Zeitungsartikel: 1922-04-07 Münchner Zeitung: Unterschied zwischen den Versionen

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Hinterkaifeck liegt südlich von Gröbern, Gemeinde Wangen, eine halbe Stunde westlich von Hohenwart an der Paar. Die Einöde ist die Gröbern zunächst gelegene und erhebt sich 800 Meter südlich der kleinen Ortschaft. Das Anwesen ist auf drei Seiten von Wald umgeben und nur nach Norden gegen Gröbern offen. Zum Hof gehören etwa 50 Tagwerk Grund und etwa Wald. <br>Der Viehbestand zählte 2 Fahrochsen und 8 Stück Rindvieh. Der "hintere Kaifeck" war ein älteres Anwesen, Wohnhaus, Stall und Stadel, an den sich eine Remise lehnt, ineinander gebaut. Die Grubers bezw. die Gabriel galten als vermögliche Leute, die sich während des Krieges und seit der Revolution ein hübsches Sümmchen beiseite gelegt hatten. Man erzählte sich auch, daß die Gruberischen, die als Sonderlinge bekannt waren, einen ansehnlichen Bestand an Gold- und Silbergeld zu Hause liegen hätten. Zweifellos traf das Letztere zu, wie auch die 1880 Mark in Gold- und die 1700 RM in Silberstücken, die von der Gerichtskommission bei der Haussuchung zu Tage gefördert wurden, beweisen. Die Leute hatten das Bauen vor, wie aus Äußerungen gegenüber einem Bauunternehmer deutlich hervorging und wie das im Hofraum liegende Bauholz besagte. Die Frau Gabriel hatte auch den genannten Bauunternehmer geäußert, daß sie "in bar bezahlen werde".<br>
Hinterkaifeck liegt südlich von Gröbern, Gemeinde Wangen, eine halbe Stunde westlich von Hohenwart an der Paar. Die Einöde ist die Gröbern zunächst gelegene und erhebt sich 800 Meter südlich der kleinen Ortschaft. Das Anwesen ist auf drei Seiten von Wald umgeben und nur nach Norden gegen Gröbern offen. Zum Hof gehören etwa 50 Tagwerk Grund und etwa Wald. <br>Der Viehbestand zählte 2 Fahrochsen und 8 Stück Rindvieh. Der "hintere Kaifeck" war ein älteres Anwesen, Wohnhaus, Stall und Stadel, an den sich eine Remise lehnt, ineinander gebaut. Die Grubers bezw. die Gabriel galten als vermögliche Leute, die sich während des Krieges und seit der Revolution ein hübsches Sümmchen beiseite gelegt hatten. Man erzählte sich auch, daß die Gruberischen, die als Sonderlinge bekannt waren, einen ansehnlichen Bestand an Gold- und Silbergeld zu Hause liegen hätten. Zweifellos traf das Letztere zu, wie auch die 1880 Mark in Gold- und die 1700 RM in Silberstücken, die von der Gerichtskommission bei der Haussuchung zu Tage gefördert wurden, beweisen. Die Leute hatten das Bauen vor, wie aus Äußerungen gegenüber einem Bauunternehmer deutlich hervorging und wie das im Hofraum liegende Bauholz besagte. Die Frau Gabriel hatte auch den genannten Bauunternehmer geäußert, daß sie "in bar bezahlen werde".<br>
'''Wie die Tat entdeckt wurde'''<br>
'''Wie die Tat entdeckt wurde'''<br>
Auf die Tat wurde man dadurch gelenkt, dass der Ortsführer von Gröbern und noch zwei Leuten beim "hinteren Kaifeck" Nachschau hielten, da sich die Gruberischen seit Donnerstag hatten nicht mehr sehen und vernehmen lassen. Am Samstag war die kleine Viktoria [Anm. Cäcilia] von der Schule weggeblieben, am Sonntag waren die Leute nicht zur Kirche gekommen und seit Samstag hatte man keinen Kaminrauch mehr gesehen. Der Postbote, der am Samstag noch seinen Zustellgang machte, fand die Türe verschlossen, dachte aber an nichts besonderes und steckte die Post an das Fenster, wie er es schon des öfteren tat. Am Samstag Nachmittag war noch ein Mann aus Schrobenhausen am Haus vorbeigegangen, ohne an etwas zu denken; es konnte ihm auch nach außen nichts auffallen. Als der Ortsführer von Gröbern mit seinen Begleitern die von der Ostseite (Wald) her ins Haus führende Türe verschlossen fand, öffnete er gewaltsam , ging durch den Hausgang in die Küche, durch diese zur angrenzenden Magdkammer, wo man die 43jährige Maria Baumgartner, die am 31. März von ihrer Schwester aus Kühbach bei Aichach als neue Magd eingeführt worden war mit dem Gesicht auf dem Boden und mit einer Kopfwunde tot vorfand. Die drei Männer gingen weiter nach dem Stall.
Auf die Tat wurde man dadurch gelenkt, dass der Ortsführer von Gröbern und noch zwei Leuten beim "hinteren Kaifeck" Nachschau hielten, da sich die Gruberischen seit Donnerstag hatten nicht mehr sehen und vernehmen lassen. Am Samstag war die kleine Viktoria [Anm. Cäcilia] von der Schule weggeblieben, am Sonntag waren die Leute nicht zur Kirche gekommen und seit Samstag hatte man keinen Kaminrauch mehr gesehen. Der Postbote, der am Samstag noch seinen Zustellgang machte, fand die Türe verschlossen, dachte aber an nichts besonderes und steckte die Post an das Fenster, wie er es schon des öfteren tat. Am Samstag Nachmittag war noch ein Mann aus Schrobenhausen am Haus vorbeigegangen, ohne an etwas zu denken; es konnte ihm auch nach außen nichts auffallen. Als der Ortsführer von Gröbern mit seinen Begleitern die von der Ostseite (Wald) her ins Haus führende Türe verschlossen fand, öffnete er gewaltsam , ging durch den Hausgang in die Küche, durch diese zur angrenzenden Magdkammer, wo man die 43jährige Maria [[Personen: Baumgartner Maria | Baumgartner]], die am 31. März von ihrer Schwester aus Kühbach bei Aichach als neue Magd eingeführt worden war mit dem Gesicht auf dem Boden und mit einer Kopfwunde tot vorfand. Die drei Männer gingen weiter nach dem Stall.
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== Offene Fragen/Bemerkungen ==
== Offene Fragen/Bemerkungen ==

