Aussagen: 1951-12-05 Rinz Walburga: Unterschied zwischen den Versionen

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== Quelle ==
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Staatsarchiv [[Orte: Augsburg|Augsburg]]
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== Detailinformationen ==
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=== 05.12.1951 ===
=== Datum  ===
 
05.12.1951
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Nicht bekannt
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[[Personen: Rinz Walburga | Rinz Walburga]],<br>
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== Inhalt ==
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Rinz Walburga, Rentnersehefrau, geb. 15. Feb. 1885 in Meilenhofen, L.K. Eichstätt, wohnhaft in Fernmittenhausen – 21, L.K. [[Orte: Neuburg a. D.|Neuburg a.d. Donau]].<br>
<div align="right">Fernmittenhausen, den 5.12.1951</div>
Ich war in 1. Ehe verheiratet mit dem Maurer [[Personen: Gabriel Jakob | Jakob Gabriel]]. Dieser ist am 10.02.1943 in Rohrenfels gestorben. Mein 1. Mann war ein Vetter zu dem jungen Bauern in Hinterkaifeck. Aus dem Anwesen in Waidhofen stammte mein Schwiegervater, Jakob Gabriel. Dieser ist im Jahre 1893 tödlich verunglückt.<br>
Landpolizei Bayern<br>
Der junge Bauer von Hinterkaifeck, [[Personen: Gabriel Karl | Karl Gabriel]], war zu meinem Mann ein Geschwisterkind.<br><br>
Chefdienststelle Schwaben<br>
-Kriminalstelle-
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<div align="center">Vernehmungsniederschrift</div>
Aufgesucht in ihrer Wohnung, mit dem Gegenstand der Vernehmung vertraut gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt, gibt Frau Walburga Rinz folgendes an:<br><br>
<div align="center">Zur Person:</div><br>
Rinz, Vorname Walburga, Rentnersehefrau, geb. 15.2.1885 in Meilenhofen, LK. Eichstätt, wohnhaft in Fernmittenhausen, Hs. Nr. 21. LK. Neuburg/Do.<br><br>
<div align="center">Zur Sache:</div><br>
"In meiner ersten Ehe war ich mit dem Maurer und Hirten Jakob Gabriel verheiratet. Gabriel habe ich am 24.12.1906 geheiratet. Er ist am 10.2.1943 in Rohrenfels bei Neuburg verstorben.<br>
Jakob Gabriel war in Dinkelshausen, LK. Neuburg/Do. gebürtig. Mein damaliger Mann hatte u.a. auch Verwandte in Waidhofen, LK. Schrobenhausen. Aus dem Anwesen in Waidhofen stammte mein Schwiegervater, Jakob Gabriel. Dieser ist im Jahre 1893 tödlich verunglückt. Der junge Bauer von Hinterkaifeck, Karl Gabriel, war zu meinem Mann Geschwisterkind. Mein Mann war nach seinen Angaben nur selten in die Heimat seines Vaters nach Waidhofen gekommen. Nur einmal als dort eine Primizfeier war, durfte er mit seinem Vater nach Hinterkaifeck gehen. Er soll damals 9 Jahre alt gewesen sein. Nach unserer Verheiratung im Jahre 1906 waren wir bis zum Jahre 1939 in Dinkelshausen LK. Neuburg/Do. wohnhaft. Mein Mann übte das Mauererhandwerk aus und ich selbst war Hirtin im Ort. Während des I. Weltkrieges war mein Mann von 1915 bis 1918 eingezogen. Ich kann mich nicht entsinnen, daß mein Mann vor dem Vorfall in Hinterkaifeck einmal in seine Heimat nach Waidhofen gefahren ist. Ich selbst war nicht in Waidhofen. <br>
Uns selbst war bis zum Mord in Hinterkaifeck nicht einmal bekannt, daß ein Verwandter -Gabriel- in das Anwesen in Hinterkaifeck eingeheiratet hatte. Mein Mann hat die Viehmärkte in Neuburg und auch in Schrobenhausen häufig besucht. Er fuhr meistens mit dem Fahrrad.<br>
