Dokumente: 1935-01-02 Vernehmung Wittmann Georg: Unterschied zwischen den Versionen
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ein Liebesverhältnis. Wir vermuteten, bezw. wußten aus Mitteilungen der Magd, daß bei dem Bauern Geld zu haben sei. Ich und der inzwischen verstorbene Haupttäter vereinbarten, das Geld zu holen. Die Magd hatte ihre Mithilfe zugesagt, indem sie versprach, uns hereinzulassen. Wir hätten die Tat schon 2 Tage vorher ausgeführt, konnten aber zur Verübung derselben nicht kommen, weil der dritte Schäfer, der nicht Mittäter, wohl aber Mitwisser des beabsichtigten Diebstahls war, sich gerade in Augsburg befand. und sie deshalb nicht abkommen konnten, weil sonst dessen Herde, deren vorübergehende Beaufsichtigung sie übernommen hatten, ohne Aufsicht gewesen wäre. Als wir dann zur Ausführung der Tat gingen, hatten wir bloß die Absicht, das Geld zu stehlen, nicht aber die Absicht, irgend jemand um das Leben zu bringen. Es wäre auch niemand um das Leben gebracht worden, wenn nicht die Magd plötzlich umgeschwenkt hätte, indem sie Lärm machte. Ehe wir in das Wohnhaus eindrangen, hat der andere inzwischen verstorbene Mittäter aus der Schupfe ein Beil mitgenommen und mit demselben der Magd einen Hieb versetzt. Er hatte sie aber auf diesen ersten Hieb nicht genügend getroffen, sodaß sie noch schreien konnte, worauf dann die übrigen Hausinsassen wach wurden. Daraufhin hat der verstorbene Mittäter mit dem Beile den Bauern und die Bäuerin und die Eltern vom Bauern oder der Bäuerin niedergeschlagen.<br> Mir war der seinerzeit vielbesprochene Mordfall bekannt und deshalb wußte ich auch, daß damals ein Kind ermordet wurde. Ich fragte ihn deshalb, warum denn dann das unschuldige Kind ermordet worden sei, worauf er mir entgegnete, daß er das Kind umgebracht habe, weil er gefürchtet habe, das Kind könnte schreien und auf diese Weise vorübergehende Leute aufmerksam gemacht werden. Er erzählte mir dann noch, dass sie zwar Geld bekommen, daß sie sich aber mehr erhofft haben. Außerdem hätten sie noch meines Wissens eine Uhr und Schmucksachen erbeutet, die dann der andere in München versetzt oder verkauft habe. Nach der Tat seien sie beide sofort auf ein paar Tage fortgegangen und zwar meines Erinnerns nach Pöttmes, damit auf sie kein Verdacht falle. Nach ein paar Tagen seien sie wieder zu ihren Schafen zurückgekehrt.<br> | ein Liebesverhältnis. Wir vermuteten, bezw. wußten aus Mitteilungen der Magd, daß bei dem Bauern Geld zu haben sei. Ich und der inzwischen verstorbene Haupttäter vereinbarten, das Geld zu holen. Die Magd hatte ihre Mithilfe zugesagt, indem sie versprach, uns hereinzulassen. Wir hätten die Tat schon 2 Tage vorher ausgeführt, konnten aber zur Verübung derselben nicht kommen, weil der dritte Schäfer, der nicht Mittäter, wohl aber Mitwisser des beabsichtigten Diebstahls war, sich gerade in Augsburg befand. und sie deshalb nicht abkommen konnten, weil sonst dessen Herde, deren vorübergehende Beaufsichtigung sie übernommen hatten, ohne Aufsicht gewesen wäre. Als wir dann zur Ausführung der Tat gingen, hatten wir bloß die Absicht, das Geld zu stehlen, nicht aber die Absicht, irgend jemand um das Leben zu bringen. Es wäre auch niemand um das Leben gebracht worden, wenn nicht die Magd plötzlich umgeschwenkt hätte, indem sie Lärm machte. Ehe wir in das Wohnhaus eindrangen, hat der andere inzwischen verstorbene Mittäter aus der Schupfe ein Beil mitgenommen und mit demselben der Magd einen Hieb versetzt. Er hatte sie aber auf diesen ersten Hieb nicht genügend getroffen, sodaß sie noch schreien konnte, worauf dann die übrigen Hausinsassen wach wurden. Daraufhin hat der verstorbene Mittäter mit dem Beile den Bauern und die Bäuerin und die Eltern vom Bauern oder der Bäuerin niedergeschlagen.