Aussagen: 1922-04-05 Pöll Michael
Quelle
Staatsarchiv Augsburg
Detailinformationen
Datum
05.04.1922
Ort
Zugegen
Inhalt
Aussage von Michael Pöll, Auffindzeuge Waidhofen 5.4.22 Betreff: Mord an der Bauernfamilie Gabriel in Kaifeck hinter Gröbern. II. Person: Erscheint Michael Pöll, verh. Gütler, 57 Jahre alt von Gröbern u. erklärt zur Sache: Am Dienstag den 4.4.22 nachm. gegen 5 Uhr kam der Bauer Lorenz Schlittenbauer zu mir in meine Behausung, dass bei Gabriel sich nicht mehr rührt. Er ersuchte mich dann mit ihm zu Gabriel zu gehen. Auch Jakob Sigl schloss sich uns an. Dabei bemerkte ich, dass mir schon am 1. und am 3.4.22 im Hause von Gabriel die ausserordentliche Stille aufgefallen ist, insbes. hat sich der dortige Hund nicht mehr gerührt. An den beiden gen. Tagen war ich auf dem Felde in der Nähe von Gabriel beschäftigt. Im Hause des Gabriels angekommen fanden wir alle Türen verschlossen vor, nur das zum Maschinenhaus führende Tor, war unversperrt. Vom Maschinenhaus aus sprengten wir dann das Scheunentor auf u. gingen wir alle 3 in die Scheune hinein. Durch die geöffnete Stalltür schaute ein losgebundenes Rind heraus. Schlittenbauer ging voraus u. zwar auf die Stalltüre zu. Ich sah ihn dabei etwas stolpern. Ich folgte ihm unmittelbar u. suchte mit meinen Füssen am Boden, weil es schon etwas finster war. Ich stoss dabei an etwas an u. sagte dann zu den beiden Begleitern: „ da liegt schon was.“ Schlittenbauer ging dann etwas zurück u. hob glaublich zuerst ein Brett auf u. griff dann an einen frei sichtbaren Fuß. Er zog diesen weiter hervor u. erkannten wir in dieser Person den Andreas Gruber. Wir haben dann noch weiter 3 Personen unter dem Heu liegen sehen. Das Mädchen lag an der Wand neben der Stalltür. Er nahm es und legte es etwas rückwärts gegen die Häckselmaschine in der Scheune. Ich u. Sigl gingen dann sofort aus der Scheune heraus. Schlittenbauer ging dann aber durch den Stallgang in die Wohnräume u. hat uns dann die an der Ostseite des Hauses gelegene Türe geöffnet. Wir gingen dann auch ins Haus bzw. Schlafzimmer u. fanden dort den 2 jährigen Knaben im Kinderwagen erschlagen, vor. Wir gingen dann in die Küche u. von da aus in das anstoßende Stübchen, dort sah ich ein Bett am Boden liegen, unter demselben 2 Schuhe hervorschauen. Schlittenbauer hat dann das Bett weggeschoben u. nun bemerkten wir eine fremde Frauensperson erschlagen tot am Boden liegen. Der Hund der Familie Gabriel war im Stalle eingesperrt. Es ist dies ein guter u. wachsamer Hund. Es ist mir auch nicht bekannt, dass er bestimmte Personen nicht gemeldet hätte. Es ist mich nicht bekannt, dass die Familie Gabriel mit irgend Personen speziell vertraut gewesen wäre. Die Familie Gabriel galten allgemein als fleißige, sparsame Leute, die sehr zurückgezogen lebten, in eine Wirtschaft kamen sie nie. Es ist mir auch nicht bekannt, dass sie in letzter Zeit größere Einnahmen gehabt hätten. Ob sie irgendwelche Personen hatten, welche feindlich ihnen gesinnt waren, ist mir ebenfalls unbekannt. Allgemein im Ort ist bekannt, dass Gruber mit seiner nunmehr ermordeten Tochter Viktoria Gabriel in geschlechtlicher Beziehung stand. Soviel ich weiß, hatte Schlittenbauer beabsichtigt, die Viktoria G. zu heiraten, noch dass er der Vater des außerehel. Knaben Josef G. war. Die Ehe wurde aber durch den alten Gruber, der Vater der Viktoria Gabriel verhindert. Da sie sich in letzter Zeit also der Schlittenbauer u. der Gruber feindlich gesinnt waren ist mir nicht bekannt. Es ist mir auch bekannt, dass die Familie Gabriel vermögend war, wie weit aber nicht. Einen Verdacht gegen eine bestimmte Person kann ich nicht angeben u. vermag auch in dieser Richtung keinerlei angaben machen. V.g.m. |
Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck
Michael Pöll war einer der Auffindezeugen.