Mein Mann hat auch mit Hasen und Hunden gehandelt. Schätzungsweise kam mein mann mindestens 10 Mal nach Schrobenhausen im Jahr. Ich entsinne mich jetzt noch genau, daß an diesem fragl. Gründonnerstag mein Mann und ich vorher bei der Osterkommunion noch waren und anschließend furht mein Mann mit dem Fahrrad zum Viehmarkt. Dort hat er vermutlich erfahren, daß man in Hinterkaifeck gemordet hat. Aus Neugierde fuhr mein Mann dann nach Hinterkaifeck. Mein Mann war bei seinen Fahrten nach Schrobenhausen nie über Nacht fort. Er erzählte mir, daß er sah, wie die Toten noch im Stall lagen und daß dem kleinen Kind im Kinderwagen der Kopf auseinandergespalten war, daß die Magd, die erst eingestanden war, in ihrem Zimmer lag und vor dem Erschlagen vermutlich gerade die Schuhe, die sie an hatte, aufmachen wollte. Weiter erzählte mir mein Mann, daß um diese Zeit sehr viele Leute im Anwesen Hinterkaifeck zusammen gelaufen waren. Die Gendarmerie war zu dieser Zeit bereits am Tatort.<br>
Von dieser wurde mein Mann gefragt, was er hier zu suchen habe und ob er zu den Toten verwandt sei. Mein Mann sagte, daß er verwandt sei und auch ihn die Neugierde geplagt habe. Daraufhin wurde er von einem Gendarmeriebeamten vom Tatort verwiesen. Welche Räume mein Mann bei diesem Besuch in Hinterkaifeck betreten hat, kann ich nicht sagen. Ich kann mich wohl erinnern, daß mein Mann sagte, er habe gebratenes Fleisch und Kartoffelschnitz gesehen. Ich erinnere mich deshalb noch daran, weil mein Mann spaßhalber sagte: "Denen muß überhaupt nichts mehr geschmeckt haben, sonst hätten sie die Sachen aufgegessen." Wen mein Mann mit dem Wort "Denen" meinte, die Täter oder die Getöteten, weiß ich nicht. Mitgebracht hat mein Mann seinerzeit von Hinterkaifeck nichts.<br>
Als mein Mann vom Tatort weggewiesen worden war, fuhr er zu seinen Verwandten nach Waidhofen zur Familie Gabriel. Die Leute in diesem Anwesen, die ihm vollkommen unbekannt waren, traf er im Stadel beim Kartoffelausklauben. Als sich mein Mann dort bekanntgemacht hatte, sollen sie ihm wenig Aufmerksamkeit gewidmet haben. Auf seine Frage, ob er den Verwandten in Dinkelshausen die Nachricht bringen solle, daß am Samstag die Beerdigung der Opfer von Hinterkaifeck sei, erhielt mein Mann zur Antwort: "Da braucht niemand kommen, sie willen von dieser Verwandtschaft nichts wissen." Mein Mann war bestimmt nicht bei der Beerdigung in Waidhofen. Ob der Bruder meines Mannes, Johann Gabriel von Straßmoos, bei der Beerdigung der Hinterkaifeckeropfer war, weiß ich ebenfalls nicht. Mein Mann war mit seinem Bruder, Johann Gabriel, nicht auf gutem Fuß. Mir ist nicht bekannt, daß Johann Gabriel in die Gegend von Waidhofen oder Hinterkaifeck gekommen ist. <br>
Mein Mann war etwa 1,65 - 1,68 m groß, schlank, blond, trug langen rötlichen Schnurrbart. Mein Mann wurde in dieser Sache von der Polizei meines Wissens nie vernommen.<br>
Meine Angaben habe ich freiwillig und ohne Zwang abgegeben. Sie entsprechen der Wahrheit und wurden meinem Sinne nach niedergeschrieben, was ich nach Vorlesung des Protokolls mit meiner Unterschrift bestätige."<br><br>
Geschlossen:  &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Zugegen:


