Landpolizei B a y e r n z. Zt. Freising, den 21. Mai 1952
Chefdienststelle Schwaben
-Kriminalstelle-
Vernehmungsniederschrift:
Auf Vorladung erscheint Frau Magdalena Schindler bei der Dienststelle der Stadtpolizei Freising und gibt, nachdem ihr der Gegenstand der
Vernehmung bekanntgegeben und sie zur Wahrheitsangabe ermahnt worden war, folgendes an:
I. Zur Person:
S c h i n d l e r, Vorname Magdalene, geb. Stampfl, Rentnersfrau, geb. am 10.4.1884 in Thalhausen, LK Freising, wohnhaft in Freising Dr. v. Dallerst.
36.
II. Zur Sache:
„Mit Adolf Gump bin ich etwa 9 Jahre gegangen. Seit dem Jahre 1921 bin ich mit ihm intim verkehrt. Am 21.7.1921 habe ich das erste uneheliche
Kind namens Adolf von ihm geboren. Nach der Geburt des Kindes habe ich dieses 11 Monate gestillt und war bei meiner Mutter in Thalhausen
wohnhaft. Diese Zeit war ich mit Adolf Gump nicht auf Wanderschaft.Ein Bruder des Adolf Gump, namens Anton, ist mir nicht bekannt. Von den
Geschwistern des Adolf kenne ich nur die Rosa,verh.Maierthaler
in Freising,Sonnenstr.13. Während meiner Wanderschaft mit Adolf Gump,vor der
Geburt des Adolf, kam ich einmal nach Karlskron. Damals war ich schon in gesegneten Umständen und war krank (Kreuzschmerzen). In
Ingolstadt, bei dem Bruder des Adolf, namens Anton,war ich nie. Ich kenne seinen Bruder u. auch dessen Frau nicht. Ich habe diesen auch niemals eine
Gans gebracht nach Ingolstadt und ihm auch keine auf einem Bauernanwesen übergeben. Ich habe auch nie mit Adolf und einem Besucher des Adolf
im Kuhstall geschlafen.Ich habe zu keiner Zeit mit dem Adolf zu dritt übernachtet.
Als Adolf Gump Soldat war, ist er mit mir noch nicht verkehrt. Mit wem er damals Bekanntschaften hatte,weiß ich nicht. Nach Oberschlesien ist Adolf
Gump freiwillig eingerückt. Dies war,als mein Kind Adolf etwa 14 Tage alt war. Es war also im Jahre 1921. Ich habe ihn damals suchen lassen,weil er
mich mit dem Kind allein ließ. Von Oberschlesien kam Adolf Gump in Uniform zurück. Damals hatte ich mit ihm einen Auftritt.
Wie mein Kind Adolf etwa 16.oder 18 Monate alt war, bin ich mit Adolf Gump in die Gegend Hallertau gereist. Wo wir dort jeweils waren, kann ich
nicht sagen. Ich kann mich nur mehr an die Orte Tegernbach, Waidhofen und Schrobenhausen *entsinnen (*handschriftlich eingefügt). Ich kann mich
auch entsinnen, daß wir auf unserer Wanderschaft nach Hohenwart gekommen sind. Ich kann mich nur noch daran erinnern, daß wir uns bei unseren
Wanderschaften immer an kleinere Orte gehalten haben und auch bei kleineren Bauern übernachtet sind,weil,wie Adolf sagte, wir hier vor der
Gendarmerie sicherer sind. Bestimmt weiß ich,daß wir uns etwa 8 Tage bei einem Bauern in Tegernbach aufgehalten haben. Ich selbst bin auf unserer
Wanderschaft mit Adolf nicht nach Kaifeck gekommen. Dagegen ist Adolf Gump mit einem Bauern nach Hinterkaifeck gefahren. Als Adolf Gump
von Hinterkaifeck zurückkam
erzählte er mir, daß von den Bewohnern eins nach dem anderen im Stadel gelockt und dann erschlagen wurde. Er erzählte mir auch, daß man nachher
in die Wohnung gegangen ist und dort das Kind in dem Kinderwagen erschlagen habe.Gold und Silbergeld war vorhanden,aber es wurde keines
gestohlen.Ein Zuber mit Fleisch ist ebenfalls unberührt geblieben. Es soll ein ganzes Haldbekrügle voll Goldgeld dagewesen sein. Dies sagte der
Bauer,mit dem Adolf in Hinterkaifeck war. Adolf Gump hat mich deswegen nicht mit nach Hinterkaifeck genommen,weil er sagte ich brauche nicht
alles wissen und ich würde mich nur aufregen.
