Aussagen: 1984-02-14 Fuchs Sofie: Unterschied zwischen den Versionen
Heike (Diskussion | Beiträge) (→Inhalt) |
Jaska (Diskussion | Beiträge) KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(7 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Kategorie:Aussagen]] | |||
[[Datei:AktenDokumente.jpg | rechts]] | |||
== Quelle == | == Quelle == | ||
Staatsarchiv München | Staatsarchiv [[Orte: München|München]] | ||
== Detailinformationen == | == Detailinformationen == | ||
=== Datum === | === Datum === | ||
Zeile 8: | Zeile 11: | ||
=== Zugegen === | === Zugegen === | ||
[[Personen: Fuchs Sofie | Sofie Fuchs]]<br> | [[Personen: Fuchs Sofie | Sofie Fuchs]]<br> | ||
[[ | [[Ermittler: Müller-Thumann Konrad | Müller-Thumann]], Kriminalhauptkommissar | ||
== Inhalt == | == Inhalt == | ||
{|class="docs" border="2" cellpadding="0" width=" | {|class="docs" border="2" cellpadding="0" width="900" | ||
| | | | ||
<tt> | <tt> | ||
Zeile 18: | Zeile 22: | ||
Am Dienstag, den 14.02.1984 fahre ich bei sonnigem Winterwetter nach [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]] bzw. nach [[Orte: Gröbern | Gröbern]], um zu erfahren, wo und wie [[Der Hof Hinterkaifeck | der Hof der Hinterkaifecker]] ursprünglich gestanden hat. Ich hatte die Absicht, den Zeugen [[Personen: Schwaiger Andreas | Andreas Schweiger]] (Anm. richtig: Schwaiger) drüber zu befragen. In Gröbern angekommen, fragte ich eine Bäuerin nach dem Hof des Andreas Schweiger. Diese erklärte:"Da hätten`s früher kommen müssen, wir ham ihn vor zwei Tagen eingrab`n.“<br><br> | Am Dienstag, den 14.02.1984 fahre ich bei sonnigem Winterwetter nach [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]] bzw. nach [[Orte: Gröbern | Gröbern]], um zu erfahren, wo und wie [[Sonstiges: Der Hof Hinterkaifeck | der Hof der Hinterkaifecker]] ursprünglich gestanden hat. Ich hatte die Absicht, den Zeugen [[Personen: Schwaiger Andreas | Andreas Schweiger]] (Anm. richtig: Schwaiger) drüber zu befragen. In Gröbern angekommen, fragte ich eine Bäuerin nach dem Hof des Andreas Schweiger. Diese erklärte:"Da hätten`s früher kommen müssen, wir ham ihn vor zwei Tagen eingrab`n.“<br><br> | ||
Ich fragte die Bäuerin, ob sie jemanden wisse, der mir den ursprünglichen Standort des Hofes Hinterkaifeck genau erklären könne. Sie sagte mir, daß der Schweiger sowieso immer ein bißchen übertrieben und nicht immer die reine Wahrheit gesagt hätte. Am besten ist es, Sie fahren zu der Fuchs Sophie, die weiß am besten Bescheid. | Ich fragte die Bäuerin, ob sie jemanden wisse, der mir den ursprünglichen Standort des Hofes Hinterkaifeck genau erklären könne. Sie sagte mir, daß der Schweiger sowieso immer ein bißchen übertrieben und nicht immer die reine Wahrheit gesagt hätte. Am besten ist es, Sie fahren zu der Fuchs Sophie, die weiß am besten Bescheid. | ||
Zeile 35: | Zeile 39: | ||
Und mei Mutter hat immer scho gsagt über die Hinterkaifecker, des war bestimmt Gottes Fluch, daß des so weit kumma is.<br><br> | Und mei Mutter hat immer scho gsagt über die Hinterkaifecker, des war bestimmt Gottes Fluch, daß des so weit kumma is.<br><br> | ||
Ich fahre mit der Frau Fuchs in die Flurgegend von Hinterkaifeck. In der verschneiten Flur, an der großen Wetterfichte, bleiben wir stehen. Dort ist auch [[Das Marterl | das Marterl]] von Hinterkaifeck jetzt neu gesetzt worden. Die nicht mehr vorhandene Inschrifttafel wird nach Meinung der Frau Fuchs vom Gartenbauverein neu restauriert. Frau Fuchs geht mit mir zum Marterl und meint: “Am besten is, wir beten zuerst einmal einen 'Vater unser`.“<br><br> | Ich fahre mit der Frau Fuchs in die Flurgegend von Hinterkaifeck. In der verschneiten Flur, an der großen Wetterfichte, bleiben wir stehen. Dort ist auch [[Sonstiges: Das Marterl | das Marterl]] von Hinterkaifeck jetzt neu gesetzt worden. Die nicht mehr vorhandene Inschrifttafel wird nach Meinung der Frau Fuchs vom Gartenbauverein neu restauriert. Frau Fuchs geht mit mir zum Marterl und meint: “Am besten is, wir beten zuerst einmal einen 'Vater unser`.“<br><br> | ||
Ich zeigte ihr das vorhandene Bildmaterial und die erstellten Skizzen. Frau Fuchs erklärt mir dann genau, wie der Hof ursprünglich stand (sh. Bildtafel). Frau Fuchs beschrieb mir, daß die Rückseite des Wohngebäudes genau parallel zum Feldweg Gröbern - Marterl, Wetterfichte verläuft. Auf der Rückseite des Gebäudes stand außerdem der alte Backofen und daneben befand sich ein Brunnen mit einer hölzernen Ziehvorrichtung. | Ich zeigte ihr das vorhandene Bildmaterial und die erstellten Skizzen. Frau Fuchs erklärt mir dann genau, wie der Hof ursprünglich stand (sh. Bildtafel). Frau Fuchs beschrieb mir, daß die Rückseite des Wohngebäudes genau parallel zum Feldweg Gröbern - Marterl, Wetterfichte verläuft. Auf der Rückseite des Gebäudes stand außerdem der alte Backofen und daneben befand sich ein Brunnen mit einer hölzernen Ziehvorrichtung. |
Aktuelle Version vom 22. November 2011, 18:17 Uhr
Quelle
Staatsarchiv München
Detailinformationen
Datum
14.02.1984
Ort
Gröbern
Zugegen
Sofie Fuchs
Müller-Thumann, Kriminalhauptkommissar
Inhalt
Gröbern, 14.02.1984
Zeugenbefragung Sophie FUCHS
Ich fragte die Bäuerin, ob sie jemanden wisse, der mir den ursprünglichen Standort des Hofes Hinterkaifeck genau erklären könne. Sie sagte mir, daß der Schweiger sowieso immer ein bißchen übertrieben und nicht immer die reine Wahrheit gesagt hätte. Am besten ist es, Sie fahren zu der Fuchs Sophie, die weiß am besten Bescheid.