<br> Mir war der seinerzeit vielbesprochene Mordfall bekannt und deshalb wußte ich auch, daß damals ein Kind ermordet wurde. Ich fragte ihn deshalb, warum denn dann das unschuldige Kind ermordet worden sei, worauf er mir entgegnete, daß er das Kind umgebracht habe, weil er gefürchtet habe, das Kind könnte schreien und auf diese Weise vorübergehende Leute aufmerksam gemacht werden. Er erzählte mir dann noch, dass sie zwar Geld bekommen, daß sie sich aber mehr erhofft haben. Außerdem hätten sie noch meines Wissens eine Uhr und Schmucksachen erbeutet, die dann der andere in München versetzt oder verkauft habe. Nach der Tat seien sie beide sofort auf ein paar Tage fortgegangen und zwar meines Erinnerns nach Pöttmes, damit auf sie kein Verdacht falle. Nach ein paar Tagen seien sie wieder zu ihren Schafen zurückgekehrt.<br> | ||
Diese Mitteilung, die ich mir sogleich nach der Erzählung | Diese Mitteilung, die ich mir sogleich nach der Erzählung | ||
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aufgeschrieben habe, hat mir Schwarz zuerst allein erzählt. Dann aber hat er dieselbe gelegentlich unseres Zusammenseins mit dem Mitgefangen Sauerlacher, einem Stallschweitzer aus der Nähe von Schrobenhausen, dem Hinterkaifeck bekannt war, wiederholt. Ich wollte nämlich diesen Sauerlacher als weiteren Zeugen gewinnen und habe denselben in die Sache eingeweiht und dann in dessen Anwesenheit das Gespräch wiederum auf den Kaifecker Mord geführt. In dessen Gegenwart hat dann, wie erwähnt, etc. Schwarz, die mir gemachten Mitteilungen wiederholt. Sauerlacher sagte dann zu mir, daß diese Sache doch angezeigt werden solle. Ich verhielt mich zuerst ablehnend, habe die Sache dann aber doch der Staatsanwaltschaft Augsburg mitgeteilt, woraufhin wir vernommen und dem alles ableugnenden Schwarz gegenüber gestellt wurden. Wir sind damals mit der Farbe nicht recht herausgerückt, weil wir uns sonst vor den anderen Gefangenen nicht mehr hätten halten können.<br> | |||
Nach der Gegenüberstellung hat dann Schwarz , der ein Stockwerk unter mir untergebracht war, mich in den Abort bestellt, weil man sich durch die Abortröhren verständigen konnte. Ich ging in den Abort. Durch die Abortröhre rief mir dann Schwarz dem Inhalte nach folgendes zu: " Jetzt hast Du mir einen schönen Saustall eingebrockt, wenn ich das gewußt hätte, hätte ich Dir nichts gesagt. Wenn man Dir und dem Sauerlacher geglaubt hätte, dann würde ich um einen Kopf kürzer gemacht; halte doch Deine Fotze, Du hast ja nichts davon und derjenige, welcher die anderen vier umgebracht hat, ist ja schon gestorben."<br> | |||
Auf Vorhalt: Ich weiß bestimmt, daß er gesagt hat, das der andere vier umgebracht habe, weil ich mir dann sogleich gedacht habe, es müsse dann der Schwarz außer dem Kinde auch noch eine weitere Person umgebracht haben, da insgesamt 6 Personen er-mordet wurden. <br> | |||
Die von mir im Abschluß an die Mitteilungen des Schwarz sofort gemachten Aufschreibungen sind noch bei mir zuhause in der Wohnung meiner Mutter. Im Jahre 1932 erhielt ich Strafunterbrechung, bei welcher Gelegenheit ich diese Notizen mit nach Hause nahm, sie befinden sich in Kastl in meinem Schlafzimmer in der abgesperrten Kommode, zu welcher ich den Schlüssel bei meinen hiesigen Effekten habe. <br> | |||
Eben fällt mir der Name des von Laufen nach Amberg überstellten Gefangenen ein, er hieß Kaltenegger. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch beifügen, daß mir Schwarz | |||
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Version vom 3. März 2024, 23:06 Uhr
Richterliche Einvernahme
Detailinformationen
Datum
02.01.1935
Ort
Kaisheim
Art des Dokumentes
Vernehmungsprotokoll
Verfasser
Verfasst für
Staatsanwaltschaft Augsburg
Quelle
Staatsarchiv Augsburg
Inhalt
Richterliche Vernehmung des Wittmann im
Zuchthaus Kaisheim vom 2.1.1935.