Mir ist nichts bekannt, daß Adolf Gump mit der ermordeten Bäuerin von Hinterkaifeck Beziehungen unterhalten hat. Mir ist nichts bekannt,daß Adolf
Gump auch weitere uneheliche Kinder hatte. Ich traue ihm dies ohne weiteres zu.
Zu der Zeit, als ich mit Adolf Gump in der Gegend von Schrobenhausen bezw. Waidhofen war, schenkte er mir einmal eine goldene
Damenarmbanduhr. Diese hatte er, so wie er mir erzählt hat, wenige Tage vorher einer Bäuerin, bei der wir übernachtet hatten, gestohlen. Wie er die
Uhr gestohlen hat und wielange er sie schon in seinem Besitz hatte, weiß ich nicht. Diese Uhr haben wir auf unserer weiteren Wanderschaft wegen
Geldmangel an eine Dienstmagd um 10.-Mark verkauft. Es ist dies meiner Zeitschätzung nach etwa im Jahre 1922 gewesen. In der Zwischenzeit sind
wir auf unserer Wanderung nach Regensburg gekommen. Dort wurde ich von der Florentine entbunden. In Regensburg haben wir uns als Ehepaar
ausgegeben und von der Stadt die Entbindungskosten usw.ausbezahlt bekommen. Wir nannten uns damals Ehepaar Meier. Der Ortsname des
angeblichen Meier ist mir nicht mehr bekannt. Er war meines Wissens in der Umgebung von Regensburg. Adolf Gump besaß damals einen
Ausweis,auf den Namen N. Meier. Diesen hat er dem Meier gestohlen. Es handelte sich hierbei um den Militärpaß des Meier.
Deswegen wurden wir beide eingesperrt. Ich hatte 4 Jahre Gefängnisstrafe in Aichach zu verbüßen. Adolf Gump,war nur 9 Monate inhaftiert. Im Jahre
1931 wurde ich aus der Haft wieder entlassen. In der Zwischenzeit hatte Adolf Gump eine andere Frau geheiratet.
Glaublich im Jahre 1927 waren Adolf Gump und ich auf Wanderschaf in der Gegend Tegernbach-Waidhofen. Damals schickte mich Adolf Gump in
ein Textilwarengeschäft in einer Ortschaft und sagte,ich solle für den Bauern X X einen Anzug, ein Hemd und ein Paar Schuhe holen. Adolf Gump
selbst blieb in der Zwischenzeit im Wald sitzen,bis ich wieder zurückkam. Ich mußte damals eine größere Wegstrecke zurücklegen und weiß den Ort
nicht mehr,wo ich die Gegenstände geholt habe. In Wirklichkeit gehörten diese Bekleidungsstücke nicht für den Bauern XX, sondern für Adolf Gump.
Den Namen des Bauern nannte mir Adolf. Im Geschäft, wo ich die Sachen geholt habe,war der Bauer bekannt, weshalb mir die Waren ohne
Bezahlung ausgehändigt wurden. Als ich diese Sachen geholt hatte und zu Adolf in den Wald zurückgekommen war, zog er sich um und wir setzten
unsere Wanderung fort. Wenige Tage später wurden wir von der Gendarmerie in der Gegend bei Tegernbach festgenommen.Ich selbst mußte, weil ich
schwanger war, beim Bürgermeister bleiben, während Adolf Gump von der Gendarmerie abgeführt wurde. In welches Gefängnis Adolf damals
eingeliefert wurde, weiß ich nicht,es ist aber möglich,daß es Schrobenhausen war. Ich selbst ging beim Bürgermeister flüchtig und ging heim zu meiner
Mutter nach Thalhausen. Dort wurde ich von der Gendarmerie Freising zu einer Vernehmung geholt und dann wieder freigelassen. Anschließend
mußte ich dann meine Strafe in Aichach machen.