Ja niemals. Mei Schwiegervater, der Fuchs Michael, von Reichelsbach und der Bichler von Waidhofen, die waren nämlich dabei, wie`s den Gabriel im 1. Weltkrieg eingrab`n ham. Damals ham`s nämlich alle immer von einer Ortschaft oder von einem Kreis in eine Kompanie g`steckt. Und dann sind bei diesen Schlachten oft sehr viele g`falln und damit war des für ein Dorf oft ein großer Verlust. Später hat man die Mannsleut in andere Kompanien verteilt. Wie damals der Schlittenbauer gestorb`n ist, der hat einfach nicht sterb`n könna, der Doktor hat`n immer wieder g`fragt, `wenn`s wos am Herzn hom, sagn`s mir doch`, aber der hat sein Geheimnis mit ins Grab g`nomma. Vor 61 Jahren ham`s den Hof dann abgrissn. Da war der Schlittenbauer auch dabei. Der hat irgendwo im Keller an einer Mauer rumgrab`n und da ham`s ihn gfragt, was er da eigentlich will. Dann hat er g´sagt, daß die Hinterkaifecker doch eine Menge Geld ham müss`n. Beim Mord damals ham`s auch einen Polizeihund gholt. Der ist de Tapper (Spuren) im Schnee nachganga. Und wo ist der Hund stehbliebn? Immer bloß beim Schlittenbauer is er um seine Fiaß rumgschlichn und dann hams`n zur Red gestellt. Dann hat er gsagt, des is ja kein Wunder, ich war ja bei den Leichen dort. Bereits damals hat ma ja den Schlittenbauer schon in Verdacht ghabt, aber er hat dann einen Prozeß wegen übler Nachrede und beweisen hat ma ihm nix könna, dann is a nix rauskomma dabei.
Ich fahre mit der Frau Fuchs in die Flurgegend von Hinterkaifeck. In der verschneiten Flur, an der großen Wetterfichte, bleiben wir stehen. Dort ist auch das Marterl von Hinterkaifeck jetzt neu gesetzt worden. Die nicht mehr vorhandene Inschrifttafel wird nach Meinung der Frau Fuchs vom Gartenbauverein neu restauriert. Frau Fuchs geht mit mir zum Marterl und meint: “Am besten is, wir beten zuerst einmal einen 'Vater unser`.“ Ich zeigte ihr das vorhandene Bildmaterial und die erstellten Skizzen. Frau Fuchs erklärt mir dann genau, wie der Hof ursprünglich stand (sh. Bildtafel). Frau Fuchs beschrieb mir, daß die Rückseite des Wohngebäudes genau parallel zum Feldweg Gröbern - Marterl, Wetterfichte verläuft. Auf der Rückseite des Gebäudes stand außerdem der alte Backofen und daneben befand sich ein Brunnen mit einer hölzernen Ziehvorrichtung. Damit schöpften die Hinterkaifecker über eine Holzrinne, die der alte Hinterkaifecker selbst gezimmert hatte (er war nämlich handwerklich sehr gut veranlagt), das Wasser zum Kuhstall. Die eigentliche Einfahrt zum Hof befand sich von der Waldspitze her. Über diesen Weg gingen nämlich die Hinterkaifecker auch immer dann sonntags in die Kirche. Sonst hat man sie nie getroffen, sie waren furchtbar scheu und ließen auch keine Fremden in den Hof. Der Kontakt zu uns Gröberner oder Waidhofener war nur ganz gering. Sie suchten das Dorf nur auf, wenn es unbedingt notwendig war. Ich selbst war auch ein paar Mal mit der Cäzilie auf ihrem Hof. Die Hinterkaifecker sind, wenn sie nach Gröbern gingen, zuerst über den Hof zum Waldrand gegangen und dann über den Buckel weg nach Gröbern. Von diesem Weg aus ist man normalerweise nicht in den Hof reingegangen. Von unserem Platz aus (wir stehen auf dem Weg in Höhe des Hofes) gelangte man zuerst in den Obstgarten. Die hatten nämlich sehr viel Obst selbst gepflanzt und gezüchtet. Wir Kinder haben öfter mal was gekriegt davon. Ich weiß noch, daß man uns Obstbäume angeboten hat, als sie im Februar 1923 den Hof abgerissen haben. Ich glaube, wir sollten die Hinterkaifecker in Ruhe lassen, unser Herrgott wird es schon richten.“
Müller-Thumann KHK
|
Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck
Fragen/Bemerkungen
- Bewertung