Wissen: Fingerabdrücke

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Was

Ein Fingerabdruck bzw. Daktylogramm ist individuell und einzigartig. Jeder Mensch hat ein unverwechselbares Muster von Hautleisten, das sich von dem jedes anderen Menschen unterscheidet, sogar von eineiigen Zwillingen.
Fingerabdrücke heißen bei Medizinern Papillarleisten. Sie befinden sich überall auf unserem Körper auf der obersten Hautschicht. An den Finger sind sie besonders ausgeprägt. Der Fingerabdruck wird daher in der Strafverfolgung benutzt.

Historisches

1892 wurde in Argentinien erstmals ein Mord, ein doppelter Kindsmord durch die Mutter, rein aufgrund eines Fingerabdrucks aufgeklärt.
Juan Vucetich, ein argentinischer Kriminalist österreichischer Abstammung verließ nach seiner seiner Lehre als Böttcher seine Heimat Kroatien und zog nach Argentinien. 1888 wurde er in La Plata Angestellter der Landespolizei und ab 1891 Leiter der Statistikabteilung. Mit anthropometrischen Studien zur Täteridentifikation beauftragt, fiel ihm auf, dass kein Fingerabdruck dem anderen gleicht.
Am 29.06.1892 wurden in Necochea der sechsjährige Ponciano Carballo Rojas und seine vier Jahre alte Schwester Feliza ermordet. Die Mutter sagte aus der Nachbar Pedro Ramón Velázquez dessen Heiratsantrag sie ablehnte hätte ihre Kinder erschlagen, weil er Rache an ihr üben wollte. Die Meldung über den Mord erreichte La Plata (die Provinzhauptstadt) erst am 8. Juli. Polizeiinspektor Álvarez von der Zentralpolizei wurde nach Necochea geschickt, um die örtliche Polizei bei den Ermittlungen zu unterstützen. Álvarez untersuchte den Tatort, obwohl dieser schon „alt“ war. Nach einiger Zeit entdeckte er einen braunen Fleck an einer Schlafzimmertür, den er (nach sorgfältiger Untersuchung) als blutigen Fingerabdruck identifizierte.
Álvarez erinnerte sich an seine Ausbildung bei Juan Vucetich, entfernte den Teil der Tür mit dem Abdruck und kehrte mit dem Beweis nach La Plata zurück.
Zu diesem Zeitpunkt konnte der Nachbar aufgrund eines Alibis als Täter bereits ausgeschlossen werden, allerdings gab es im Umfeld der Mutter einen Freund, der geäußert haben soll, er würde sie heiraten, „wenn diesen beiden Gören nicht wären“. Die Mutter musste daraufhin ihre Fingerabdrücke abgeben und konnte anhand dessen überführt werden. Konfrontiert mit dem Beweis brach sie zusammen und gestand die Tat.

Der Fall legte den Grundstein für die Überlegenheit von Fingerabdrücken zur Personenidentifizierung gegenüber der Anthropometrie . Infolge der Rojas-Morde war Argentinien das erste Land der Welt, das die Anthropometrie abschaffte und seine Strafregister ausschließlich auf der Grundlage der Fingerabdruckklassifizierung führte. Sein daraus resultierendes Klassifizierungssystem wird noch heute in vielen südamerikanischen Ländern verwendet.

Daktylogramme beim Erkennungsdienst der Polizeidirektion München

Historisches

1902 zu einer Zeit als in Deutschland die Registrierung der Verbrecher nach Fingerabdruckformeln noch völlig unbekannt war, wurde das Verfahren in einer Zeitschrift, der britisch-indischen Regierung von einer Sachverständigen-Kommission empfohlen.

Dr. Robert Heindl (1883-1958), Jurist und Kriminologe besorgte sich das o. e. Gutachten: ” Calcutta 1897: Report of committee to examine into the system of identification by finger impressions by C. Strahan and A. Pedler.”
und erkannte die ungeheurere Bedeutung der Daktyloskopie für die Kriminalistik, deshalb besorgte er sich eine auszugsweise Übersetzung des Gutachtens und sandte diese zusammen mit der ihm gleichzeitig zugegangenen offiziellen Darstellung des sogenannten „Henry schen Registrierverfahrens“ dem Chef der Münchener Kriminalpolizei. Eine Antwort erhielt er damals nicht.
Von 1904-1906 erweiterte Heindl seine Kenntnisse durch praktische Versuche auf dem Gebiet der Tatortdaktyloskopie in Lausanne unter der Leitung von Professor Dr. R. A. Reiss. Danach sammelte er Arbeitspraxis in London unter Sir Edward Henry dem Chef von Scotland Yard.
Als sich Dr. Heindl 1907 am die Polizei in München wandte, konnte er zwar mit praktischen Erfahrungen argumentieren, dennoch gelang es ihm erst im Folgejahr den damaligen Polizeipräsidenten Julius Freiherr von der Heydte, sowie den bayrischen Minister des Innern Friedrich v. Brettreich für seinePläne zu gewinnen.
1908 durfte er detaillierte Organisationsvorschläge zu einer „Daktyloskopischen Landeszentrale für das Königreich Bayern" ausarbeiten, die dann von Dr. Harster ausgebaut und geleitet wurde. So entstand der zweite deutsche Landeserkennungsdienst mit einem lückenlos durchgeführten Netz von daktyloskopischen Aufnahmestellen. (Polizeipräsident Koettig, damals Chef der Dresdener Kriminalpolizei, erkannte die Richtigkeit und Wichtigkeit der in dem Gutachten enthaltenen Ausführungen und empfahl seiner vorgesetzten Behörde in einem Bericht vom 30. März 1903 die Einrichtung einer Fingerabdruckregistratur. So entstand die erste deutsche daktyloskopische Landeszentrale. Im ganzen Königreich Sachsen wurden daktyloskopische Aufnahmestellen eingerichtet und in Dresden eine Sammelstelle gebildet)


