Aussagen: 1922-04-24 Rieger Kreszenz: Unterschied zwischen den Versionen
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Kurz nach meinem Dienstantritt im November 20 kam in die [[Hinterkaifeck | Behausung]] meiner Dienstgeberin Frau Gabriel der Fabrikarbeiter [[Personen: Bichler Anton | Anton Bichler]] -Hausname Verdy- von [[Orte: Waidhofen | Waidhofen]]und stellte am mich Liebesanträge. Ich teilte dies den Eheleuten [[Personen: Eheleute Gruber | Gruber]] und der Familie Gabriel mit. Diesen haben mir aber davon abgeraten und zwar mit der Begründung, dass Bichler immer stehle. Sie hatten auch den Verdacht gegen Bichler ausgesprochen, dass dieser Hühner gestohlen hätte. | Kurz nach meinem Dienstantritt im November 20 kam in die [[Hinterkaifeck | Behausung]] meiner Dienstgeberin Frau Gabriel der Fabrikarbeiter [[Personen: Bichler Anton | Anton Bichler]] -Hausname Verdy- von [[Orte: Waidhofen | Waidhofen]]und stellte am mich Liebesanträge. Ich teilte dies den Eheleuten [[Personen: Eheleute Gruber | Gruber]] und der Familie Gabriel mit. Diesen haben mir aber davon abgeraten und zwar mit der Begründung, dass Bichler immer stehle. Sie hatten auch den Verdacht gegen Bichler ausgesprochen, dass dieser Hühner gestohlen hätte. | ||
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Wie ich selbst gesehen habe, hat Gruber den Bichler am ersten Sonntag meines dortigen Dienstes sein ganzes | Wie ich selbst gesehen habe, hat Gruber den Bichler am ersten Sonntag meines dortigen Dienstes sein ganzes Anwesen, d.h. alle Räumlichkeiten, auch den [[Sachverhalte: Der Motor auf Hinterkaifeck | Motor]] gezeigt. Er kam nachher alle 14 Tage bis 3 Wochen in die Behausung der Fam. Gabriel um zu hamstern, hat außerdem bei der Kartoffelernte und beim Dampfdreschen mitgeholfen. Er wußte auch, daß die Gabriel viel Geld habe. So sagte er einmal zu mir: „Den Drucker, die Eheleute Gruber und Gabriel meinend, leid´s nicht anders, als ein verbranntes Brot und haben doch so viel Geld.“ Dies hat er später wieder einmal gesagt. Über die Kost klagte er wiederholt und wollte haben, dass ich den Dienst dort verlasse. | ||
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Wie mir Bichler selbst mitteilte, war er schon in der ersten Zeit bei mir beim Kammerfensterln und hätte an meinem zu ebener Erde gelegenen Fenster geklopft. Daß dies zutreffend war, ging daraus hervor, dass unten am Fenster abgebrannte Streichhölzer lagen und außerdem konnte man Fußtritte im Garten in den Beeten wahrnehmen. Ich habe das klopfen am Fenster nicht hören können, da ich hin Folge der Entbindung im Wohnzimmer geschlafen habe. Er hat mich auch besucht, wie ich entbunden habe. Nachher kam er einige Mal wieder zum Kammerfenster und war auch vorher öfters beim Kammerfenster bei mir. Ich habe ihn aber niemals in meine Kammer gelassen, da ich nicht Willens war, mich mit ihm auf ein Verhältnis einzulassen und mit ihm geschlechtlich zu verkehren, obwohl er mich öfters darum angegangen habe. Nachdem ich auf seine Liebesanträge nicht einging, musste ich von Bewohnern aus Gröbern, die ich nicht näher kenne, erfahren, dass er mich einmal „druchlassen“ wolle. Ich habe geglaubt, dass er mich erschlagen wolle. Frau Gabriel sagte mir selbst einmal, dass ihr gelegentlich des Kirchgangs in [[Orte: Waidhofen|Waidhofen]] mitgeteilt worden ist, dass Bichler sich dahin geäußert hätte, dass sie –Gruber und Gabriel- schuld daran seien, dass er (Bichler) die Zenzi (Rieger) nicht kriegt. | Wie mir Bichler selbst mitteilte, war er schon in der ersten Zeit bei mir beim Kammerfensterln und hätte an meinem zu ebener Erde gelegenen Fenster geklopft. Daß dies zutreffend war, ging daraus hervor, dass unten am Fenster abgebrannte Streichhölzer lagen und außerdem konnte man Fußtritte im Garten in den Beeten wahrnehmen. Ich habe das klopfen am Fenster nicht hören können, da ich hin Folge der Entbindung im Wohnzimmer geschlafen habe. Er hat mich auch besucht, wie ich entbunden habe. Nachher kam er einige Mal wieder zum Kammerfenster und war auch vorher öfters beim