Aussagen: 1930-08-01 Kammerer Johann: Unterschied zwischen den Versionen

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== Quelle ==
== Quelle ==
Staatsarchiv München
Staatsarchiv [[Orte: München|München]] / Pol. Dir. 8091b
 
== Detailinformationen ==
== Detailinformationen ==
=== Datum ===
=== Datum ===
04. August 1930
01.08.1930
 
05. August 1930
 
=== Ort ===  
=== Ort ===  
München
München
=== Zugegen ===  
=== Zugegen ===  
Johann Kammer
[[Personen:_Kammerer_Johann|Johann Kammerer]]<br>


Sehn Kriminalkommissar
Unbekannter Protokollant


== Inhalt ==
== Inhalt ==
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'''München, den 1. August 1930'''<br>
<div align="right">München, den 1. August 1930</div>
Der sechsfache Raubmord bei Hinterkaifeck<br>
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Am 29. März spät nachmittags, sagte Herr Andreas Gruber in der Eisenhandlung Vogel in Schwabhausen aus:
<div align="middle"><u>Der 6 fache Raubmord bei [[Hinterkaifeck|Hinterkaifeck]],</u></div><br><br>
Heute muss ich früher nach Hause. Bei mir stimmt etwas nicht mehr ganz. Gesten Nacht war in meinem Stall ein richtiger Radau. Das Vieh verhielt sich sehr unruhig. Als ich nachsah, war eine Kuh los. Ich kettete sie wieder an und legte mich wieder zu Bett. Von selbst konnte sich die Kuh nicht los machen. Heute Morgen, als ich der Geschichte besser nachforschte, sah ich beim Verlassen des Hauses, dass zwar eine Spur ins Haus führte, aber nicht mehr verließ. Es fiel des Nachts gerade Neuschnee) Im Hause fand ich nichts mehr Verdächtiges.<br>
 
