Waidhofen, 17. Februar 1922.
Nach 5-tägigem schweren Ringen mit dem Tode ist heute früh der Oekonomiesohn Andreas Schlittenlocher von hier der schweren Gesichtsverletzungen erlegen, welche er bei der Arbeit an der Kreissäge von einem mit aller Wucht zurückspringenden Holzscheite getroffen, erlitten hatte. Nur für kurze Augenblicke kehrte während der fünf Leidenstage die Besinnung zurück. Für die Hinterbliebenen, welche den Verlust ihres gemeinsamen Sohnes schwer empfinden, mag zum Troste dienen, daß der Entschlafene einige Tage vor dem Unglücksfalle im Beichtstuhl und an der Kommunionbank Abrechnung und Versöhnung mit seinem Herrgott gehalten hat.
Waidhofen, 13. Februar. (Unglücksfall)
Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Samstag im Anwesen des Gemeinderates und Oekonomen, Herrn Schlittenlocher in Waidhofen. Sein 19jähriger Sohn Andreas Schlittenlocher war an der Kreissäge beschäftigt. Dabei sprang ihm ein Holzstück mit voller Wucht in das Gesicht und verletzte ihn so schwer, daß der Bedauernswerte bis heute noch nicht das Bewußtsein wieder erlangt hat.
Waidhofen, 14. März.
Die 18 1/2-jährige Postagententochter Fanny Mehl von hier war am gestrigen Vormittage mit ihrem Vater auf dem Felde beschäftigt, der sie gegen Mittag heimzugehen hieß; zu Hause kam sie jedoch nicht an. Die Befürchtungen steigerten sich, als auch im Laufe des Nachmittags alle Erkundigungen über ihren Verbleib keinen Aufschluß erbringen konnten. Ca. 20 Personen machten sich auf, die Wälder von Gröbern abzusuchen, in deren Richtung man sie gehen gesehen hatte - ohne Erfolg. Am späten Abend fand der schwerbesorgte Vater ihre Schuhe im Walde, weiter nichts. Nach anderen Aussagen, soll sie bei den Einzelhöfen Schachhof und Gaishof (Edelhausen - Brunnen) gesehen worden sein. Sie trug ihr Arbeitskleid: blaugedruckter Rock mit weißen Tupfen, blaue Bluse mit schwarz-weißen Streifen, und muß, da sie sich der Schuhe entledigt hat, barfuß sein. Jeder, der irgend welche Anhaltspunkte über den eingeschlagenen Weg und den Verbleib des Mädchens geben kann, wird gebeten, diesbezüglich Mitteilungen umgehend an die hartgetroffenen Eltern oder an die nächste Gendarmeriestation zu richten. In der Familie wird der Fall um so schwerer empfunden, als vor ungefähr einem Jahr der zwanzigjährige Sohn Hans das Elternhaus heimlich verließ und von einem mittelländischen Hafen aus die letzte Nachricht gab und anscheinend in die Fremdenlegion eingetreten ist. Auch das rätselhafte Verschwinden des 12jährigen Gütlerssohnes Kothmeier im Mai vorigen Jahres ist bis heute unaufgeklärt geblieben.