ein Liebesverhältnis. Wir vermuteten, bezw. wußten aus Mitteilungen der Magd, daß bei dem Bauern Geld zu haben sei. Ich und der inzwischen verstorbene Haupttäter vereinbarten, das Geld zu holen. Die Magd hatte ihre Mithilfe zugesagt, indem sie versprach, uns hereinzulassen. Wir hätten die Tat schon 2 Tage vorher ausgeführt, konnten aber zur Verübung derselben nicht kommen, weil der dritte Schäfer, der nicht Mittäter, wohl aber Mitwisser des beabsichtigten Diebstahls war, sich gerade in Augsburg befand. und sie deshalb nicht abkommen konnten, weil sonst dessen Herde, deren vorübergehende Beaufsichtigung sie übernommen hatten, ohne Aufsicht gewesen wäre. Als wir dann zur Ausführung der Tat gingen, hatten wir bloß die Absicht, das Geld zu stehlen, nicht aber die Absicht, irgend jemand um das Leben zu bringen. Es wäre auch niemand um das Leben gebracht worden, wenn nicht die Magd plötzlich umgeschwenkt hätte, indem sie Lärm machte. Ehe wir in das Wohnhaus eindrangen, hat der andere inzwischen verstorbene Mittäter aus der Schupfe ein Beil mitgenommen und mit demselben der Magd einen Hieb versetzt. Er hatte sie aber auf diesen ersten Hieb nicht genügend getroffen, sodaß sie noch schreien konnte, worauf dann die übrigen Hausinsassen wach wurden. Daraufhin hat der verstorbene Mittäter mit dem Beile den Bauern und die Bäuerin und die Eltern vom Bauern oder der Bäuerin niedergeschlagen. aufgeschrieben habe, hat mir Schwarz zuerst allein erzählt. Dann aber hat er dieselbe gelegentlich unseres Zusammenseins mit dem Mitgefangen Sauerlacher, einem Stallschweitzer aus der Nähe von Schrobenhausen, dem Hinterkaifeck bekannt war, wiederholt. Ich wollte nämlich diesen Sauerlacher als weiteren Zeugen gewinnen und habe denselben in die Sache eingeweiht und dann in dessen Anwesenheit das Gespräch wiederum auf den Kaifecker Mord geführt. In dessen Gegenwart hat dann, wie erwähnt, etc. Schwarz, die mir gemachten Mitteilungen wiederholt. Sauerlacher sagte dann zu mir, daß diese Sache doch angezeigt werden solle. Ich verhielt mich zuerst ablehnend, habe die Sache dann aber doch der Staatsanwaltschaft Augsburg mitgeteilt, woraufhin wir vernommen und dem alles ableugnenden Schwarz gegenüber gestellt wurden. Wir sind damals mit der Farbe nicht recht herausgerückt, weil wir uns sonst vor den anderen Gefangenen nicht mehr hätten halten können. Nach der Gegenüberstellung hat dann Schwarz , der ein Stockwerk unter mir untergebracht war, mich in den Abort bestellt, weil man sich durch die Abortröhren verständigen konnte. Ich ging in den Abort. Durch die Abortröhre rief mir dann Schwarz dem Inhalte nach folgendes zu: " Jetzt hast Du mir einen schönen Saustall eingebrockt, wenn ich das gewußt hätte, hätte ich Dir nichts gesagt. Wenn man Dir und dem Sauerlacher geglaubt hätte, dann würde ich um einen Kopf kürzer gemacht; halte doch Deine Fotze, Du hast ja nichts davon und derjenige, welcher die anderen vier umgebracht hat, ist ja schon gestorben." Die von mir im Abschluß an die Mitteilungen des Schwarz sofort gemachten Aufschreibungen sind noch bei mir zuhause in der Wohnung meiner Mutter. Im Jahre 1932 erhielt ich Strafunterbrechung, bei welcher Gelegenheit ich diese Notizen mit nach Hause nahm, sie befinden sich in Kastl in meinem Schlafzimmer in der abgesperrten Kommode, zu welcher ich den Schlüssel bei meinen hiesigen Effekten habe. |