In den darauffolgenden Tagen sah man von Gruber und seinen Angehörigen (seine Frau Cäzilie, der Tochter Wtw. Viktoria Gabriel, deren Kinder Cäzilia und Josef im Alter von 7 und 3 Jahren aus Hinterkaifeck) niemanden.<br>
Am 29. März 1922 spät nachmittags, sagte Herr [[Personen: Gruber Andreas| Andreas G R U B E R]] in der [[Sonstiges: Eisenhandlung Vogel| Eisenhandlung
Niemand ahnte etwas Schlimmes. Der Briefträger steckte wie sonst seine Zeitung in den Briefkasten und dachte, als dieselben von den Tagen vorher nicht herausgenommen wurde: Ha ja die haben halt jetzt nicht einmal Zeit zum Zeitunglesen.<br>
V O G E L]] in Schwabhausen: Heute muß ich früher nach Hause. Bei mir stimmt etwas nicht mehr XXXX ganz. Gestern Nacht war in meinem Stall ein richtiger Radau. Das Vieh verhielt sich sehr unruhig. Als ich nachsah, war eine Kuh los. Ich kettete sie wieder an und legte mich wieder zu Bett. Von selbst konnte sich die Kuh nicht los machen. Heute morgen, als ich der Geschichte besser nachforschte, sah ich beim Verlassen des Hauses, daßs zwar [[Sachverhalte: Die Spuren im Schnee|eine Spur]] ins Haus führte, aber nicht mehr verließ. (es fiel des Nachts gerade Neuschnee) Im Haus fand ich nichts mehr Verdächtiges. In den darauffolgenden Tagen sah man von Gruber und seinen [[Personen:_Die_Opfer_von_Hinterkaifeck|Angehörigen]] (seine Frau [[Personen:_Gruber_Cäzilia|
Von Gruber war vor einigen Tagen ein Montör herbestellt worden, um einen Benzin-Motor zu reparieren. Nachdem ihm beim Anklopfen niemand öffnete, ging er alleine in den Raum, in dem sich der Motor befand, verrichtete seine Arbeit und verließ das Haus wieder in der Meinung die Bewohner seine arbeitend auf dem Felde.<br>  
Cäzilie]], der Tochter Wtw. [[Personen:_Gabriel_Viktoria|Viktoria Gabriel]], deren Kinder [[Personen:_Gabriel_Cäzilia|Cäzilia]] und [[Personen:_Gruber_Josef|Josef]] im Alter von 7 und 3 Jahren aus Hinterkaifeck) niemanden.<br>
darauf ging der Montör nach Waidhofen 800 m von Hinterkaifeck zu einem Herrn, namens Schlittenbauer. Dem erzählte der Montör, er habe bei Gruber niemand angetroffen, habe aber den Benzin-Motor repariert und hat Schlittenbauer, wenn er zufällig nach Hinterkaifeck käme soll er's den Leuten sagen.<br>
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Als der Montör fort war, ging Schlittenbauer zu einigen Nachbarn, einer davon hieß Sigl Jakob von Gröbern (Hauserbauer) und sagte: Kommt mit nach Hinterkaifeck, die Leute da droben sind alle umgebracht. Darauf gingen sie dorthin. Schlittenbauer hatte den Schlüssel zur Haustüre angesteckt, schloß sie auf und führte die Leute ins Haus. Als die Leute eine andere Richtung einschlagen wollten, rief Schlittenbauer: Ach da sinds nicht, da liegen sie! Er riss die Scheunentüre auf und deutete auf einen mit Stroh und alten Brettern bedeckten Haufen.
Niemand ahnte etwas Schlimmes. Der [[Personen:_Mayer_Josef|Briefträger]] steckte wie sonst seine [[Sonstiges:_Schrobenhausener Wochenblatt|Zeitung]] in den Briefkasten und dachte, als dieselben von den Tagen vorher nicht herausgenommen wurden: Na ja die haben halt jetzt nicht einmal Zeit zum Zeitunglesen. Von Gruber war vor einigen Tagen ein [[Personen:_Hofner_Albert|Montör]] herbestellt worden. Um einen [[Sachverhalte:_Der_Motor_auf_Hinterkaifeck|Benzin- Motor]] zu reparieren. Nachdem ihm beim Anklopfen niemand öffnete, ging er alleine in den [[Sachverhalte:_Die_Motorenhütte|Raum]], in dem sich der Motor befand, verrichtet seine Arbeit und verließ das Haus wieder in der Meinung die Bewohner seien arbeitetend auf dem Felde.<br>
Erst später wurden die Nachbarn darauf aufmerksam, dass Schlittenbauer den Schlüssel für das Haus hatte, und dass er den richtigen Weg zu den Leichen gleich wusste.<br>
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Darauf ging der Montör nach Waidhofen 800 m von Hinterkaifeck) zu einem Herren [[Personen:_Schlittenbauer Lorenz|<u>Schlittenbauer</u>]]. Dem erzählte der Montör, er habe bei Gruber niemand angetroffen, habe aber den Benzin-Motor repariert und hat Schlittenbauer, wenn er zufällig nach Hinterkaifeck käme, soll er´s den Leuten sagen. Als der Montör fort war, ging Schlittenbauer zu einigen [[Personen:_Die_Auffindungszeugen|Nachbarn]], einer davon hieß [[Personen: _Sigl_Jakob|S I G L Jakob]] von [[Orte: Gröbern|Gröbern]] (Hauserbauer) und sagte: Kommt mit nach Hinterkaifeck, die Leute da droben sind alle umgebracht. Darauf gingen sie dorthin. Schlittenbauer hatte den [[Sachverhalte: Vorkommnisse vor der Tat#Der verlorene Schlüssel  | Schlüssel]] zur Haustüre angesteckt, schloß sie auf und führte die Leute ins Haus. Als die Leute eine andere Richtung einschlagen wollten rief Schlittenbauer: Ach da sinds nicht, da liegen sie ! Er riss die Scheunentür auf und deutete auf einen mit Stroh und alten Brettern bedeckten Haufen. <br>
