Aussagen: 1952-05-06 Schindler Magdalena

Aus Das Hinterkaifeck-Wiki
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Geborene

Stampfl

Quelle

Staatsarchiv Augsburg

Detailinformationen

Datum

06.05.1952

Ort

Freising

Zugegen

Dr. Alexander Popp
Josef Prähofer
Halbedel
Magdalena Schindler

Inhalt

In der nachfolgenden Vernehmung sind die Namen der anwesenden Personen wie folgt abgekürzt: SCH. Schindler Magdalena, PRÄ. Prähofer Josef, POPP Dr. Alexander Popp

Freising, den 6. Mai 1952

Auf Vorladung erscheint: Magdalena Schindler und erklärt folgendes.

Sch: bei dem Bauer Summer

Prä: wie lange waren sie beim Summer

Sch: 1 Jahr

Prä: auch ein Jahr...dann haben wir 1902...auch wieder als Magd

Sch: ja für alles

Prä: Wo sind sie dann vom Summer weg hin

Sch: ja mei

Prä: ja ungefähr...ich hab es ihnen schon einmal erklärt, lassen sie sich einmal ihren Lebenslauf durch den Kopf gehen

Sch: ja wenn ich nichts angefangen habe, dann brauche ich nichts sagen

Prä: ich sag ihnen ja frau, ich habe es ihnen ja das letzte Mal schon gesagt, wir wollen doch etwas anderes verfolgen. Nicht wegen ihrer Person.

Sch: Ich krieg da doch nichts

Prä: warten sie nur, lassen sie sich doch Zeit, net wahr, sie wissen doch nicht, um was es hier geht. Also wo sind sie vom Summer weg hingekommen

Sch: vom Summer weg bin ich zum Bruder meines Vaters nach Neuhausen gekommen

Prä: wo liegt das

Sch: bei Thalhausen

Prä: Bei Thalhausen ist das ein Bauer

Sch: ja, ja des ist von meinen Vater ein Bruder gewesen

Prä: wie lang waren sie bei dem

Sch: ja da bin ich zwei oder dreimal hinkommen

Prä: ja das erste mal

Sch: ja a Jahr schon...a gutes Jahr schon

Prä: also dös war beim Stampfl gell

Sch: ja, ja dös ist von meinen Vater ein Bruder gwesn

Prä: also sagen wir mal es war 1904 gewesen

Sch: ja

Prä: was haben sie von 1904 ab gemacht

Sch: ja mei

Prä: ja so im Großen und Ganzen halt

Sch: da bin i halt im Ganzen, im Ganzen halt.....

Prä: wie lange haben sie überhaupt gedient

Sch: ja so 13 Jahr

Prä: 13 Jahr ungefähr, also von 1900 bis 1913 kann man dann sagen

Sch: ja, ja...so 13 Jahr

Prä: da habens bei verschiedenen Bauern gedient

Sch: ja....ja

Prä: und von 1913 an, was war dann, habens geheiratet oder

Sch: na, da hab ich, na da bin ich...geheiratet hab ich erst mit...47 Jahr

Prä: ach, sie haben so spät geheiratet

Sch: Ich hab einen Wittiber geheiratet, mein Mann sei Frau ist gstorbn und dann hab ich den geheiratet.

Prä: nun, wann sind sie das erste Mal mit Männern zusammengekommen

Sch: da war ich scho 22 Jahr alt

Prä: 22 Jahre waren sie da alt, 22...das war dann 1906 und wann haben sie dann den Adolf Gump kennenglernt...wie alt waren sie da

Sch:...sie...dös war schon beim andern Krieg 1914...beim 14er Krieg.

Prä: beim 1. Weltkrieg 1914/18

Sch: ja mei Sohn ist schon auch verwundet worden in dem Krieg

Prä: ja, ich weiß schon, ich weiß schon

Sch: Der ist jetzt schon 28 Jahr...das ist das erste Kind gewesen

Prä: bis 1913 haben sie also ein ständiges Arbeitsverhältnis gehabt.

Sch: ja

Prä: da waren sie bei verschiedenen Bauern. Nun wann haben sie den Gump kennengelernt, bei welchen Bauern, wo waren sie da im Dienst

Sch: da war ich daheim bei meiner Mutter, weil meine Mutter krank war, dann bin ich mit meiner Freundin nach Kranzberg gekommen und da ist er in der Wirtschaft drin gesessen und dann ist er uns nachganga

Prä: ja das ist durchaus normal, net wahr

Sch: ja und dann hab ich ihn kennengelernt. Dann hat er gesagt, er heiratet mich und so und so, dann haben uns aber die Thalhauser nicht heiraten lassen. Die haben gesagt, de lass mer net heiraten, dös ist koa normaler Mensch net, wenn er bloß alleweil Kinder hermacht.

Prä: jetzt passen sie auf, wann sind sie denn von Adolf Gump das erste Mal geschwängert worden

Sch: ja da dürfen sie blos zurückrechnen, der Adolf ist jetzt 28 Jahr alt

Prä: der Adolf ist jetzt 28 Jahre alt, das war der Erste

Sch: das ist der Erste

Prä: zuerst war doch die Florentine

Sch: na, na, die Florentine war die Letzte, dös war die Letzte

Prä: die Florentine war die Letzte, sagen sie, also wie viel haben sie von Adolf Gump Kinder

Sch: Zwei

Prä: drei

Sch: zwei...die Florentine ist gestorben

Prä: ja, ja, die Florentine ist verstorben und 2 leben, also doch 3

Sch: Einen Abgang hab ich gehabt

Prä: dann warens also 4-mal von ihm in anderen Umständen, net wahr und wer war der Erste

Sch: das erste Kind war der Adolf

Prä: das erste war der Adolf, das zweite...wer war dann das zweite

Sch: der...Rudi

Prä: das zweiten der Rudi und das dritte

Sch: die Florentine

Prä: und das vierte, ist dann später einmal der Abgang gekommen oder liegt er irgendwo drin

Sch: na...erst später ist der Abgang gekommen

Prä: also als letztes haben sie den Abgang gehabt. Also dann sagen wir, jetzt haben wir 1952...

Sch: mit dem bin ich 9 Jahr oder ich bin lang ganga damit, ich weiß das nimmer so genau und dann war die Geschichte ganz anders, dann waren wir in Regensburg...da waren wir in Regensburg, daheim hab ich nicht hinein dürfen, weil ich die Kinder gehabt hab, gell, nachher war ich mit ihm da herunt

Prä: nun passen sie auf, wenn heute der Adolf 28 Jahr alt ist, net war, dann wären sie im Jahre 1923 von ihm das erste Mal geschwängert worden.

