Zeitungsartikel: 1997 Vitzthum Das grosse Heimatbuch: Unterschied zwischen den Versionen
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Der sechsfache Mord im [[Der Hof Hinterkaifeck | Einödhof Hinterkaifeck]] am Hexenholz bei [[Orte: Gröbern | Gröbern]] war zweifellos das schrecklichste Kapitalverbrechen, das während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts im Altlandkreis [[Orte: Schrobenhausen | Schrobenhausen]] geschah. 1922 fielen alle Bewohner des einsam gelegenen 50-Tagwerk-Anwesens zwischen [[Orte: Waidhofen | Waidhofen]] und Edelshausen einer Bestie in Menschengestalt zum Opfer: drei Frauen, ein Mann, ein kleines Schulmädchen und ein Büblein in seinem Kinderwägelchen. Seitdem sind mehr als siebzig Jahre verstrichen. Das ungeheuerliche Verbrechen, von dem bald ganz Deutschland sprach, blieb bis heute ungesühnt. Der unbekannte Mörder - oder waren gleich zwei Mordbuben am Werke? - dürfte seinen Richter wohl erst in der Ewigkeit finden. Und so mag es kommen, wie Logau aus Sextus Empirics übersetzte: "Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein, / Ob aus Langmut er sich säumet, bringt mit Schärf' er alles ein."<br> | Der sechsfache Mord im [[Sonstiges: Der Hof Hinterkaifeck | Einödhof Hinterkaifeck]] am Hexenholz bei [[Orte: Gröbern | Gröbern]] war zweifellos das schrecklichste Kapitalverbrechen, das während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts im Altlandkreis [[Orte: Schrobenhausen | Schrobenhausen]] geschah. 1922 fielen alle Bewohner des einsam gelegenen 50-Tagwerk-Anwesens zwischen [[Orte: Waidhofen | Waidhofen]] und Edelshausen einer Bestie in Menschengestalt zum Opfer: drei Frauen, ein Mann, ein kleines Schulmädchen und ein Büblein in seinem Kinderwägelchen. Seitdem sind mehr als siebzig Jahre verstrichen. Das ungeheuerliche Verbrechen, von dem bald ganz Deutschland sprach, blieb bis heute ungesühnt. Der unbekannte Mörder - oder waren gleich zwei Mordbuben am Werke? - dürfte seinen Richter wohl erst in der Ewigkeit finden. Und so mag es kommen, wie Logau aus Sextus Empirics übersetzte: "Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein, / Ob aus Langmut er sich säumet, bringt mit Schärf' er alles ein."<br> | ||
Der Massenmord wurde in der wolkenverhangenen, regnerischen, stürmischen [[Sachverhalte: Die genaue Tatzeit | Nacht vom Freitag dem 31. März, auf Samstag, dem 1. April]], verübt. Mit einer breiten, eisernen [[Sachverhalte: Reuthaue | Kreuzhaue]] erschlug der Mörder die Hofbesitzerin [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria Gabriel]] (35), geborene Gruber - deren Mann [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]], geboren am 16. Dezember 1888, bei Neuville/Arras am 12. Dezember 1914 als Infanterist fiel -, ihre Tochter [[Personen: Gabriel Cäzilia | Cäcilia Gabriel]] (8), ihr Söhnchen [[Personen: Gruber Josef | Josef]] (2), ihren Vater [[Personen: Gruber Andreas | Andreas Gruber]] (63), ihre Mutter [[Personen: Gruber Cäzilia | Cäcilia Gruber]] (72) und die Dienstmagd [[Personen: Baumgartner Maria | Maria Baumgartner]] (44) aus [[Orte: Kühbach | Kühbach]]. Allen Opfern war [[Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer | der Schädel eingeschlagen]] worden. [[Sachverhalte: Nach der Tat vorhandenes Geld | 1880 Goldmark und 327 Silbermark]] ließ der Unhold unberührt liegen, obwohl er sie, ohne lange danach suchen zu müssen, in der Schlafkammer des alten Grubers finden hätte können. Im Dunkel der Nacht machte sich die Bestie davon.