Erst später wurden die Nachbarn darauf aufmerksam, dass Schlittenbauer den Schlüssel für das Haus hatte, und dass er den richtigen Weg zu den Leichen gleich wusste. <br>
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Wie konnte er das?<br>
Wie konnte er das?<br>
Unter dem Stroh und den Brettern fand man Andreas Gruber, seine Frau, die Wtw. Gabriel und die 7 jährige Cäzilia. Der 3 jährige Josef wurde im Schlafzimmer in seinem Wagen erschlagen. Die Dienstmagd, welche erst um 4 Uhr nachmittags am 29. März 1922 in Stellung trat wurde wahrscheinlich beim Ausziehen von dem tötenden Axthieb gespalten.<br>
Unter dem Stroh und den Brettern fand man Andreas Gruber, seine Frau, die Wtw. Gabriel und die 7 jährige Cäzilia. Der 3 jährige Josef wurde im Schlafzimmer in seinem Wagen erschlagen. Die [[Personen: Baumgartner Maria |Dienstmagd]], welche erst um 4 Uhr nachmittags am 29. März 1922 in Stellung trat wurde wahrscheinlich beim Ausziehen von dem tötenden Axthieb gespalten. Die Entdeckung der Leichen fand nach Feststellung der Polizei erst mach 5 Tagen statt. Das Vieh wurde aber XXXX während der 5 Tage [[Sachverhalte:_Wurde_zwischenzeitlich_das_Vieh_versorgt?|gefüttert]]. <br>
Die Entdeckung der Leichen fand nach Feststellung der Polizei erst nach 5 Tagen statt. Das Vieh würde aber während der 5 Tage gefüttert.
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Von Wem?<br>
Von wem?<br>
Es muss einer von Waidhofen gewesen sein, der die Verhältnisse der die Verhältnisse der Hinterkaifecker gut kannte. Hier kommt hauptsächlich der Schlittenbauer in Frage, da er der Vater des 3 jähr. Josef war.<br>
Es muss einer von [[Orte:_Waidhofen|Waidhofen]] gewesen sein, der die Verhältnisse der Hinterkaifecker Familie gut kannte. Hier kommt hauptsächlich Schlittenbauer in Frage, da er der Vater des 3 jähr. Josef war.<br>
Als man seine Frau fragte, ob Schlittenbauer während den in Frage kommenden Nächten  zu Hause war, sagte sie nein. Darauf erwiderte Schlittenbauer: Er habe im Heustadl geschlafen nicht, dass bei ihm auch eingebrochen würde.<br>
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Woher konnte Schlittenbauer wissen, dass es bei Gruber nicht mehr sauber ist, wenn Gruber die Aeusserung nur in der Eisenhandlung Vogel in Schrobenhauesen laut werden ließ.<br>
Als man seine [[Personen: Schlittenbauer Anna|Frau]] fragte, ob Schlittenbauer während den in Frage kommenden Nächte zu Hause war, sagte sie nein. Darauf erwiderte Schlittenbauer: Er hätte im Heustadl geschlafen nicht, dass bei ihm auch [[Sachverhalte:_Der_Heudiebstahl|eingebrochen]] würde. <br>
Einige Zeit später, saß Schlittenbauer in einer Wirtschaft bei dem Wirt Herrn Wenzeslaus Blei und sprachen und sprachen über den Fall Hinterkaifeck. Worauf der Wirt sagte, dass bei dem 6 fachen Mord mindestens 2 oder 3 Halunken zusammengeholfen haben müssen, und wie das zugehe , dass eine Spur ins Haus führte aber nicht mehr heraus. Da rief Schlittenbauer, das habe ich alles alleine gemacht. Da habe ich gewartet bis eins ums andere in den Stall kam und da hab ich jedem die Axt auf den Kopf geschlagen. Und mit der Spur, da bin ich vorwärts hinein und rückwärts hinaus. Darauf sagte der Wirt (verstorben)  und Blei: Ja Lenzl bist es denn du gewesen? Nein, nein, sagte Schlittenbauer, was redet ihr denn da, ich meine den, der es gemacht hatte.<br>
Als das Haus der Ermordeten noch baufällig stand, dachte sich ein Lehrer namens Uebelagger (Marzoll Reichenhall) im Vorbeigehen: Eigentlich könnte ich hier einmal hinuntergehen. Bei dieser Gelegenheit sah er Schlittenbauer, wie er auf einer Treppe saß und sehr sinnend und nachdenklich dreinsah. Auf die Anfrage des Lehrers erwiderte er schnell gefasst: Ich suche hier nur noch nach, vielleicht ist noch etwas zu finden.<br>
Nach der Erbauung eines Marterls nebst eines Betstuhls, wo sonst alle Leute mit einem stillen Grauen vorübergingen, sah wieder Lehrer Ueblagger Schlittenbauer sehr nachdenklich und niedergeschlagen auf dem Betstuhl knien.
Der Hauserbauer Sigl Jakob sah Schlittenbauer, als er in seinem Hause am Fenster stand, den Blick nach Hinterkaifeck gerichtet und sagte: Wenn nur das da drüben nicht vorgekommen wäre.<br>
Wenn sich die schreckliche Bluttat verjährt bekommt er immer erhebliche Gewissensbisse. Auf der Strasse geht er immer sehr niedergedrückt. Wahrscheinlich lastet die fürchterliche Tat auf seinen Schultern.<br>
Einen Tag nach der Mordtat kam des Nachts Bauer Blöckl Michael auf dem Heimwege von dem Hause der Umgebrachten vorüber und sah im Backraum Licht brennen. Er dachte bei sich: Die backen scheinbar nachts. Darauf kam ein Mann vom Hause mit einer Taschenlampe auf Blöckl zu, blendete ihn, worauf der Bauer sich fürchtend davonlief und in Zukunft, wenn er nach Hause ging einen anderen Weg einschlug.
 
