Zeitungsartikel: 2009-03-11 Süddeutsche Zeitung: Unterschied zwischen den Versionen
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Zeitungsartikel: 2009-03-11 Süddeutsche Zeitung (Quelltext anzeigen)
Version vom 18. Juni 2011, 08:41 Uhr
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'''''Mysteriöser Mord 1922''''' | '''''Mysteriöser Mord 1922''''' | ||
1922 wurde im oberbayerischen [[Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]] eine sechsköpfige Bauernfamilie mit einer Hacke erschlagen. In diesem Jahr drehen sich drei neue Filme um die nie geklärte Bluttat. | 1922 wurde im oberbayerischen [[Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]] eine sechsköpfige Bauernfamilie mit einer Hacke erschlagen. In diesem Jahr drehen sich drei neue Filme um die nie geklärte Bluttat. | ||
{| class="wikitable" | {| class="wikitable float-right" | ||
|Diese drei Filme erschienen 2009 | |Diese drei Filme erschienen 2009<br> (Bem. vom HK.net Team) | ||
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|[[Filme: 2009 Hieber Hinterkaifeck - Die wahre Geschichte hinter Tannöd|Die wahre Geschichte hinter Tannöd]] | |[[Filme: 2009 Hieber Hinterkaifeck - Die wahre Geschichte hinter Tannöd|Die wahre Geschichte hinter Tannöd]] | ||
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Diese Geschichte lässt niemanden kalt: [[Der Hof Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]], das Synonym für ungelöste Meuchelmorde. In der oberbayerischen Einöde Hinterkaifeck zwischen den Dörfern [[Orte: Gröbern|Gröbern]] und [[Orte: Laag|Laag]] wurden 1922 alle [[Sachverhalte: Die 5 Tatortbilder|sechs Bewohner]] des Bauernhofs brutal mit einer Hacke [[Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer|erschlagen]]. | Diese Geschichte lässt niemanden kalt: [[Der Hof Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]], das Synonym für ungelöste Meuchelmorde. In der oberbayerischen Einöde Hinterkaifeck zwischen den Dörfern [[Orte: Gröbern|Gröbern]] und [[Orte: Laag|Laag]] wurden 1922 alle [[Sachverhalte: Die 5 Tatortbilder|sechs Bewohner]] des Bauernhofs brutal mit einer Hacke [[Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer|erschlagen]]. | ||
Bis heute ist der Mordfall ungeklärt. Die [[Ermittlungsakten]] sind seit 1955 geschlossen, doch in den Köpfen der Menschen spukt die Schicksalsnacht auch nach 87 Jahren umher. Bücher wurden geschrieben, | Bis heute ist der Mordfall ungeklärt. Die [[Ermittlungsakten]] sind seit 1955 geschlossen, doch in den Köpfen der Menschen spukt die Schicksalsnacht auch nach 87 Jahren umher. Bücher wurden geschrieben, Filme gedreht, Theaterstücke inszeniert - das Publikum scheint nicht genug zu bekommen von dem mysteriösen Mordfall. | ||
Nur eine Familie würde den ewigen Spuk um Hinterkaifeck gerne beenden. "Es ist nie a Ruh, nie a Ruh", schimpft [[Personen: Weichselbäumer Regina|Regina Weichselbaumer]]. Die 85-Jährige ist die Tochter von [[Personen: Schlittenbauer Lorenz|Lorenz Schlittenbauer]], jenem Bauern, den viele Einheimische und andere vermeintliche Experten als den [[Theorien: Schlittenbauer Lorenz|Mörder]] ansehen. | Nur eine Familie würde den ewigen Spuk um Hinterkaifeck gerne beenden. "Es ist nie a Ruh, nie a Ruh", schimpft [[Personen: Weichselbäumer Regina|Regina Weichselbaumer]]. Die 85-Jährige ist die Tochter von [[Personen: Schlittenbauer Lorenz|Lorenz Schlittenbauer]], jenem Bauern, den viele Einheimische und andere vermeintliche Experten als den [[Theorien: Schlittenbauer Lorenz|Mörder]] ansehen. | ||