Kammerfenster bei mir. Ich habe ihn aber niemals in meine Kammer gelassen, da ich nicht Willens war, mich mit ihm auf ein Verhältnis einzulassen und mit ihm geschlechtlich zu verkehren, obwohl er mich öfters darum angegangen habe. Nachdem ich auf seine Liebesanträge nicht einging, musste ich von Bewohnern aus Gröbern, die ich nicht näher kenne, erfahren, dass er mich einmal „druchlassen“ wolle. Ich habe geglaubt, dass er mich erschlagen wolle. Frau Gabriel sagte mir selbst einmal, dass ihr gelegentlich des Kirchgangs in [[Orte: Waidhofen|Waidhofen]] mitgeteilt worden ist, dass Bichler sich dahin geäußert hätte, dass sie –Gruber und Gabriel- schuld daran seien, dass er (Bichler) die Zenzi (Rieger) nicht kriegt. |
Version vom 8. Juni 2011, 15:12 Uhr
Quelle
Staatsarchiv München / Pol. Dir. 8091b
Detailinformationen
Datum
24.04.1922
Ort
Adelshausen
Zugegen
Kreszenz Rieger
Georg Neuss, Kriminalkommissär
Kollmer, Kriminalsekretär
Inhalt
Vernehmung der Dienstmagd Kreszenz Rieger, ehemalige Magd auf Hinterkaifeck
Adelshausen, den 24.04.1922
Mittags 12 Uhr
Betreff:
Seit etwa 25. März 22 bin ich hier bei Wagner in Stellung. Richtig ist es, dass ich im Einödhof Hinterkaifeck bei Frau Gabriel als Dienstmagd in Arbeit war. Durch Vermittlung der Verdingerin Julia Roggesmüller [Anm. richttig: Rockesmüller] in Schrobenhausen erhielt ich Anfangs November 20 (also nicht erst am 2.10.21) als Magd diese Stellung. Dort blieb ich bis zur Haferernte –Ende August 1921- im Dienst. Ich hatte damals mit dem led. Fabrikarbeiter Jakob Weber, 28 Jahre alt, ein Liebesverhältnis. Weber hatte ich schon vor dem Krieg kennen gelernt; er war damals in Edelshausen im Gute des Freiherrn v. Pfetten als Knecht bedienstet, musste während des Krieges einrücken, erhielt eine Schussverletzung im Knie, an der er in Folge einer Operation im Mai 21 in München verstorben ist. In den letzten Jahren war er im Werke Ebenhausen bei Reichertshofen als Fabrikarbeiter beschäftigt. Vom Weber war ich damals schwanger und wurde am 27. März 21 bei Frau Gabriel von einem Mädchen entbunden. Mein Kind musste ich wegen mangelhafter Erziehung in Folge auf Anordnung des Dr. Gessner von Schrobenhausen im Sommer 21 in Pflege geben. Es befindet sich z. Zt. in Rettenbach bei Unterholzer.
Trotzdem aber habe ihn Frau Gabriel nach mir d.h., wie ich den Dienst dort verlassen hatte, wieder in Dienst genommen. Er sei aber nur 2 Tage dort gewesen und dann davongelaufen. Ich erfuhr dies bei jener Gelegenheit, wo ich meinen Kasten bei Frau Gabriel abgeholt habe.
Adelshausen, 27. April 1922
Die mir im Beisein des Krim. Sekr. Kollmer vorgehaltene und durch meine Unterschrift bestätigte Angaben vom 24. ds. Mts. entsprechen voll und ganz der Wahrheit. Ich kann sie jederzeit unter Eid aufrecht erhalten. Auf das weitere mir heute Vorgehaltene erkläre ich folgendes:
Der Vormund von meinem Kind ist der Gütler Quirin Kiermeier in Hörzhausen. Kiermeier ist mein Erziehungsvater. Die Angaben meines Geliebten Engelhart, wonach er mich erst seit 4-5 Jahren kenne, beruhen nicht auf Wahrheit. Richtig ist es, dass ich ihn bei Steinberger in Schrobenhausen, wo selbst ich nach meiner Entlassung aus der Klinik wohnhaft war, kennen gelernt habe. Es war dies aber nicht in der von Engelhart angegebenen Zeit, sondern Anfang Januar d.J. Richtig ist, dass ich Engelhart früher niemals darüber Mitteilung gemacht habe, dass ich in Hinterkaifeck im Dienst war. Erst am Ostermontag den 17. April, als ich ihn in seiner Wohnung in Schrobenhausen, Kaminkehrergasse 151 II, aufgesucht habe, machte ich ihm hiervon Mitteilung. Ich äusserte ihm etwa wie folgt: „Jetzt habens die Kaifecker, weil´s mit mir gar so ruchisch waren, wär ich drunt gewesen, hätten´s auch mich mit erschlagen“. Ob Engelhart aber die Verhältnisse in Hinterkaifeck vertraut waren oder er den Einödhof gewusst hat, weiß ich nicht.
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Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck
Kreszenz Rieger war von ca. November 1920 bis September 1921 Dienstmagd auf Hinterkaifeck.