Aussagen: 1951-12-17 Schwaiger Andreas

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Quelle

Staatsarchiv Augsburg 1 Js 244/1952

Detailinformationen

Datum

17.12.1951

Ort

Gröbern

Zugegen

Andreas Schwaiger
OKomm. d.LP Nussbaum

Inhalt

Vernehmungsniederschrift


Aufgesucht, mit dem Gegenstand der Vernehung vertraut gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt, gibt der verh. Bauer und Gastwirt Andreas Schwaiger aus Gröbern folgendes an:

Zur Person:

Schwaiger, Vorname Andreas, verh. Bauer und Gastwirt, geb. 12.2.1897 in Gröbern, Lkrs. Schrobenhausen, wohnhaft dortselbst, Hs. Nr. 22.

Zur Sache:


"Ich bin seit meiner Geburt in Gröbern wohnhaft. Die Familie Gruber und Gabriel von Hinterkaifeck waren mir gut bekannt. Ich bin sehr oft nach hinterkaifeck gekommen, nachdem wir dort beim Dreschen ausgeholfen haben und die Grubers auch bei uns verkehrt haben. Ich kenne das Anwesen Gruber daher sehr gut. Die Grubers holten bei uns auch das Bier.
Wenn ich über nähere Einzelheiten gefragt werden, die die Mordsache Hinterkaifeck betreffen, so kann ich folgendes angeben:
Ich war am Dienstag, den 4.4.1922, mit dem Zusammenrechen auf der Wiese hinter meinem Anwesen beschäftigt. Nachmittags gegen 4 Uhr habe ich von Hinterkaifeck her die Kinder des Bauern Schlittenbauer Lorenz kommen sehen. Bei Näherkommen erzählten sie mir, da0 man in Hinterkaifeck alle erschlagen habe. Daraufhin habe ich meine Arbeit unterbrochen und begab mich mit meiner Schwester Franziska Schwaiger und mit meiner seinerzeitigen Dienstmagd nach Hinterkaifeck. Als ich in Hinterkaifeck ankam, traf ich die Gröberner Bauern Schlittenbauer Lorenz, den Bauern Jakob Siegl [Anm.: richtig: Sigl] und den Bauern Pöll. Auch sie erzählten mir, daß alle tot seien. Wie ich schon erwähnt habe, war dies am 4.4.1922 gegen 16.00 Uhrnachmittags. Schlittenbauer, Siegl, Pöll und ich gingen dann in die Scheune und sahen vor der Türe, die zur Futterkammer führte, die Leiche des Bauern Gruber, dessen Ehefrau und der Wittfrau Gabriel liegen. Die Scheune haben wir durch das Tor, welches neben dem Motorenhaus sich befindet, betreten. Die Leichen waren durch Pöll und Schlittenbauer bereits zugedeckt worden. Außerdem legten sie sie neben die Wand, damit man den Stall betreten konnte. Wir sind dann in den Stall gegangen. Neben der Stalltüre lag auf dem Futtergang die etwa 101 Jahre alte Cäcilie Gabriel. Ich hatte den Eindruck, als ob dem Mädchen die Kehle durchschnitten worden wäre und mit einem Schuß in die rechte Seite in Höhe der Nase getötet worden sei. In Wirklichkeit aber ist das Kind jedoch mit der später gefundenen Stockhaue erschlagen worden. Wahrscheinlich hatte sie einen Schlag bekommen. Beim Weitergehen durch den Stall habe ich im Barren eine Kreuzhaue gefunden. Diese haben die Tiere immer abgeschleckt. Das Vieh hat nicht geschrieen. Den Stall selbst habe ich in bester Ordnung gefunden, genau so wie man ihn am Abend zusammenrichtet. Meiner Anschauung nac ist es ausgeschlossen, daß vorher entweder Schlittenbauer, Siegl oder Pöll im Stalle etwas gemacht haben. Ich meine hier, daß die den Stall aufräumten, das Vieh getränkt, gefüttert und gemolken haben. Diese sind nämlich höchstens 10 Minuten vor mir an den Tatort gekommen. Es ist somit nicht möglich, da0 sie vor mir, bzw. vor meinem Eintreffen den Stall gerichtet haben. Der Mist war nicht aufgeräumt. Ich hatte den Eindruck, daß während der 4 Tage das Vieh unversorgt war. Wenn nämlich das Vieh 3 - 4 Tage nichts mehr zu fressen bekommt, dann fängt es zu ruhen an und schläft. Wie ich in die Küche kam, habe ich auf dem Herd noch die Brotsuppe stehen sehen, die sich der alte Gruber herausgeschöpft haben muß. Der Rest der Suppe befand sich noch in der großen Schüssel. In einem Porzellanschüsselchen befanden sich Kartoffelschalen von Bratkartoffeln. Beim Weitergehen kamen wir in die Magdkammer. Dort sahen wir das Oberbett auf dem Boden liegen. Ich weiß nicht mehr, wer das Bett hochgehoben hat, jedenfalls lag unter der Bettdecke die tote Magd. Diese hatte Verletzungen an der rechten Gesichtshälfte. Aus Nase und Mund der Leiche ist Blut ausgedrungen. Die Leiche der Magd lag mit den Füßen der Türe zu. Auf der Bank unterhalb des Fensters stand ein Rucksack reisefertig eingepackt. Dieser Rucksack gehörte der Magd. Es hatte also den Anschein, als ob die Magd ein Geräusch gehört habe und deswegen das Haus verlassen wollte. Nicht mehr erinnerlich ist mir, wie die Magd bekleidet war. Mit Siegl, Pöll und Schlittenbauer bin ich dann weitergegangen und kamen in die Schlafkammer der Witfrau Gabriel. Ein in dieser Kammer stehender Kinderwagen war mit einem dunklen alten Rock zugedeckt. Ich hatte vorerst den Eindruck als ob darin ein Kind schlafen würde. Beim Abdecken des Rockes konnte man sehen, daß durch das Dach des Kinderwagens ein Schlag geführt wurde, welcher das im Wagen liegende Kind tödlich getroffen hat. Der Schlag mußte mit der Schneide dieser Hacke geführt worden sein und zwar mit einer solchen Wucht, daß das Gehirn bis zum Dach des Kinderwagens spritzte. Das Kind lag ausgestreckt tot im Wagen.
geschlossen Nußbaum (OKomm. d.LP)

Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck

Fragen/Bemerkungen

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