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Die Polizei konnte Schlittenbauer zwar nie etwas nachweisen. Doch der Makel blieb an ihm hängen, bis er 1941 starb. Schlimmer noch: In der Spargelbauregion rund um die drei Einöden Ober-, Unter- und Hinterkaifeck mussten seine Kinder unter dem Verdacht leiden. | Die Polizei konnte Schlittenbauer zwar nie etwas nachweisen. Doch der Makel blieb an ihm hängen, bis er 1941 starb. Schlimmer noch: In der Spargelbauregion rund um die drei Einöden Ober-, Unter- und Hinterkaifeck mussten seine Kinder unter dem Verdacht leiden. | ||
Am meisten betroffen waren die Söhne Lorenz und [[ | Am meisten betroffen waren die Söhne [[Personen: Schlittenbauer Lorenz jun.2|Lorenz]] und [[Personen: Schlittenbauer Alois|Alois]]. Schon als junger Schreinerlehrling wurde Alois auf Montage von einem Kunden zurückgewiesen: "Der kommt mir hier nicht rein, den will ich nicht sehen." Auch Regina wurde als Mädchen oft geschnitten: "Wir wollen uns doch nicht erschlagen lassen", hieß es etwa. "Einmal hat uns der Pfarrer nach der Schule angeboten, uns nach Hause zu begleiten", berichtet Regina Weichselbaumer. "Unterwegs hat er dann versucht, uns ganz unauffällig auszuhorchen." | ||
1949 wurden die Schlittenbauers überfallen und ausgeraubt. Die Nachbarin giftete nur: "Das war die Rache für Hinterkaifeck." Alois Schlittenbauer ärgert sich noch heute, wenn er in seinem Dorf [[Orte: Baar-Ebenhausen|Baar-Ebenhausen]] zum Kartenspielen ins Wirtshaus geht und von einigen Siebengescheiten mit den Worten "Ah, da kommt der Sohn vom Hinterkaifecker Mörder" begrüßt wird. | 1949 wurden die Schlittenbauers überfallen und ausgeraubt. Die Nachbarin giftete nur: "Das war die Rache für Hinterkaifeck." Alois Schlittenbauer ärgert sich noch heute, wenn er in seinem Dorf [[Orte: Baar-Ebenhausen|Baar-Ebenhausen]] zum Kartenspielen ins Wirtshaus geht und von einigen Siebengescheiten mit den Worten "Ah, da kommt der Sohn vom Hinterkaifecker Mörder" begrüßt wird. | ||
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Im neuen Film kommen der Fotograf Marc (Benno Fürmann) und sein Sohn Tyll (Henry Stange) in ein kleines Dorf. Dort plagen den Vater Albträume. Als er seinen Visionen auf den Grund geht, entdeckt er ein gefährliches Geheimnis. Es gibt eine siebte Leiche. | Im neuen Film kommen der Fotograf Marc (Benno Fürmann) und sein Sohn Tyll (Henry Stange) in ein kleines Dorf. Dort plagen den Vater Albträume. Als er seinen Visionen auf den Grund geht, entdeckt er ein gefährliches Geheimnis. Es gibt eine siebte Leiche. | ||
