Sechsfacher Mord von Hinterkaifeck bleibt ungeklärt
Detailinformationen
Datum
27. Dezember 1951
Ort
München
Art des Dokumentes
Zeitungsartikel
Verfasser
P. H.
Verfasst für
Abendzeitung
Inhalt
Sechsfacher Mord von Hinterkaifeck bleibt ungeklärt
Der ehemalige Kriegsgefangene Matthäus Eser hatte die Staatsanwaltschaft Augsburg veranlaßt, die Ermittlungen über den vor 30 Jahren begangenen sechsfachen Mord in Hinterkaifeck (Landkreis Schrobenhausen) erneut aufzunehmen. In der Nacht vom 31. März zum 1. April 1922 waren sechs Bewohner eines Bauerhofes ermordet worden. Weder der Täter noch die Motive der Tat konnten bis heute einwandfrei geklärt werden
Eser hat im Herbst in Ingolstadt behauptet, er sei als kleines Kind öfter nach Hinterkaifeck gekommen. Während seiner Kriegsgefangenschaft sei er im Jahre 1945 in dem Lager Neuhaus in der Tschechoslowakei einem russischen Kommissar begegnet, der sich als der "Täter von Hinterkaifeck" bezeichnet habe.
Wenige Tage vor Weihnachten gestand jetzt Eser dem Staatsanwalt in Augsburg, daß er diese Geschichte frei erfunden hatte. Weder seine Angaben gegenüber der Polizei noch gegenüber der Presse, die eine Darstellung veröffentlicht hatte, entsprächen der Wahrheit. Wegen "Vortäuschung einer Straftat" wurde er daraufhin auf Antrag der Staatsanwaltschaft in Haft genommen.
Wenn auch das Verbrechen von Hinterkaifeck niemals geklärt werden wird, so besteht doch ein gewisser Verdacht, daß die Tat aus Familienrache begangen wurde. Es konnte inzwischen festgestellt werden, daß der alte Bauer von Hinterkaifeck von 1907 bis 1921 mit seiner verheirateten Tochter Blutschande getrieben hatte. Der junge Mann der Tochter soll zwar 1914 in Nordfrankreich gefallen sein; es bleibt aber nach wie vor die Möglichkeit offen, daß die Tat aus Familienrache, die in dem blutschänderischem Verhältnis zwischen Vater und Tochter ihre Ursache hat, begangen wurde.
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