Sch: na, na, mit 23 Jahr...da hab ich...

Prä: nein im Jahre...nicht in ihren Lebensalter, sondern im Jahre 1923. Der Adolf ist geboren 1924, gell

Sch: ja, ja

Prä: Haben sie schon vorher mit einen Mann etwas zu tun gehabt

Sch: ja, von dem hab ich ein Kind gehabt, den habens erstochen, das hab ich ihnen schon das letzte Mal gesagt

Prä: ja so, das ist der Gill

Sch: dös hab ich ihnen schon gesagt

Prä: jawohl..richtig. Wie lang sind sie mit Adolf Gump gegangen, bis sie von ihm geschwängert wurden

Sch: ja da bin ich nicht lang ganga damit

Pop: wie alt waren sie denn dort Frau Schindler, wie sie mit dem Gump gegangen sind. Ungefähr, auf 1 Jahr hin kommt es nicht darauf zusammen. Wie alt waren sie da

Sch: als ich das erste Kind gebar war ich 27 Jahre.

Pop: das war dann 1921 gewesen...ungefähr

Prä: da war aber der Schwängerer ein anderer Mann

Sch: das war der Gill

Pop: na, na, ich möchte jetzt wissen, wie alt die Frau Schindler war, wies mit dem Adolf gegangen ist, wies angefangen hat

Sch: da war ich scho...a...Jahr 24

Pop: dös wäre dann 1919 herum gewesen, doch in der Inflation sind sie schon mit ihm gegangen, gleich nach dem Krieg wär das gewesen.

Sch: ja, ja, da hat er, dös hab ich schon oft gesagt, wie er mir dann davon ist und haben dann suchen lassen.

Pop: das war 1919

Prä: ja also Frau mir geht es mit der Zeit nicht aus, sie sagen jetzt grad zum Herrn Dr. dass sie bis 1900...

Sch: mit 22 Jahr weiß ich es noch, da bin ich noch mit keinen ganga

Prä: mit 24 Jahr haben sie den Adolf Gump kennengelernt, nun sagen sie aber...

Sch: na, ja, da kann ich mich natürlich nicht mehr so genau erinnern

Prä: nun sagen sie aber, bevor sie den Adolf Gump kennengelernt haben, waren sie inzwischen vom Gill geschwängert worden

Sch: ja, ja, dös Kind ist dann verstorben

Prä: sie sagen mit 27 Jahren hätten sie das erste Kind gehabt. Also ergo muss das schon früher gewesen sein


Sch: ja, ja, das kann schon sein Prä: kann schon sein...also sie haben in Kranzberg zum erstenmal den Adolf Gump kennengelernt, in der Gastwirtschaft Fischer

Sch: ja, ja, da ist er uns nachganga, kennt hab ich in ja schon jahrelang

Sch: aber wie ich mit ihm ein Verhältnis angefangen habe, war ich...

Prä: wie lange kennen sie den Adolf Gump eigentlich schon, wie viel Jahre vorher, bevor er ihnen nachgestiegen ist.

Sch: mei...mei, den kenn ich schon...a...seit kleinauf, weil wir die schon immer gesehen haben balds sie mit den Körb umananda ganga sind

Prä: wer ist das gewesen

Sch: sei Vater und er (Adolf)

Prä: sein Vater und der Adolf

Sch: weil mich die Leut immer derblöckt haben und gsagt haben, ja jetzt fangts gar mit dem an, der Gump und Genswürger haben doch die Leut umbracht, schon frühers

Prä: ja, ja, frühers

Pop: also man kann sagen, dass sie nach dem 1. WK mit Gump schon ganga sind

Sch: ja, ja... da ist er aber noch gar nicht lang vom Militär heraus gewesen

Prä: da sind sie dann mit ihm gegangen...also sagen wir vom Jahr 1919 ab, rund a bißl früher oder später, spielt da keine Rolle

Sch: da ist er noch gar nicht lang vom Militär heraus gwesen, da ist er beim Fischerwirt in Kranzberg drin gewesen, mei Freundin und ich haben uns a Bier kauft und dann ist er uns nachgestiegen, mei Mutter hat dauernd geschimpft, jetzt gehst gar mit dem und a...so und a...so.

Prä: na, ja, ihr habt euch halt verstanden, net wahr

Sch: er hat fürs Militär geschwärmt

Prä: fürs Militär hat er gelebt, er war ein strammer Bursch, groß...stramm, er hat a Schneid ghabt

Sch: er ist wieder freiwillig anikomma, er ist auch als gemeiner Soldat nicht entlassen worden, er ist Feldwebel gewesen nach dem 1. WK

Prä: nach dem 1. WK

Sch: ja, ich glaub er hat 7 Jahr gemacht, er war Aktiver oder wie man da sagt

Prä: ja er hat seine Militärdienstzeit abgedient, dann ist der Krieg ausgebrochen und er ist gleich eingerückt

Sch: ja, dann ist er gleich wieder dazu...ja, freiwillig

Prä: nun, wissen sie, hat er sich irgendwo hingemeldet, weil sie sagen, er ist freiwillig eingerückt

Sch: ja, nach Oberschlesien

Prä: auf Oberschlesien hat er sich gemeldet

Sch: Ja, das habe ich ihnen schon gesagt das letzte Mal, da habe ich ihn suchen lassen

Prä: ja wo ist er denn zuerst hingekommen

Sch: in München hat er sich gestellt, dann ist er nach Oberschlesien kimma. Dös weiß ich noch gut, in der Knebelstraß 8 hat er sich gemeldet und da haben sie ihn gleich fort.

Prä: wie viel haben sie zu dieser Zeit schon Kinder gehabt von ihm, eins oder zwei

Sch: dös war der Rudi

Prä: das war der älteste

Sch: dös war der Rudi

Prä: das war der zweite

Sch: ja der zweite

Prä: der erste ist der Adolf und der zweite ist der Rudi

Sch: mit dem Rudi bin ich nach München gefahren

Prä: ja, was haben sie da in München getan

Sch: da bin ich...das Kind war 14 Tag alt... ich bin daheim immer geschimpft worden, nachher bin ich nach Kranzberg naufganga... dös war a so, na bin ich nach Kranzberg naufkomma, da hab ich nach ihm gesucht ghabt beim Fischerwirt und dann habens gsagt, Leni mir solln sagen, du brauchst nix naufbringen, der Adolf ist furt, der ist weg, na hab ich gfragt, wo ist er denn hinganga, dann habens gsagt, zu den Freiwilligen ist er ganga nach Oberschlesien und zu München droben hat er sich gestellt. Nachher hab ich in München bei der Polizei gefragt, nachher hat die Polizei gesagt, da müßens da und da hin, dann bin ich da hinganga, dann hab ich 200 Mark kriegt, dös weiß ich noch wie heut.

