Landpolizei Bayern Augsburg,den 2. Mai 1952
Chefdienststelle Schwaben
I/Krim. Az. 28 s 22.10 (S)
Tgb.Nr. 206/52
An
die Staatsanwaltschaft
bei dem Landgericht
Augsburg
Betrifft: Gump Vorname Anton,verh. Rentner geb.11.6.1887 in Karlskron Lkr. Neuburg/Donau,wohnhaft in Ingolstadt, Griesmühlstraße 5,u.Andere
Wegen: Verdacht des 6 fachen Mordes im Anwesen Hinterkaifeck am 31.3.1922.
Anlagen:-1-Akt, Blatt 1 mit
-1-Lichtbildtafel mit Lichtbildern
-2-Skizzen vom Mordanwesen.
Tatort: Einödhof Hinterkaifeck,Gde.Wangen, LKr. u.AG. Schrobenhausen.
Tatzeit: Vermutlich in der Nacht zum 1.4.1922.
Tatbestand:
Der im Betreff näher bezeichnete AntonGump ist dringend verdächtig, mit seinem Bruder Adolf Gump, geb.4.12.1889 in Karlskron, verstorben am 29.2.1944 in Würzburg, in der Nacht von Freitag, den 31.3. auf Samstag den 1.4.1922, die sämtlichen Bewohner des Anwesens Hinterkaifeck und
zwar
- Gruber Andreas, Austrägler,damals 63 Jahre alt,
- Gruber Cäzilie, Ehefrau zu Ziff.1,damals 72 Jahre alt,
- Gabriel Viktoria,Tochter zu Ziff.1 u.2 und Besitzerin des Anweeens,damals 35 Jahre alt,
- Gabriel Cäzilia,Tochter zu Ziff.3,damals 8 Jahre alt,
- Gruber Josef,unehel.Sohn zu Ziff.3,damals 2 Jahre alt, u.
- Baumgärtner Maria, Magd b.Gabriel, damals 45 Jahre alt,
ermordet zu haben.
Als Tatmotiv wird vorerst Raub angenommen.
Sachverhalt:
Das Mordanwesen- Einödhof Hinterkaifeck- befand sich etwa 4-500 Meter westlich der Ortschaft Gröbern, LKr.Schrobenhausen. Es war umgeben von Wiesen und Feldern,die in einigen 100 Meteren an die umliegenden Wälder angrenzen. Nach Osten hin war das Gelände frei. Der Einödhof wurde
im Jahre 1923 abgebrochen. An jener Stelle,an der sich der Hof befand, steht heute ein Marterl aus Granit.
Zur Orientierung der Gebäulichkeiten des Anwesens Hinterkaifeck dienen die beiliegenden Lichtbilder und Skizzen. Letztere wurden auf Grund der Zeugenaussagen über die Raumeinteilung im Anwesen erstellt.
Hinsichtlich der Tatortbefundaufnahme wird auf das Augenscheinprotokoll vom 4.u.5.4.1922 der Gerichtskommission des AG.Schrobenhausen hingewiesen. Dieses liegt in Abschrift bei.
Die Bewohner des Anwesens Hinterkaifeck galten in der Bevölkerung bezw. Umgebung als sehr arbeitsame Leute. Sie lebten sehr zurückgezogen;wurden als "Sonderlinge " bezeichnet. Der Ehemann der Gabriel ist am 12. Dezember 1914 bei Neuville in Frankreich gefallen. Vater -Andreas Gruber -
und dessen Tochter Viktoria Gabriel unterhielten mehrere Jahre blutschändende Beziehungen. Hierwegen wurden beide im Jahre 1915 vom LG.Neuburg/Do.mit Freiheitsstrafen bestraft. Die finanziellen Verhältnisse im Anwesen Hinterkaifeck sollen sehr gut gewesen sein.Was nach der Tat von den
Tätern geraubt worden ist,konnte nicht festgestellt werden. Immerhin ist anzunehmen,das den Tätern neben Lebensmitteln ein ansehnlicher Betrag Papiergeld in die hände gefallen ist. Hartgeld - Gold-u.Silbergeld-,insgesamt 2207.-GM,wurde von der Gerichtekommission noch vorgefunden, dagegen
an Papiergeld nur 5.- Mark. Es besteht aber auch die Möglichkeit, daß die Täter bewußt die Gold-und Silbermünzen unberührt ließen, damit sie sich durch den Besitz von Goldgeld usw.nicht der Tat. verdächtig machen. Hinsichtlich der Täterschaft wurden seinerzeit im Auftrag der St.A. beim
LG.Neuburg/Do., im Verlaufe der Zeit eine Anzahl verdächtige Personen in Untersuchungshaft genommen. Sie mußten alle wegen Mangels an Beweisen wieder freigelassen werden. Die letzte richterliche Handlung in der Mordsache Hinterkaifeck (Erlaß eines Haftbefehles gegen einen Verdächtigen)
erfolgte im Jahre 1937.Lamals waren ausweislich des Gefangenenbuches B des Gerichtsgefängnisses Schrobenhausen die Gebüder Anton und Jakob Gabriel von Schlott, bezw.Laag vom 16.9.-6.10.1937 in U'Haft.
