus [[Orte: Neuburg a. d. Donau|Neuburg]] nochmals das ganze Anwesen durchsucht habe. Gefunden wurde noch eine Anzahl Pfandbriefe, aber außer dem bereits erwähnten Geld nichts.<br>  
Es stand außer allem Zweifel, daß sämtliches vorhandene Geld geraubt wurde. Die Feststellung dass der Mord in der Nacht vom Freitag auf Samstag verübt wurde, ist nicht meine Ansicht, aber es blieb dabei, weil Reingruber ermittelt hat, dass [[Personen: Gabriel Cäzilia | das ermordete Mädchen]] am Freitag noch in der Schule war u. am Samstag dagegen nicht mehr.  
Es stand außer allem Zweifel, daß sämtliches vorhandene Geld geraubt wurde. Die Feststellung dass der Mord in der Nacht vom Freitag auf Samstag verübt wurde, ist nicht meine Ansicht, aber es blieb dabei, weil Reingruber ermittelt hat, dass [[Personen: Gabriel Cäzilia | das ermordete Mädchen]] am Freitag noch in der Schule war u. am Samstag dagegen nicht mehr.  
<br><br>
<br><br>
Ferner kam Reingruber angefahren, sah [[Personen: Die Opfer von Hinterkaifeck | die Leichen]] an u. erklärte kurzerhand, das habe der [[Personen: Bärtl Josef | Bäcker Bertel]] aus Geisenfeld getan. Ich widersprach ihm, dass man dies nicht so ohne weiteres behaupten könne, worauf wir beinahe aneinander geraten wären. Aus diesem Grunde habe ich auch meinen schon damaligen Verdacht nicht mehr ausgesprochen u. habe mir gesagt, der siebengescheite Herr Inspektor soll sich nur selbst den Kopf zerbrechen u. nach dem Täter fahnden. Nach meiner Ansicht wurde der Mord vom Samstag auf Sonntag, d.h. am Samstagabend verübt. <br><br>
Ferner kam Reingruber angefahren, sah [[Personen: Die Opfer von Hinterkaifeck | die Leichen]] an u. erklärte kurzerhand, das habe der [[Personen: Bärtl Josef | Bäcker Bertel]] aus Geisenfeld getan. Ich widersprach ihm, dass man dies nicht so ohne weiteres behaupten könne, worauf wir beinahe aneinander geraten wären. Aus diesem Grunde habe ich auch meinen schon damaligen Verdacht nicht mehr ausgesprochen u. habe mir gesagt, der siebengescheite Herr Inspektor soll sich nur selbst den Kopf zerbrechen u. nach dem Täter fahnden. Nach meiner Ansicht wurde der Mord vom Samstag auf Sonntag, d.h. am Samstagabend verübt. <br><br>
Die Feststellung dass der Mord vom Freitag auf Samstag verübt wurde, war für die Täter ein großer Vorteil. Die Verdächtigen haben dadurch ein einwandfreies Alibi nachgewiesen. Ich habe meinen nicht unbegründeten Verdacht wegen dem vorher erwähnten Reingruber nicht mehr ausgesprochen, doch kam nach einigen Tagen von der Augsburger Kriminalpolizei ein Schreiben an die Gendarmerie-Station Schrobenhausen in welchem ein Beamter auf einen gewissen Eduard Mertel aufmerksam gemacht hatte. Auf dieser Person und auf einem angeblichen Nachtmann ruhte auch mein Verdacht. <br><br>
Die Feststellung dass der Mord vom Freitag auf Samstag verübt wurde, war für die Täter ein großer Vorteil. Die Verdächtigen haben dadurch ein einwandfreies Alibi nachgewiesen. Ich habe meinen nicht unbegründeten Verdacht wegen dem vorher erwähnten Reingruber nicht mehr ausgesprochen, doch kam nach einigen Tagen von der Augsburger Kriminalpolizei ein Schreiben an die Gendarmerie-Station Schrobenhausen in welchem ein Beamter auf einen gewissen Eduard Mertel aufmerksam gemacht hatte. Auf dieser Person und auf einem angeblichen Nachtmann ruhte auch mein Verdacht. <br><br>
Auch daraufhin habe ich noch nichts gesagt u. der [[Ermittler: Oberndorfer | Stationsführer Gend. Oberwachtmeister Oberndorfer]] gab die Erhebungen weiter nach Günzburg wo Mertel damals wohnhaft war. Das Schreiben kam zurück; Mertel hat sein Alibi nachgewiesen. Sein Genosse Nachtmann wurde nie befragt.  
Auch daraufhin habe ich noch nichts gesagt u. der [[Ermittler: Oberndorfer Josef | Stationsführer Gend. Oberwachtmeister Oberndorfer]] gab die Erhebungen weiter nach Günzburg wo Mertel damals wohnhaft war. Das Schreiben kam zurück; Mertel hat sein Alibi nachgewiesen. Sein Genosse Nachtmann wurde nie befragt.  
<br><br>
<br><br>
Mertel, Eduard war ein Bekannter von mir u. stammte von meinem Heimatdorf. Solange ich denken kann, kenne ich Mertel, war aber noch nie mit ihm in irgendeiner Feindschaft, aber auch in keine Freundschaft verwickelt.  
Mertel, Eduard war ein Bekannter von mir u. stammte von meinem Heimatdorf. Solange ich denken kann, kenne ich Mertel, war aber noch nie mit ihm in irgendeiner Feindschaft, aber auch in keine Freundschaft verwickelt.  
8.532

Bearbeitungen