Prä: das war in der Knebelstraße

Sch: dös war Knebelstraße 8

Prä: da sind sie von der Polizei hingeschickt worden

Sch: ja, von München, ja, weil ich da gfragt hab, wo ich dazu muß...ja, na, dann ist die Sach so gewesen, dann hab ich das Geld dreimal gekriegt und auf einmal ist er gekommen bei der Nacht und gesagt. Du bist a schöner Schuft, du bist a ganzer Schuft und wie er mich alles geheißen hat, du gehst einfach hin und lässt mir meine Löhnung pfänden. Sag ich, ich kann doch deine Kinder nicht a so aufziehen. Ich, hat er gesagt, bin noch jedesmal aufkimma für Kinder und hätt dir a ein Geld gschickt. Ich hab gsagt, das hättest du nie getan, weil du Zigaretten rauchst und saufst wia net gscheit

Prä: ja, hat er das Bier gern mögen

Prä: wie war jetzt dös wie er gekommen ist

Sch: ja er hat gsagt...na, wie er...hat er gsagt, er wollt mich umbringen vor lauter Zorn

Prä: ja warum denn

Sch: nachher hat er mich packt

Pop: hat er sie am Hals gepackt, bei der Gurgl, hat er zudrückt

Sch: ja, ja bei der Gurgl, dann hab ichs meiner Mutter gsagt, dann ist meine Mutter hinausganga und hat gsagt, jetzt fangts nochmal mit den Schlawiner an da...und hat geschimpft und nachher ist er wieder fort.

Prä: ja haben sie nicht etwas gesagt, was tust du denn da...wenn ich dich erdrück oder erdrossele

Sch: ja, dös weiß ich schon

Prä: ja was hat er denn da gesagt, sagen sie es halt

Sch: ja dös hätt er ja nie getan. Wenn jetzt ich dich umbringa oder erdrosseln, was täst denn da. Dann hab ich gsagt, nachher könnst Kinder allein haben, da frag ich nicht darnach. Na hab ich gmeint, dann kannst deine Kinder zu dir nehmen, wot hast. Nachher hat er gsagt, na schau, ich mag dir ja gar nichts tun, du tatst mich derbarma

Pop: jetzt passen sie mal auf Frau Schindler, dös war also dort wie er wieder zurückgekommen ist von Oberschlesien

Sch: Zwecks dem hab ich ja meine Strafen kriegt

Prä: warum habens wegen dem Strafen gekriegt. Sie sind doch mit dem Adolf übers Land gezogen, sie haben dann nichts mehr gearbeitet bei den Bauern sondern sind mit den Adolf mit

Sch: ich bin mit ihm...und hab bei den Bauern wieder gearbeitet bei den Bauern

Prä: ja einen Tag oder zwei, dann sind sie wieder weitergereist

Sch: ja nachher sind wir weiter und haben wo anders eine Arbeit gesucht, weil er doch Körblmacher war, dahom habens mich nicht mehr hineingelassen und Kinder hab ich ghabt, weil ich doch, weil er doch...für Kinder hat doch was hergeben müssen.

Pop: sie Frau Schindler, jetzt ist er doch von Oberschlesien zurückgekommen, ist er dann noch mal eingerückt zum Militär

Sch: ja freilich ist er noch mal eingerückt

Pop: wo ist er denn da hingekommen

Sch: na ist er wieder freiwillig zu den Russn kema, zu den Franzosen kema nach Würzburg

Pop: dös war schon beim 2. WK

Sch: ja, ja

Prä: nein, nein, ich mein jetzt nach dem 1. WK, als er da von Oberschlesien heimgekommen ist... und ist er da daheim geblieben

Sch: ja, ja da ist er daheim geb lieben...nachher sind wir fort miteinander

Prä: nachher seit ihr über Land gezogen und habt Körbe gemacht

Sch: ja, ja und Bettladen, Bettstädtl für die Kinder

Pop: war er ein guter Korbmacher

Sch: ja, ja er ist überall berühmt gewesen...überall haben sie ihm gemocht

Pop: gell, er war ein guter Körbelzäuner

Sch: ja, ja, überall hat man ihn gemocht

Pop: sie, Frau Schindler, wissen sie, wo sie überall herumgezogen sind als Körbelzäuner

Sch: Wir waren meistens in der Holledau

Pop: meistens in der Holledau...was fallen ihnen da noch für Orte ein

Sch: wissens Herr, vielleicht können sie sich noch entsinnen, wie die Leut umbracht worden sind in Kaifeck

Pop: ja was war denn da

Sch: wie die 6 Leut umbracht worden sind in Kaifeck, nachher hamer halt nachgschaut...darnach wie sie umbracht gwesen sind...wie sie umbracht gwesen sind, nachher sind wir darnach hingegangen und haben auch gefragt wie es zugegangen ist, warum dass sie die Leute alle umbracht haben, dann haben uns die Bauern so alles erzählt, net

Pop: wann ist es denn gewesen in Kaifeck

Sch: Kaifeck...so, die alten Leute wissen das schon noch, dies ist ja schon lang her, schauens

Prä: ist dies vor Oberschlesien oder nach Oberschlesien gewesen

Sch: ja, dies war lange nach Oberschlesien

Pop: und sie sind damals nicht mehr mit ihm umeinander gezogen

Sch: da bin ich nicht mehr mit ihm...