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Des weiteren wurde am 26.11.1951 der verh.Kraftfahrer Matthäus Eser von Ingolstadt,im Zusammenhang mit der Mordtat in Hinterkaifeck,festgenommen und dem Ermittlungsrichter beim AG.Ingolstadt überstellt. Von dort wurde bis zur Klärung der Angelegenheit Haftbefehl erlassen. Die
Verjährung ist somit jeweils unterbrochen worden. Seit Herbst vergangenen Jahres wurden von der Presse immer wieder Abhandlungen über die grauenvolle Mordtat von Hinterkaifeck publiziert. Die wildesten Gerüchte wurden hinsichtlicn der Täter und der Tatmotive verbreitet. In der
Schwäbischen Landeszeitung vom 16.11.51 erschien über die Mordtat in Hinterkaifeck eine Abhandlung. Darin ist enthalten, daß ein Priester, welcher in einer kleinen Stadt in Schwaben amtiert,die Mörder von Hinterkaifeck kenne. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Augsburg (StA. Dr.Popp)
wurden nun erneut in erheblichem Umfange Ermittlungen in der Gegend von Gröbern,Weidhofen usw.durchgeführt. Im Zuge dieser Ermittlungen wurde der led.Schriftsetzer Rudolf S t o r z (s.Bl. d.A.) als Verbreiter der Äußerung, wonach ein Geistlicher die Mörder von Hinterkeifeck kenne,
ermittelt. Bei der erfolgten richterlichen Einvernahme am 11.1.52 bezeichnete Storz den Herrn Benefiziat N.N.v.W. als jenen Priester, dem eine Frau am Krankenbett ihre Brüder als die Mörder von Hinterkaifeck bezeichnete.
anläßlich eines Versehganges,eine Kranke außerhalb der Beichte fragte, ob er sich an den Mordfall Hinterkaifeck erinnern könne. Als der Geistliche dies bejahte,sprach die Kranke die Bitte aus, daß er, wenn sie die Augen geschlossen habe, der Polizei mitteilen solle, daß ihre Brüder die Mörder von
Hinterkaifeck seien. Der Priester notierte sich auf Wunsch der Kranken die Namen, das Alter und den Wohnort der beiden Täter auf einen Zettel. Der Versehgang war,wie später festgestellt werden konnte am 1.9.1941. Die Frau ist am 20.10.1941 - also 50 Tage später- erst verstorben. Der Geistliche
konnte bei seiner Vernehmung weder den Namen der Kranken noch die Namen der Mörder angeben. Ihm war nur bekannt,daß die Kranke in Augsburg in der Derchingerstr. gewohnt habe und der
Mädchennamen sowie der Name ihrer Brüder,also der Mörder, ein kurzer,einsilbiger Name sei. Als Heimatort nannte der Geistliche die. Gegend zwischen Sehrobenhausen und Ingolstadt. Seinen Notizzettel hatte der Geistliche bei seiner erfolgten Versetzung und Auslagerung von Sachen wegen
Fliegergefahr. verlegt und zunächst nicht gefunden.
Die auf Grund der Angaben des Geistlichen beim Standesamt in Augsburg und beim kath.Pfarramt St.Pankratius durchgeführten
Ermittlungen führten zur Ausmittlung des Namen der Kranken, ihrer Wohnung und somit auch ihres Mädchennamens. Laut Sterbeurkunde Nr. 2224/41 des Standesamtes Augsburg vom 20.10.41 ist dort der Tod der Hilfsarbeitersfrau,Kreszenz Meier, geb.Gump,wohnh.in Augsburg, Derchingerstr.120
N, beurkundet.Die Verstorbene war am 12.5.1886 in Karlskron,LK.Neuburg/Do. geboren.
