GStA PK, I. HA Rep. 84a Justizministerium, Nr. 54944
Detailinformationen
Datum
17.03.1922
Ort
Ansbach
Inhalt
Beschuldigten-Vernehmung im Ermittelungsverfahren
gegen Gump und Genossen wegen Mordes.
Ansbach, den 17. März 1922</
Gegenwärtig:
Der Amtsrichter Sievert,
Der stellv. Gerichtsschreiber Gruber.
Der Beschuldigte, von der gegen ihn erhobenen Beschuldigung in Kenntnis gesetzt und gemäß § 136 St. P. O. befragt, gibt folgendes an:
Zur Person: Wilhelm Dressel, die übr. Pers. bereits richtig erhoben.
Dem Beschuldigten wurde sodann die Verfügung des Untersuchungsrichters II beim Landgericht Oppeln vom 13. Januar 1922 (Bl. 52) bekannt gegeben.
Zur Sache: Nach Vorhaltung der Aussagen der Zeugen Krammel und Stenzer bekanntgegeben. Stenzer und der Mitangeschuldigten Seirer und Friedrich wiederhole ich meine bei der Polizei in München, bei dem Amtsgericht in München gemachten Angaben und bleibe darauf ausdrücklich bestehen.
Der als Zeuge vernommene Krammel war Rotgardist und hat das gesamte Material, das er angeblich gesammelt hatte, und das zweifellos der Wahrheit nicht entsprach, nach seiner Entlassung, da er kein Geld mehr hatte, an die Münchener Zeitung "Post“ verkauft.
Ich muß nach wie vor ausdrücklich bestreiten, daß ich mit der Walenczyk Geschlechtsverkehr hatte und sie zu heiraten beabsichtigte. Die Frau W. ist ja schon 20 Jahre älter wie ich und hatte erwachsene Kinder. Richtig ist, daß ich die Frau W. poussiert habe, wie es andere auch getan haben. Mir gegenüber hat die Frau W. nie etwas geäußert, daß es ihr auf ein paar tausend Mark nicht ankomme, wenn ihr Mann aus dem Wege geräumt würde. Ich habe überhaupt ihren Mann nie zu Gesicht bekommen. Ihr Mann war seinerzeit -wie die Leute sagten- bei den Polen als Companieführer. Wenn Stenzer sagt, ich habe ihm erzählt, daß ich die Frau W. heiraten werde, so sagt er die
Unwahrheit. Auch hat mir meine Mutter nie einen Brief geschrieben, worin sie mir zur Hochzeit Glückwünsche sendet.
Den Aufenthalt des Gump weiß ich nicht. Ich beschreibe ihn folgendermaßen: untersetzter sehr kräftiger Gestalt, 1,65 m groß, O=Beine, sehr gesundes Aussehen, bartlos, altbayerischen Dialekt dunkelblonde Haare gescheitelt, besondere Merkmale nicht vorhanden. Er soll aus der Gegend von Garmisch stammen.
Ich muß nochmals meine Unschuld an dieser Sache beteuern.
v. g. u. u.
Wilhelm Dressel, Rottmeister der Landespolizei Ansbach
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Mit der Urschrift gleichlautend
Oppeln, den 16.April 1922
Unterschrift
Justizinspektor