Version vom 20. März 2011, 20:40 Uhr

Der sechsfache Raubmord

Detailinformationen

Datum

05. April 1922

Ort

München

Art des Dokumentes

Zeitungsartikel

Verfasser

Verfasst für

Münchner Zeitung

Verfügbar

Staatsarchiv München

Inhalt

Der sechsfache Raubmord
In der schaurigen Bluttat meldet unser Mitarbeiter auf Grund eingehender Informationen am Tatort folgende Einzelheiten:
Der Einödhof und seine Bewohner
Hinterkaifeck liegt südlich von Gröbern, Gemeinde Wangen, eine halbe Stunde westlich von Hohenwart an der Paar. Die Einöde ist die Gröbern zunächst gelegene und erhebt sich 800 Meter südlich der kleinen Ortschaft. Das Anwesen ist auf drei Seiten von Wald umgeben und nur nach Norden gegen Gröbern offen. Zum Hof gehören etwa 50 Tagwerk Grund und etwa Wald.
Der Viehbestand zählte 2 Fahrochsen und 8 Stück Rindvieh. Der "hintere Kaifeck" war ein älteres Anwesen, Wohnhaus, Stall und Stadel, an den sich eine Remise lehnt, ineinander gebaut. Die Grubers bezw. die Gabriel galten als vermögliche Leute, die sich während des Krieges und seit der Revolution ein hübsches Sümmchen beiseite gelegt hatten. Man erzählte sich auch, daß die Gruberischen, die als Sonderlinge bekannt waren, einen ansehnlichen Bestand an Gold- und Silbergeld zu Hause liegen hätten. Zweifellos traf das Letztere zu, wie auch die 1880 Mark in Gold- und die 1700 RM in Silberstücken, die von der Gerichtskommission bei der Haussuchung zu Tage gefördert wurden, beweisen. Die Leute hatten das Bauen vor, wie aus Äußerungen gegenüber einem Bauunternehmer deutlich hervorging und wie das im Hofraum liegende Bauholz besagte. Die Frau Gabriel hatte auch den genannten Bauunternehmer geäußert, daß sie "in bar bezahlen werde".
Wie die Tat entdeckt wurde
Auf die Tat wurde man dadurch gelenkt, dass der Ortsführer von Gröbern und noch zwei Leuten beim "hinteren Kaifeck" Nachschau hielten, da sich die Gruberischen seit Donnerstag hatten nicht mehr sehen und vernehmen lassen. Am Samstag war die kleine Viktoria [Anm. Cäcilia] von der Schule weggeblieben, am Sonntag waren die Leute nicht zur Kirche gekommen und seit Samstag hatte man keinen Kaminrauch mehr gesehen. Der Postbote, der am Samstag noch seinen Zustellgang machte, fand die Türe verschlossen, dachte aber an nichts besonderes und steckte die Post an das Fenster, wie er es schon des öfteren tat. Am Samstag Nachmittag war noch ein Mann aus Schrobenhausen am Haus vorbeigegangen, ohne an etwas zu denken; es konnte ihm auch nach außen nichts auffallen. Als der Ortsführer von Gröbern mit seinen Begleitern die von der Ostseite (Wald) her ins Haus führende Türe verschlossen fand, öffnete er gewaltsam , ging durch den Hausgang in die Küche, durch diese zur angrenzenden Magdkammer, wo man die 43jährige Maria Baumgartner, die am 31. März von ihrer Schwester aus Kühbach bei Aichach als neue Magd eingeführt worden war mit dem Gesicht auf dem Boden und mit einer Kopfwunde tot vorfand. Die drei Männer gingen weiter nach dem Stall.

Offene Fragen/Bemerkungen