Auf Grund dieser Feststellungen war mit Sicherheit anzunehmen, daß es sich hierbei um jene Kranke handelte, von welcher der Herr Benefiziat sein Wissen hatte. Der Geistliche wußte, daß die Kranke in der Derchingerstr.(Baracke) wohnhaft war. Das Anwesen Derchingerstraße 120 N liegt am
Ostrand von Lechhausen. Es handelt sich um eine Baracke. Weiter war ihm bekannt,daß der Mädchennamen der Frau und der der Täter ein kurzer einsilbiger Name ist,und schließlich, daß sie zwischen Schrobenhausen und Ingolstadt beheimatet gewesen sei. Diese drei Momente stimmen mit der
Tatsache überein.
Nach diesen Feststellungen wurde der inzwischen verstorbene Stadtpfarrer von St.Pankratius, Herr Geistl.Rat Ritzl, aufgesucht und zur Sache vernommen ( s.Bl. d.A.). Der Geistl.Rat schilderte den Vorgang ähnlich wie der Benefiziat. Die kranke Frau Meier wurde sowohl von Herrn Geistl. Rat
Ritzl als auch von Herrn Benefiziat N an ihrem Krankenlager besucht. Der Geistl.Rat Ritzl konnte sich an den Namen der Kranken nicht mehr entsinnen, doch wußte er mit Sicherheit,daß jene Kranke,die ihm sagte, ihre Brüder seien die Mörder von Hinterkaifeck,in der Derchingerstr.120 N gewohnt
habe. Weiter konnte sich der Geistl.Rat an die Namen der öxrder(Gump), sowie an den Heimatort (Karlskron) erinnern. Die beiden Herren wußten von einander nicht, daß die Frau Meier ihr Geheimnis auch dem anderen Herrn anvertraut hat. Weder der Geistl.Rat, noch der damalige Kaplan hat von
dem Anvertrauten gesprochen.
Über den Gesundheitszustand der Meier bei der Bezüchtigung ihrer Brüder als Mörder gaben beide Herren übereinstimmend an,daß Frau
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Meier bei ihren Angaben einen vollkommen geistig normalen Eindruck machte. Sie gewannen beide den
Eindruck, als ob Frau Meier, die auf Grund ihrer Krankheit (sie war Unterleibkrank) mit ihrem alsbaldigen Tod
rechnete, vor dem Sterben ihr Gewissen noch
erleichtern wollte. Frau Meier wollte mit der seelischen Belastung -Mitwisserin- nicht in die Ewigkeit eintreten. Wie die Verstorbene von der Tat ihrer Brüder Kenntnis erhielt, ist keinem der Herren bekannt.
Nachdem hinsichtlich der Namen der Täter kein Zweifel mehr bestand, wurde dennoch zur Überprüfung der Richtigkeit der Name .Gump dem Herrn Benefiziat N mitgeteilt. Daraufhin teilte dieser mit, daß er nun den seinerzeit bei der Kranken geschriebenen Zettel wieder gefunden habe. Herr
Benefiziat N händigte der Polizei diesen Zettel vom 1.9.41 aus. Er liegt als Fotokopie bei. Daraus ist zu ersehen, daß Frau Meier nach ihren Angaben noch 50 Tage gelebt hat. Dieser Umstand läßt den Schluß zu, daß Frau Meier bei ihren Angaben keineswegs schon geistige Störungen hatte oder
apathisch gewesen wäre. Nach diesen Unterlagen bezeichnet Frau Meier nachstehende Personen als die Täter von Hinterkaifeck::
1) Anton G u m p,früher Dienstknecht, jetzt wohnhaft in Ingolstadt, verh. keine Kinder, 54 Jahre;
2) Adolf G u m p,früher Korbmacher, jetzt wohnhaft in Schönbichl (vor 3 Jahren noch) bei Freising, verh. und Kinder, 52-53 Jahre alt (s.Fotokopie).