Aufgenommen von:
Johann Kammer, München,<br>
Reifenstuelstrasse 8/III r. Rgd.
 


Woher konnte Schlittenbauer wissen, daß es bei Gruber nicht mehr recht sauber ist, wenn Gruber die Aeusserung nur in der Eienhandlung Vogel in Schrobenhausen laut werden ließ. Einige Zeit später, saß Schlittenbauer in einer Wirtschaft bei dem Wirt und [[Personen:_Bley_Wenzeslaus| Wenzeslaus
B L E Y]] und sprachen über den Fall Hinterkaifeck. Worauf der Wirt sagte, dass bei dem 6 fachen Mord mindestens 2 oder 3 Halunken zusammen geholfen haben müssen, und wie das zugehe, das eine Spur ins Haus führte aber nicht mehr heraus. Da rief Schlittenbauer, das habe ich alles allein gemacht. Da habe ich gewartet bis eins ums andere in den Stall kamen und da habe ich jedem die Axt auf den Kopf geschlagen. Und mit der Spur, da bin ich vorwärts hinein und <br>rückwärts hinaus. Darauf sagte der Wirt (verstorben) und Bley: "Ja Lenzl bist denn es du gewesen ? Nein, Nein, sagte Schlittenbauer, was redet ihr denn da, ich meine den der es gemacht hatte. <br>
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Als das Haus der Ermordeten noch baufällig stand, dachte sich ein Lehrer names [[Personen:_Yblagger_Hans|Uebelagger]] (Marzoll Reichenhall) im Vorbeigehen; Eigentlich könnte ich hier mal hinuntergehen. Bei dieser Gelegenheit sah er Schlittenbauer, wie er auf einer Treppe saß und sehr sinnend und
nachdenkend dreinsah. Auf die Anfrage des Lehrers erwiderte er schnell gefasst: Ich suche hier nur noch nach, vielleicht ist noch etwas zu finden. <br>
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Nach der Erbauung eines [[Sonstiges:_Das_Marterl|Materls]] nebst eines [[Wissen:_der_Betstuhl|Betstuhls]] wo sonst alle Leuten mit einem stillen Grauen vorübergehen, sah wieder Lehrer Ueblagger Schlittenbauer sehr nachdenklich und niedergeschlagen auf dem Betstuhl knien.<br>
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Der Hauserbauer Sigl Jakob sah Schlittenbauer, als er in seinem Hause am Fenster stand, den Blick nach Hinterkaifeck gerichtet und sagte: Wenn nur das da drüben nicht vorgekommen wäre. <br>
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Wenn sich die schreckliche Bluttat verjährt bekommt er immer erhebliche Gewissensbisse. Auf der Straße geht er immer sehr niedergebückt. Wahrscheinlich lastet die fürchterliche Tat auf seinen Schultern. <br>
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Einen Tag nach der Mordtat kam des Nachts Bauer [[Personen:_Plöckl Michael| Blöckl Michael]] auf dem Heimwegs von dem Haus der Umgebrachten vorüber und sah im Backraum Licht brennen. Er dachte bei sich: die backen scheinbar nachts. Darauf kam XXXX ein Mann vom Hause mit einer Taschenlampe auf Blöckl zu, blendete ihn, worauf sich der Bauer fürchtend davonlief und in Zukunft, wenn er nach Hause ging einen anderen Weg einschlug. <br>
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<div align="right">Aufgenommen von:</div><br>


'''München, den 4. August 1930'''<br>
<div align="right">Johann Kammerer, München,</div><br>
Betreff:
<div align="right">  Reifenstuelstasse 8 / III  r.Red.</div><br>
Mord in Hinterkaifeck


Es erscheint bei der Dienststelle 2 der led. Phototechniker
Johann Kammer
geb, 18.II 1913 zu München, wohnt Reifenstuelstrasse 8/III Rg., und erklärt folgendes:


Seit ungefähr Januar 1930 wohnt in dem Anwesen Nr. 4 an der Reifenstuelstrasse der Schreiner Wenzeslaus Bley, der von Waidhofen b/Schrobenhausen stammt. Mit diesem Bley wurde ich so nach und nach bekannt, weil wir in dem gleichen Anwesen unsere Werkstätte haben. Er hat mir im Verlaufe der letzten 2 Monate von dem Hinterkaifecker Mord verschiedenes erzählt. Ich habe alles, was er mir sagte, zusammengestellt und niedergelegt. Die Niederschrift übergebe ich hiermit den Akten.<br>
Ich ersuche den Wenzeslaus Bley, Sigl Jakob, den Lehrer Ueblacker in Marzell b/Reichenhall und den Bauer Michael Blöckl, sowie den Besitzer der Eisenhandlung Vogel in Schrobenhausen zu vernehmen. Bley hat mir noch einen weiteren Zeugen namens Kreittmaier genannt, die nähere Adresse ist mir aber entfallen. K. soll mit Schlittenbauer die Leichen gefunden  haben.<br>


V. g. u. u.
gez. Johann Kammer
gez. Sehn
Krim. Kommissär
'''München, den 5. August 1930'''
Der Anzeiger Johann Kammer hat heute Vormittag wieder angerufen und ersucht, auch den
Dr. Peintner in Hohenwart einzuvernehmen.
   
   
gez. Sehn
Krim. Kommissär
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Aktuelle Version vom 24. Februar 2018, 18:22 Uhr

Quelle

Staatsarchiv München / Pol. Dir. 8091b

Detailinformationen

Datum

01.08.1930

Ort

München

Zugegen

Johann Kammerer

Unbekannter Protokollant

Inhalt

München, den 1. August 1930

Der 6 fache Raubmord bei Hinterkaifeck,


Am 29. März 1922 spät nachmittags, sagte Herr Andreas G R U B E R in der Eisenhandlung V O G E L in Schwabhausen: Heute muß ich früher nach Hause. Bei mir stimmt etwas nicht mehr XXXX ganz. Gestern Nacht war in meinem Stall ein richtiger Radau. Das Vieh verhielt sich sehr unruhig. Als ich nachsah, war eine Kuh los. Ich kettete sie wieder an und legte mich wieder zu Bett. Von selbst konnte sich die Kuh nicht los machen. Heute morgen, als ich der Geschichte besser nachforschte, sah ich beim Verlassen des Hauses, daßs zwar eine Spur ins Haus führte, aber nicht mehr verließ. (es fiel des Nachts gerade Neuschnee) Im Haus fand ich nichts mehr Verdächtiges. In den darauffolgenden Tagen sah man von Gruber und seinen Angehörigen (seine Frau Cäzilie, der Tochter Wtw. Viktoria Gabriel, deren Kinder Cäzilia und Josef im Alter von 7 und 3 Jahren aus Hinterkaifeck) niemanden.

Niemand ahnte etwas Schlimmes. Der Briefträger steckte wie sonst seine Zeitung in den Briefkasten und dachte, als dieselben von den Tagen vorher nicht herausgenommen wurden: Na ja die haben halt jetzt nicht einmal Zeit zum Zeitunglesen. Von Gruber war vor einigen Tagen ein Montör herbestellt worden. Um einen Benzin- Motor zu reparieren. Nachdem ihm beim Anklopfen niemand öffnete, ging er alleine in den Raum, in dem sich der Motor befand, verrichtet seine Arbeit und verließ das Haus wieder in der Meinung die Bewohner seien arbeitetend auf dem Felde.

Darauf ging der Montör nach Waidhofen 800 m von Hinterkaifeck) zu einem Herren Schlittenbauer. Dem erzählte der Montör, er habe bei Gruber niemand angetroffen, habe aber den Benzin-Motor repariert und hat Schlittenbauer, wenn er zufällig nach Hinterkaifeck käme, soll er´s den Leuten sagen. Als der Montör fort war, ging Schlittenbauer zu einigen Nachbarn, einer davon hieß S I G L Jakob von Gröbern (Hauserbauer) und sagte: Kommt mit nach Hinterkaifeck, die Leute da droben sind alle umgebracht. Darauf gingen sie dorthin. Schlittenbauer hatte den Schlüssel zur Haustüre angesteckt, schloß sie auf und führte die Leute ins Haus. Als die Leute eine andere Richtung einschlagen wollten rief Schlittenbauer: Ach da sinds nicht, da liegen sie ! Er riss die Scheunentür auf und deutete auf einen mit Stroh und alten Brettern bedeckten Haufen.
Erst später wurden die Nachbarn darauf aufmerksam, dass Schlittenbauer den Schlüssel für das Haus hatte, und dass er den richtigen Weg zu den Leichen gleich wusste.