Pop: ist er dann da nicht einmal allein gewesen

Sch: wir wissen halt noch, wie uns die Leute erzählt haben...wie uns halt die Leute erzählt haben, dass sie ein sechsfaches Grab gemacht haben und wo wir halt gearbeitet haben...die haben uns halt die Geschichte so erzählt

Pop: nun Frau Schindler, jetzt erzählen sie einmal, hat er denn neben ihnen auch noch andere Mädchen gehabt

Sch: na, na

Pop: net...wissens das gewiss...und ist er mit

Sch: Ich hab nur gemeint, dös war so, da hab ich gmeint, da waren wir bei einen Bauern, dort sind wir übernacht geblieben

Pop: wo war denn dies...ungefähr, können sie sich da noch erinnern

Sch..in der Holledau schon auch, in der Holledau

Pop: in der Holledau, ja

Sch: in Geisenfeld umeinander

Pop: in Geisenfeld

Sch: na hat er gesagt, gut Mädle, hat er mich geheißen, Madl hat er gesagt, magst mei Schuh haben und dort haben sie eine Tochter gehabt und diese Tochter ist droben gewesen...die ist droben gewesen, die ist nicht gut beieinander gewesen... nachher habe ich gesagt, warum dass du mich da fragst, da hat er zu mir gesagt, ich mein halt. Er hat 2 Bier gehabt, selbigesmal, dann ist er nicht mehr wiedergekommen, ich war ja schon groß

Pop: sagen sie Frau Schindler, sind sie alleweil bei ihm gewesen

Sch: alleweil

Pop: oder hat es einmal eine Zeit gegeben, wo sie nicht dabei waren bei ihm

Sch: nein

Pop: wo sie einmal daheim waren oder wo anders

Sch: ja, ja...daheim war ich schon auch einmal wieder, daheim wieder, da ist er halt dann runter, wenn er in Landsberg gewesen ist, wo gewesen ist oder anderswo, wo er mit dem Vater gearbeitet hat

Pop: könnt das sein...jetzt passen sie einmal auf, da waren sie bald alt gewesen so 36 Jahre, was haben sie da so ungefähr...

Sch: 42, halt wie alt war denn ich da, wie ich den Rudi...der Rudi ist jetzt 24 Jahr, da war ich alt 42 Jahre beim Rudi

Pop: jetzt sagen sie mir so ungefähr Frau Schindler, wie sie so ungefähr 38 Jahr alt waren, können sie sich an diese Zeit noch erinnern

Sch: 38...

Pop: ja, wie sie 38 Jahre alt waren

Sch: ja, da kann ich mich schon noch erinnern

Pop: sind sie da immer mit ihm umeinandergezogen

Sch: ja, ja, da haben wir...und wir sind nicht alleweil durchschnittlich in der Holledau gewesen, da ist er wieder zu seinen Vater gegangen und nachher hat er wieder mit seinen Vater gearbeitet in Tünzhausen oder in Gametshausen, da ist er über Nacht geblieben

Pop: nach Schrobenhausen hinunter ist er nicht gekommen

Sch: na, da nauf nicht

Pop: hat er ihnen nie was erzählt, dass er dort nunter gekommen ist

Sch: na, na

Pop: also ich meine jetzt, dass sie mich nicht falsch verstehen, da waren sie 38 Jahre alt, da ist es doch vorgekommen, dass sie allein waren, bezw. nicht mit ihm herumgezogen sind...das tät mich interessieren, ist er da allein gewesen mit seinen Vater oder...

Sch: ja, ja, da hat er halt andere Weiber umeinander geführt

Pop: da hat er andere Weiber umeinander geführt, wissens, wie sie 38 Jahre alt waren

Sch: ja, ja, da hat er schon andere Weiber herumgeführt, wenn er grad...wie er mit seinen Vater gezogen ist, das weiß ich schon, dass er da mit anderen, da er da nicht bei mir...

Pop: gewesen ist und sie sind also seinerzeit öfters weggewesen von ihm

Sch: ja, ich bin schon immer wieder weg, weil sie mich halt immer daheim gar so gschimpft haben. In die Nähe von uns daheim, da bin ich nicht oft mitgezogen, weil sie gesagt haben, ich soll in stehen lassen, das ist kein Mann

Pop: jetzt würde mich interessieren. Um diese Zeit, als die Leute das geredet haben, waren sie da weg von ihm oder seid ihr grad als diese Leute dies erzählt haben...

Sch: da waren doch so viele eingezogen worden, sein Bruder und alle-samt, was wir halt von den Bauern so erzählt bekommen haben. Das ist ja lang darnach noch erzählt worden, dös von Kaifeck. Das ist lang danach, als wir dort hin gekommen sind, da waren die Leute schon lange eingegraben.

Pop: Ach, soso ist das, jetzt versteh ich, ja seits ihr erst lang darnach hingekommen

Sch: ja, lang darnach erst

Pop: und wo war dies, was war dies für ein Ort, wo sie dies erfahren habt

Sch: ...Tegernbach oder wie...

Pop: in Tegernbach hab ihr dies erfahren von Kaifeck

Sch: ja, ja, da sind sie schon lange eingegraben gewesen, da ist das Haus schon weggerissen gewesen und alles zusammen

Pop: seid ihr auch schon einmal vorbeigekommen in Hinterkaifeck

Sch: ja, dann habens uns die Bauern, na haben uns die Bauern uns dies zeigt und wir haben es dann angeschaut

Pop: sie selbst sind da gar nicht dabei gewesen

Sch: ja, ja, ich bin aber dann weggegangen. Ein halbes Jahr nachdem sie eingegraben waren, ich selbst bin da gar nicht dabei gewesen...(wegen Glockengeläut nichts zu verstehen)...

Pop: Waidhofen heißt das

Sch: ja, ja, zweimal sind wir dort durchgezogen

Pop: wie seid ihr denn da hingekommen. Durch welche Ortschaften seid ihr denn gekommen

Sch...ja, in Karlskron waren wir auch

Pop: Frau Schindler, wissen sie, was es jetzt gerade läutet

Sch: ja, eine Trauung ist, eine Trauung wird es sein und es ist dies die Pfarrkirch (Bandwechsel) > Lücke

Pop: vom Lager

Sch: ja, den habens aus dem Lager heraus

Pop: aus dem Lager habens den raus

Sch: nachher hat er noch 2 Tage gelebt, nachher ist er gestorben im Krankenhaus, ich mein schon, dass man ihm etwas angetan hat

Pop: sie meinen, dass man ihm etwas angetan hat

Sch: dies sagt ja seine Frau auch

Pop: ich habe es mir auch gedacht, als ich das Bild gesehen habe

Sch: ja...