Nach den Feststellungen bei der Gemeindeverwaltung Karlskron, Kr.Neuburg/Do.(Geburtsregister),eind die Täter
Anton und Adolf Gump in Karlskron gebürtig. Sie stammen aus der Ehe der Korbmacherseheleute Anton und Rosalie
Gump, letzt.eine geb.Kügler. Die Eheleute Gump hatten in der Gde.Karlskron ein kleines landw.Anwesen,Hs.Nr.48, mit
6 Tagwerk Grund. Der Ehemann ging dem Korbmachergewerbe nach, galt als Raufbold,der sich sehr dem Trunke
hingegeben hatte. Die Familie Gump stand in keinem guten Ruf und war bei der Bevölkerung gefürchtet.Im Jahre 1906
ist Frau Gump verstorben. Nach dem Tode seiner Frau verkaufte Anton Gump wegen Überschuldung sein Anwesen und
zog in der Gegend als Korbmacher umher. Durch Beschluß des AG.Neuburg/Do. v. 8.3.07 u.der Civ.Kammer des
LG.Neuburg/Do. v. 18.3.07 wurde Anton Gump wegen Trunkenheit entmündigt.
Aus der Ehe Anton und Rosalie Gump, geb. Kügler sind laut Ge=
burtenbücher des Standeamtes Karlskron folgende Kinder hervorgegangen:
- Gump Kreszenz, geb. 12.05.86, verst. 20.10.41 in Augsburg;
- Gump Anton Blasius , geb. 11.6.87, wohnh. Ingolstadt Griesmühlstraße 5
- Gump Adolf , geb. 4.12.89, verst. 29.2.44 in Würzburg
- Gump Alfons , geb. 27.01.91, Aufenthalt konnte nicht ermittelt werden, vermutlich verstarb er auf Reisen seiner
Eltern;
- Gump Blasius, geb. 26.03.93, gefallen 29.04.18;
- Gump Eva, geb. 13.10.96, Aufenthalt konnte nicht ermittelt werden;
- Gump Anna, geb. 12.05.98 Aufenthalt konnte nicht ermittelt werden;
- Gump Theresie, geb. 17.08.1900, verst. 28.08.1900;
- Gump Maria, geb. 6. X. 1901, verst. 22.12.1901;
- Gump Rosalie, geb. 1.12.1902, wohnt Freising, Sonnenstr. 13;
- Gump Sebastian, geb. 6.5.1804, verst. 11.05.1904;
- Gump Petrolilla, geb. 2.7.1906, verst. 25.7.1906;
Nach den Ermittlungen mußten sich die Kinder des Gump ihren Lebensunterhalt schon frühzeitig selbst verdienen.Sie traten zunächst in der weiteren Umgebung ihren Elternhauses bei Bauern in den
Dienst. So war Anton Gump in der Gegend von Ingolstadt landw.Arbeiter. Adolf Gump zog schon seit seiner frühesten Jugend mit seinem Vater durchs Land und erlernte das Korbmachergewerbe.
Anton Gump wohnt z.Zt. in Ingolstadt,Griesmühlstr.5. Er war während des I.Weltkrieges vom 14.3.1915 - 5.12.1918 beim Militär. Nach der Entlassung aus dem Wehrdienst war er bis 22.11.1919 beim
Artilleriedepot in Ingolstadt als Lagerarbeiter beschäftigt. Was er anschließend gearbeitet hat,konnte noch nicht ermittelt werden.Vom 22.9.1921 bis 21.4.1945 war er mit kurzen Unterbrechungen bei
der Deutschen Spinnerei-Maschinen AG(Despag) in Ingolstadt als angelernter Sohleifer beschäftigt. Nach dem Zusammenbruch 1945 wurde Gump bei der Stadtverwaltung Ingolstadt (Wohnungsamt)
als Ausgeher verwendet; Seit 31.3.1950 ist er Rentenempfänger. Am 7.6.1919 hat er sich in Ingolstadt mit der Franziska Huber, verw.Greil,verheiratet. Die Ehe ist kinderlos. Gump Anton ist lt. Vertrag
auf der Karteikarte einmal vorbestraft.