…aus Neugier fuhr mein Mann dann nach [[Hinterkaifeck | Hinterkaifeck]]. Er erzählte mir, dass er sah, wie die Toten noch im Stall lagen und das dem [[Personen: Gruber Josef | kleinen Kind]] im Kinderwagen der Kopf auseinandergespalten war, dass [[Personen: Baumgartner Maria | die Magd]], die erst eingestanden war, in ihrem Zimmer lag und vor dem erschlagen vermutlich gerade die Schuhe, die sie anhatte, aufmachen wollte. Weiter erzählte mir mein Mann, dass um diese Zeit sehr viele Leute im Anwesen Hinterkaifeck zusammengelaufen waren. Die Gendarmerie war zu dieser Zeit bereits am Tatort. Von dieser wurde mein Mann gefragt, was er hier zu suchen habe und ob er zu den Toten verwandt sei. Mein Mann sagte, dass er verwandt sei und aus diesem Grund ihn die Neugierde geplagt habe. Daraufhin wurde er von einem Gendarmeriebeamten vom [[Sachverhalte: Tatort | Tatort]] verwiesen. Welche Räume mein Mann bei diesem Besuch in Hinterkaifeck betreten hat, kann ich nicht sagen.
(Prähofer) (Nußbaum)&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;v.g.u.u. Walburga Rinz<br>OKomm.d.KP.
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Als mein Mann vom Tatort weggewiesen worden war fuhr er zu seinen Verwandten nach Waidhofen zu [[Familie Gabriel | Familie Gabriel]]. Die Leute in diesem Anwesen, die ihm vollkommen unbekannt waren, traf er im Stadel beim Kartoffelausklauben. Als sich mein Mann dort bekanntgemacht hatte, sollen die ihm wenig Aufmerksamkeit gewidmet haben. Auf seine Frage, ob er den Verwandten in Dinkelshausen die Nachricht bringen solle, dass am Samstag die Beerdigung der Opfer von Hinterkaifeck sei, erhielt mein Mann zur Antwort: „Da braucht niemand kommen, sie wollen von dieser Verwandtschaft nichts wissen.“ Mein Mann war bestimmt nicht bei der Beerdigung in Waidhofen.