Pop: sie Frau Schindler, jetzt passen sie einmal auf, mir tat dös interessieren, wie sie da in Waidhofen drunten wards und in Karskron, wo seits denn da überall gewesen

Sch: ja, wie wir in Karlskron gewesen sind, sind wir bei seinen Bruder gewesen

Pop: aha, seits bei seinen Bruder gewesen. Wie heißt denn dieser

Sch: ja, ja...auch Gump

Pop: mit seinen Vornamen

Sch: ja, ich weiß nicht...Georg oder wie der heißt

Pop: wissens nicht mehr...ist der ein älterer Bruder gewesen, oder...,

Sch: das weiß ich auch nicht

Pop: jetzt, wo seid ihr denn da überall gewesen, wobei ihr in Karlskron wards, seid ihr in Adelshausen auch gewesen oder in Unterried

Sch: nein, ich weiß nicht, wie die alle geheißen haben, das weiß ich nicht

Pop: seits also nicht dorthin gekommen

Sch: ja, wir sind halt manchmal durchgezogen und dann auch wieder heim

Pop: dann seit ihr wieder heim...können sie sich da noch erinnern, wie ist man denn da nach Waidhofen gekommen

Sch: ja, wir sind halt so umeinander, weil er überall eine Arbeit gesucht hat

Pop: hat er gesagt, jetzt gehen wir einmal dort abe

Sch: ja, ja, hat er gesagt, jetzt gehen wir einmal da hin, da haben wir wieder einmal übernachtet, nachher sind wir wieder weiter nunter nacheinander.

Pop: was hat er da gemeint, wie er gesagt hat, jetzt gehen wir einmal dorthin. Hat er gesagt, Kaifeck oder was

Sch: nein, das hat er nicht gesagt, da sind wir grad unverhofft dorthin kimma

Pop: was hat denn der Adolf noch für Brüder gehabt

Sch: eine in Augsburg, die Florentine....

Pop: er hat doch eine ältere Schwester auch noch...

Sch: ja die Florentine

Pop: na, die müsste anders heißen

Sch: ja, die Rosa, wissens, die wohnt in der Sonnenstraße

Pop: also, die Florentine soll in Augsburg sein, die Rosa hier und die Centa...

Sch: dös weiß i net

Pop: wo die Centa ist, wissens nicht

Sch: na...

Pop: und Brüder hat er gehabt. Einen der gefallen ist im Krieg, den Blasius, und dann hat er noch einen gehabt, den Toni, den in Ingolstadt in der Fabrik

Sch: ja, ja, in Ingolstadt das kann schon sein, denn mein Sohn der Schwerverwundete war schon dort. Mein Sohn ist in Ingolstadt eingerückt, mein Sohn

Pop: Das ist dann sein Onkel

Sch: ja, ja

Pop: wissen sie, wie der mit den Vornamen heißt, der in Ingolstadt

Sch: nein das weiß ich nicht. Um seine Geschwister hab i mi net kümmert, a no net gesehen

Pop: jetzt, wissen sie Frau Schindler, dortmals, wie sie mit dem Adolf herumgezogen sind, sagen wir mit so 34,35 bis 37 Jahr ist er da nie mit seinen Bruder zusammen gekommen oder etwas gehabt, oder ist er nur mit seinen Vater zusammen gewesen

Sch: Alleweil mit seinen Vater

Pop: immer mit seinen Vater

Sch: wenn sie ihn nicht aufgefordert haben zum Streiten, dann hat er auch nichts gemacht

Pop: was sagen sie jetzt da, wenn er nicht aufgefordert worden ist zum Streiten...


Sch: aber ja, wenn er schon aufgefordert worden ist, dann ist es losgegangen, dann ist er wild geworden Pop: dann ist es wild aufgegangen

Prä: hat er ihnen da nichts getan

Sch: nein, er hat mir nichts getan

Pop: in den Jahren 1921 bis 22 da waren sie also alt gewesen 37-38 Jahr. Hat er da nicht in der Gegend auch ein Verhältnis gehabt

Sch: der hat mehr gehabt

Pop: er hat mehr gehabt

Sch: ja, ja, wie er mit mir hat nichts machen können und wie ich schwanger war, dann hat er schon...dann ist er auf andere eingerückt

Pop: jetzt noch etwas, jetzt würde es mich noch interessieren, ob ihr in Waidhofen am Friedhof vorbeigekommen seid

Sch: am Friedhof, in Waidhofen

Pop: den an der Straße

Sch: ja, da ist dortmals eine Frau mitgegangen, da haben wir auch so gejammert und dann hats uns das sechsfache Grab gezeigt. Na haben wir gesagt, mein Gott, wie man so etwas nur auch machen kann. Mit dem Pickel haben die Leute gesagt. Dies ist ja lange darnach gewesen, mindestens ½ Jahr

Pop: was hat denn der Adolf damals gesagt

Sch: na sowas, na sowas, die sind dann in den Stall gegangen und waren nicht mehr herausgekommen. So haben halt die Leut erzählt. Eins ist nach den andern nachi und san halt nimmer rumkomma. Nachher hat eins zum andern gesagt, geh her schau umi, warum kommt er denn nicht mehr uma, warum gehens denn jetzt nicht mehr rum. Die Bauern bei denen wir gearbeitet haben, die haben es uns immer erzählt

Prä: war das bei Nacht oder beim Tag

Sch: ob sie bei der Nacht umbracht oder beim Tag, dös weiß ich nicht

Prä: ja haben denn die Leut nicht geschrien, dass die Nachbarschaft zusammengelaufen wäre

Sch: ist ja nur ein Einödhof sell, dös ist a Einödhof

Pop: a Einödhof ist dies

Sch: soviel ich weiß schon, wie es uns die Bauern erzählt haben, wie wir gearbeitet haben. Der Adolf ist mit den Bauern einmal mitgegangen. Ich war nicht dabei

Pop: ja, was hat er ihnen dann erzählt

Sch: in Tegernbach waren wir damals, da hat er niemand gekannt

Pop: in Tegernbach...

Sch: dort unten hat er niemand gekannt

Pop: hat er denn da eine Arbeit gekriegt

Sch: ja, da haben wir dann gearbeitet. Da sind wir bereits 8 Tage gewesen

Pop: 8 Tage, wards da in Waidhofen oder in Tegernbach

Sch: in Tegernbach, in Waidhofen haben wir überhaupt nichts gearbeitet

Pop: seid ihr dort nur hin, damit ihr das Grab seht

Sch: ja, da sind wir halt nach. Der Adolf ist dann mit den Bauern mitgegangen, sie sind gefahren mit dem Roß

Pop: sie sind aber da nicht mitgefahren nach Hinterkaifeck

Sch: nein, ich bin nicht mitgefahren, auf Kaifeck bin ich nicht

Pop: nachher ist der Adolf allein hin mit den Bauern

Sch: ja, ja, die haben sie sich das angeschaut, da ist der Bauernhof schon weggewesen und alles

Prä: wie der Adolf hingekommen ist

Pop: hat er ihnen das nicht erzählt

Sch: er hat mir gesagt, da siehst nichts mehr wie Obstbäume. Ich hab ihn gefragt, was da los sei