Bei der Fa.Despag in Ingolstadt konnte über Gump Anton nichts Nachteiliges ermittelt werden. Er wird als verschlossener undurchsichtiger Mensch bezeichnet. Eine besondere Freundschaft mit seinen
Arbeitskameraden hatte er nicht; er wurde vielmehr von den meisten Arbeitern gemieden. Zur kritschen Zeit, Ende März u.Anfang April 1922, stand Anton Gump
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ausweislich der einbezahlten Rentenversicherungsbeiträge bei der Fa.Despag in Arbeit. Die Möglichkeit ist aber gegeben,daß die Fa. damals Kurzarbeit hatte und somit die letzten Tage in der Woche
nicht gearbeitet hat. Dies wurde von dem Werkmeister Vielwerth bestätigt.Auch in diesem Falle wurden die vollen Vereicherungsbeiträge bezahlt. Das Neuigkeitsbuch aus dem Jahre 1922, in welchem
die Kurzarbeit, das Fernbleiben eines Arbeiters von der Arbeit usw eingetragen wurden, wurde beim Einmarsch der Amerikaner vernichtet.
Adolf Gump wer während des 1.Weltkriegs ebenfalls Soldat. Nach Kriegeende kehrte er zu seinem Vater, der damals in XKrenzberg LJ Freising.wohnhaft war.zurück. Nach dem Krieg - im Frühjahr
1919 - meldete eich Adolf Gump zum Freikorps Epp und soll sowohl die Kämpfe in München und Oberschlesien mitgemacht haben. Anschließend befand er sich bei der Reichswehr (100000 Mann-
Heer)in Ingolstadt? Sein letzter Dienstgrad war Unteroffizier. Um die Zeit der Inflation (1922/23) ist Adolf Gump von der Reichswehr ausgeschieden. Anschließend soll er mit seinem Vater als
Korbmacher durchs Land gezogen sein. In der Folgezeit hat sich Adolf Gump verheiratet. Zuletzt war er in Schönbichl, Gde.Tünzhausen, LK.Freising, wohnhaft.Im Jahre 1942 meldete er sich
freiwillig zum Militär. Er wurde zm einem Landesschützenbatl. in die Gegend von Würzburg eingezogen. Dort fand er als Gefangenenaufseher Verwendung. Sein letzter Dienstgrad war
Unterfeldwebel. Am 29.II.1944 ist er im Res. Lazarett 1 in Würzburg an den Folgen eines Unfalles verstorben. Über die Todesursache wurden die verschiedensten Gerüchte laut. So wurde z.B.
erzählt, daß er mit dem Fahrrad gestürzt sei ,daß er von einem Auto angefahren wurde, daß er betrunken war und nicht zuletzt, daß er von den kriegsgefangenen Franzosen wegen seines rigorosen
Verhaltens erschlagen wurde. (Darüber sind Ermittlungen eingeleitet). Sterbeurkunde befindet sich beim Akt.
Gump Adolf wird als Raufbold und Messerheld geschildert. Er selbst fing häufig nach dem Genuß von Bier zu streiten an und leitete somit die Raufereien ein. Es wird auch davon gemunkelt, daß er
nach den Kämpfen in Oberschlesien neun Bauern ermordet und ausgeraubt habe. (Siehe Bl. 94 Rs.d.Handakten des Pol.Präs. München über den Mordfall Hinterkaifeck)
Zur kritischen Zeit unterhielt Adolf Gump mit der led.landw. Arbeiterin Magdalena Stampfl, nun verh.Schindler, aus Thalhausen, LK.Freising, ein Liebeeverhältnis. Beide zogen durchs Land. Ihren
Lebensunterhalt bestritten sie vom Verdienst des Gump mit Korbmachen. Die Schindler,die 3 uneheliche Kinder von Gump het,lebt z.Zt.in Freising,Dr.v.Dallenstr. 36. Sie zeigte sich auch bei ihrer
polizeilichen Vernehmung sehr unsicher. Wurde sehr erregt und wollte schließlich über Adolf Gump keine Angaben mehr machen mit dem Hinweis, daß dieser schon lange tot sei.
Über das Verhalten des Adolf Gump wollen auch die Vernehmungsniederschriften der Zeugen Happ,Stadlmeir und Schindier eingesehen werden. Daraus kann geschlossen werden, daß Gump Adolf
auch zu Gewalttätigkeiten neigte.
Zur Zeit der Mordtat in Hinterkaifeck dürfte sich Adolf Gump in Ingolstadt bei der
Reichswehr befunden haben.Hierüber kann evtl. Frau Katharina Hartl, geb. Koch,
wohnhaft in Kranzberg,näheren Aufschluß geben.Von der Vernehmung der Frau Hartl
wurde vorerst auf Veranlassung von Herrn StA.Dr.Popp Abstand genommen. .
