Sachverhalte: Vorkommnisse vor der Tat
Die Vorkommnisse vor der Tat
Tage vor den Morden sollen sich auf Hinterkaifeck mehrere Vorfälle ereignet haben, die ev. mit der Tat in unmittelbarem Zusammenhange stehen könnten. Auch verschiedene Ereignisse, bei denen einzelne Personen der Familie involviert waren, könnten mit den folgenden Morden zu tun haben.
Laut Überlieferung soll es zwei Fussspuren vom Weg, der an der Nordseite des Anwesens vorbeiführt, zum Stadl des Hinterkaifeckerhofes hin gegeben haben. Fussspuren, die vom Hof weg führten, konnten nicht gesichtet werden. Andreas Gruber hatte diese im Neuschnee entdeckt und folgenden Personen davon berichtet. Lorenz Schlittenbauer, Kasper Stegmeier, Wenzeslaus Bley, und August Ritzl.
Die Unterhaltung mir Andreas Gruber wird nach der Tat von den o.g. Zeugen erwähnt.
August Hueber, der am 01.04.1922 auf der Jagd war, gab an, dass er auf einer Schneeplatte in unmittelbarer Nähe vom Hinterkaifeckerhof Fussspuren gesehen habe.
Im Zusammenhang mit den Fussspuren gab Lorenz Schlittenbauer weiter an, dass Gruber ihm von Einbruchsspuren am Motorenhäuschen berichtet habe. Gestohlen wurde jedoch nichts.
Ein weiterer Vorfall wird vom Postschaffner Josef Mayer in seine Zeugenaussage erwähnt. Viktoria Gabriel oder Andreas Gruber hätten in der Nähe des Hofes am Waldrand eine „Münchner Zeitung“ gefunden und sollen ihn gefragt haben, wem die Münchner Zeitung zugestellt wird oder ob der Postschaffner Eine verloren hätte. Das Erwähnen diese Fundes und die Recherchen beim Postschaffner Mayer zeigen, dass die Familie Gruber – Grabriel dieser Sache größere Aufmerksamkeit schenkten. Aus welchem Grund ist nicht bekannt.
Oberinspektor Xaver Meindres schildert in seinem Bericht aus 1948 ein Vorkommnis, das sich zwei Wochen vor den Morden ereignet haben soll. Pfarrer Haas fand im Beichtstuhl der Pfarrkirche in Waidhofen 700 Mark Goldgeld. Er soll die finanzielle Situation der Gemeindemitglieder gekannt haben und ging davon aus, dass nur die Familie Gruber-Garbriel der heimliche Spender gewesen sein kann. In einem Gespräch mit Viktoria Gabriel stellte sich dann heraus, dass Frau Gabriel diese Spende für Missionszwecken heimlich im Beichtstuhl hinterlassen haben soll. Warum sie diese Spende ausgerechnet im Beichtsuhl hinterlassen hat wurde nicht erwähnt. Im Hinblick auf weitere Gläubige, die den Beichstuhl ebenfalls besucht haben, war es wohl nicht der sicherste Platz für eine finanzielle Zuwendung.
In der Aussage des Johann Schlittenbauer wurde übermittelt, dass es auf dem Friedhof in Waidhofen zu einem Zwischenfall zwischen Viktoria Gabriel und einem fremden Mann gekommen sein soll. Johann Schlittenbauer sagt aus, dass er beobachtet, dass Viktoria dem Fremden einen Ohrfeige verpasste.
Viktoria Gabriel soll bei Einkäufen in Schrobenhausen erzählt haben, dass es nachts auf dem Dachboden Geräusche gab, die nicht zugeordnet werden konnten. Auch Andreas Gruber habe zum Ausdruck gebracht, dass er keine Angst habe, denn sein Gewehr sei einsatzbereit. Er gab an, dass er in der Nacht mit Licht zum Dachboden aufgestiegen war, jedoch konnte er keine Personen oder andere Gründe für die Geräusche finden oder ausmachen.
Sophie Fuchs sagte aus, dass am 31.03.1922 ihre Schulkammeradin Cäzilie Gabriel im Unterreicht eingeschlafen sei. Der Lehrer fragte Cilli, weshalb sie denn so müde sei. Die Kleine gab an, dass sie, zusammen mit der Familie, in der vergangenen Nacht ihr Mutter gesucht haben, die weggelaufen war. Man fand sie dann in weiterer Enfernung vom Haus auf einem Baumstumpf sitztend. Deshalb hatte sie zu wenig geschlafen. In den 50ziger Jahren gab Frau Fuchs bei einer erneuten Vernehmung an, dass es sich bei der gesuchten Person nicht um die Mutter der Cilli, Viktoria Gabriel, handelte, sondern um die Oma des Mädchens, Cäzilie Gruber. Es konnte nicht ermittelt werden, welche der Aussagen von Fuchs der Wahrheit entspricht.