Aussagen: 2007 09 Interview mit einer Zeitzeugin: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. November 2011, 18:21 Uhr

Quelle

Hinterkaifeck.net

Detailinformationen

Datum

September 2007

Ort

der Redaktion bekannt

Zugegen

der Redaktion bekannt

Inhalt

F: "Kannst Du Dich eigentlich noch an den Fall Hinterkaifeck erinnern?"
Z: "Hinterkaifeck? Ja mei, warum willst denn des wissen Kind?"
F: "Es gibt immer noch Menschen, die sich sehr für diesen Fall interessieren und immer noch versuchen herauszufinden, was sich damals ereignet hat?"
Z: "Des ist doch scho so lang her. Die armen Seelen sollt mer ruhen lassen. Lebendig werdens doch nimmer."
F: "Schau mal Oma, da gibt es sogar ein Buch darüber (sie zeigt das Leuschner-Buch)"
Z: "A Buch?"

Nach anfänglichem Zögern interessiert Sie sich dafür. Die Fragestellerin überblättert die Tatortfotos, da sie ihr diese Bilder vorenthalten möchte. Auf der nächsten Seite sind die Bilder der Särge abgedruckt. Die Oma sieht das Bild lange an.

Z: "Mei, des is wirklich schlimm gwesen damals. Schlimm wars, schlimm wars..."
F: "Hast Du die Hinterkaifecker gekannt Oma?"
Z: "Kannt? Mei. Ob die überhaupt einer richtig kannt hat, weiß i ned. In der Schul gwesen bin i mit der Cälli. Die hab i scho kannt. Aber richtig befreundet sind mer net gwesen. Die Klara hats besser kannt, die war öfter mal draußen in Kaifeck. Der Vater von der Klara hat se mitgnommen nach Kaifeck, wenn er mal draußen war."
F: "Was hat denn der Vater von der Klara in Hinterkaifeck gemacht?"
Z: "Des weiß i ned genau. Allerhand verscherbelt (verkauft) hat er, der Vater von der Klara."
F: "Lebt die Klara noch?"
Z: "Die Klara? Naa, die is scho vor 15 Jahren gstorben in Ehekirchen, da is nach der Heirat hinzogen."
F: "Hat die Klara damals noch was erzählt?"
Z: "Na, viel gredet ham mer ned drüber. Aber schlecht is ihr gangen damals nach dem Unglück. Lange Zeit war se ned in der Schule. So fröhlich wie zuvor war se au nimmer. War scho schlimm damals, sehr schlimm. Was die Klara damals scho erzählt hat war, dass halt oft gestritten worden is in Hinterkaifeck."
F: "Weißt Du sonst noch etwas?"
Z: " Die Gabriel, hieß se doch, ge? Die hat im Kirchenchor gsungen, des weiß i no. Die hab i öfter gsehen wenn se gsungen haben in der Kirch, auf der Dult, beim Maibaumfest oder bei der Feuerwehr, wenns gfeiert ham. Bei der Feuerwehr, da war doch der Johann immer dabei. Da war mer oft. A fesche Person wars, a ganz a fesche. Deswegen weiß i des no. So hübsch wollt ich au mal ausschauen, wenn i groß bin hab i mer immer dacht. Als Kind denkt mer halt so. Ja, sehr hübsch war se, sehr hübsch. Aber ernst gschaut hats oft. Hats halt au ned einfach ghabt daheim. I mein aber, dass die Mama Sie ned so gern gmocht hat. Die ham zam im Chor gsungen. Ja, so wars. Später als alles gschehen is, hat die Mama immer gsagt, dass ihr des ganze Dorf nachglaufen is."
F: "Wer war denn der Johann?"
Z: "Der Johann? Der Chef is er gwesen von der Feuerwehr. Also der Leutnant oder so (wahrscheinlich "Kommandant" der Freiwilligen Feuerwehr). Der Vater hat ihn gut kannt, war au oft bei uns gwesen oder in der Wirtschaft."
F: "Hat Deine Mama sonst noch was erzählt?"
Z: "Sie hat später immer gsagt, dass se des hat kommen sehen und dass des mal hat so enden müssen in Kaifeck. Der Vater hat se immer gschimpft, dass se stad (ruhig) sei soll. Er will sein Frieden haben und gschehen is gschehen. Als ob er a weng Angst ghabt hat. Angst hab i au ghabt, das jemand kommt in der Nacht wie in Hinterkaifeck. Als Kind halt sowieso..."

Sie fragt, ob noch andere Fotos im Buch sind. Beim Blick auf den Sigl sagt sie: "er hat au gehen müssen, hat ma gsagt..."

F: "Warum hat er gehen müssen und wohin?"
Z: "Wegzogen is er, weil er Unruhe gstiftet hat, hat ma gsagt."

Sie sieht sich das Bilder vom Pfarrer Haas an und sagt:

Z: "Der Pfarrer, ja den kenn i au no. Des war au a strenger Herr. Datzn ham mer kriegt (Tatzen waren Strafen in Form von Schlagen eines Stockes auf die Fingerspitzen). Des kennts ihr nimmer. Warn halt andere Zeiten. Manchmal hab i mer denkt, da predigen se immer von Nächstenliebe und dann sowas. Aber es war halt so. Heutzutage gibts des nimmer und des is scho gut so. Des ghört sie ned...!"
F: "Fällt Dir sonst noch etwas ein?"
Z: "I hab ja noch nie was mit Toten zu tun ghabt. Und als Kind... An Kranz ham mer niederglegt am Grab für die Cälli, mir Kinder. Nacheinander sin mer hinglaufen ans Grab..."
Sie stockt... und anscheinend geht es ihr sehr nahe, die Situation vor Augen. Das Gespräch wird an dieser Stelle beendet.
F: "Abschliessend: Darf ich Dich vielleicht irgendwann mal wieder was fragen?"
Z: "Mei, des darfst scho machen. Aber was bringts der denn? Lebendig werns doch au nimmer davon. Die Seelen müssen a mal a Ruhe find'n..."

Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck

Die Interviewpartnerin war eine Mitschülerin von Cäzilia Gabriel.

Fragen/Bemerkungen

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