Schlußbericht:
Auf Grund der durchgeführten Ermittlungen und insbesondere durch die Äußerungen
der Frau Kreszenz Meier, geb.Gump, gegenüber den beiden Geistlichen,sind die
Gebrüder Anton und Adolf Gump der Mordtat in Hinterkaifeck dringenst verdächtig.
Die Tat ist ihnen auf Grund ihrer Mentalität ohne weiteres zuzutrauen. Es sei hier nur
an die Raubmörder Gump-Genswürger erinnert. Anton und Adolf Gump sind zu dem
Raubmörder Gump verwandt.
Der Einödhof Hinterkaifeck dürfte insbesondere dem Adolf Gump,der schon seit
seiner frühesten Jugend im Lande umherzog, bekanntgewesen sein. Zur damaligen
Zeit,nach dem I.Weltkrieg, herrschte ebenfalls eine Lebensmittelkrise. Gump Adolf
kam auch als Soldat seinerzeit in die Gegend von Freising mit einem Pferdegespann
zum Hamstern. Es war auch allgemein bekannt,daß auf dem Anwesen Hinterkaifeck
sparsam gewirtschaftet wird und Geld vorhanden sei. Die Entfernung von Ingolstadt
bis Hinterkaifeck beträgt ca.20-25 km. Außerdem lag die Einöde Hinterkaifeck nur
wenige km von der Bahnstrecke Ingolstadt-Schrobenhausen entfernt. Die Tat geschah
am Wochenende. Anton Gump stand damals bei der Despag in Ingolstadt in Arbeit
und konnte, falls Kurzarbeit durchgeführt wurde, ohne besonders aufgefallen zu sein,
der Arbeit fernbleiben.Weiterhin konnte wegen angeblicher Krankheit er bis zu 3
Tagen der Arbeit fernbleiben, ohne daß hierüber ein ärztl.Attest notwendig gewesen
wäre.
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G u m p Anton ist eeit dem Jahre 1919 verheiratet.Daraus muß geschlossen werden,
daß seine Frau, Franziska Gump, Mitwisserin der Tat ist.
Bei Adolf Gump ist noch nicht klar, ob er zur Tatzeit noch Angehöriger der
Reichswehr in Ingolstadt war. Selbst als Soldat konnte er einige Tage Dienstbefreiung
bezw. Urlaub gehabt haben, ohne daß er dabei in irgendeinen Verdacht gekommen
wäre. Falls er aber schon im Lande umherzog, war er sowieso der Kontrolle
entzogen. In diesem Falle müßte dann auch die damalige Geliebte des Gump,
Magdalena Schindler,wohnhaft in Freising, Dr. v. Dallenstr.36, Auskunft geben
können. Sie dürfte in diesem Falle als Mitwisserin in Frage kommen.
Zur weiteren Klärung der Tatfrage wird um Erlaß eines Haftbefehls gegen
nachstehend aufgeführte Personen gebeten:
- GumpAnton, verh.Rentner, geb.11.6.1887 in Karlskron, wohnh. in Ingolstadt,
Griesmühlstraße.5.
- GumpPranziska, geb.Huber, geb.2.4.1888 in Kösching, wohnh. in Ingolstadt,
Griesmühlstraße.5.
- # Schindler Magdalene, geb.Stampfl, verw. Korbmachersfrau, geb.10.4.1884 in
Thalhausen,wohnhaft in Freisinig, Dr. v. Dallenstr.36.
Die Festnahme der unter Ziffer 1-3 aufgeführten Personen wird damit begründet, weil
1) der Gegenstand der Untersuchung ein Ver-brechen bildet, 2) Anton Gump durch
die Aussage seiner Schwester, Kreszenz Meier, der Tat dringend verdächtig ist, und 3)
weil zu befürchten ist, daß die unter Ziffer 2 und 3 aufgeführten Personen, von der
Tat Bescheid wissen und sie ihre Freiheit dazu benützen würden, Zeugen zu
beeinflussen und somit die Ermittlung der Wahrheit erschweren werden.
Gesehen:
Halbedel Prähofer / Nußbaum
Insp. d. LP.OKomm. d. LP.
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