Pop: wissen sie, warum sie den Bauernhof weggerissen haben

Sch: ja

Pop: hat er da was erzählt

Sch: ja, weil sie gesagt haben, auf dem Bauernhof ist kein Glück, weils alleweil gestohlen haben, Bei dem Bauern ist immer gestohlen worden

Pop: bei dem Bauern ist immer gestohlen worden. Und wer hat ihnen erzählt, dass man bei dem Bauern immer gestohlen hat, Frau Schindler

Sch: ja, dös sagen die Bauern

Pop: oder hat dös ihnen der „Adi“ erzählt

Prä: dies hat ihnen der Adi erzählt und der Adi hats von den Bauern gehört

Pop: hat der Adi in den Jahren, wo sie so 38 Jahre alt waren, einmal mehr Geld gehabt...wie ist es denn bei ihm mit dem Geld gewesen

Sch: der hat nie Geld gehabt...was er halt so verdient hat. Wir haben schon oft keinen Pfennig gehabt

Pop: keinen Pfennig. Haben sie ein arges Gfrett ghabt mit ihm

Sch: ja wir haben ja nie ein Geld gehabt

Pop: von was habt ihr dann gelebt

Sch: ja, ja, dann sind wir zu den Bauern

Prä: dann habts bettelt

Pop: jetzt erzählen sie mir, wie sie so 37 oder 38 Jahre alt waren, hat er da öfters nicht gearbeitet

Sch: ja schauens, da ist er wieder zu seinen Vater gegangen

Pop: wo war denn da, sein Vater

Sch: der war in Kranzberg

Pop: der war in Kranzberg, in Kranzberg war er...und ist ihnen nichts aufgefallen, grad als sie 38 Jahr alt waren, dass er da mehr Geld ghabt hat, dass er auf einmal mehr Geld ghabt hat, dass er sich was Neues gekauft hat

Sch: na, na...der hat nie ein Geld ghabt

Pop: der hat nie ein Geld gehabt

Sch: im Gegenteil

Pop: im Gegenteil...hat er Schulden gehabt

Sch: ja so viel schon in Kranzberg draußen, wo er immer gesoffen hat. Was meinen sie denn, was der gsuffa hat

Pop: ja, wo hat er denn da gesoffen

Sch: beim Fischerwirt und beim Metzgerwirt, ja mei, da sind zwei Wirt...dös

Pop: und dort hat er immer gesoffen...und dann zwischenhinein ist er wieder nach Kranzberg gegangen

Sch: ja, ja, das ist er immer zwischenrein zu seinen Vater gegangen

Pop: ja, dann ist er immer wieder zu seinen Vater gegangen

Sch: gemacht hat er nichts...keine Stunde Straf

Pop: sie haben aber einmal gesagt, dass sie immer bestraft worden sind, wegen...

Sch: weil ich alls gesamt auf mich genommen hab, weil ich so damisch gewesen bin, ich, ich...hab ihn immer rausgeholfen. Er hat gut schreiben können und gut denken...und ich hab in Regensburg entbunden und ich hab das Geld kriegt für die Entbindung, weil wir uns als verheiratet ausgeben haben lassen und deswegen...hab ich die Straf kriegt

Pop: jawohl, da haben sie einen Betrug gemacht

Sch: ja und durch dös hat er geheiratet, wie er den Betrug gmacht hat

Pop: wann haben sie die Straf gemacht

Sch: 31 bin ich raus komma

Pop: wie lang haben sie sitzen müssen

Sch: na, dös sag ich net

Pop: dös dürfen sie schon sagen...wie lang sind sie gesessen

Sch: ich sag es nicht

Pop: dös dürfen sie wohl sagen

Sch: drei Jahr bin ich gesessen

Pop: er hat ein gutes Auftreten gehabt, ist ein strammer Kerl gewesen und sie haben ihn gern gehabt und dann haben sie dann das Zeug auf sich genommen

Sch: ja, ich hab immer gesagt, das hab ich gemacht

Pop: hat er ihnen das auch gedankt...dass sie so...

Sch: na, na, dann hätt er mich geheiratet

Pop: jetzt passen sie auf Frau Schindler, in der Zeit, als sie 38 Jahr alt waren, hat er da einmal ein Gspusi gehabt, können sie sich daran erinnern...oder hat er sie da einmal verlassen und ist zu einer anderen gegangen

Sch: ja, er hat mehr gehabt

Pop: können sie sich da an eine erinnern

Sch: na, na, aber dös weiß ich schon, weil mir die Leut immer gsagt haben, jetzt geht er wieder mit derer, jetzt geht er wieder mit derer, ja ich habe nicht kennt, die hat er schon alleweil ghabt, sonst hätt er sie nicht geheiratet

Pop: ja, Frau Schindler, warum meinen sie, dass er in Würzburg, wie er das zweite Mal eingerückt war, warum meinen sie, dass er dort erschlagen wurde

Sch: ich nehm net an, wie ich von den Leuten gehört habe, er ist vom Lager herausgekommen, dann ist er ins Krankenhaus gekommen und hat dort noch 2 Tage gelebt und dann ist er gestorben, weil er das ganze Ding eingeschlagen kriegt hat

Pop: weil er die Schläfe eingeschlagen gehabt hat

Sch: ja, er ist schon erschlagen worden

Pop: von wem kann denn er erschlagen worden sein...sie meinen von den Franzosen

Sch: sie sagen alle, von den Franzosen

Pop: war das ein Gefangenenlager, wo er war

Sch: ja, da war er Feldwebel, na, was Höheres war er schon

Pop: ja, Feldwebel war er

Sch: was Höheres war er schon, für das Militär hat er gelebt

Pop: hat er gelebt...den Bruder in Ingolstadt kennen sie gar nicht

Sch: kenn ich nicht, na

Pop: hat er sein Schwester in Augsburg oder in Ingolstadt öfters aufgesucht, ohne dass sie dabei gewesen sin

Sch: das weiß ich nicht

Pop: hat er denn nicht gesagt, jetzt fahr ich zu meinen Bruder oder meiner Schwester

Sch: na, na, das hat er nicht gemacht, das hat er nicht gesagt

Pop: nicht...