Die Registratur für Fingerabdrücke die. trotzdem die Kosten der Einrichtung nur 1400 M betrugen, zur Aufnahme von 190.000 Karten ausreicht, trat mit dem 1. Juli 1909 ins Leben und seitdem werden von allen Personen, die wegen strafbarer Handlungen auf der Polizei vorgeführt werden und in Haft behalten werden Fingerabdrücke genommen.

Statistik über die Tätigkeit der bayerischen Landestelle für Fingerabdrücke

Die Sammlung der Fingerabdruckblätter entstanden durch „Außenstellen“ (Gendarmeriestationen) im ganzen Königreich Bayern und wurden in München gesammelt bzw. archiviert.
Die Sammlung wuchs rasch, denn: Nicht nur von allen Personen, die wegen strafbarer Handlungen auf der Polizei vorgeführt werden und in Haft behalten wurden die Fingerabdrücke genommen, es wurden auch die Fotografien der an einem Tatort vorgefundenen Fingerabdrücke an die Zentralsammelstelle eingeschickt.


Jahr genommene Abdrücke
männl.
genommene Abdrücke
weibl.
Dem Erkenn.Dienst München
zugesandte Fingerabdrücke
zum Abgleich verwendete Abdrücke Gesamtbestand
Fingerabdruckblätter
Quelle:
Start der Registratur am 1. Juli 1909
1909* 7995 621     Münchner neueste Nachrichten
1910* 6710 1129
  • 83 Personen konnten identifiziert werden
12719 Münchner neueste Nachrichten
(*) Für die Zeit vom 01.07.1909 -31.12.1910 liegen zwar genaue Zahlen vor, aber die Zahlen aus 1910 können nicht speziell einem exakten Zeitraum zugeordnet werden, da zum Jahresende 1909 keine Statistik veröffentlicht wurde, und mit der ersten publizierten Statistik zum Jahrsende 1910 der Zeitraum bis zum 01.07.1910 berücksichtigt wurde
1911 7267 7627
  • Identifizierung von 216 Personen
  • 146 Aufnahmen von Fingerabdrücken an Tatorten
27.613 Münchner neueste Nachrichten
1912 6673 12.434
  • Identifizierung von 373 Personen
  • 11 Personen konnten durch Fingerabdrücke am Tatort überführt werden
19.107 Münchner neueste Nachrichten
1913 5972 20.765
  • Identifizierung von 474 Personen
  • 24 Personen wurden durch Fingerabdrücke am Tatort überführt
46.720 Münchner neueste Nachrichten
1914            
1915 1835 1047 6383
davon:5085 ♂ u.
1298 ♀
  • Identifizierung von 333 Personen
  • 28 Personen konnten durch Fingerabdrücke am Tatort überführt werden
102.049 Münchner neueste Nachrichten
1916 1660 899 5096
  • Identifikation von 340 Personen die falsche Namen trugen
  • Identifikation einer unbekannten Leiche
  • 33 Personen konnten durch Fingerabdrücke am Tatort überführt werden
109.452
Bis 31.12.1916 wurden 252 Bögen entfernt, da die Personen zwischenzeitlich verstorben waren
Münchner neueste Nachrichten
1917            
1918 7494  
  • Identifikation von 389 Personen die falsche Namen trugen
124.519 Münchner neueste Nachrichten
1919 6071 1762  
  • Identifikation von 368 Personen die falsche Namen trugen
  • Identifikation von 26 unbekannten Leichen
  • 85 Personen konnten durch Fingerabdrücke am Tatort überführt werden
137.178 Münchner neueste Nachrichten
Münchner neueste Nachrichten Art. 2
1920            

Quellen

Wikipedia
Hautarzt über Einzigartigkeit des Fingerabdrucks"Ein Fingerabdruck ist so individuell wie ein QR-Code"
System und Praxis der Daktyloskopie und der Sonstigen Technischen Methoden der Kriminalpolizei von Robert Heindl, 1922