<br> | Der Massenmord wurde in der wolkenverhangenen, regnerischen, stürmischen [[Sachverhalte: Die genaue Tatzeit | Nacht vom Freitag dem 31. März, auf Samstag, dem 1. April]], verübt. Mit einer breiten, eisernen [[Sachverhalte: Reuthaue | Kreuzhaue]] erschlug der Mörder die Hofbesitzerin [[Personen: Gabriel Viktoria | Viktoria Gabriel]] (35), geborene Gruber - deren Mann [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]], geboren am 16. Dezember 1888, bei Neuville/Arras am 12. Dezember 1914 als Infanterist fiel -, ihre Tochter [[Personen: Gabriel Cäzilia | Cäcilia Gabriel]] (8), ihr Söhnchen [[Personen: Gruber Josef | Josef]] (2), ihren Vater [[Personen: Gruber Andreas | Andreas Gruber]] (63), ihre Mutter [[Personen: Gruber Cäzilia | Cäcilia Gruber]] (72) und die Dienstmagd [[Personen: Baumgartner Maria | Maria Baumgartner]] (44) aus [[Orte: Kühbach | Kühbach]]. Allen Opfern war [[Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer | der Schädel eingeschlagen]] worden. [[Sachverhalte: Nach der Tat vorhandenes Geld | 1880 Goldmark und 327 Silbermark]] ließ der Unhold unberührt liegen, obwohl er sie, ohne lange danach suchen zu müssen, in der Schlafkammer des alten Grubers finden hätte können. Im Dunkel der Nacht machte sich die Bestie davon.<br> | ||
''1. April:'' In der Volksschule Waidhofen fiel auf, daß die kleine Cäcilia nicht zum Unterricht erschien. Draußen in Hinterkaifeck öffnete niemand dem anklopfenden Postboten Mayer. Weil die Hinterkaifecker bekannt dafür waren, daß sie am liebsten unter sich blieben, dachte sich der Postschaffner nichts weiter.<br> | ''1. April:'' In der Volksschule Waidhofen fiel auf, daß die kleine Cäcilia nicht zum Unterricht erschien. Draußen in Hinterkaifeck öffnete niemand dem anklopfenden Postboten Mayer. Weil die Hinterkaifecker bekannt dafür waren, daß sie am liebsten unter sich blieben, dachte sich der Postschaffner nichts weiter.<br> |
Version vom 8. Oktober 2011, 20:48 Uhr
Chronologie einer Bluttat
Sechs Morde bleiben bis heute ungesühnt
Detailinformationen
Datum
1997
Ort
Schrobenhauesn
Art des Dokumentes
Buchkapitel
Verfasser
Vitzthum Werner
Verfasst für
Inhalt
Der sechsfache Mord im Einödhof Hinterkaifeck am Hexenholz bei Gröbern war zweifellos das schrecklichste Kapitalverbrechen, das während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts im Altlandkreis Schrobenhausen geschah. 1922 fielen alle Bewohner des einsam gelegenen 50-Tagwerk-Anwesens zwischen Waidhofen und Edelshausen einer Bestie in Menschengestalt zum Opfer: drei Frauen, ein Mann, ein kleines Schulmädchen und ein Büblein in seinem Kinderwägelchen. Seitdem sind mehr als siebzig Jahre verstrichen. Das ungeheuerliche Verbrechen, von dem bald ganz Deutschland sprach, blieb bis heute ungesühnt. Der unbekannte Mörder - oder waren gleich zwei Mordbuben am Werke? - dürfte seinen Richter wohl erst in der Ewigkeit finden. Und so mag es kommen, wie Logau aus Sextus Empirics übersetzte: "Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein, / Ob aus Langmut er sich säumet, bringt mit Schärf' er alles ein." |