Sch: nein, das hat er nicht gesagt

Pop: aber fort ist er öfter, wo sie nicht gewusst haben, wohin er ist

Sch: er ist öfter fort zu seinen Vater und dös hab ich öfters nicht gewusst wo er hin ist. Ich hab hundertmal nicht gewusst, wo diese sind, sie sind oft länger ausgeblieben

Pop: ist er da länger ausgeblieben, als 8 Tage

Sch: ja, 14 Tage bis 3 Wochen bis 1 Monat

Pop: bis er sich wieder bei ihnen hat sehen lassen

Sch: ja

Pop: erinnern sie sich, als sie ungefähr 38 Jahr alt waren

Sch: ja, ja, er ist oft nicht, er ist oft nicht...gell, habens gsagt, jetzt kommt er nicht mehr, hat Mutter gsagt. Jetzt kommt er nicht mehr, jetzt bist du wieder so beieinander. Jetzt kommt er nicht mehr, schaut er sich wieder um eine andere, mei hab ich ein hartes Leben ghabt

Prä: ja, das glaub ich schon

Sch: meine Jugend ist nichts wert gewesen

Pop: jetzt verstehen sie sich aber gut mit ihren Sohn

Sch: ja, ich hab eine 48.-Mark Rente

Pop: und der Sohn, hat der auch eine Rente, der Adolf

Sch: der hat 240.-Mark...der ist hundertprozentig

Prä: ja, der schaut schlimm aus

Sch: der ist 11-mal verwundet

Pop: 11-mal, wo war er denn...in Rußland

Sch: in Rußland, der war bei den Gebirgsjägern

Pop: jetzt zum Schluss noch eine Frage Frau Schindler. Kennen sie die Centa

Sch: ich kenn keine, als wie die Rosl

Pop: wie geht es dieser (Glockengeläut)

Sch: die grad die Gump nach

Hal: können sie sich nicht erinnern, welcher von seinen Brüdern auch öfters auf diesen Korbmacherreisen war, oder nur...

Sch: da wo sein Vater her ist...von Karlskron, da gibt’s nichts anderes, als Korbmacher

Hal: so, soo... anderes, da sind keine anderen Leut net drunt, als blos KorbmacherHal: sind die anderen Brüder auch mal zum Korbmachen fort Sch: nein, nein, nein

Hal: nur der Vater

Sch: der Vater und er (Adolf)

Hal: waren die anderen keine Korbmacher

Sch: nein, ich kenn auch die anderen Kinder nicht, die anderen Geschwister, wir haben uns noch nie einander gesehen...ich kenn blos die Rosa

Hal: Frau Schindler, wo sie mit ihm immer gezogen sind...

Sch: aber wir sind da nicht hin

Hal: nein, in der anderen Gegend, beispielsweise, wo sie immer waren, wo seid ihr denn da immer übernachtet

Sch: also meistens bei den kleineren Häusern, bei den Kleineren

Prä: im Stall oder im Bett

Sch: nein, nein, wir haben schon ein Bett gehabt, wir sind sauber dahergekommen. Ich habe ihm seine Hemden wieder gewaschen. Einige Male haben wir schon auch in Wirtschaften übernachtet, wenn wir ein Geld gehabt haben. Wir haben aber nie so viel gehabt, weil ich habe da ein kleines Kind mit 3 Wochen mitgeschoben, im Wagen

Hal: Kinder haben sie dabeigehabt

Sch: ja, das Kleine, das Dirndl habe ich dabei gehabt, ja die Florentine, die ist nach 3 Monaten verstorben

Prä: ihre 3 älteren Buben, wo haben sie diese gehabt

Sch: diese sind daheim gewesen, bei der Mutter

Prä: haben sie diese nicht in einem Waisenhaus...

Sch: zum Teil auch in der Anstalt sind sie nachher auch gewesen

Prä: in welcher Anstalt

Sch: bei Marktl

Prä: bei Marktl am Inn in Oberbayern bei Mühldorf. Wer hat denn die Kinder dort eingewiesen oder hingebracht. Sie selbst

Sch: der Bürgermeister von Thalhausen

Prä: von Thalhausen

Sch: aber die Florentine habe ich auch bis sie gestorben ist...

Prä: haben sie für die Übernachtung bei den kleinen Bauern nichts zahlen müssen

Sch: nein, da hat er gearbeitet, dann hat er vielleicht wieder einmal einen Korb geflickt, da sind wir dann 2 Tage da gewesen, dafür habens uns über Nacht behalten und uns etwas zum Essen gegeben

Pop: Hallertau ist doch die Gegend um Schrobenhausen

Sch: nein, nein, Schrobenhausen ist doch bei Hohenkammern, jawohl Hohenkammern

Prä: jawohl, Hohenkammern, gehört das nicht zur Hallertau

Sch: nein, nein, Hohenkammern gehört nicht zur Hallertau

Prä: ja wie seid ihr dann nach Waidhofen gekommen, Waidhofen liegt doch weiter weg, noch mehr westlich von Hohenkammern liegt Waidhofen. Da seid ihr doch in Richtung Augsburg marschiert

Hal: ist dies Waidhofen in der Nähe von Hallertau oder ist dies in der Nähe von Schrobenhausen

Sch: wir sind dann in Regensburg umeinander, weil ich dort entbunden hab in Regensburg

Prä: wann haben sie entbunden, in welchem Jahr

Sch: von der Hebamme, Florentine, die gestorben ist

Prä: Florentine haben sie in Regensburg entbunden

Sch: die anderen zwei hab ich daheim gehabt und einen Abgang hab ich auch in der Welt draußen gehabt, den hab ich gehabt, als wir in Karlskron waren

Prä: wie oft waren sie denn in Karlskron

Sch: einmal

Prä: einmal blos

Pop: dies war damals, wie sie dann in Waidhofen nachher waren

Sch: ja, ja, da umeinander

Prä: um diese Zeit, ja sie sind ja von Karlskron dann hinüber gewandert oder sind sie da über Ingolstadt nach Kranzberg erst

Sch: nein, nein, da sind wir dann schon wieder retour gegangen

Prä: ja und hernach

Sch: ich habe schon viel mitgemacht meine Herren, ich habe dann entbunden und in dem Zimmer, wo ich entbunden habe, da hat es hereingeschneit im Winter

Prä: in ihrer Kammer, wo sie gelegen sind

Sch: ja, da hab ich blos eine Decke gehabt

Prä. ja, mich wundert es so, dass sie noch so gesund sind

Sch: so gesund bin ich ja nicht...Nerven...

Prä: Nerven, ja das wird sich schon wieder legen

Sch: das habe ich schon 10 Jahre. Wie er von Oberschlesien gekommen ist, hab ich gerade das Kind an der Brust gehabt. Ich sage es wie es ist, ich saß so im Bett drinnen und das ist gerade vor dem Fenster...