Wie konnte er das?
Unter dem Stroh und den Brettern fand man Andreas Gruber, seine Frau, die Wtw. Gabriel und die 7 jährige Cäzilia. Der 3 jährige Josef wurde im Schlafzimmer in seinem Wagen erschlagen. Die Dienstmagd, welche erst um 4 Uhr nachmittags am 29. März 1922 in Stellung trat wurde wahrscheinlich beim Ausziehen von dem tötenden Axthieb gespalten. Die Entdeckung der Leichen fand nach Feststellung der Polizei erst mach 5 Tagen statt. Das Vieh wurde aber XXXX während der 5 Tage gefüttert.

Von wem?
Es muss einer von Waidhofen gewesen sein, der die Verhältnisse der Hinterkaifecker Familie gut kannte. Hier kommt hauptsächlich Schlittenbauer in Frage, da er der Vater des 3 jähr. Josef war.

Als man seine Frau fragte, ob Schlittenbauer während den in Frage kommenden Nächte zu Hause war, sagte sie nein. Darauf erwiderte Schlittenbauer: Er hätte im Heustadl geschlafen nicht, dass bei ihm auch eingebrochen würde.

Woher konnte Schlittenbauer wissen, daß es bei Gruber nicht mehr recht sauber ist, wenn Gruber die Aeusserung nur in der Eienhandlung Vogel in Schrobenhausen laut werden ließ. Einige Zeit später, saß Schlittenbauer in einer Wirtschaft bei dem Wirt und Wenzeslaus B L E Y und sprachen über den Fall Hinterkaifeck. Worauf der Wirt sagte, dass bei dem 6 fachen Mord mindestens 2 oder 3 Halunken zusammen geholfen haben müssen, und wie das zugehe, das eine Spur ins Haus führte aber nicht mehr heraus. Da rief Schlittenbauer, das habe ich alles allein gemacht. Da habe ich gewartet bis eins ums andere in den Stall kamen und da habe ich jedem die Axt auf den Kopf geschlagen. Und mit der Spur, da bin ich vorwärts hinein und
rückwärts hinaus. Darauf sagte der Wirt (verstorben) und Bley: "Ja Lenzl bist denn es du gewesen ? Nein, Nein, sagte Schlittenbauer, was redet ihr denn da, ich meine den der es gemacht hatte.

Als das Haus der Ermordeten noch baufällig stand, dachte sich ein Lehrer names Uebelagger (Marzoll Reichenhall) im Vorbeigehen; Eigentlich könnte ich hier mal hinuntergehen. Bei dieser Gelegenheit sah er Schlittenbauer, wie er auf einer Treppe saß und sehr sinnend und nachdenkend dreinsah. Auf die Anfrage des Lehrers erwiderte er schnell gefasst: Ich suche hier nur noch nach, vielleicht ist noch etwas zu finden.

Nach der Erbauung eines Materls nebst eines Betstuhls wo sonst alle Leuten mit einem stillen Grauen vorübergehen, sah wieder Lehrer Ueblagger Schlittenbauer sehr nachdenklich und niedergeschlagen auf dem Betstuhl knien.

Der Hauserbauer Sigl Jakob sah Schlittenbauer, als er in seinem Hause am Fenster stand, den Blick nach Hinterkaifeck gerichtet und sagte: Wenn nur das da drüben nicht vorgekommen wäre.

Wenn sich die schreckliche Bluttat verjährt bekommt er immer erhebliche Gewissensbisse. Auf der Straße geht er immer sehr niedergebückt. Wahrscheinlich lastet die fürchterliche Tat auf seinen Schultern.

Einen Tag nach der Mordtat kam des Nachts Bauer Blöckl Michael auf dem Heimwegs von dem Haus der Umgebrachten vorüber und sah im Backraum Licht brennen. Er dachte bei sich: die backen scheinbar nachts. Darauf kam XXXX ein Mann vom Hause mit einer Taschenlampe auf Blöckl zu, blendete ihn, worauf sich der Bauer fürchtend davonlief und in Zukunft, wenn er nach Hause ging einen anderen Weg einschlug.


Aufgenommen von:

Johann Kammerer, München,

Reifenstuelstasse 8 / III r.Red.



Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck

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