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Aktuelle Version vom 23. April 2018, 20:11 Uhr

Quelle

Staatsarchiv Augsburg

Detailinformationen

Datum

05.12.1951

Ort

Nicht bekannt

Zugegen

Rinz Walburga,
Prähofer
Nußbaum

Inhalt

Fernmittenhausen, den 5.12.1951

Landpolizei Bayern
Chefdienststelle Schwaben
-Kriminalstelle-

Vernehmungsniederschrift

Aufgesucht in ihrer Wohnung, mit dem Gegenstand der Vernehmung vertraut gemacht und zur Wahrheitsangabe ermahnt, gibt Frau Walburga Rinz folgendes an:

Zur Person:

Rinz, Vorname Walburga, Rentnersehefrau, geb. 15.2.1885 in Meilenhofen, LK. Eichstätt, wohnhaft in Fernmittenhausen, Hs. Nr. 21. LK. Neuburg/Do.

Zur Sache:

"In meiner ersten Ehe war ich mit dem Maurer und Hirten Jakob Gabriel verheiratet. Gabriel habe ich am 24.12.1906 geheiratet. Er ist am 10.2.1943 in Rohrenfels bei Neuburg verstorben.
Jakob Gabriel war in Dinkelshausen, LK. Neuburg/Do. gebürtig. Mein damaliger Mann hatte u.a. auch Verwandte in Waidhofen, LK. Schrobenhausen. Aus dem Anwesen in Waidhofen stammte mein Schwiegervater, Jakob Gabriel. Dieser ist im Jahre 1893 tödlich verunglückt. Der junge Bauer von Hinterkaifeck, Karl Gabriel, war zu meinem Mann Geschwisterkind. Mein Mann war nach seinen Angaben nur selten in die Heimat seines Vaters nach Waidhofen gekommen. Nur einmal als dort eine Primizfeier war, durfte er mit seinem Vater nach Hinterkaifeck gehen. Er soll damals 9 Jahre alt gewesen sein. Nach unserer Verheiratung im Jahre 1906 waren wir bis zum Jahre 1939 in Dinkelshausen LK. Neuburg/Do. wohnhaft. Mein Mann übte das Mauererhandwerk aus und ich selbst war Hirtin im Ort. Während des I. Weltkrieges war mein Mann von 1915 bis 1918 eingezogen. Ich kann mich nicht entsinnen, daß mein Mann vor dem Vorfall in Hinterkaifeck einmal in seine Heimat nach Waidhofen gefahren ist. Ich selbst war nicht in Waidhofen.
Uns selbst war bis zum Mord in Hinterkaifeck nicht einmal bekannt, daß ein Verwandter -Gabriel- in das Anwesen in Hinterkaifeck eingeheiratet hatte. Mein Mann hat die Viehmärkte in Neuburg und auch in Schrobenhausen häufig besucht. Er fuhr meistens mit dem Fahrrad.
Mein Mann hat auch mit Hasen und Hunden gehandelt. Schätzungsweise kam mein mann mindestens 10 Mal nach Schrobenhausen im Jahr. Ich entsinne mich jetzt noch genau, daß an diesem fragl. Gründonnerstag mein Mann und ich vorher bei der Osterkommunion noch waren und anschließend furht mein Mann mit dem Fahrrad zum Viehmarkt. Dort hat er vermutlich erfahren, daß man in Hinterkaifeck gemordet hat. Aus Neugierde fuhr mein Mann dann nach Hinterkaifeck. Mein Mann war bei seinen Fahrten nach Schrobenhausen nie über Nacht fort. Er erzählte mir, daß er sah, wie die Toten noch im Stall lagen und daß dem kleinen Kind im Kinderwagen der Kopf auseinandergespalten war, daß die Magd, die erst eingestanden war, in ihrem Zimmer lag und vor dem Erschlagen vermutlich gerade die Schuhe, die sie an hatte, aufmachen wollte. Weiter erzählte mir mein Mann, daß um diese Zeit sehr viele Leute im Anwesen Hinterkaifeck zusammen gelaufen waren. Die Gendarmerie war zu dieser Zeit bereits am Tatort.
Von dieser wurde mein Mann gefragt, was er hier zu suchen habe und ob er zu den Toten verwandt sei. Mein Mann sagte, daß er verwandt sei und auch ihn die Neugierde geplagt habe. Daraufhin wurde er von einem Gendarmeriebeamten vom Tatort verwiesen. Welche Räume mein Mann bei diesem Besuch in Hinterkaifeck betreten hat, kann ich nicht sagen. Ich kann mich wohl erinnern, daß mein Mann sagte, er habe gebratenes Fleisch und Kartoffelschnitz gesehen. Ich erinnere mich deshalb noch daran, weil mein Mann spaßhalber sagte: "Denen muß überhaupt nichts mehr geschmeckt haben, sonst hätten sie die Sachen aufgegessen." Wen mein Mann mit dem Wort "Denen" meinte, die Täter oder die Getöteten, weiß ich nicht. Mitgebracht hat mein Mann seinerzeit von Hinterkaifeck nichts.
Als mein Mann vom Tatort weggewiesen worden war, fuhr er zu seinen Verwandten nach Waidhofen zur Familie Gabriel. Die Leute in diesem Anwesen, die ihm vollkommen unbekannt waren, traf er im Stadel beim Kartoffelausklauben. Als sich mein Mann dort bekanntgemacht hatte, sollen sie ihm wenig Aufmerksamkeit gewidmet haben. Auf seine Frage, ob er den Verwandten in Dinkelshausen die Nachricht bringen solle, daß am Samstag die Beerdigung der Opfer von Hinterkaifeck sei, erhielt mein Mann zur Antwort: "Da braucht niemand kommen, sie willen von dieser Verwandtschaft nichts wissen." Mein Mann war bestimmt nicht bei der Beerdigung in Waidhofen. Ob der Bruder meines Mannes, Johann Gabriel von Straßmoos, bei der Beerdigung der Hinterkaifeckeropfer war, weiß ich ebenfalls nicht. Mein Mann war mit seinem Bruder, Johann Gabriel, nicht auf gutem Fuß. Mir ist nicht bekannt, daß Johann Gabriel in die Gegend von Waidhofen oder Hinterkaifeck gekommen ist.
Mein Mann war etwa 1,65 - 1,68 m groß, schlank, blond, trug langen rötlichen Schnurrbart. Mein Mann wurde in dieser Sache von der Polizei meines Wissens nie vernommen.
Meine Angaben habe ich freiwillig und ohne Zwang abgegeben. Sie entsprechen der Wahrheit und wurden meinem Sinne nach niedergeschrieben, was ich nach Vorlesung des Protokolls mit meiner Unterschrift bestätige."

Geschlossen:           Zugegen:

(Prähofer) (Nußbaum)    v.g.u.u. Walburga Rinz
OKomm.d.KP.

Verbindung zum Mordfall Hinterkaifeck

Witwe des Jakob Gabriel, ein Vetter von Karl Gabriel

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