Auch im richtigen Leben entwickelte der Fall rund um Hinterkaifeck eine Eigendynamik. Der Hof wurde zwar bereits [[Sachverhalte: Abriss von Hinterkaifeck|1923 abgerissen]]. Doch die Steine wurden im Nachbardorf wieder verbaut - und der Mord blieb in den Köpfen der Menschen präsent. Es entstanden Gerüchte, Legenden, Theorien. "Gröbern war damals ein Hamstererloch, man wusste, dass die Grubers viel [[Sachverhalte: Vor der Tat vorhandenes Geld|Geld]] hatten", sagt Regina Weichselbaumer. Sie geht von einem [[Theorien: Raubmord|Raubmord]] aus, zumal am Tag danach in [[Orte: Mühlried|Mühlried]] zwei fremde Männer auffielen, die nach dem Weg zum Schrobenhausener Bahnhof fragten. | Auch im richtigen Leben entwickelte der Fall rund um Hinterkaifeck eine Eigendynamik. Der Hof wurde zwar bereits [[Sachverhalte: Abriss von Hinterkaifeck|1923 abgerissen]]. Doch die Steine wurden im [[Orte: Laag|Nachbardorf]] wieder verbaut - und der Mord blieb in den Köpfen der Menschen präsent. Es entstanden Gerüchte, Legenden, Theorien. "Gröbern war damals ein Hamstererloch, man wusste, dass die Grubers viel [[Sachverhalte: Vor der Tat vorhandenes Geld|Geld]] hatten", sagt Regina Weichselbaumer. Sie geht von einem [[Theorien: Raubmord|Raubmord]] aus, zumal am Tag danach in [[Orte: Mühlried|Mühlried]] zwei fremde Männer auffielen, die nach dem Weg zum Schrobenhausener Bahnhof fragten. | ||
Andere glauben, dass [[Personen: Gabriel Karl|Karl Gabriel]], der Ehemann der ermordeten Viktoria, Rache für die [[Sachverhalte: Strafprozess wegen Blutschande gegen Andreas Gruber und Viktoria Gabriel 1915|Blutschande]] durch den Vater nahm. Und dann gibt es eben die Variante, dass der Schlittenbauer Lorenz die Familie aus Eifersucht ausgelöscht hat. | Andere glauben, dass [[Personen: Gabriel Karl|Karl Gabriel]], der Ehemann der ermordeten Viktoria, Rache für die [[Sachverhalte: Strafprozess wegen Blutschande gegen Andreas Gruber und Viktoria Gabriel 1915|Blutschande]] durch den Vater nahm. Und dann gibt es eben die Variante, dass der Schlittenbauer Lorenz die Familie aus Eifersucht ausgelöscht hat. | ||
"Der Vater hat zu uns immer gesagt, die Affäre mit der Viktoria war der einzige Fehler in seinem Leben", berichtet Tochter Regina. "Wir sind um sein Totenbett rumgestanden, und er hat gesagt, er hat damit nix zu tun", beteuert [[Personen: Schlittenbauer Lorenz jun.|Lorenz junior]]. | "Der Vater hat zu uns immer gesagt, die Affäre mit der Viktoria war der einzige Fehler in seinem Leben", berichtet Tochter Regina. "Wir sind um sein Totenbett rumgestanden, und er hat gesagt, er hat damit nix zu tun", beteuert [[Personen: Schlittenbauer Lorenz jun.|Lorenz junior]]. Pfarrer Hans Bumiller sei dabei gewesen und habe 1942 sogar in einer Kirchenzeitung niedergeschrieben, "dass er das glaubt, weil Sterbende lügen nicht". Allerdings hat die Familie diesen Artikel nie gefunden. | ||
[[Josef Plöckl]], der ehemalige Bürgermeister von [[Orte: Waidhofen|Waidhofen]], ist sich dennoch sicher: "Der Schlittenbauer war es nicht." Er kenne einen anderen Namen - den hätten einige Alte genannt, als sie im Sterben lagen. Nennen will Plöckl diesen Namen nicht: "Das ist sehr schwierig, die Nachfahren leben noch." | [[Josef Plöckl]], der ehemalige Bürgermeister von [[Orte: Waidhofen|Waidhofen]], ist sich dennoch sicher: "Der Schlittenbauer war es nicht." Er kenne einen anderen Namen - den hätten einige Alte genannt, als sie im Sterben lagen. Nennen will Plöckl diesen Namen nicht: "Das ist sehr schwierig, die Nachfahren leben noch." |