Prä: haben sie zur ebenen Erde geschlafen

Sch:ja, im Parterre und da schau ich durch den Vorhang durch, weil wir so dünne Vorhänge gehabt haben, habe ich die Glut gesehen von der Zigarette

Prä: war dies bei Nacht

Sch: ja, dies war bei Nacht. Nachher hab ich gsagt, das muss ein ganz Neugieriger sein, wenn er da draußen steht und schaut beim Fenster herein. Nachher hat er alleweil gewartet und ist alleweil umanaderdreckelt draußen. Dann sag ich...dann sagt er, mach auf. Nachher hab ich ihn schon gleich am Reden erkannt, weil er eine barsche Sprache gehabt hat. Dann hab ich gsagt, dir werd ich noch aufmachen auch. Ich bin zur Mutter rein, die sagte, lass ihn ja nicht herein, er hat dich jetzt sitzen lassen, den brauchen wir nicht. Mit lauter Reden habe ich gedacht, ich muß es doch tun, ich muss ihm doch das Kind sehen lassen, weil er doch der Vater ist. Dann habe ich ihn hereingelassen und dann hat er gesagt, was hast du mir jetzt angetan, weil du mir meine Löhnung hast nehmen lassen. Ich habe gesagt, weil das gemein ist, habe ich gesagt, dass du einfach durchgehst und lässt mich mit dem Kind allein sitzen. Nachher hat er gesagt, was tatst jetzt, wenn ich dich erdrosseln tät. Nachher habe ich gesagt, das kannst du schon machen, nachher kannst du die Kinder auch haben. Dann ist er wieder gut geworden. Er ist dann wieder fort und sagte, morgen komm ich runter

Prä: ja hat er ihnen dann nicht bei diesen Gespräch bei der Gurgel gepackt

Sch: ja, ja, dös hat er eben getan und das hat er eben getan

Prä: hat er ihnen zu Boden gedrückt oder aufs Bett

Sch: an die Mauer ani, ich bin doch im Bett drin gelegen

Prä: aha, an die Mauer ani

Sch: dann ist die Mutter rausgekommen

Prä: haben sie um Hilfe geschrien

Sch: ja...

Prä: um Hilfe

Sch: mei, die zwei Leut sind schon gestorben, diese kann man auch nicht mehr haben. Dann ist die Mutter bei der Haustür raus, dann hat er gsagt: Alte bleib drinnen, es ist dein Glück, wennst drinnen bleibst. Nachher hat sie sich nicht mehr hinaus getraut

Prä: ja, da haben sie mir letztmals etwas erzählt, dass man einer Mutter nichts mehr glaubt

Sch: ja, der Alten glaubt man nichts, der Alten wird man nichts mehr glauben, die ist ja schon so alt, derer wird nichts mehr geglaubt, hat er gesagt

Prä: hat er ihnen noch unterstützt in den alten Jahren

Sch: wie er von Oberschlesien gekommen ist, war er auf der Straße...Thalhauserstraße...

Pop: Straßenkehrer war er da

Sch: ja, Straßenkehrer war er da, da ist er angestellt gewesen. Da bin ich einmal aussi nach Thalhausen, zu meiner Mutter in Thalhausen, da wo ich zu Haus bin, da geht man immer gerne hin, dös wissens schon unterm Krieg, da hab ich auch halt immer ein bisschen gehamstert, für meine Kinder auch. Die Geschichte ist nachher so, da steht er auf einmal auf der Straßen und hat gsagt, Leni hat er gsagt zu mir, ich wird wieder Soldat. Du bist ja narrisch hab ich gsagt, bist du nicht genug Soldat gewesen. Dann hat er gsagt, ja ich geh wieder zu den Soldaten und dann ist er nach Ingolstadt gekommen...auf Würzburg gekommen.

Prä: auf Würzburg ist er gekommen

Sch: ja, auf Würzburg...Würzburg. Da hat er den Franzosen zu bewachen gehabt und die haben ihm erschlagen...so sagen alle Leut, die haben ihm erschlagen

Pop: das ist halt...ich, das ist etwas schwierig, dass sie jetzt noch etwas bekommen, weil er mit einer anderen verheiratet war

Sch: das macht nichts, aber sie hat halt alle Monat 200.-Mark abhebt Renten

Pop: jetzt auch noch

Sch: ja

Pop: jetzt auch noch

Sch: ja, wo der halt gelebt hat, da hat sie ihn noch herbringen lassen, dös hat auch 200.-Mark gekostet und liegt in Thalhausen beerdigt

Pop: ja, was haben sie darnach noch Unterstützung gekriegt, seine Frau

Sch: nein, dös ist ja noch eine junge Frau

Prä: wie oft war er denn verheiratet

Sch: Zweimal

Pop: wo ist die erste Frau her gewesen

Sch: von der ersten ist er geschieden

Prä: ja, wo ist diese Frau her gewesen

Sch: ja das weiß ich nicht, die ist auch so eine Rumziehende gewesen und die da auch, und die da hat er glaublich mit einem Wagen kennengelernt. Aber dies muß ich sagen, ich tät ihm Unrecht, dies mag ich gar nicht, dies Unrecht mag ich ihm gar nicht nachsagen, was wahr ist, weil ich mir sage, er ist leidenschaftlich beim Militär gewesen, aber wenn er was ghabt hat, kriegt hat man und gegeben hat er und er hat auch meine Kinder eingeladen. Ja den Rudi hat er ganz gern mögen. Dies hat ihm so gefreut, weil er gsagt hat, dös ist a Freiverwundeter, dös ist a Freiverwundeter, dös ist ein Freiwilliger, der Adolf. Dann hat er gesagt, er hat meinen Schlag, er ist auch gern beim Militär und so schwer verwundet.

Hal: der hat den Vater nachgeschlagen

Sch: von mir ist kein Raufer nicht

Pop: jetzt passen sie auf Frau Schindler. Ihre Personalien hab ich vorher nicht genau mitgeschrieben.


Sie heißen: Magdalena Schindler, geborene Stampfl, Kernmachersfrau, geb. 4.10.1884 in Thalhausen Krs. Freising, hat 5 uneheliche Kinder, keinen Haus und Grundbesitz und kein Vermögen, bezieht mon. 48,90 DM Rente, zahlt 12,00 DM für Wohnung und ist vorbestraft, steht bei Dr. Besenrieder in Freising wegen Nervenleiden in Behandlung. M. Schindler, wohnhaft in Freising, Dr. Dallerstr. 36

Geschlossen: Dr. Popp, Halbedel, Prähofer

Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck:

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