Gump Adolf hat zu mir nie etwas über Hinterkaifeck gesagt. Die Möglichkeit besteht, daß er schon während seiner Militärdienstzeit Beziehungen zu
Hinterkaifeck hatte oder daß er mit seinem Vater in die dortigen Gegend zum Korbmachen hingekommen ist. Bei dem Bauern in Tegernbach,wo ich
mit Adolf Gump einige Zeit genächtigt habe, haben wir im Bett geschlafen.Wenn Anton Gump angegeben hat,daß er mit mir und Adolf einmal im
Kuhstall zu dritt geschlafen hat, so stelle ich dies ganz entschieden in Abrede. Ich habe noch nie mit einem Besucher des Adolf Gump im Stall
genächtigt. Ich weiß schon, daß Adolf Gump neben mir auch noch mit anderen Frauen etwas zu tun hatte, so z.B.mit einer Näherin in Kranzberg.
Damals sagte er mir, da er auch noch eine andere hat,die besser sei als ich,weil diese ihm auch die Hosen flicken könne. Mit dieser Frau hat er
Beziehungen als ich mich von Adolf das erstemal schwanger fühlte. Als Freunde hatte er einen gewiesen Rudi Glas (Hausname Metzger) in
Kranzberg. Dieser ist mit ihm nach Oberschlesien gegangen. Dieser ist heute noch in Kranzberg wohnhaft. [*handschriftl. Vermerk „vor 1939 nach
Amerika (USA) ausgewandert“]
Während der Zeit, als ich mit Adolf Gump in der Gegend der Hallertau auf Wanderschaft war, hatte ich mit ihm einmal in einem Wald Streit. Ich
befand mich damals in gesegneten Umständen. Im Verlauf des Streites sagte Adolf zu mir: " Ich hab jetzt eine solche Wut auf Dich,daß ich Dich
umbringen könnte. Kein Mensch würde da etwas erfahren." Ich erwiderte ihm, daß es doch allgemein bekannt dei, daß ich mit ihm auf Wanderschaft
bin. In der Gegend von Hinterkaifeck kannte sich Adolf Gump gut aus. Heute, nachdem ich einige Zusammenhänge weiß, fällt mirauch ein, daß Adolf
Gump dagegen war, daß ich mit nach Hinterkaifeck gehe. Ich kann mir nun denken,warum mich Adolf Gump vom Anwesen Hinterkaifeck fern
gehalten hat. Ich wurde wiederholt,während der Zeit ich mit Adolf Gump ging,von meinem Bekannten vor Adolf Gump gewarnt. Sie sagten,ob mir
denn nicht bekannt sei, daß die Gump und Genswürger schon verschiedene Leute auf dem Gewissen haben.
Das mir vorgezeigte Bild kenne ich nicht. Ich möchte fast sagen, daß das Anwesen in Tegernbach so ähnlich ausgesehen hat. Ich glaube,daß es sich
hier um diesen Hof handelt, wo Adolf Gump und ich übernacht geblieben sind. Bei dem Bauern,wo wir übernacht geblieben sind, handelt es sich um
keinen Einödhof sondern um eine kleine Ortschaft.In dieser war keine Kirche, kein Schulhaus und auch kein Wirtshaus. Dies weiß ich deshalb,weil
der Bauer das Bier und die Springerl (Limonade)mit dem Pferdegspann holte. Wo die Ortschaft Hinterkaifeck liegte weiß ich nicht, ich weiß nur, daß
die Bauersleute von Hinterkaifeck auf dem Friedhof Waidhofen eingegraben sind .
Meine Angaben habe ich freiwillig gemacht.Sie entsprechen der Wahrheit und wurden meinem Sinne nach niedergeschrieben,was ich nach Vorlesen
des Protokolls mit meiner Unterschrift bestätige."
Geschlossen Zugegen Vorgelesen, erhalten,
genehmigt und unterschrieben
Prähofer Nußbaum (Magdalena Schindler)
O.Komm. d. LP. O.Komm. d. LP.
(Dr. Popp)
Staatsanwalt
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